Ich rätsle, also bin ich ... (eBook)
214 Seiten
Campus Verlag
978-3-593-45328-6 (ISBN)
Stefan Heine ist als Deutschlands bekanntester Rätselmacher und Quizautor in Funk und Fernsehen präsent und gehört zu den wichtigsten Wegbereitern von Sudoku und Wordle im deutschsprachigen Raum. Er bringt mehrere eigene Rätselheftreihen heraus und beliefert regelmäßig Hunderte Zeitungen und Zeitschriften, Print- und Onlinemedien mit Rätseln aller Art - egal ob Kreuzwortklassiker, Zahlenrätsel oder Quiz, egal ob gedruckt oder digital. Als Trainer und Kapitän führte er die deutsche Sudoku-Nationalmannschaft bereits zweimal zum Weltmeistertitel.
Stefan Heine ist als Deutschlands bekanntester Rätselmacher und Quizautor in Funk und Fernsehen präsent und gehört zu den wichtigsten Wegbereitern von Sudoku und Wordle im deutschsprachigen Raum. Er bringt mehrere eigene Rätselheftreihen heraus und beliefert regelmäßig Hunderte Zeitungen und Zeitschriften, Print- und Onlinemedien mit Rätseln aller Art – egal ob Kreuzwortklassiker, Zahlenrätsel oder Quiz, egal ob gedruckt oder digital. Als Trainer und Kapitän führte er die deutsche Sudoku-Nationalmannschaft bereits zweimal zum Weltmeistertitel.
Im Rausch der Rätsel
Warum ich dieses Buch schreibe
Das Leben gleicht manchmal einem Rätsel. Aber so ein Rätsel hat auch ziemlich viel mit dem Leben gemeinsam. Es kann uns zum Nachdenken bringen und vor Probleme stellen. Es kann uns verwirren, verblüffen oder verzweifeln lassen. Und richtig Spaß macht es nur, wenn es den schmalen Grat trifft zwischen Anspannung und Entspannung, weder zu leicht ist noch zu kompliziert, uns nicht unter- und auch nicht überfordert. Aber wenn wir zurückblicken und uns erinnern an jene Momente, in denen uns alles – nun ja – rätselhaft erschien, wir nicht mehr weiterwussten und schon aufgeben wollten, dann müssen wir schmunzeln über unsere damalige Unsicherheit, Unkenntnis und Ungeduld. Sobald wir es vom Ende her betrachten und die Lösung kennen, ergibt vielleicht nicht unbedingt alles Sinn. Aber das meiste.
Bei mir sind daher manche meiner Nächte zwar nicht unbedingt schlaflos, jedoch durchaus rätselhaft. Wortwörtlich. In meinem nächtlichen Kopfkino flimmern Sudoku-Kästchen, Zahlenfolgen, Symbole und sich kreuzende Begriffe über die Leinwand. Auch tagsüber wird mir manchmal die ganze Welt zum Rätsel. Dann zum Beispiel, wenn ich an einem Haus vorbeikomme, die Anordnung der Fenster sehe und – ohne es bewusst darauf anzulegen – spontan überlege, wie ich sie mit Ziffern füllen könnte. Oder wenn ich die Aufschrift eines Firmenschildes lese und mir direkt eine Wortknobelei dazu ausdenke. So werden aus »SAT-Anlagen« in meinem Kopf die »Satan-Lagen«, und die passende Definition habe ich auch schnell parat: »Die Schichten des Teufels«. Schon wieder ein Begriff für ein Kreuzworträtsel der Kategorie Um die Ecke gedacht.
Nein, das ist kein seltsamer Tick, kein Spleen, keine Marotte. Es ist eher eine Berufskrankheit: Ich bin professioneller Rätselmacher.
Seit mehr als 25 Jahren produziere ich alle denkbaren Arten von Rätseln und Quiz – vom Wort- bis zum Zahlenrätsel – analog und digital für unzählige Tageszeitungen, Magazine, Kalender, Bücher, Webseiten und Apps.
Währenddessen hat mich schon immer beschäftigt, was beim Rätseln eigentlich genau in unserem Gehirn passiert und welche kognitiv-psychologischen Mechanismen dabei in Gang gesetzt werden, wie uns die beim Rätseln und Raten trainierten Fähigkeiten in anderen Bereichen nützlich sein könnten und ob wir dadurch tatsächlich und messbar unsere Intelligenz steigern.
Die Antworten auf all diese und sicher noch viele weitere Fragen finden Sie in diesem Buch.
Mein erstes Rätsel
Wieso ausgerechnet ich über all diese Dinge nachdenke und sie nun nach einem Vierteljahrhundert zu Papier bringe? Weshalb ich einen Beruf gewählt habe, für den es weder eine Ausbildung oder eine Lehre noch ein Studium gibt? Und warum mir in all den Jahren die Rätselfaszination niemals abhandengekommen ist, sondern sich eher noch vergrößert hat?
Das lässt sich rückblickend ziemlich leicht erklären. Rätsel haben mich schon sehr früh interessiert. Meine Rätselbegeisterung wurde spätestens ausgelöst von einer von mir sehr geliebten und bewunderten Person: Meine Großmutter hatte ihr Haus nur 200 Meter von meinem Elternhaus im schleswig-holsteinischen Städtchen Eckernförde entfernt. Deshalb durfte ich schon als kleiner Junge alleine zu ihr laufen und musste dort als Erstes das »Ist Oma Zu Hause?«-Rätsel lösen. Um die Lösung zu erhalten, musste ich lediglich durch das Schlüsselloch ihrer Eingangstür gucken. An dieser Stelle ein kurzer Hinweis für die jüngeren Leserinnen und Leser: Viele Haustüren, besonders in ländlichen Gegenden, hatten früher Schlösser mit dicken Schlüsseln. Das bedeutete für mein Rätsel: Wenn ich durch das Schlüsselloch in den Flur blicken konnte, war der Schlüssel weg und Oma fort. War das Loch blockiert, steckte der Schlüssel von innen. Dann war Oma zu Hause.
Wenn ich eintrat, ging es mit dem nächsten Rätsel weiter, im übertragenen wie im buchstäblichen Sinne. Dann war ich jedoch nur Zuschauer. Meine Oma saß gerne stundenlang hochkonzentriert in einem gemütlichen Sessel im Erker ihres Hauses. Die Kaffeetasse neben sich, ein Kreuzworträtsel vor sich. Wenn sie fertig war, ging sie in den Garten, um Stachelbeeren zu pflücken, die es dann als Nachtisch zum Abendessen gab. Aber stets erst dann, wenn sie mit dem Rätsel fertig war.
Jedes Mal, wenn ich heute Stachelbeeren esse, denke ich zurück an meine Kindheit, an die Besuche bei meiner Oma, und insbesondere daran, wie schnell sie ihre Rätsel löste. Immer jene aus Klatschzeitschriften wie Das goldene Blatt, immer von links oben nach rechts unten, ohne den Stift auch nur einmal abzusetzen. So akkurat wie akribisch, ohne Zögern, ohne Pause.
Ich fand diese besondere Mischung aus Stille und Selbstverständlichkeit, aus Disziplin und Routine schon als kleiner Junge faszinierend, und diese Faszination ist nie ganz verschwunden. Ich hielt meine Oma damals für unglaublich schlau und beneidenswert glücklich. Und ich glaube, dass ich auch wegen ihr den Beruf des Rätselmachers gewählt habe.
Von Beruf Rätselmacher? Keine Sorge, ich kann mir bildlich vorstellen, wie Sie jetzt dreinschauen. Diesen Blick bin ich gewöhnt. Sie kennen sicher den Klassiker eines Gesprächseinstiegs auf jeder Party: »Und, was machst du so?« Früher habe ich darauf immer geantwortet: »Ich mache Rätsel.« Meistens war das Gespräch dann schnell vorbei, weil mein Gegenüber davon ausging, dass ich arbeitslos zu Hause herumsitze und Kreuzworträtsel löse. Und diese Vorstellung führte, vorsichtig formuliert, nicht unbedingt dazu, dass der- oder diejenige sich dann unbedingt mit mir weiter unterhalten mochte. Wenn ich einen ruhigen Abend verbringen und in Ruhe gelassen werden wollte, war diese Strategie natürlich nicht verkehrt. Andererseits ist es mitunter ganz schön, neue Menschen kennenzulernen. Deshalb habe ich mir inzwischen ein paar Antworten zurechtgelegt, die die Wahrscheinlichkeit einer Rückfrage und eines echten Gesprächs signifikant steigern.
Wie bei Karl dem Großen
Zum Beispiel sage ich gerne: »Ich bin Rätselmacher.« Das verwirrt die Leute zwar immer noch, aber die meisten Menschen sind dann gleichzeitig neugierig. Meist kommt dann als erste Gegenfrage, ob man davon denn leben könne, und ich versuche meinem Gegenüber möglichst schnell die Vorstellung des einsamen Einzelkämpfers zu nehmen. Denn immerhin verdienen auch meine acht Angestellten und diverse freie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ihr Geld auf diese Weise. Und den Beruf des Rätselmachers gibt es nicht erst seit heute, sondern spätestens seit Karl dem Großen!
Ja, tatsächlich. Wenn er nicht gerade damit beschäftigt war, das Heilige Römische Reich zu gründen, löste der karolingische König gerne Rätsel. Sein Wissensdurst war so groß, dass er sogar jemanden anstellte, um ihm ständig neue zu liefern: Der angelsächsische Gelehrte Alkuin leitete nicht nur Karls Palastschule. Er sammelte für seinen Chef auch die Propositiones ad acuendos iuvenes, was frei übersetzt so viel heißt wie »Aufgaben zur Schärfung des Geistes der Jugend«.1 Schon damals fürchtete die herrschende Klasse offenbar um die intellektuellen Kapazitäten nachfolgender Generationen.
Bei den Unterlagen handelt es sich um die älteste mathematische Aufgabensammlung in lateinischer Sprache, einige der darin enthaltenen Knobeleien sind noch heute beliebt. Das bekannteste ist vermutlich das sogenannte Flussüberquerungsrätsel, das ich im Jahr 2016 im Rahmen meiner Tätigkeit als Co-Moderator an der Seite der wundervollen Andrea Kiewel im ZDF Fernsehgarten mit den anwesenden Zuschauern löste. So geht es (die Antwort auf das Rätsel finden Sie am Ende des Kapitels):
Ein Mann muss mit einem Wolf, einer Ziege und einem Kohlkopf einen Fluss überqueren. Das einzige Boot kann aber neben ihm nur eine weitere der drei Sachen transportieren. Wie schafft er es, ohne dass der Wolf die Ziege oder...
Erscheint lt. Verlag | 8.2.2023 |
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Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Natur / Technik ► Naturwissenschaft |
Technik | |
Schlagworte | Achtsamkeit • Brettspiele • Entspannung • Escape Room • Exit Game • Gedächtnistraining • Gesellschaft • Glück • Hirn • Hobby • Knobeln • Kreuzworträtsel • Kulturgeschichte • Quiz • Rätsel • Rätselhefte • Rätselmacher • Spiele • Sudoku • Wordle • Zahlenrätsel |
ISBN-10 | 3-593-45328-2 / 3593453282 |
ISBN-13 | 978-3-593-45328-6 / 9783593453286 |
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