Abrupte Klimaschwankungen seit 2000 Jahren -

Abrupte Klimaschwankungen seit 2000 Jahren (eBook)

Lokale und kosmische Ursachen eines Klimawandels

Klaus-Dieter Sedlacek (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2020 | 3. Auflage
100 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7504-7714-8 (ISBN)
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Innerhalb der letzten zwei Jahrtausende sind verschiedene abrupte Klimaschwankungen nachweisbar. Der fortwährende Wandel des Klimas verzeichnete allein fünf große Klimaepochen und zahlreiche kleinere, die anhand von Klimadiagrammen nachvollzogen werden können: - Klimaoptimum während der Römerzeit (200 v.Chr. - 400 n.Chr.), - Klimaverschlechterung zur Zeit der germanischen Völkerwanderungen (400 - 800), - Mittelalterliches Klimaoptimum (800 - 1300), - allgemeine Klimaverschlechterung im 14. Jh. mit Kleiner Eiszeit (1450 - 1850), - zeitgenössisches Klimaoptimum (seit 1850). Die zugrundeliegenden Prozesse für das Auftreten und die Amplitude der Schwankungen sind umstritten, da als Ursache nicht die menschengemachte CO2-Emission in Frage kommt. Doch aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse über die Sonnenaktivität ist nun eine Lösung in Sicht.

1. KLIMAÄNDERUNG IN HISTORISCHER ZEIT


Von Dr. Ludwig Polluge in Oels, 1880

1.1. EINFÜHRUNG


Die Frage, ob die klimatischen Verhältnisse einzelner Länder seit historischen Zeiten eine stete Änderung erlitten haben, ist in neuerer Zeit wieder in den Vordergrund wissenschaftlicher Erörterung getreten. Schon im 16. Jahrhundert behandelte man in Frankreich einen Teil dieser Frage, nämlich den nach etwaigen Änderungen im periodischen wie unperiodischen Gang der fließenden Gewässer, und Anfang des 17. Jahrhunderts sagt Brice, dass einige Gelehrte seit Jahrhunderten eine stetige Abnahme der Wässer beobachten, andere Gelehrte derselben Zeit das Gegenteil glauben annehmen zu dürfen. Allmählich wurde der Kreis der hierher gehörenden Beobachtungen größer und die obenerwähnte Wasserfrage gestaltete sich zu der Frage nach der Veränderlichkeit der durchschnittlichen Größe und Beschaffenheit aller meteorologischen Elemente an einem bestimmten Orte und in einer bestimmten Gegend, was wir eben in dem Worte Klima zusammenfassen. Es ist der Versuch gemacht worden, so von Adhémar, Croll, in neuester Zeit von Schmick, aus einer Veränderung der Elemente der Erdbahn, der Exzentrizität und der Neigung ihrer Ebene zur Ebene des Äquators, wie in vorhistorischen so auch in historischen Zeiten eine in bestimmten, aus tausende von Jahren berechneten Perioden allmählich eintretende Änderung des Klimas aus den beiden Hemisphären herzuleiten, — aber vergeblich. Denn wenn auch die Änderungen, aus die diese Hypothesen sich stützen, tatsächlich bestehen, so ist ihnen doch nimmermehr ein so weitgreifender Einfluss auf die klimatischen Verhältnisse unserer Erde beizumessen.

Die Frage wäre ganz einfach zu lösen, wenn wir eine angemessene Anzahl genügend weit zurückreichender Beobachtungsreihen meteorologischer Vorgänge hätten, aus denen dann ein Vergleich mit dem augenblicklichen Zustand des Klimas einer Gegend gewonnen werden könnte. Leider datieren die spärlichen derartigen Beobachtungen aus einer zu jungen Vergangenheit, und außerdem wäre noch zu berücksichtigen, ob die in verschiedenen Perioden angewandten Instrumente genau mit einander übereinstimmen, ob nicht eine veränderte Aufstellung stattgefunden haben könnte. Jedenfalls sei erwähnt. dass nach diesen Beobachtungen die klimatischen Verhältnisse zum Teil keine, zum Teil eine nicht nennenswerte Änderung erlitten haben.

Das Klima der Vereinigten Staaten hat sich nach Draper in New-York innerhalb der Periode, von der meteorologische Auszeichnungen vorliegen, d. h. ungefähr seit der Mitte des 18. Jahrhunderts nicht geändert. Als Beweis führt er u. A. den Hudson an, welcher seit dem Anfang diese Jahrhunderts (A.d.H.; Stand 1880) fast durchweg 92 Tage jährlich mit Eis bedeckt blieb.

Nach Loomis ist die mittlere Temperatur von New-Haven von 1778—1820=7,60°, für die Zeit von 1820—65=7,52°.

Die aus der Periode von 1848—65 abgeleitete mittlere Jahrestemperatur für Berlin weicht nach Dove nur um 1/100° von dem aus 137 Jahren abgeleiteten Mittel ab. In der mittleren Jahres-Temperatur und in der jährlichen Regenmenge in Paris lassen sich seit 150 bez. 200 Jahren (A.d.H.: Stand 1880) fortschreitende Änderungen nicht erkennen; die mittleren Jahres - Temparaturen von Berlin waren 1735—40=10,7° R; 1806— 1818=10,5° R; 1819—48 =10,8° R; 1805—70=10,8° R; 1849— 72=10,8° R; 1 die Regenmengen gemessen auf der Terasse der Sternwarte waren in nun: 1689—1717= 502; 1718—47 = 388: 1748-88 – 524; 1789—97=424; 1804—1818 = 502; 1819—48 = 511, 1849—75=521.

Durch eine Vergleichung der aus Tycho de Brahes Aufzeichnungen über Bewölkung, Regen, Schnee, Hagel, Windrichtung, Gewitter, Höfe, Nordlichter usw. folgenden Mittelzahlen mit jenen, die aus neueren Beobachtungen sich ergeben (1861-70), ist Paul la Cour zu dem Schluss gelangt, »dass der allgemeine Zustand der Atmosphäre (in Dänemark), bezogen auf denselben Kalender, derselbe war vor beinahe 300 Jahren wie in unseren Tagen.« Dem widerspräche allerdings die von anderer Seite gemachte Beobachtung, nach welcher eine Zunahme der Süd und S.W.-Winde und eine Abnahme der N.E.- und E.-Winde in Kopenhagen nachzuweisen wäre.2

Auch daraus, dass das Verbreitungsgebiet gewisser Pflanzen dasselbe geblieben sei, glaubte man rückwärts auf eine Beständigkeit der klimatischen Verhältnisse einzelner Gegenden schließen zu dürfen. Einige hierher gehörige Tatsachen hat Gay-Lussac zusammengestellt. Zu Moses Zeiten reiften in Jericho Datteln und Wein. Da nun in Palermo mit etwas über 13,6° R . die Dattel wächst, aber nicht mehr reift, in Algier mit 14,3° R. die Datteln reifen, so muss Palästina zu Mose’s Zeiten eine mittlere Temperatur von 1) nicht unter 14,3° R. gehabt haben.

Da die südlichste Gegend· wo der Weinstock gebaut wird, nach L. von Buch die Insel Ferro mit 16—17° R· ist, in Abuschir in Persien mit 20° R. die Weinstöcke geschützt werden müssen, wenn sie tragen sollen, so muss Palästina zu Mose’s Zeiten eine mittlere Temparatur von3 nicht viel über 16° R. gehabt haben.

Die mittlere Temparatur von Jerusalem beträgt nun 13,6° R., die von Jericho wahrscheinlich ein wenig mehr, — es könnte also das Klima von Palästina seit 3000 Jahren keine bedeutende Änderung erfahren haben. — Von der in Griechenland aus Persien eingeführten Cordia myxa konnten wie zu Theophrast’s so auch in unseren Tagen nur in Zypern, nicht südlicher genießbare Früchte gezogen werden. Die Weinlese bei Rom fiel nach Barro in die Zeit vom 21. September bis 23. Oktober und jetzt fällt sie durchschnittlich auf den 2. Oktober. — Für China sucht Biot, für Dänemark Schouw die Unveränderlichkeit des Klimas nachzuweisen.

Unbeschadet der Richtigkeit dieser Beobachtungen lässt sich nun aber doch nicht in Abrede stellen, dass für eine nicht geringe Anzahl von Gegenden teils direkte Zeugnisse, teils Veränderungen des Bestandes und Verbreitungsgebietes einiger Pflanzen uns auf eine in historischen Zeiten eingetretene Modifikation des Klimas hinweisen. Beginnen wir mit denjenigen Angaben, welche auf eine Abnahme der mittleren Jahrestemperatur bzw. der mittleren Sommerwärme hindeuten.

1.2. ABNAHME DER MITTLEREN
JAHRESTEMPERATUR IN HISTORISCHEN ZEITEN


In Sibirien, im Tal des Jenissei, ziehen sich nach Middendorf die größeren Bäume mehr und mehr nach Süden zurück, und eine ähnliche Beobachtung ist an den Ufern des Weißen Meeres gemacht worden. Aus Island wachsen jene mächtigen Stämme nicht mehr, deren Überreste man noch in den Sümpfen der Talgründe sieht. Auf den Shetlandinseln hat man in Torfmooren Stämme der Weißtanne gefunden, die heute auf den britischen Inseln und sogar in Skandinavien fehlt, und ähnliche Wahrnehmungen hat man in Lappland, den Orkney- und Fär-Inseln gemacht. In den Hochmooren Schottlands in den Grafschaften Sutherland und Caithneß findet man Überreste von gewaltigen Eichen, Baumstämmen. wie sie jetzt dort nicht mehr gedeihen können.

In England richten verspätete Fröste im Frühjahr bedenkliche Verheerungen an; einzelne wohlbekannte Obstsorten hat man bereits gänzlich aufgegeben zu ziehen und bezieht sie jetzt lieber aus dem Ausland. Dieselben Erfahrungen hat man in Schottland machen müssen. Die früher viel angebaute wohlschmeckende Kochbirne findet man jetzt nur noch selten: Ribsten-.

Pipin- und Nonpareiläpfel sollen an Größe, Geschmack und an Zahl erheblich gegen die frühere Produktion zurückstehen. Viele in Schottland gezogenen Obstgattungen sind nach übereinstimmendem Urteil der Obstgärtner und Obstliebhaber nicht mit dem zu vergleichen, was sie vor 30—50 Jahren gewesen. Der berühmte »Carse of Gowrie«, der noch vor einem halben Jahrhundert so einträglich war, und wo 70 verschiedene Äpfelsorten nebst 36 Birnengattungen als mustergültig gezogen werden, besteht zwar noch, die Obstproduktion hat aber bedeutend nachgelassen. Ähnliches lässt sich von den Clydesdale-Obstgärten sagen. Die Damaszener-Pflaume droht auszusterben, und selbst die gewöhnliche schwarze Schlehdorns und Brombeere zeigt ersichtliche Merkmale von Verfall.

Aus den Jahrbüchern der Kaledonischen Obstzucht-Gesellschaft lässt es sich nachweisen, dass diese seit 1810 Preise auf frei an der Mauer, ohne Beihilfe von Heizungsvorrichtungen gezogene Pfirsiche ausschrieb; diese Preisausschreibungen hörten nach 1837 auf, — die seitdem eingeschickten Pfirsiche sind in Treibhäusern gezogen worden. Ähnliches lässt sich hinsichtlich der Kirsche, Stachelbeere und der in Schottland häufig gezogenen amerikanischen Moosbeere machen. Blüht doch sogar die gemeine Haselnuss anerkanntermaßen nicht mehr so reichlich, wie ehedem.4

Glaisher glaubt zwar nach Beobachtungen in Greenwich,...

Erscheint lt. Verlag 20.1.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Technik
ISBN-10 3-7504-7714-0 / 3750477140
ISBN-13 978-3-7504-7714-8 / 9783750477148
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