Kladruber und Lipizzaner -  Martin Haller

Kladruber und Lipizzaner (eBook)

Die Kaiserpferde des Wiener Hofes
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
192 Seiten
myMorawa von Dataform Media GmbH (Verlag)
978-3-99070-485-1 (ISBN)
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Der vierte und vorläufig letzte Band dieser Reihe beschreibt erstmals die beiden eng verwandten Rassen Kladruber und Lipizzaner gleichberechtigt und detailliert. Die beiden Hofgestüte Kladrub in Böhmen (Tschechische Republik) und Lipizza im Karst (Slowenien) existieren noch heute als Zuchtstätten der noblen 'Kaiserpferde des Wiener Hofes'.

Der bekannte Journalist und Fachbuchautor Martin Haller lebt mit seiner Familie bei Stainz, nahe Graz, Stmk. Als Zuchtrichter für Ponyrassen und als Vortragender ist er international im Einsatz, daneben widmet er sich - unterstützt von seiner Frau Uschi - der Förderung des Jugendreitsports und der Zucht von Shetlandponys. Seine Beiträge erschienen bisher in rund 30 Zeitschriften weltweit, darunter St. Georg, Reiter Revue, Pferde heute, Western Horse, Pferderevue, Freizeit im Sattel, Zangersheide Magazin, Mein Pferd, Pferdemarkt, Pferdplus, Pegasus u. a. Ab 1992 entstanden die ersten Sachbücher über Tiere (Pferde, Hunde, Rinder, Nutztiere), Sport und britische Geschichte, in namhaften Verlagen wie z. B. Stocker (Graz), Kosmos, Müller Rüschlikon (beide Stuttgart), Parey (Hamburg) und BLV (München). Seit einigen Jahren liegt sein Themenschwerpunkt in den Pferderassen der österreichisch-ungarischen Monarchie. Bisher sind rund 20 viel beachtete Bücher aus seiner Feder erschienen. Dieser Band rundet seine Reihe im Verlag Morawa ab.

Teil 1: Aufstieg und Fall des iberischen Pferdes

Sire, es ist nur Recht für Eure Majestät,

als der Christenheit größtem König,

auf dem besten Pferd Europas reiten zu lernen!

(Antoine de Pluvinel, zu Louis XIII. bei
der Übergabe des spanischen Hengstes Bonito.)

Barocke Darstellung eines maurischen Reiters auf einem Berberpferd.

Vereinfacht kann man sagen, dass die von Altiberern und Mauren geschaffene equestrische und hippologische Kultur das mittelalterliche „Rittertum“ nördlich der Alpen ablöste und in einer einzigartigen Verschmelzung und Durchdringung zu einer neuen Blüte des Pferdewesens führte. Daraus ergaben sich vor allem neue strategische, aber auch wirtschaftliche und politische Möglichkeiten. Das Kriegswesen, die Landwirtschaft, Kunst und Philosophie und nicht zuletzt die politische (Selbst-)Darstellung erfuhren wichtige Impulse, die eine Art von „sekundärer Kulturrevolution“ auslösten und das Antlitz Europas auf diesen und anderen Gebieten nachhaltig prägten. Erstaunlicherweise steckt die Forschung auf diesem Gebiet noch in den Kinderschuhen. Die unglaubliche politische Bedeutung des Pferdes als Machtbeweis, Staatsgeschenk oder Statussymbol blieb bisher meist völlig unbeachtet. Dabei hingen das Marschtempo ganzer Heere, der Ausgang epochaler Schlachten, die Ernährung von Völkern, der Transport von Schriftstücken und Waren aller Art und der Erfolg oder Misserfolg politischer Konferenzen insbesondere vom Pferd ab.

Etwas Geschichte

Die frühe Geschichte der iberischen Pferde ist trotz intensiver Bemühungen diverser Forscher (Archäologen, Historiker, Zoologen, Hippologen etc.) noch immer nicht völlig klar darstellbar. Man darf mit einiger Sicherheit annehmen, dass es bereits sehr früh auf der iberischen Halbinsel eine Art von Polarisierung der dort vorhandenen Pferdetypen gab; dies wird durch steinzeitliche Malereien und Plastiken plausibel. Zum einen die im Norden und Nordwesten des Landes vorkommenden ponyartigen Typen, die ideal an ein relativ kühles, feuchtes Klima mit ausreichender Vegetation und ein bergiges Habitat angepasst waren. Zum anderen der im Süden verbreitete Typ des Ramskopfpferdes, der an trockenes, im Sommer heißes und dabei eventuell winterfeuchtes Klima und an karge Steppenvegetation angepasst war. In den Übergangszonen der Verbreitungsgebiete vermutet man eine Durchmischung der Bestände, entweder durch menschliches Zutun, natürliche Wildverkreuzung oder beides. Jedenfalls entstand schon lange vor dem Beginn unserer Zeitrechnung ein eigenständiger Typ des südiberischen Pferdes. Dieses sollte, wenn auch nicht ausschließlich, zur Grundlage des begehrtesten Kriegs- und Paradepferdes Europas werden. Das südiberische Pferd leichten Typs war als Ginete bekannt, wobei es unterschiedliche Schreibweisen gab und gibt (Deutsch: Ginete, Englisch: Jennet, Jenet, Französisch: Genette, Spanisch: Jineta).

Sylvia Loch erklärt in ihrem Standardwerk „The Royal Horse of Europe“ die Herkunft und Verwendung des Wortes genauer:

„Das iberische Reitpferd wird in der Literatur oft Jineta (span.) oder Jenett (engl.) genannt. Das umgangssprachliche Wort stammt vom Substantiv Gineta für eine Reitweise, welche jene Lektionen umfasst, für die solche Pferde berühmt waren. Reiten à la Gineta umfasst somit jenen iberischen Reitstil, der auf dem Schlachtfeld und bei der Arbeit mit Rinderherden am Lande verwendet wurde.“ Dabei wurde, anders als im europäischen Raum, nicht mit durchgestreckten Beinen geritten, sondern auf die Beweglichkeit der Reiter und die Schnelligkeit und Wendigkeit der Pferde gesetzt. Loch erklärt weiter: „In England, Frankreich, Deutschland und Portugal wurde er (der Begriff Ginete) Synonym für das Pferd, in Spanien bezeichnet er den Reiter. Viele Historiker meinen, dass dieser Reitstil mit den Mauren im 8. Jahrhundert nach Iberien kam; dies ist nicht korrekt, denn wir kennen frühere Darstellungen aus dem vierten Jahrhundert, welche ein abgebogenes Bein des Reiters zeigen und somit auf Steigbügel hinweisen.“

Ein Orientale mit Berber und gesatteltem arabischem Pferd.

Die Mauren kommen!

Der Prophet Mohammed starb im Jahre 632 n. Chr. in Medina und hinterließ nach seinem wechselvollen Leben eine weltumspannende Glaubensidee. Zu seiner Zeit lebten auf der arabischen Halbinsel nomadisierende Beduinenstämme, welche sich fast ausschließlich des einhöckrigen, afrikanischen Kamels als Transportmittel bedienten.

Berber Rapphengst aus österreichischem Besitz, der alle Merkmale seiner Rasse zeigt.

Die Gründung des Islams durch Mohammed ging mit unzähligen Kämpfen einher, die vielfach zu Kriegszügen ausarteten und in der Eroberung Mekkas im Jahr 630 gipfelten. Als Prophet, Staatsmann und Gesetzgeber erreichte Mohammed die Einigung der arabischen Stämme und hinterließ den Auftrag, seine Religion weiter zu verbreiten. Zu diesem Zweck proklamierte er schon zu Lebzeiten in den Suren des Korans die Forderung nach einer umfassenden Pferdezucht. Offenbar hatte er erkannt, dass sich neben den Dromedaren, die sich als hitze- und durstresistente Langstreckenläufer bestens bewährten, auch die schnelleren, wendigeren Pferde bestens als Kriegsmaschinen eigneten. Der Zucht von edlen Pferden sollte von nun an vermehrte Aufmerksamkeit gelten, was auch in einigen poetischen Geschichten um die Stuten des Propheten zum Ausdruck kommt. Der Religionsstifter selbst soll allerdings Kamele oder Esel als Reittiere bevorzugt haben; aber auf seine fünf Lieblingsstuten geht der Legende nach das arabische Vollblutpferd zurück!

Nach dem Tod Mohammeds weiteten sich die Kampfhandlungen zwischen Islamiten und Andersgläubigen rasch weiter aus. Bis 638 wurden Syrien und Palästina eingenommen, 642 fiel Ägypten, danach Tripolis und rund 50 Jahre später Karthago. Als 710 mit Ceuta die letzte römische Stadt in ihre Hände gelangte, waren die Gebiete der inzwischen islamisierten Stämme und Völker enorm gewachsen und man warf begehrliche Blicke nach Spanien. 711 erfolgte unter dem maurischen General Tarik der Einfall über den nach ihm benannten Felsen Gibraltar und damit einhergehend die Niederwerfung des Gotenkönigs Witiza. Die Sieger behandelten die Unterlegenen tolerant, es folgte eine gegenseitige Befruchtung auf vielerlei Gebieten – besonders auf jenen der Medizin, Astronomie, Kunst, Architektur und Agrartechnik. Ein weiteres Vordringen der Muselmanen nach Zentraleuropa scheiterte im Jahre 732 in der Schlacht von Tours und Poitiers, als die schwere Reiterei des Franken Karl Martell siegreich blieb.

Infolge anhaltender und weitreichender Zwistigkeiten unter den verschiedenen islamischen Völkern, politischen Gruppierungen und Herrscherhäusern ergab sich eine Schwächung. Sie führte zu einem allmählichen Rückzug aus Nordspanien, und somit verblieb nur der Süden in islamischen Händen, wo das Emirat von Cordoba zu seiner wunderbaren Blüte gelangte. Infolge der fortschreitenden Rückeroberung durch die Christen (der Reconquista) und der immer drückenderen Herrschaft der arabischen Omaijaden kam es zu heftigem innerem Widerstand. Diverse Berber-Dynastien, zuerst die Almoraviden, dann die Almohaden und schließlich die Benimeri gelangten an die Macht, doch behielten stets die zum Islam konvertierten Spanier und Goten auch ihre Ländereien und hervorragenden Gestüte. Sie setzten den Reitstil à la gineta fort, für den sie ja auch die geeigneten Pferde besaßen, während die aus dem Norden eindringenden christlichen Ritter noch auf massigeren Pferden mit langen Steigbügeln, also „à la brida“ ritten.

Die orientalische Architektur ist in Spanien noch überall zu finden.

Ab der Mitte des 13. Jahrhunderts fielen zahlreiche muslimische Festungen und Kleinreiche an die christlichen Heere, sodass einzig das Königreich Granada noch rund 200 Jahre lang völlig eingeschlossen bestand. Während der Reconquista traten die Christen des Nordens mit den südlichen Muselmanen in eine enge Wechselwirkung. Zum einen brachten sie ihre schweren Rösser mit und veredelten sie mit iberischen Pferden zu den sogenannten Villanos, kräftigen Kriegspferden. Zum anderen verfeinerten sie ihre eigene Reitweise und nahmen manches der Gineta-Reiterei an. Im maurischen al-Andalus erhielt sich aber das südiberische Pferd noch eine ganze Weile in fast reiner Form; einige Berberhengste brachten das ohnehin verwandte Erbgut Nordafrikas wieder zurück. Als 1492 Granada schließlich fiel und das christliche Spanien sich anschickte, zur Weltmacht zu werden, blieb die Buntheit und Besonderheit der islamischen Kultur in manchem Detail erhalten. Die Pferde waren maßgeblich daran beteiligt, ein unermessliches Weltreich zu schaffen, in dem die Sonne nicht unterging.

Die berühmte Stierkampfarena von Ronda ist die älteste des Landes.

Kaiser Maximilian II. bei einem Turnier unter der Reichsflagge mit Doppeladler.

Was waren...

Erscheint lt. Verlag 11.9.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Technik
ISBN-10 3-99070-485-0 / 3990704850
ISBN-13 978-3-99070-485-1 / 9783990704851
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