Die Weisheit der Füchse (eBook)

Schlau, verspielt und fürsorglich – was wir von den gewitzten Überlebenskünstlern lernen können
eBook Download: EPUB
2022
400 Seiten
Ludwig Buchverlag
978-3-641-25976-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Weisheit der Füchse - Dag Frommhold, Daniel Peller
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Rotes Fell, spitze Schnauze, buschiger Schwanz - Füchse sind nicht nur besonders schöne Tiere, sondern gelten auch als schlau, gewitzt und verspielt. Doch Füchse sind nicht nur klug, sondern auch außerordentlich empathisch und kommunikativ. Sie zeigen Selbstlosigkeit und Opferbereitschaft, pflegen enge emotionale Bindungen, sind zärtliche Partner und liebevolle Eltern. Füchse zeigen uns, wie man mit einer guten Streitkultur mehr erreicht als mit Aggression, wie man mit Köpfchen und Flexibilität zum Ziel kommt und warum selbstloses Verhalten letztlich allen nützt. Die beiden Fuchskenner Dag Frommhold und Daniel Peller erzählen verblüffende und warmherzige Geschichten, die zeigen, was für faszinierende und erstaunliche Wesen Füchse sind - und dass sie uns nicht nur ähnlicher sind als wir denken, sondern dass wir auch eine Menge von diesen verkannten Helden lernen können.

»Dag Frommhold und Daniel Peller befassen sich seit vielen Jahren mit Füchsen und deren Schutz. Wie vertraut ihnen diese faszinierenden Tiere sind, spürt man in jeder Zeile dieses berührenden und klugen Buches.«

Elli H. Radinger

Dag Frommhold, Jahrgang 1975, war schon als Kind von Füchsen begeistert, hat sie viele Stunden lang beobachtet, ihr Verhalten studiert und alles über sie gelesen, was ihm in die Hände kam. Als Autor, Mitgründer von Wildtierschutz-Initiativen sowie als Ansprechpartner diverser Tier- und Naturschutzvereine setzt er sich seit vielen Jahren für Meister Reineke ein. Dag ist Diplom-Psychologe, hat aber schon während seines Studiums eine erfolgreiche Karriere als Entwickler, Berater, Unternehmer und Manager im IT-Sektor begonnen. Er lebt mit seiner Frau und seiner Tochter an den Weinbergen einer schwäbischen Mittelstadt.

Faszinosum Fuchs

Wie Füchse uns seit Menschengedenken beschäftigen

(Dag Frommhold)

»Das Schönste, was wir erleben können,

ist das Geheimnisvolle.«

Albert Einstein

Im Oktober 1994 besuchte der deutsche Archäologe Klaus Schmidt den Göbekli Tepe (»bauchiger Hügel«), ein Hochplateau im Südosten der Türkei nahe der Grenze zu Syrien. Eigentlich galt die Stätte als hinreichend erforscht – Schmidts Vorgänger hatten den Berg in den 1960er-Jahren untersucht und dort lediglich einen muslimischen Friedhof entdeckt, der aus archäologischer Sicht eher uninteressant war. Schmidt jedoch sah genauer hin und fand dabei Bruchstücke steinerner Bauwerke. Als er diese datieren ließ, verschlug das Ergebnis ihm die Sprache. Sie stammten nämlich aus prähistorischen Zeiten, über sechstausend Jahre vor dem Bau der Pyramiden. Einige Ausgrabungen später stand fest, dass Schmidts Fund die vielleicht größte archäologische Sensation des 20. Jahrhunderts darstellte, geeignet, die Menschheitsgeschichte umzuschreiben.

Schmidt übernahm in den Folgejahren die Leitung der Arbeiten am Göbekli Tepe. Sein Team förderte eine riesige Tempelanlage zutage. Über mehrere Hektar Fläche verteilten sich Dutzende kreisförmige Maueranlagen mit Durchmessern von bis zu dreißig Metern. Darin und dazwischen standen massige Pfeiler, zum Teil mehr als fünf Meter hoch und zwanzig Tonnen schwer, die zur Stabilisierung in eigens dafür behauene Sockel im Felsboden eingepasst waren.

Derartige Baukünste hatte man den Menschen der Altsteinzeit bis dahin nicht annähernd zugetraut. Doch damit nicht genug: Die steinzeitlichen Bauherren waren nicht nur Freunde monumentaler Architektur, sondern besaßen auch einen künstlerischen Anspruch, wie er andernorts erst Tausende Jahre später aufkommen sollte. Detaillierte Reliefs und selbst nahezu vollplastische Darstellungen verschiedener Tiere finden sich überall in der Anlage. Viele davon zeigen besonders große oder wehrhafte Arten, darunter Löwen, Schlangen, Wildschweine und Stiere. Das häufigste Säugetiermotiv ist jedoch ein zumindest auf den ersten Blick eher unscheinbarer Geselle. Realistisch dargestellt, mit spitzen Zähnen und buschigem Schwanz, begegneten den Ausgrabungsteams zahlreiche Darstellungen von Füchsen.1 Der Fuchs, so vermuteten die Archäologen, musste im Glauben der altsteinzeitlichen Bewohner des »bauchigen Hügels« also eine wichtige Rolle gespielt haben.

Eine von vielen Fuchsdarstellungen in Göbekli Tepe

Göbekli Tepe gilt heute als die mit Abstand älteste bekannte Kultstätte der Menschheit und ist der wohl früheste Hinweis darauf, dass Füchse uns Menschen in besonderem Maß beschäftigen und inspirieren. Sie ist aber bei Weitem nicht der einzige solche Hinweis. Ganz im Gegenteil: Schaut man sich Kunst, Religion und Mythologie der verschiedensten Kulturen rund um den Erdball etwas genauer an, so trifft man allerorten auf Füchse.

In Japan etwa wurde der Fuchs als Gesandter des Fruchtbarkeitsgottes Inari verehrt. Tempelanlagen und Schreine, die Inari gewidmet sind, werden daher oft von eindrucksvollen Fuchsstatuen bewacht. In ländlichen Gegenden boten die Bauern wild lebenden Füchsen einst Opfergaben in Form von Reis und gebratenem Tofu an. Letzterer erfreut sich nämlich nicht nur unter Menschen großer Beliebtheit, sondern wird auch von Füchsen sehr gerne verspeist.

Eine wichtige Rolle in der fernöstlichen Mythologie spielen Füchse auch als magische Wesen und Gestaltwandler. Dazu zählen etwa die japanischen Kitsunes (»Kitsune« ist das japanische Wort für »Fuchs«), die ihr Dasein als ganz gewöhnliche Füchse beginnen. Allerdings gewinnen sie im japanischen Volksglauben mit zunehmendem Alter an Intelligenz und magischen Fertigkeiten, bis sie sich schließlich in alle erdenklichen Lebewesen und Objekte verwandeln können. Diese Fähigkeit nutzen Kitsunes wiederum, um Einfluss auf die Menschenwelt zu nehmen. Ein besonders beliebtes Thema ist dabei die Verwandlung von Füchsen in schöne Frauen, die Männer verführen und bisweilen sogar Kinder mit ihnen zeugen.

In einer Geschichte aus dem 9. Jahrhundert pilgert der Höfling Abe no Yasuna gerade zu einem Inari-Schrein in der Nähe des heutigen Osaka, als vor ihm plötzlich ein weißer Fuchs auf den Weg springt. Flehend sieht das Tier Yasuna an. Es wird von Jägern verfolgt; seine Häscher kommen immer näher, und nur Yasuna kann es noch retten. Dem Höfling ist natürlich bewusst, dass weiße Füchse dem Gott Inari heilig sind, und so stellt er sich den Jägern in den Weg. Es kommt erst zum Streit, dann zu einem Kampf auf Leben und Tod. Während dem Fuchs die Flucht gelingt, wird Abe no Yasuna schwer verletzt.

Zu seinem Glück findet ihn eine bezaubernde junge Frau namens Kuzunoha, die ihn nach Hause bringt und gesund pflegt. Die beiden verlieben sich, heiraten und bekommen einen Sohn. Fünf Jahre lang lebt die junge Familie glücklich und in Harmonie zusammen. Doch dann macht der Junge eine sonderbare Entdeckung: Unter dem Kleid seiner Mutter erspäht er einen weißen Fuchsschwanz. So genügt ein kurzer Augenblick der Unachtsamkeit, um Kuzunohas wahre Gestalt zu offenbaren. Sie ist niemand anderes als der weiße Fuchs, den Abe no Yasuna einst gerettet hat. Die Gestaltwandlerin beschließt, dass sie nicht länger bei der Familie bleiben kann. Traurig besucht sie noch einmal ihren Sohn, hinterlässt ihrer Familie ein Abschiedsgedicht und kehrt in Fuchsgestalt in den Wald zurück. Abe no Seimei, das gemeinsame Kind von Kuzunoha und Abe no Yasuna, wächst indes zu einem der berühmtesten Gelehrten seiner Zeit heran.

Während die japanischen Kitsunes neben ihren Verführungs- und Manipulationskünsten oft auch positive Eigenschaften wie Selbstlosigkeit und Dankbarkeit zeigen, sind die Geisterfüchse der chinesischen oder koreanischen Mythologie meist durch und durch bösartig. Ihre Opfer reichen dabei den Legenden nach bis hinauf zu Chu Hsin, dem letzten Kaiser der Shang-Dynastie. Er brachte die aufreizend schöne Konkubine Daiji als Kriegsbeute von einem Feldzug mit, ohne zu wissen, dass ein uralter Fuchsgeist sich ihres Körpers bemächtigt hatte. Nach und nach verfiel Chu Hsin Daijis Einfluss, vernachlässigte die Staatsgeschäfte und ließ sich von ihr zu dekadenten Exzessen und grausamen Verbrechen anstiften. Chu Hsins Tyrannei und Despotismus beschworen schließlich eine Revolte herauf, die in den Niedergang der Dynastie mündete. Die Figur der fuchsbesessenen Konkubine Daiji ist noch heute eine gängige Antagonistin in fernöstlichen Filmen, Comics und Videospielen.

Um derartige Fuchsgeister und andere Dämonen auszutreiben, führte man im alten China einst grausame Rituale durch. Exorzismen waren aber bekanntlich auch im europäischen Mittelalter verbreitet, wo man als Grund für Besessenheit oft Hexerei vermutete. Genau dort begegnet uns abermals der Fuchs. So haben Hexen in Volksmärchen zumeist einen tierischen Begleiter, mit dem sie auf besondere Weise verbunden sind und der sie beim Ausüben ihrer Magie unterstützt. Neben Katzen, Raben oder Kröten treten auch Füchse oft als derartige Hexenvertraute in Erscheinung.

Andere Geschichten gehen bei der Assoziation von Füchsen mit Hexenzauber noch einen Schritt weiter. So erzählt eine Schweizer Volkssage davon, wie eine Gruppe von Jägern einem Fuchs nachstellt. Es gelingt ihnen, den Fuchs mit einer Kugel zu verletzen; das Tier entkommt jedoch mit blutendem Hinterlauf. Sie folgen der Spur des Fuchses, bis sie zu ihrer Verwunderung vor der Tür eines Hauses stehen. Als sie es betreten, finden die Jäger darin eine Frau mit einer frischen Schussverletzung am Bein vor, und sie begreifen, dass es sich bei dem von ihnen gejagten Fuchs um eine Hexe in Tiergestalt gehandelt hat. Während in der japanischen Mythologie Füchse die Gestalt eines Menschen annehmen, ist es bei abendländischen Hexen also andersherum: Sie sind Frauen, die sich in Füchse verwandeln können. Solche Hexenfüchse entkommen ihren Jägern oft durch List oder stellen sich sogar als unverwundbar heraus – Schüsse prallen von ihnen ab oder gehen durch sie hindurch, ohne Schaden anzurichten. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass solche Geschichten einen realen Kern in Form von Jagderlebnissen besitzen, denen im Nachhinein mit übernatürlichen Ausschmückungen mehr Würze verliehen wurde.

Der Brandmarkung als Hexen- oder Dämonentier zum Trotz avancierte der Fuchs zu einem wahren Star der mittelalterlichen Literatur: Die Geschichte von Reineke Fuchs ist das älteste und bekannteste europäische Tierepos. Ursprünglich geht es auf mittel- und westeuropäische Dichtungen aus dem 12. Jahrhundert zurück, in denen der Fuchs als Reinardus, Reinhart oder Reynaert auftrat. Diese Wortkompositionen setzen sich aus den Begriffen »regin« (Rat) und »hart« (stark, kühn) zusammen, und man könnte sie sinngemäß als »Der an Listen Reiche« übersetzen. Der heute verbreiteten Form »Reineke« verhalf schließlich kein Geringerer als Johann Wolfgang von Goethe zum Durchbruch. Mit seiner in Versen verfassten Version des Reineke-Epos setzte der Dichterfürst dem Fuchs ein literarisches Denkmal.

Auch hier tritt der Fuchs keineswegs als makelloser Held auf – ganz im Gegenteil. Er ist vielmehr ein ebenso boshaftes wie geniales Schlitzohr, das die Schwächen seiner körperlich meist überlegenen Widersacher erbarmungslos ausnutzt und nicht zögert, andere über die Klinge springen zu lassen, um den eigenen Pelz zu retten. Mit List, Tücke und einer nicht...

Erscheint lt. Verlag 14.9.2022
Zusatzinfo Fotos im Text plus Bildteil
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Natur / Ökologie
Technik
Schlagworte 2022 • Charakter Tiere • eBooks • Elli Radinger • Empathie Tiere • Familie • Fuchs • Fuchsbuch • Füchse in der Stadt • Fuchs im Garten • Fuchstollwut • kleine Füchse • Kleiner Fuchs • Kommunikation Tiere • Lebensweisheiten • Neuerscheinung • Peter Wohlleben • Tierintelligenz • Tollwut • Verhaltensforschung Tiere • Waldtiere • Welpen • Wildtiere • Wildtiere in der Stadt
ISBN-10 3-641-25976-2 / 3641259762
ISBN-13 978-3-641-25976-1 / 9783641259761
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