Die Erde der Zukunft (eBook)

Wie wir die Klimakrise verhindern - und wie unsere Welt danach aussieht

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
272 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-7499-5030-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Erde der Zukunft - Eric Holthaus
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Zurück in die Zukunft - Szenarien, die Hoffnung machen
Menschen haben die Erde in den Klimakollaps gestürzt, und Menschen werden sie auch wieder aus dem Dreck ziehen. Eric Holthaus, Meteorologe und Wissenschaftsjournalist, berichtet seit Jahren über Überschwemmungen, Hurrikans, Dürren ... und auch er weiß: Weltweit ist das Wetter aus den Fugen geraten, die Extreme nehmen zu. Eine Klima-Apokalypse scheint unausweichlich.
Doch Resignation, Ignoranz oder Zynismus sind für Holthaus keine Option. Stattdessen nimmt er uns mit in das Jahr 2050 und skizziert, wie es uns in drei Jahrzehnten gelungen sein könnte, den totalen Kollaps unserer Ökosysteme abzuwenden. Denn der erste Schritt zum Wandel, ist die Vorstellung, dass er möglich ist.
Ein Buch, das radikal zu Ende denkt, was die Politik derzeit versäumt.
»Eric Holthaus ist der ?Rebell der Meteorologie?.«
Rolling Stone
»Sein einfacher Trick, utopische Ziele als längst geschaffte Tatsache zu verkaufen, macht verblüffend deutlich, wie wenig im Grunde zu tun wäre, um Schreckliches zu verhindern.«
Süddeutsche Zeitung



Eric Holthaus, geboren in Kansas Jahrgang 1981, ist Meteorologe und Wissenschaftsjournalist. Seine Artikel über den Klimawandel erschienen in fast allen namenhaften Medien von »BuzzFed« bis zur »Washngton Post«. Der »Rolling Stone« bezeichnete ihn als »Rebell der Meteorologie«, da er davon ausgeht, dass wir die Erde noch retten können. Holthaus war schon als Kind ein Wetter-Nerd. Er steigt in kein Flugzeug mehr und hat mit der Paläoökologin Dr. Jacquelyn Gill den Podcast »Warm Regards« gegründet.

2020 – 2030

KATASTROPHALER ERFOLG


Ich habe ein Video mit dem Handy aufgenommen, weil ich glaubte, jetzt sei es mit uns allen vorbei. Ich habe gefilmt und das Handy zusammen mit meinem Ausweis und meinem Portemonnaie in einen wasserdichten Beutel gesteckt. Ich dachte: »Das schwimmt oben, und irgendjemand wird es finden.« Ich wollte eine Vorstellung davon vermitteln, wie sich der Sturm angefühlt hat. Meine Überlegung war nicht: Wenn wir das hier filmen, bekommen es mehr Leute zu sehen. Ich habe nicht zu viel darüber nachgedacht, wie es aufgenommen werden würde, sondern nur: Lass mich den Leuten eine Vorstellung davon vermitteln, was hier gerade los ist.
Ich fürchtete, dass alles möglich war.
85

– John »Junior« Rulmal berichtet, wie der Taifun Maysak 2015 auf seine Heimatinsel Ulithi (Föderierte Staaten von Mikronesien) traf.

Die ersten menschlichen Bewohner der Marshall-Inseln waren Mikronesier, die dank genauer Kenntnisse der Wind- und Wetterverhältnisse zwischen weit entfernten Inseln im Pazifik hin- und herfuhren. Sie zählten zu den besten Seeleuten aller Zeiten, mit einem unglaublichen Gespür für den Wind und das Meer. Durch ihr umfassendes Wissen über die Welt um sie herum gelang es ihnen, unter widrigsten Umständen ein gutes Leben zu führen. Heute, mehr als ein Jahrtausend später, hat sich das Wetter zum Feind ihrer Nachkommen entwickelt.

Da sie seit Tausenden Jahren auf diesen Korallenriffen verwurzelt sind, die an einigen Stellen nur wenige Meter breit sind, weigern sie sich, einfach beiseitegeschoben oder vergessen zu werden. Was sie gerade erleben, bringt einst undenkbare Fragen auf: Was müsste passieren, damit man den Ort verlässt, den man als Heimat bezeichnet? Und was bedeutet es, wenn man den Ort verliert, an dem die Vorfahren gelebt haben – den Ort, der die eigene Identität bestimmt? Was bedeutet das Wissen, dass die Heimat ausgelöscht wird? Was bedeutet es, wenn man sich dafür entscheidet, trotzdem zu bleiben und zu kämpfen?

Das auf halbem Weg zwischen Hawaii und Australien gelegene Mikronesien – trotz seines Namens ist dieses Stück Ozean doppelt so groß wie die USA – umfasst die Marshall-Inseln, Palau, Kiribati, Nauru, die Föderierten Staaten von Mikronesien und drei Außengebiete der USA: die Nördlichen Marianen, Guam und das Atoll Wake. Diese Staaten und Gebiete nehmen insgesamt nur gut 2500 Quadratkilometer Land ein, was etwa der Größe des Saarlands entspricht. (Ein Viertel davon entfällt auf die Hauptinsel Guam, die größte Landmasse Mikronesiens, die etwa so groß ist wie Chicago.) Auf den zweitausend Inseln, die in der gewaltigen Weite des Ozeans versprengt liegen, leben rund eine halbe Million Menschen.

Doch die Marshall-Inseln sind kein kleiner Inselstaat, sondern ein großer Ozeanstaat. Direkt vor der Küste bilden die Riffe der Inseln einen der produktivsten und artenreichsten Wasserlebensräume der Erde. Die 29 Korallenatolle des Staates umfassen 1156 einzelne Inseln, die sich in einem Bereich des Pazifiks erstrecken, dessen Ausdehnung der doppelten Entfernung zwischen Kiel und München entspricht – ein ozeanischer Superkontinent. Die Inseln ragen maximal zehn Meter, ein Großteil von ihnen aber nicht einmal zwei Meter aus dem Wasser – und genau um diesen Wert wird der Wasserspiegel der Weltmeere Berechnungen zufolge bis zum Ende des Jahrhunderts ansteigen.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Marshall-Inseln vor der Zerstörung stehen. Nur eine Lebensspanne zuvor, während des Kalten Krieges, dienten sie als Zielübung für US-amerikanische Atomwaffen. Auf der Insel Runit ragt immer noch eine Schutzkuppel auf, die das radioaktive Material für Jahrhunderte von den nahe gelegenen Fischgründen fernhalten soll. Doch auf einen Anstieg des Meeresspiegels ist sie nicht ausgelegt.

Die Marshall-Inseln waren schon lange das Epizentrum einer weltweiten Widerstandsbewegung, schon vor den erfolgreichen Bemühungen des Staates, die Welt auf der Klimakonferenz 2015 in Paris davon zu überzeugen, eine Beschränkung der Erderwärmung auf 1,5 Grad anzustreben.

Der ansteigende Meeresspiegel und die Zunahme an Extremwetterereignissen haben einige Bewohner des Pazifiks dazu gebracht, sich selbst und ihre Heimat mit anderen Augen zu sehen. Sie hoffen darauf, dass wirklich radikales Handeln ausreichen könnte, um die Zeit zurückzudrehen und einige der bereits angerichteten Schäden wieder zu beheben.

Als der Taifun Haiyan 2013 durch den tropischen Pazifik fegte, brachte er ein neues Zeitalter mit sich. Bevor er auf die Philippinen traf, zog er über Mikronesien hinweg und näherte sich der winzigen Insel Kayangel in Palau bis auf acht Kilometer. Bei einem tropischen Wirbelsturm herrschen die höchsten Windgeschwindigkeiten direkt um sein Zentrum, das »Auge«, ein wolkenfreier Bereich von nur wenigen Kilometern Durchmesser, in dem die Luft absinkt, während drumherum ein Ring aus heftigen Gewittern wütet. Als Haiyan Kayangel passierte, waren die Winde dort so stark, dass die Insel vollends verwüstet wurde. Ari Daniel, ein Reporter für das Solutions Journalism Network, sagte, dass vier Familien den Sturm überstanden hätten, weil sie sich in den einzigen betonummauerten Ort auf der Insel gedrängt hatten: den Toilettenraum des Krankenhauses.86 Nachdem der Sturm vorbei war, brachten die lokalen Behörden alle 138 Einwohner für mehrere Monate von der Insel, um die Schäden zu beheben. Haiyan war ein Supersturm – der stärkste tropische Taifun, der in der Geschichte der Wetteraufzeichnungen je auf Land getroffen war. Er erreichte eine andauernde Windgeschwindigkeit von geschätzt 315 Stundenkilometern – und ich schreibe »geschätzt«, weil keine Wetterstation diesen Kräften etwas entgegenzusetzen hatte. Die Zahl ergibt sich aus den Daten, die Wettersatelliten für die Temperaturen der obersten Wolkenschicht des Taifuns ermittelt haben – ein Stellvertreterwert für die Urgewalt des Sturms (größere Wirbelstürme bringen stärkere Winde und geben aus dem All betrachtet ein kälteres Bild ab). Haiyan übertraf die üblichen, auf Satellitenmessungen basierenden Einstufungen; seine Kräfte überstiegen den theoretischen Maximalwert, den die Meteorologen bei ihrer Entwicklung der Skala für einen tropischen Wirbelsturm festgelegt hatten. Legt man das fünf Kategorien umfassende Klassifikationssystem zugrunde, das in den USA bei Hurrikans angewendet wird und das Stürme nach ihren maximalen Windgeschwindigkeiten einordnet – dieser Wert lässt sich am besten messen, weil Niederschlag und Flutwellen lokal sehr unterschiedlich ausfallen können –, wäre Haiyan ein Wirbelsturm der Kategorie sechs gewesen.

Haiyan veränderte das Landschaftsbild der Region enorm. Direkt nach dem Sturm sprach die BBC von einem »Ödland aus Schlamm und Trümmern«87. Der führende Klimadiplomat der Philippinen, Naderev (Yeb) Saño, befand sich zu der Zeit in Warschau beim alljährlichen Treffen der Politiker, die ein globales Abkommen erarbeiten wollten, um das menschliche Eingreifen ins Klimasystem zu beschränken. In einer emotionalen Rede vor den anderen Delegierten gab sich Saño trotzig: »Möglicherweise haben wir unser eigenes Schicksal ratifiziert«, sagte er. »Wir als Nation weigern uns, eine Zukunft zu akzeptieren, in der Supertaifune wie Haiyan zum Leben dazugehören. Wir weigern uns zu akzeptieren, dass die Flucht vor Wirbelstürmen, das Evakuieren unserer Familien, die Verwüstung und das Elend, das Zählen der Toten zum Leben dazugehören. Wir weigern uns einfach.«88

Um es in den Worten des italienischen Philosophen Antonio Gramsci zu sagen: Die Menschen an der vordersten Front des Klimawandels erleben »Pessimismus des Verstandes, aber Optimismus des Willens«. Als Zeichen des Widerstands gegen die langsam mahlenden Mühlen der internationalen Bemühungen trat Saño in einen Hungerstreik und rief so unabsichtlich eine Bewegung ins Leben. Am Ende der dreizehn Tage andauernden Klimakonferenz hatte er Hunderttausende Unterstützer auf der ganzen Welt gewonnen. In Kombination mit der beispiellosen Urgewalt Haiyans und der selbstlosen Worte und Taten Saños rückte die Dringlichkeit der sich verändernden Wetterereignisse in den Vordergrund der Gespräche über den Klimawandel und unseres kollektiven Bewusstseins. Außerdem schuf Saño damit die Grundlage für das allererste globale Klimaabkommen, das zwei Jahre später in Paris beschlossen wurde.

Dieses Abkommen allein wird nicht ausreichen, um den klimabedingten Niedergang von Saños Philippinen oder der Marshall-Inseln zu verhindern. Da die Situation dort so bedrohlich ist und der Meeresspiegel weiter ansteigt, heißt es unter Außenstehenden meistens, dass dies die ersten Staaten sein werden, die dem Klimawandel zum Opfer fallen. In dieser Erzählung werden die Marshall-Inseln und die Philippinen nicht als reale Orte betrachtet; sie sind eine Metapher für die Menschheit selbst, eine Warnung wie aus dem Alten Testament. Einst rein und unverdorben, sind sie ungerechterweise zur Auslöschung verdammt, ein Vorbote schlimmerer Dinge, die noch kommen werden. Ein glückliches Ende ist in dieser Erzählung nicht möglich; das Scheitern ist unvermeidbar, das Schicksal besiegelt, die Staaten fallen den steigenden Fluten anheim.

Die 22 Jahre alte Selina Leem hingegen erzählt die Geschichte ihres Geburtsortes ganz anders. Sie hat mit eigenen Augen gesehen, was auf den...

Erscheint lt. Verlag 16.2.2021
Übersetzer Elisabeth Schmalen
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Original-Titel Future Earth, The
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Technik
Schlagworte Debattenbuch • Die unbewohnbare Erde • die unbewohnbare erde leben nach der erderwärmung • Erderwärmung • Globale Erwärmung • Green Deal • Klimakonferenz • Klimakrise • Klimaschutz • klimaschutz buch • Klimawandel • klimawandel auswirkungen • Klimawandel fakten • Klimawandel folgen • Meteorologie • neue Sicht • Sachbuch • Sachbücher • Umweltschutz • uns etwas vorzumachen • wann hören wir auf • Warum nur ein Green New Deal unseren Planeten retten kann • Wetter • Wetter Buch • wetter extreme • Wetter und Klima • Zukunftsprognose • Zukunftsszenarien • Zukunftsszenario • Zukunftsvision
ISBN-10 3-7499-5030-X / 374995030X
ISBN-13 978-3-7499-5030-0 / 9783749950300
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