Rettet die Tiere (eBook)

Unsere abenteuerlichen Reisen zu bedrohten Arten und ihren mutigen Beschützern
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
224 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60343-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Rettet die Tiere -  Frank Elstner,  Matthias Reinschmidt,  Christian Ehrlich
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Frank Elstner, Zoodirektor Matthias Reinschmidt und Tierfilmer Christian Ehrlich reisen seit Jahren auf den Spuren bedrohter Tierarten um die Welt. Sie besuchten Orang-Utans auf Borneo, verwaiste Elefanten auf Sri Lanka, Koalas in Australien und viele andere. In diesem Buch präsentieren sie diese Tiere und mutige Menschen, die mit vollem Einsatz für die Artenvielfalt kämpfen. In packenden Texten und berührenden Bildern geben sie zudem private Einblicke, was sie abseits der Dreharbeiten in der Wildnis erlebten. Ihr Beispiel zeigt: Wir alle können etwas gegen das Artensterben tun, jeden Tag!

Frank Elstner, Jahrgang 1942, ist Journalist, Fernsehshowmaster und Entertainer. Die von ihm erfundene Fernsehshow »Wetten, dass..?« machte ihn einem Millionenpublikum bekannt. Frank Elstner erhielt zahlreiche Preise und Ehrungen. Er lebt in Baden-Baden.

Frank Elstner, bekannt für seine großen Shows, setzt sich seit Jahren für den Artenschutz ein. Prof. Dr. Matthias Reinschmidt ist Biologe und Zoodirektor in Karlsruhe. Christian Ehrlich arbeitet als Tierfilmer und TV-Experte für Artenschutz-Themen.

Einleitung: Wie alles begann


Von Matthias Reinschmidt

Die blauen Papageien – hier ein Hyazinth-Ara – waren der Auslöser für die Reisen. [1]

 

Ich saß in einem Aufenthaltsraum im Dachgeschoss des alten E-Werks in Baden-Baden und sollte gleich abgeholt werden, um Frank Elstner kennenzulernen. Der hatte mich für die abendliche Talkshow »Menschen der Woche« aus Teneriffa als Talkgast einfliegen lassen. Der Grund: Einige Tage zuvor, Mitte Mai 2004, ging die »Sensation« durch die Weltpresse. Mir war es als Kurator im Loro Parque, dem Zoo in Puerto de la Cruz auf Teneriffa, gelungen, ein Spix-Ara-Küken zum Schlupf zu bringen. Diese Vogelart war im Jahr 2000 in der trockenen Caatinga, einer Dornstrauchsavanne im Nordosten Brasiliens, ausgerottet worden und seither nur noch in wenigen Exemplaren in Menschenobhut vorhanden.

Seit über vier Jahren hatte ich schon versucht, unser einziges Paar Spix-Aras zur Brut zu bewegen, nun endlich hatte das Weibchen zwei Eier gelegt, von denen eines geschlüpft war. Da sie es aber selbst nicht aufzog, war ich sofort eingesprungen und hatte es in meine persönliche Obhut genommen. Die Aufzucht eines Papageis ist ein 24-Stunden-Job, denn das frisch geschlüpfte Küken, gerade mal zehn Gramm schwer, muss alle zwei Stunden, auch die Nacht hindurch, mit der Futterspritze gefüttert werden. Über diese Rettung sollte ich berichten.

Dieser Spix-Ara sollte von Frank Elstner und Matthias Reinschmidt in seine Heimat gebracht werden. [2]

 

Dann geht die Tür auf, und ich sehe erstmals den Mann live, der meine Jugend mit seiner von ihm erfundenen Sendung »Wetten, dass..?« geprägt hat. Er war genau so, wie man ihn aus dem Fernsehen kannte: freundlich, höflich, einfach sympathisch – allerdings war Frank etwas kleiner, als ich zuvor angenommen hatte.

»Ich möchte Ihnen nun kurz die Fragen stellen, die wir vorbereitet haben, damit es nachher in der Sendung nicht zu Überraschungen kommt«, sagte er und fing an, mich über die Aufzucht des kleinen Spix-Aras zu befragen. Ich sprudelte förmlich los, aber schon nach der zweiten Frage sagte er: »Ich breche das hier ab, wir brauchen die einzelnen Fragen nicht durchzugehen, ich merke, das läuft schon.« Diesen Pragmatismus sollte ich auf unseren späteren Reisen immer wieder erleben.

Das Interview in der Sendung lief bestens, ich hatte Fotos des kleinen seltenen Vogels dabei und berichtete begeistert über die zeitintensive, aber auch sehr emotionale Arbeit, einen solch raren Vogel aufziehen zu dürfen. Im Nachhinein habe ich von Frank erfahren, dass er fasziniert war, wie ich über die Rettung dieses seltensten Papageis der Welt berichtet hatte. So nahm er auch meine Einladung an, mich einmal im Loro Parque zu besuchen. Allerdings kam es dazu erst vier Jahre später.

Bei diesem Besuch entstand die Idee, gemeinsam eine Artenschutz-Doku über die Blauen Papageien Brasiliens zu drehen, denn inzwischen hatten wir im Loro Parque fünf dieser Spix-Aras aufgezogen, und wir wollten erstmals ein Tier wieder zurück in sein Ursprungsland bringen. Diesem einmaligen Transport, aber auch dem Besuch im ursprünglichen Verbreitungsgebiet des Spix-Aras und dem Lebensraum der beiden anderen Blauara-Arten, dem Lear-Ara und dem Hyazinth-Ara, sollte der Film gewidmet sein.

Frank überzeugte den SWR, unter dem Titel »Elstners Reisen« diesen Pilotfilm in Angriff zu nehmen. Ein Kamerateam des Senders übernahm das Projekt. Ich war sehr gespannt, wie das nun alles werden würde, mit so einer TV-Legende wie Frank Elstner vor der Kamera zu stehen. Für Frank selbst war es auch eher ein unbekanntes Terrain, denn normalerweise steht er – von Stylisten perfekt in Szene gesetzt – im Studio. Jetzt sollte er sich, in Outdoorklamotten gekleidet, mit mir ins Freiland begeben. Da braucht es niemanden, der die Haare macht oder schaut, dass das Hemd gut sitzt, sondern jemanden, der die Natur und die Gefahren bei so einer Expedition einschätzen kann. Ich selbst hatte bei früheren Reisen schon Brasilienerfahrung gesammelt, die mir half, Frank alles zu erklären.

Unser Dreh begann auf Teneriffa, denn just zu diesem Zeitpunkt war ich mit der Aufzucht des fünften Spix-Aras beschäftigt. Ich setzte Frank vor laufender Kamera das etwa zwei Wochen alte Spix-Ara-Küken in seine beiden Hände und »infizierte« ihn dadurch mit meiner Begeisterung für Papageien. Am nächsten Tag reisten wir nicht nur mit einem Spix-Ara, sondern auch mit einem Lear-Ara im Gepäck nach Brasilien. Der Flug war außergewöhnlich, denn erstmals reiste ich in der Businessclass – dies war den Vögeln geschuldet, denn sowohl Frank als auch ich hatten jeweils eine Transportkiste mit den seltensten Papageien der Welt zu unseren Füßen, und wir achteten sehr darauf, dass unsere wertvolle Fracht gut ankam.

Die ersten Stunden unseres Nachtfluges vergingen sehr schnell, denn wie ich bemerkte konnte sich Frank nicht nur in seinen Talkshows wunderbar auf seine Gäste einstellen, auch ohne Kamera ist er ein höchst interessierter Fragensteller und Zuhörer. Nach vier Stunden Gespräch sagte er schließlich: »Matthias, wir müssen jetzt ein wenig schlafen, aber wenn du heute Nacht aufwachst und rüberschaust, erschrecke nicht, denn ich nehme jetzt mein Glasauge raus.« Frank ist bekennender Glasaugenträger, aber dass er so offen damit umgeht, damit hätte ich nicht gerechnet.

Ursprünglich gab es in Brasilien vier Blauara-Arten, von denen der Meerblaue Ara bereits Anfang des 20. Jahrhunderts ausgerottet wurde. Die anderen drei Arten sind ebenfalls von der Ausrottung bedroht, wobei der Spix-Ara damals nur noch in Menschobhut existierte. Als das Verbreitungsgebiet des Lear-Ara 1978 erstmals entdeckt wurde, waren lediglich noch etwa hundert Exemplare übrig, und auch der größte und beeindruckendste Ara, der Hyazinth-Ara, war in den 1990er-Jahren in seinem Hauptverbreitungsgebiet, dem brasilianischen Pantanal, auf einen Tiefststand von rund 1500 Tieren gesunken. Gerade deshalb war es so wichtig, Reservepopulationen in zoologischen Einrichtungen aufzubauen.

In Brasilien erwarteten uns schon zahlreiche Mitarbeiter der Umweltbehörde, die unsere beiden Papageien sehr gerne entgegennahmen. Mit dabei: Yara Barros, eine Biologin, die uns die nächsten Tage in das ehemalige Verbreitungsgebiet der Spix-Aras, in die Caatinga im Bundesstaat Bahia, begleiten sollte.

Frank und ich saßen also kurz darauf im Jeep, den Yara wie eine gelernte Ralleyfahrerin auf den unbefestigten Straßen steuerte – wir spürten jeden Knochen! Doch es war wichtig, dorthin zu kommen, um zu zeigen, was passiert war: Wir sahen den Baum, in dem der letzte im Freiland erbrütete Spix-Ara von Wilderern 1987 gefangen worden war, um auf dem illegalen internationalen Wildtiermarkt verkauft zu werden. Diese Tat besiegelte das Ende dieser Art in freier Natur. Letztmalig wurde ein frei lebender Spix-Ara am 5. Oktober 2000 gesichtet. Damals waren wir traurig, doch heute gibt es wieder etwas Hoffnung, denn seit Juni 2022 fliegen die ersten acht nachgezüchteten Spix-Aras wieder in ihrem ursprünglichen Habitat der Caatinga. Einer von vielen kleinen Erfolgen für die Artenschützer weltweit, von denen wir in den folgenden Jahren noch viele erleben sollten.

Die Reise zu den Blauaras hat Frank und mich zusammengebracht, gemeinsam haben wir dabei zahlreiche Abenteuer erlebt und bestanden. Daraus erwuchs eine Freundschaft, die bis heute währt. Die Dokumentation über die Blauaras wurde ein großer Erfolg, bis zu unserem zweiten Film dauerte es jedoch einige Jahre, aber als Frank mich anrief und fragte: »Gehst du mit mir nach Borneo zu den Orang-Utans?«, sagte ich sofort: »Klar, ich bin dabei.« Und das war auch die erste Reise, bei der Christian Ehrlich mitkam und unser Team komplettierte.

Sie drehen seit zwölf Jahren Artenschutz-Dokus: Matthias Reinschmidt, Christian Ehrlich und Frank Elstner [3]

 

Inzwischen drehen wir schon die zwölfte Artenschutz-Doku. Nie hätte ich zu Beginn gedacht, dass wir solch eine Serie erschaffen könnten, die uns in alle Kontinente der Erde zu vielen bedrohten Tierarten bringt und zu Menschen, die sich für deren Erhalt einsetzen. Es war und ist Frank,...

Erscheint lt. Verlag 30.3.2023
Zusatzinfo Mit zahlreichen vierfarbigen Abbildungen
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Natur / Ökologie
Technik
Schlagworte Artensterben • aussterbende Tiere • Bedrohte Arten • Bedrohte Tiere • Hilfe für Tiere • Klimawandel • Tiere • Tierretter • Tierschutz
ISBN-10 3-492-60343-2 / 3492603432
ISBN-13 978-3-492-60343-0 / 9783492603430
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