Die geheimnisvolle Welt der Meere (eBook)

Eine Reise ins Reich der Tiefe
eBook Download: EPUB
2019
240 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-25628-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die geheimnisvolle Welt der Meere - Robert Hofrichter
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Ein Buch so aufregend wie ein Tauchgang in die Tiefsee
Die Tiefen unserer Ozeane verbergen eine faszinierende Wunderwelt, die bis heute weniger Menschen mit eigenen Augen gesehen haben als die Oberfläche des Mondes. In diesem Buch erzählt der Zoologe und Naturschützer Robert Hofrichter die spannendsten Geschichten aus dem schillernden Kosmos, der die Erde umgibt: Wir lesen von ungewöhnlichen Lebensentwürfen und sonderbaren Sex-Praktiken in einem verbeulten Ozean, lernen freundliche Haie und übelgelaunte Delfine kennen, erfahren mehr über Monsterwellen, furchteinflößende Kreaturen der Tiefe und die Quellen allen Lebens. Das Buch ist zuvor unter dem Titel »Im Bann des Ozeans. Expeditionen in die Wunderwelt der Tiefe« als Hardcover im Gütersloher Verlagshaus erschienen und enthält zahlreiche farbige Abbildungen.

Dr. Robert Hofrichter, geboren 1957, ist ein österreichischer Zoologe, Biologe, Naturschützer, Journalist und Naturfotograf. Er ist Autor zahlreicher Werke und schrieb ein international sehr erfolgreiches Bestimmungsbuch für Pilze. Die faszinierende Welt im Untergrund interessiert ihn seit seiner Kindheit und lässt ihn auch nach 50 Jahren nicht los.

AUS POSEIDONS LESEBUCH

Unerschöpflich sind die Geschichten der Meere

Es gibt keine richtige Art,

die Natur zu sehen.

Es gibt hundert.

Kurt Tucholsky

Das Meer ist eine unerschöpfliche Quelle von Geschichten! Eine spannender als die andere! Wo also beginnen? Lassen Sie uns die Geburt des Ozeans unter die Lupe nehmen wie auch das ewige Auf und Ab des Meeresspiegels, die Puzzlespiele der Tektonik und die Beulen, die der Ozean hat. Stellen Sie sich mit mir den Drei Schwestern, den Kaventsmännern und anderen Monsterwellen, die selbst alten Fahrensleuten Schauer des Schreckens über den Rücken jagen. Hören Sie, dass Wasser nicht blau ist, und wenden Sie sich mit mir der Entstehung und Entfaltung des Lebens zu, wie es im Meer begonnen hat. Begegnen Sie der Vielfalt der marinen Arten und der endlosen Palette von Geschlechtermodellen und Spielereien der Fortpflanzung, die im nassen Element erfunden wurden und wenig mit dem »Papa-Mama-Kind-Modell« zu tun haben. Lassen Sie sich von Freundschaft, Kooperation und Symbiose der Lebewesen in der See begeistern und erfahren Sie, dass wir diesen Phänomenen das größte Bauwerk der Welt verdanken. Und rechnen Sie mit Nervenkitzel, wenn ich Ihnen die giftigen Kreaturen der Meere vorstelle und Sie mitnehme in die Frühzeit der Erdgeschichte, um Neptuns furchteinflößendste Kreaturen kennenzulernen, die Schrecken der Meere aus den letzten 400 Millionen Jahren.

Befürchten müssen Sie bei all dem natürlich, dass Sie manches liebgewonnene Klischee und einige Vorurteile werden aufgeben müssen: Delfine sind nicht in dem (vermenschlichten) Sinn gut wie Haie böse sein sollen. Von den etwa 530 heute lebenden Haiarten werden nur eine Handvoll dem Menschen potenziell gefährlich und durch einen Haibiss zu sterben, gehört zu den unwahrscheinlichsten Todesursachen auf diesem Planeten. Eher werden Sie von einem Hund zerfleischt oder von einer Kuh niedergetrampelt.

Nahebringen möchte ich Ihnen auch die faszinierende Geschichte der Beziehung unserer eigenen Art zum Ozean. Wir werden erfahren, dass unsere Vorfahren ausgesprochene Gourmets waren mit Vorliebe für Frutti di Mare. Und bei den Neandertalern stand auch schon mal ein Delfin- oder Mönchsrobbensteak auf dem Speiseplan.

Und wir werden sehen, dass wir das Meer brauchen, dieses uns aber nicht. Als menschliche Spezies sind wir dem Ozean völlig egal. Es hat in der Erdgeschichte schon zahlreiche Spezies kommen und gehen sehen, und auch wenn wir ihm gerade sehr zusetzen, werden wir eher uns selbst als das Meer vernichten.

Die Vielfalt des Lebens entstammt dem Meer

Biologen heben die Bedeutung des Wassers für das Wunder des Lebens hervor: Nach der Formung der Erde vor rund 4,6 Milliarden Jahren bot die Oberfläche des neuen Himmelskörpers noch ein höllisches Spektakel. Von einem »friedlichen« Blauen Planeten konnte damals noch keine Rede sein. Ein ständiges Bombardement von Meteoriten und die große Hitze ließen eventuell vorhandenes Wasser sofort verdampfen. Doch heute gehen immer mehr Wissenschaftler davon aus, dass eben diese Geschosse aus dem All auch gefrorenes Wasser mit auf die Erde brachten, einen Teil des Materials, das die künftigen Weltmeere bildete. Erdgeschichtlich gesehen relativ »bald« muss sich der Urozean des Archaikums geformt haben, denn in seinen Tiefen entstand allmählich etwas Neues, eine neue Entität, die wir »Leben« nennen. Nach heutigem Wissen sind die ersten fossilen Zeugen dieser geheimnisvollen Daseinsform der Materie fadenförmige Zellen, die man vermutlich den Cyanobakterien (im Volksmund »Blaualgen«) zuordnen muss. Man fand sie in Kieselgesteinen Westaustraliens.

Wie allmählich und zugleich rasend schnell die Entwicklung des Lebens sich vollzog und wie spät wir Menschen darin vorkommen, zeigt sich, wenn wir die bisher vergangenen Äonen, die Erdzeitalter, seit der Formung der Erde auf einen einzigen Tag zusammenschrumpfen lassen, der um Mitternacht beginnt. Die ersten einfachen Lebensformen erscheinen bereits morgens um viertel vor sechs. Erst gegen halb zehn abends folgen die Fische und eine Sekunde vor Mitternacht der Mensch. Der Anfang dieser Entwicklung liegt im Ozean und bei allen Diskussionen und Unsicherheiten erscheint es heute am wahrscheinlichsten, dass sich das Leben in seinen Tiefen rund um die Hot Vents, um heiße Quellen in der Tiefsee formte. Und dort gelang diesem ersten Leben etwas, das alles andere erst möglich machte: Vor etwa 2,5 Milliarden Jahren begannen die Cyanobakterien des Urozeans damit, Oxygen als Abfallprodukt in die damals noch sauerstofflose Atmosphäre freizusetzen. Aus dem lebensfeindlichen Gasgemisch der Atmosphäre wurde die Luft, die das Leben atmet. Und noch heute ist es das Phytoplankton der Ozeane, das der Welt die Luft zum Atmen gibt. Winzige, oft einzellige Organismen, sogenannte Mikroalgen aus verschiedenen Verwandtschaftsgruppen, die zu Myriaden im Meer mit der Strömung treiben und Fotosynthese betreiben. Nebenbei produzieren sie jährlich einen Teil der 105 bis 115 Milliarden Tonnen Biomasse im Ozean – die Grundlage sämtlicher mariner Nahrungsnetze. Die sprichwörtliche grüne Lunge unseres Planeten ist eigentlich eine blaue!

Ein Versuch, die Artenvielfalt zu fassen: die Volkszählung im Ozean

Was mit Einzellern in der Tiefsee begann, gestaltete sich zu einer unübersehbaren Vielfalt des Lebens. Deutlich wird das an einer – auf den ersten Blick – wenig attraktiven, aber umso bedeutenderen Tiergruppe: Die Fadenwürmer oder Nematoden sehen wirklich nicht spektakulär aus. Aber sie halten, was ihr Name verspricht: Sie ähneln einem winzigen, dünnen Faden. Erst im Mikroskop werden einige anatomische Details sichtbar, dennoch bleibt es selbst für die besten Experten der Welt ein Geduldsspiel, einen solchen Wurm zu bestimmen. Allein aus dem Mittelmeer sind mehr als 700 Arten beschrieben, weltweit sind es an die 30.000. Und das sind nur die validen Arten, wie Zoologen sagen, also diejenigen, die bei Biologen als solche akzeptiert sind. Nun kommen aber Schätzungen ins Spiel, denn lange nicht jeder Nematode wurde auch schon wissenschaftlich erfasst: Einige meinen, dass es mindestens eine Million Spezies Fadenwürmer geben müsste, andere schätzen ihre Artenzahl auf zehn Millionen, während vereinzelt sogar 100 Millionen genannt werden!

Diese letzte Zahl ist wohl weit übertrieben, verdeutlicht aber das Dilemma bei den Bemühungen, die Artenvielfalt zu quantifizieren. Die Meeresbiologen störte die Ungewissheit, und sie beschlossen, im Rahmen des sogenannten Census of marine life eine »Volkszählung der Ozeane« durchzuführen. All die Fadenwürmer zu zählen – wahrlich keine leichte Aufgabe für die mehr als 2.700 Experten aus über 80 Ländern. Derzeit liegt die tatsächlich ermittelte Artenzahl in den Ozeanen (die Mikroorganismen nicht mit eingerechnet) bei etwa einer viertel Million. Das hört sich erst einmal nach nicht besonders viel an, vergleicht man diese Zahl mit den vielen Millionen biologischen Spezies, von denen man hört, wenn es um das Leben an Land geht. Doch kommen diese Zahlen durch die Insekten, insbesondere die Käfer zustande. Von ihnen gibt es in den Regenwäldern eine schier unüberschaubare Zahl, die man nur schätzen kann. Erst wenn man diese Insekten von der Bilanz abzieht, bekommen wir eine solide Vorstellung von den Relationen der Artenvielfalt auf unserem Planeten. Und dann wird auch deutlich, dass die Artenzahlen im Meer enorm sind. Mindestens 750.000 weitere Spezies halten die Wissenschaftler in den Weltmeeren für realistisch, und manche Schätzungen gehen von mehr als der doppelten Anzahl aus. Und darin sind die Mikroorganismen noch nicht berücksichtigt, von denen es auch an die eine Million Arten geben könnte.

Biodiversitäts-Wettbewerb: Korallenriff versus Regenwald

Betrachtet man nun nicht die Artenvielfalt des Meeres, sondern die Zahl der im Meer lebenden großen Tiergruppen, der Tierstämme, wird noch einmal die beeindruckende Biodiversität der Ozeane deutlich, die Vielfalt der in ihnen beheimateten Lebensformen. Sie entsprechen den großen Entwicklungslinien der Evolution. Da gibt es die Schwämme, Nesseltiere, Gliederfüßer, die Weichtiere, Stachelhäuter und die Wirbeltiere sowie all die anderen. Derzeit unterscheiden Zoologen etwa 30 (Tier)Stämme und die allermeisten von ihnen sind entweder ausschließlich oder überwiegend marin.

Wie großartig diese Vielfalt ist, werden alle bestätigen, die schon einmal in den Hotspots der Weltmeere im australasiatischen Raum (etwa rund um Neuguinea) schnorcheln oder tauchen waren und vielleicht auch schon einmal einen Regenwald besucht haben: Ein Regenwald ist eine grüne Hölle, in der man oft tagelang nur wenige größere Tiere erblickt. Ein Teil der Vielfalt versteckt sich hier mehr als 40 Meter hoch in den Baumkronen – über 1.000 Käferarten etwa auf einer einzigen Baumart. Den Gesang der Vögel hört man zwar in der Morgen- und Abenddämmerung, doch bekommt man sie selten zu Gesicht. Die Biodiversität des Dschungels ist großartig, aber verborgen, die des Korallenriffs jedoch liegt offen vor Augen. Auf jedem Quadratmeter finden wir ein Sammelsurium an Farben und Formen, wie man es sich bunter und fantasievoller nicht ausmalen könnte. Selbst ein Tauchgang auf bloß einem Quadratmeter wäre nie langweilig. Die Schönheit und Vielfalt dieser Riffe ist unbeschreiblich. Die Rifffische hätte ein surrealistischer Künstler wie Salvator Dalí nicht fantasievoller entwerfen können. Suchen Sie im Internet nach einem Bild des Picasso-Drückerfisches, und Sie werden mir zustimmen! Und jede der anderen 2.500 Fischarten in diesen Riffen, die höchste Vielfalt weltweit, ist nicht minder...

Erscheint lt. Verlag 8.7.2019
Zusatzinfo Mit 16-seitigem vierfarbigen Bildteil
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Natur / Ökologie
Technik
Schlagworte Biologie • Das geheime Leben der Bäume • Delfin • Delphine • eBooks • Geschichte • Hai • Haie • Kochbuch • Kochbücher • Kochen • Meeresforschung • Meeresschutz • Naturschutz • Peter Wohlleben • Plastik im Meer • Seefahrt • Sport • Tiefsee • Wal
ISBN-10 3-641-25628-3 / 3641256283
ISBN-13 978-3-641-25628-9 / 9783641256289
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