CO2 - Welt ohne Morgen (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
525 Seiten
Lübbe (Verlag)
978-3-7325-9453-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

CO2 - Welt ohne Morgen - Tom Roth
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Der hochaktuelle Thriller um eines der wichtigsten Themen unserer Zeit: Zwölf Kinder aus zwölf Nationen, Teilnehmer eines Klima-Camps in Australien, werden entführt. Die Drohung der Kidnapper: Einigt sich die Weltgemeinschaft nicht binnen kürzester Zeit auf drastische Klimaziele, stirbt ein Kind. Vor laufender Kamera. Dann Woche für Woche ein weiteres.

Die Welt hält den Atem an.

Kann so erreicht werden, was in unzähligen Versuchen zuvor gescheitert ist? Werden die Regierungen nachgeben, wenn das Leben unschuldiger Kinder auf dem Spiel steht?

Bald wird klar: Bei diesem Wettlauf geht es um weitaus mehr als das Leben Einzelner - und die Zeit läuft ab ...



<p>Tom Roth lebt nahe der Küste und liebt die Berge. Er arbeitete als Tennistrainer, Journalist, Immobilienmakler, TV-Experte, Dozent und als Rechtsanwalt und Notar. Eine Promotion zum Klimaschutz brach er ab, um stattdessen lieber Thriller zu schreiben. Seine bislang unter anderem Namen veröffentlichten Bücher sind weltweit übersetzt und erfolgreich.</p>

Tom Roth lebt nahe der Küste und liebt die Berge. Er arbeitete als Tennistrainer, Journalist, Immobilienmakler, TV-Experte, Dozent und als Rechtsanwalt und Notar. Eine Promotion zum Klimaschutz brach er ab, um stattdessen lieber Thriller zu schreiben. Seine bislang unter anderem Namen veröffentlichten Bücher sind weltweit übersetzt und erfolgreich.

1

Heron Island, Queensland, Australien

»Oh, sind die süß!« Ayumi, die kleine Japanerin, ging in die Hocke und hielt schützend die Hände über die Schildkröten.

»Abstand halten, Leute!«, mahnte Laura.

»Maledetto! Die verdammten Vögel fressen sie alle auf«, rief Lorenzo und versuchte, die Möwen mit seinem Stock zu verscheuchen. Die Vögel kreisten aufgeregt schreiend über ihren Köpfen. Zwei von ihnen waren bereits heruntergeschossen und hatten sich zu Hannahs Entsetzen jeweils eines der frisch geschlüpften Schildkrötenkinder geschnappt.

»Wir lassen sie in Ruhe«, sagte Laura mit einem Lächeln. »Ich weiß, am Anfang fällt es schwer, sich zurückzuhalten, gerade weil die kleinen Babys so hilflos erscheinen. Aber wir alle müssen uns wieder daran gewöhnen, nicht in die Natur einzugreifen. Wir sind weder Schöpfer noch Retter. Die Möwen brauchen Nahrung, um zu überleben, und sie haben auch ihren hungrigen Nachwuchs zu versorgen.«

Gut hundert Meter den Strand hinunter klatschte eine Gruppe Touristen aufgeregt in die Hände; zwei Frauen schwangen ihre geöffneten Regenschirme gen Himmel. Ihnen hatte offenbar niemand gesagt, dass sie sich zurückhalten sollten.

»Normalerweise warten die geschlüpften Schildkröten bis zur Flut am Abend und orientieren sich auf ihrem Weg ins Meer am Mond. Das Unwetter heute Morgen wird sie irritiert haben. Zu dieser Tageszeit ist das Wasser noch viel zu weit entfernt.« Laura zeigte hinaus aufs Riff.

Hannah schätzte sie auf achtzehn, neunzehn Jahre. Sie war blond, sonnengebräunt, redete schnell und mit starkem australischen Akzent. Selbst Hannah, die sehr gut Englisch sprach, musste sich konzentrieren, um jedes Wort zu verstehen. Laura hatte sich ihnen nach dem Frühstück als Mitarbeiterin des Inselressorts vorgestellt und angekündigt, dass sie mit ihnen heute einen Spaziergang hinaus aufs Riff unternehmen würden.

»Mit etwas Glück wird es eine Handvoll bis übers Riff schaffen«, ergänzte Laura. »Die anderen enden als Möwenfutter.« Sie wandte sich wieder gen Meer. »Lasst uns weitergehen!«

Hannah musste schlucken, nur eine Handvoll? Besorgt blickte sie noch einmal zu den Schildkrötenbabys zurück und folgte widerwillig dem Rest der Gruppe. Am liebsten hätte sie alle der kleinen Panzertierchen eingepackt und zum Wasser gebracht.

Nachdem auch die letzten Wolken sich verzogen hatten, schien wieder die Sonne. Hier auf der Südhalbkugel begann der Sommer gerade erst. Das überdimensionierte Thermometer am Eingang des Hotels hatte herrliche vierundzwanzig Grad angezeigt. Das perfekte Wetter für einen perfekten Tag. Zu Hause in Berlin hatte bei ihrer Abreise der Winter vor der Tür gestanden. Auf dem Weg zum Flughafen hatten sie morgens sogar die Autoscheiben frei kratzen müssen. Bei dem Gedanken an Berlin und ihre Mutter empfand Hannah wieder jenes seltsame Ziehen in der Herzgegend. In letzter Zeit war so vieles zwischen ihnen falsch gelaufen …

»Drücken deine Schuhe auch so?« Stina hielt sich an Hannahs Schulter fest und fasste sich an den rechten Fuß. Sie kam aus Kopenhagen und war mit ihren dreizehn Jahren jünger als die übrigen Teilnehmer des Camps. Auf der Überfahrt von Gladstone hierher nach Heron Island hatte sie neben Hannah im Boot gesessen und als eine der Ersten zu den bereitliegenden Spucktüten greifen müssen. Gestern Abend hatte Hannah sie noch getröstet, weil sie schreckliches Heimweh gehabt hatte. Jetzt drückte der Schuh. Während die anderen Camp-Teilnehmer eher genervt von ihr waren, fühlte Hannah sich irgendwie für sie verantwortlich, wie eine große Schwester.

Laura hatte jeden von ihnen im Hotel für die Wanderung mit einem Paar Schuhe und einem langen Wanderstock ausgestattet.

»Besser, der Schuh drückt, als dass das Riff dir die Füße zerschneidet oder du in einen Seeigel trittst«, sagte Hannah und lächelte aufmunternd. »Die laufen sich bestimmt noch ein, mach dir keine Sorgen.«

»Ich mache mir keine Sorgen, ich habe nur Blasen an den Füßen. Und es ist zu heiß«, quengelte Stina, während sie weitergingen.

Hannah sah sich nach Nicolas um, konnte ihn aber nirgends entdecken. Er schien nicht am Ausflug teilzunehmen. Schließlich wateten sie in das seichte Wasser. Tatsächlich war das Meer hier, vor dem herrlich weißen Sandstrand der klitzekleinen Insel, nur kniehoch.

»Wir gehen jetzt auf dem Dach des Riffs, das die Insel umgibt. Das tiefe Meer beginnt erst an der Riffkante hinter der Bucht.«

Hannah schaute auf ihre Füße. Das grün schimmernde Wasser war kristallklar und erstaunlich warm.

»Auch dieses Riff ist Teil des Great Barrier Reef, von dem ihr bestimmt schon einmal gehört habt. Es ist mit knapp dreihundertfünfzigtausend Quadratkilometern das größte von Lebewesen geschaffene Gebilde auf unserem Planeten. Weiß jemand von euch, welche Lebewesen für die Entstehung verantwortlich sind?«

Gleich mehrere der Mädchen und Jungen um Hannah herum hoben den Arm. Als wären sie hier in der Schule.

»Korallen«, sagte Kamal, ein schmaler Junge mit dunklen Augen und dunklem Haar, von dem Hannah wusste, dass er aus Indien stammte. Sie waren einer nach dem anderen im Camp eingetroffen, und sie hatte bisher noch nicht die Gelegenheit gehabt, mit allen ausführlich zu sprechen.

»Richtig«, lobte Laura. »Viele wissen nicht, dass Korallen auch Tiere sind.«

»Sei vorsichtig mit ihnen!«, hörte Hannah hinter sich jemanden sagen.

Als sie sich umdrehte, sah sie Lorenzo neben Denise, einem dunkelhaarigen Mädchen aus Frankreich. Erst auf den zweiten Blick erkannte sie, dass Lorenzo zwei der Schildkrötenbabys in der Hand hielt. Offenbar hatte er sie bis hierher ins Meer getragen. Abgeschirmt von Denise ließ er sie sanft ins Wasser gleiten. Hannah schaute zu Laura, die vorne zu den anderen sprach und nichts davon mitbekam. Lorenzo, der mit auf die Knie gestützten Händen beobachtete, wie die Schildkröten rasch davonschwammen, blickte zu ihr auf. Sie hob den Daumen, und er strahlte sie an.

»Könnt ihr dahinten auch diese Koralle hier sehen?«, ertönte Lauras Stimme etwas lauter. Ein halbes Dutzend Köpfe fuhr zu ihnen herum. Offenbar waren sie gemeint gewesen. Hannah spürte, wie ihr das Blut in den Kopf stieg.

Erst als die Gruppe vor ihnen sich etwas teilte, konnte Hannah erkennen, dass Laura ein kleines Gebilde in der Hand hielt.

»Ich sagte gerade, diese Steinkoralle hier heißt ›Acropora‹. Und sie ist das beste Beispiel dafür, dass die Natur sich schon selbst zu helfen weiß. Dieses Riff ist wie alle Korallenriffe extrem vom Treibhauseffekt bedroht. Schon eine minimale Erhöhung der Wassertemperatur kann die empfindlichen Korallentierchen erheblich stören. In unserem Labor auf der Insel haben wir es in kleinen Aquarien simuliert: Steigt die Temperatur des Meeres in den nächsten Jahren weiter an, drohen die Korallen massiv abzusterben. Hinzu kommt, dass das CO₂ in der Atmosphäre das Meer versauern lässt, wodurch weniger Kalkschalen aufgenommen werden können.«

Hannah hatte davon bereits gelesen. Auch hatten sie in der Umwelt-AG ihrer Schule darüber gesprochen.

»Aber wie gesagt, die Korallen hier sind schlauer, als man denkt«, referierte Laura. »Bei einer Erwärmung des Wassers gibt die Koralle eine Schwefelverbindung in das Meer ab, die dann in die Atmosphäre aufsteigt und dort für die Bildung von Wolken sorgt. Wolken bedeuten jedoch Schatten. Und Schatten bedeutet eine Abkühlung des Wassers. Das heißt, diese Korallen hier machen sozusagen ihr eigenes Wetter.«

Dann hatten die Korallen vielleicht für das Unwetter gestern gesorgt, dachte Hannah fasziniert.

»Es gibt also immer noch Hoffnung. Nichtdestotrotz müssen wir den Korallen helfen. Indem wir alle uns weiter dafür einsetzen, dass der Treibhauseffekt gestoppt wird.«

Zustimmendes Gemurmel erhob sich.

»Genau deswegen sind wir ja hier«, flüsterte Hannah kaum hörbar.

»Das ist wahr!«, stimmte Lorenzo ihr zu und grinste sie an.

Hannah spürte ein Kribbeln im Bauch, das von einem plötzlichen Frösteln abgelöst wurde. Das Wasser an ihren Beinen schien kälter zu werden, je näher sie der Riffkante kamen.

»Und die zweite große, von uns Menschen gemachte Gefahr für diesen Planeten ist das Plastik«, fuhr Laura fort, während sie eine kleine Wasserflasche aus ihrem Hosenbund zog und in die Luft hielt. »Bis so ein Teil hier abgebaut wird, dauert es vierhundertfünfzig Jahre. Jedes Jahr gelangen zehn Millionen Tonnen Plastik ins Meer. Und die Auswirkungen sieht man dann hier bei uns im Pazifik. Die Schildkröten fressen das Plastik, und es verstopft ihnen den Magen. Die Verdauung des Plastiks bewirkt die Bildung von Gasen, sodass die Schildkröten sich aufblähen und an der Oberfläche treiben, weil sie nicht mehr tauchen können. Dort verhungern sie dann oder sind leichte Beute – samt dem Plastik. Seit über zweihundert Millionen Jahren bevölkern Schildkröten unsere Erde, und heute sind sie vom Aussterben bedroht.«

Hannah spürte, wie Ärger in ihr aufstieg. Die Art von Empörung, die sie veranlasst hatte, an den Freitags-Demonstrationen zu Hause in Berlin teilzunehmen. Das ungute Gefühl, das sich über die letzten Monate allmählich in blanke Wut verwandelt und letztlich dazu geführt hatte, dass sie hier ins Camp gekommen war.

Über die Plastikfrage hatte sie sich zuletzt sogar beinahe mit ihrer Mutter zerstritten, die nicht bereit war, im Haushalt komplett auf Plastik zu verzichten. Genau die egoistische Haltung der Erwachsenen, für die Hannah kein Verständnis mehr aufbringen...

Erscheint lt. Verlag 21.12.2020
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Technik
Schlagworte Aktivisten • Alexandria Villasenor • Andreas Eschbach • Anuna de Wever • Arktis • Australien • Davos • Dürre • Entführung • Erderwärmung • Feinstaub • Felix Finkbeiner • FFF • Flugscham • Freitag • Fridays For Future • Gletscher • global warming • Greta Thunberg • Helena Gualinga • Holly Gillibrand • Hunger • Hungerkatastrophe • Juan Diego Medina • Jugendliche • Kidnapper • Klimaaktivisten • Klimakatastrophe • Klimaschutz • Klimawandel • Kohlendioxid • Kohlenmonoxid • Lilly Platt • Lisa Schneider • Luftverschmutzung • Luisa Neubauer • Marc Elsberg • Oladosu Adenike • our House is on Fire • Polkappen • Protest • Protestbewegung • Ridhima Pandey • Schmelzen • Schüler • Schülerproteste • Szenario • Thriller • Treibhauseffekt • Treibhausgas • Überschwemmung • ÜberschwemmungKohlenmonoxid • unser Haus brennt • Vanessa Nakate • Waldbrände • Weltwirtschaftsgipfel • Wissenschaftsthriller
ISBN-10 3-7325-9453-X / 373259453X
ISBN-13 978-3-7325-9453-5 / 9783732594535
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Droemer eBook (Verlag)
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Droemer eBook (Verlag)
9,99