Strom, Spannung, spannend.

Strom, Spannung, spannend.

Geschichten zur Energieversorgung in Südwestsachsen
Buch | Hardcover
304 Seiten
2019
Wissenschaftliche Scripten (Verlag)
978-3-95735-105-0 (ISBN)
44,00 inkl. MwSt
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Im Jahre 1891 begann der Siegeszug der Drehstromtechnik mit der 175 km langen 15 kV Freileitung von Lauffen am Neckar nach Frankfurt am Main zur dort stattfindenden Weltausstellung. Überall in Deutschland wurden Freileitungen und Elektrizitätszentralen errichtet, um die Elektrizität für Beleuchtung und Kraftantriebe in gewünschtem Umfang bereitzustellen. Wegen des hoch entwickelten Maschinenbaus in der Region Chemnitz waren hier die Ansprüche an diese neue Energieform besonders hoch.

In der davor liegenden Zeit wurden Geräte zur Eektrizitätserzeugung und -anwendung von Bastlern und Handwerkern erfunden. Auch zur Übertragung der etwa 300 PS (221 kW) mit 15 kV wurden Isolatoren von den bereits bekannten Telegrafenleitungen modifiziert, indem zusätzlich an der Innenseite eine offene Rille eingearbeitet und mit Öl gefüllt wurde. Neue Anforderungen wie das Messen und Schalten in den Anlagen kamen hinzu. Für die Nutzung in den Fabriken und Haushalten wurden verschiedenste Netzspannungen gewählt, die neue Schutzmaßnahmen für die Menschen erforderten. Wie beim Maschinenbau wurden auch für die elektrotechnischen Anlagen hohe Anforderungen an die Zuverlässigkeit und an eine Langlebigkeit über mehrere Jahrzehnte gestellt. Für die Entwicklung der elektrischen Maschinen und Anlagen waren nun gut ausgebildete und kreative Ingenieure notwendig.

Diese Aufgabe wurde von den Technischen Hochschulen und Universitäten erfüllt. Die elektrotechnischen Betriebsmittel und Anlagen, die dann in den folgenden hundert Jahren bemessen, entwickelt, gebaut, errichtet und betrieben wurden, sind heute nicht mehr in Betrieb und inzwischen ausgesondert. Noch heute aber sind diese Erzeugnisse der Ingenieurkunst ob ihrer genutzten physikalischen Gesetze und ingenieurtechnischen Konstruktionsprinzipien interessant. Deshalb wurde auch im VDE Chemnitz ein Arbeitskreis „Geschichte der Elektrotechnik“ gegründet und ausgewählte Betriebsmittel und Anlagen wurden sorgfältig restauriert und in den „Technischen Sammlungen UW Etzdorf“ bei Roßwein der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In dieser Ausstellung wurden Leistungsschalter, Trennschalter, Isolatoren, Ortsnetztransformatoren und Kabelmuffen, aber auch Geräte der Sekundärtechnik sowie Netz- und Bild-dokumentationen gezeigt. Als die Ausstellungsflächen für die Zukunft nicht mehr zur Verfügung standen, wurden nach Prüfung weiterer Optionen die Exponate in das „KraftWerk Energiemuseum“ der DREWAG eingegliedert und am 20. März 2016 offiziell übergeben.

Der Arbeitskreis sieht eine wichtige Aufgabe in der Veröffentlichung zu Ereignissen, Abläufen und Situationen im Versorgungsgebiet Chemnitz. Auf dieser Grundlage ist das vorliegende Buch „Strom, Spannung, spannend – Geschichten zur Energieversorgung in Südwestsachsen“ entstanden. Mehrere engagierte Autoren beschreiben Exponate der Technischen Sammlung einschließlich der Schutz- und Fernwirktechnik sowie die Entwicklung der Netze in ausgewählten Regionen und Städten einschließlich der Geschichte der regionalen Kraftwerke. Aber auch Geschichten über Außenseiter wie zur Überlandbahn Hohenstein – Oelsnitz werden interessierte Leser finden.

Da Sicherheit und Zuverlässigkeit für die Energieversorgung sehr wichtig sind, wird es die Leser auch interessieren, welchen Einfluss darauf die Gewittertätigkeit im Erzgebirge hatte und wie Eislasten der Freileitungen an einer Versuchsleitung analysiert wurden. Die Untersuchung von Störfällen ist oft eine interessante Quelle für detaillierte Erkenntnisse und von Erfahrungen über das Verhalten von Betriebsmitteln sowie über die Reaktion von Netzsystemen bei Extremsituationen.

Insgesamt ist es dem Arbeitskreis „Geschichte der Elektrotechnik“ des VDE Chemnitz mit diesem Buch gelungen, dem Leser viele interessante Geschichten anzubieten. Ich wünsche dem Arbeitskreis weiterhin viel Erfolg beim Aufspüren und Beschreiben von spannenden Geschichten. Außerdem freue ich mich auf eine noch engere Zusammenarbeit unserer Arbeitskreise bei der Aufarbeitung der Geschichte der Elektrotechnik in Sachsen.

Doz. Dr.-Ing. Hartmut Bauer

1 Aus den Anfängen der Elektrifizierung
2 Energieversorgung bis 1945
3 Energieversorgung nach 1945
4 Energieversorgung 1954 bis 1990
5 Chronik der Sächsischen Elektricitäts-Lieferungs-Gesellschaft AG
6 Freiberg hatte einst Gleichstrom
7 Anfänge der Stromversorgung im Vogtland
8 Regionale Energieversorgungsunternehmen im Vogtland 1945 bis 1989
9 Regionale Stromversorgung im Vogtland 1990 bis 1999
10 Erstes Elektrizitätswerk in Sachsen
11 Elektrizitätswerk „An der Lungwitz“
12 Elektrizitätswerk „Obererzgebirg“ Schwarzenberg
13 Stromversorgung der Stadt Chemnitz
14 Kavernenkraftwerk Drei-Brüder-Schacht
15 Kraftwerk Mittweida
16 Elektrizitätswerke in Westsachsen
17 Lokale Elektrizitätswerke in Mittelsachsen
18 Elektrizitätswerk Bergen
19 Elektrizitätswerk Reichenbach
20 Elektrizitätswerk Plauen
21 Geschichte der Wasserkraftwerke
22 Umspannwerk Taura
23 Umspannwerk Himmelmühle
24 Schutzrelaistechnik im Mittel- und Hochspannungsnetz
25 Anfänge der Fernwirk- und Leittechnik
26 Automatische Wiedereinschaltung bei Freileitungsstörungen
27 Freiluftanlage Umspannwerk Köthensdorf – eine technische Rarität
28 Trafostörung im Umspannwerk Karl-Marx-Stadt/Süd 1970
29 Verkehrsunfall verursacht 110 kV Leitungsstörung
30 Überlandbahn von Hohenstein nach Oelsnitz i. E.
31 Einweisung der Feuerwehr im Umspannwerk Köthensdorf
32 Trafostörung im Umspannwerk Alberoda
33 Gewitter im Erzgebirge und ihre Folgen
34 Eislast im Erzgebirge und ihre Folgen
35 Technische Sammlung im Umspannwerk Etzdorf

Sehr geehrte Leser und hoffentlich auch Leserinnen. Keiner macht sich heute Gedanken darüber, dass „der Strom immer aus der Steckdose kommt“. Aber das war weder immer so, noch ist es selbstverständlich. Ganz schlimm wird es in der modernen, digitalen Welt, wenn es mal dunkel bleibt. Dann werden Energiearbeiter und Spezialisten mobil gemacht und sorgen möglichst schnell dafür, dass es wieder hell wird. Auch das war nicht immer so. Zwar gibt es die fleißigen Energiearbeiter und Spezialisten seit etwa 140 Jahren, aber diese hatten weder Computer, Server, Handys ... wie alle diese heutigen technischen Hilfsmittel heißen. Wie haben es aber die „Alten“ dennoch geschafft, dass die Versorgung mit Elektroenergie bis in jeden Haushalt so Schritt für Schritt Einzug hielt? Das können Sie aus diesem Buch erfahren – eben Geschichten zur Energieversorgung in Südwestsachsen. Die „Alten“ sind dabei ehemalige Mitarbeiter und Verantwortliche aus den Energieversorgungsunternehmen des ehemaligen Bezirkes Karl-Marx-Stadt (siehe Vita der Verfasser). Deshalb sind die Beiträge auch auf das Gebiet Südwestsachsen beschränkt. Dazu kommen noch einige Verfasser von Beiträgen, die ein großes Interesse an der Geschichte der Energieversorgung haben, bzw. eng mit den Versorgungsunternehmen zusammengearbeitet haben. Die Beiträge entstanden häufig aus eigenen Erfahrungen im Verlauf der Tätigkeit im Versorgungsunternehmen und aus verschiedenen archivierten Quellen. Leider sind durch die Umstrukturierung der Energieversorgung im Ergebnis der „Wende“ nach 1989 viele Dokumente der Entwicklung verloren gegangen. Eine Ausnahme sind Unterlagen aus dem Raum Schwarzenberg, die in schriftlicher Form gut geordnet den Verfassern zur Verfügung standen. Dafür sei hier schon einmal den damals Verantwortlichen der Dank ausgesprochen. Der Dank gilt auch all unseren Unterstützern am Buchprojekt, die nachfolgend aufgeführt werden. Besonders möchten wir uns aber an dieser Stelle beim VDE Bezirksverein Dresden und den Verantwortlichen des Dresdner Energie-Museums bedanken, die sowohl den Anstoß zu dem vorliegenden Buch gaben, als auch die „Sammlung Etzdorf“ (siehe Beitrag) in ihre bereits umfangreiche Sammlung aufnahmen. Wir bitten die Leserinnen und Leser außerdem um Verständnis, dass die historischen Aufnahmen und Abbildungen zum Teil nicht unseren heutigen Ansprüchen an die Bildqualität entsprechen, aber Bessere standen nicht zur Verfügung! Weiterhin möchten wir darauf hinweisen, dass die Verfasser durchweg spezialisierte Techniker sind, aber keine Schriftsteller oder Journalisten. Da die Autoren während ihres Berufslebens hauptsächlich auf dem Sektor der Elektroenergieverteilung eingesetzt waren, sind Darstellungen aus dem Kraftwerksektor weniger vertreten. Vielleicht aber regt das vorliegende Buch auch die „Alten aus den Kraftwerken“ an, ebenfalls in Ihren Erinnerungen nach interessanten Ereignissen zu suchen. Die Aufzeichnungen auf den folgenden Seiten sind zwar umfangreich, aber nicht vollständig. Vielleicht regt das Lesen die jüngere Generation zum Nachdenken an: „Wie haben die Alten das damals gemacht?“ – eine Frage, die vielen in der heutigen, schnelllebigen Zeit oft nicht mehr so wichtig erscheint. Aber das Buch soll auch aufzeigen mit welchen Ideen und Mitteln, mit welchem Einsatz jedes Einzelnen dafür gesorgt wurde, dass der Strom fast immer aus der Steckdose kam! Siegfried Rothe

Erscheinungsdatum
Zusatzinfo zahlreiche Abb. und Tabellen
Verlagsort Auerbach
Sprache deutsch
Maße 210 x 297 mm
Themenwelt Technik Elektrotechnik / Energietechnik
Schlagworte Energie • Sachsen • VDE
ISBN-10 3-95735-105-7 / 3957351057
ISBN-13 978-3-95735-105-0 / 9783957351050
Zustand Neuware
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