Geheimnisse der Bautechnikgeschichte - Gerüste und Hilfskonstruktionen im historischen Baubetrieb
Ernst & Sohn (Verlag)
978-3-433-03175-9 (ISBN)
Dieses Buch enthüllt die Geheimnisse um die Gerüste und Hilfskonstruktionen, welche von Baumeistern und Handwerkern, später von Ingenieuren, seit der römischen Antike erdacht und fortentwickelt wurden, um riesige Bauwerke zu errichten. Die Transport- und Arbeitsgerüste sowie die Lehrgerüste der Vergangenheit sind ein faszinierender Bestandteil der Bautechnikgeschichte. Sie haben jedoch an den historischen Baudenkmälern bestimmungsgemäß meist nur geringe Spuren hinterlassen.
Der Autor behandelt den Zeitraum von der römischen Antike bis zu den ersten fotografischen Baustellendokumentationen, wie z. B. bei der Reparatur von Kriegsschäden nach deutschem Artilleriebeschuss 1870 am Panthéon in Paris.
Die Herkunft und Ausbreitung der verschiedenen Gerüsttypen in Europa werden aufgezeigt und diskutiert. Dabei hat der Autor viel Neuland erschlossen und teils bisher nichtveröffentlichtes oder nur verstreut erwähntes Material aufbereitet und ausgewertet. Erstaunliche Planungsdokumente werden dem Leser zugänglich gemacht, wie z. B. detaillierte Erläuterungen aus dem 17. Jahrhundert darüber, wie das Gerüst zum Bau einer Kuppel auszusehen hat, was es kostet und wie der Bauvorgang ist. Auch berühmte überlieferte Gerüstprobleme werden dargestellt und erläutert - das Lehrgerüst für den Petersdom in Rom oder das Transportgerüst für den Vatikan-Obelisken im 16. Jahrhundert sind auch für bautechnisch interessierte Laien Höhepunkte der Baugeschichte.
Einen wichtigen thematischen Schwerpunkt bilden die Lehrgerüste für Gewölbe, denn sie haben bis heute praktische Folgen bei der Bewertung und Ertüchtigung von historischen Wölbkonstruktionen, deren Abweichungen nur mit Kenntnis der Lehrgerüste erklärbar sind.
Die umfassende Darstellung der Weiterentwicklung der Gerüste in engem Zusammenhang mit der Brückenbautechnologie und dem Aufkommen von Zementmörtel und Beton schließt den Gang durch die Geschichte der Gerüste, unter Berücksichtigung der Krane und Hebezeuge sowie der Baustellenorganisation ab.
Mit diesem Buch wird ein Referenzwerk der Bautechnikgeschichte vorgelegt, das darüber hinaus für die Planungspraxis von Bauingenieuren und Architekten beim Bauen im Bestand und unter Denkmalschutz wichtiges Know-how bereithält. Für interessierte Laien bietet es eine unterhaltsam geschriebene Geschichte der Erschaffung der gebauten Welt.
Über die Reihe Edition Bautechnikgeschichte:
Mit erstaunlicher Dynamik hat sich die Bautechnikgeschichte in den vergangenen Jahrzehnten zu einer höchst lebendigen, international vernetzten und viel beachteten eigenständigen Disziplin entwickelt. Auch wenn die nationalen Forschungszugänge unterschiedliche Akzente setzen, eint sie doch das Bewusstsein, dass gerade die inhaltliche und methodische Vielfalt und das damit verbundene synthetische Potenzial die Stärke des neuen Forschungsfeldes ausmachen. Bautechnikgeschichte erschließt neue Formen des Verstehens von Bauen zwischen Ingenieurwesen und Architektur, zwischen Bau- und Kunst-, Technik- und Wissenschaftsgeschichte.
Mit der Edition Bautechnikgeschichte erhält die neue Disziplin erstmals einen Ort für die Publikation wichtiger Arbeiten auf angemessenem Niveau in hochwertiger Gestaltung. Die Bücher erscheinen in deutscher oder englischer Sprache. Beide Hauptrichtungen der Bautechnikgeschichte, der eher konstruktionsgeschichtlich und der eher theoriegeschichtlich geleitete Zugang, finden Berücksichtigung; das Spektrum der Bände reicht von Überblickswerken über Monographien zu Einzelaspekten oder -bauten bis hin zu Biographien bedeutender Ingenieurpersönlichkeiten. Ein international besetzter Wissenschaftlicher Beirat unterstützt die Herausgeber in der Umsetzung des Konzepts.
Prof. Dr.-Ing. Stefan M. Holzer studierte Bauingenieurwesen an der TU München. Dort promovierte er 1992 zu einem Thema der numerischen Mechanik. Nach einem einjährigen Forschungsaufenthalt in den USA und zwei Jahren in einem großen deutschen Baukonzern war er 1995 bis 2001 Professor an der Universität Stuttgart und 2001 bis 2016 an der Universität der Bundeswehr München, jeweils im Fach Ingenieurmathematik und lngenieurinformatik. Seit 2001 betätigte er sich zunehmend praktisch in der Bauwerksuntersuchung und Erhaltung und wissenschaftlich im Bereich der Analyse und Erhaltung historischer Baudenkmäler. Hieraus gingen zahlreiche wissenschaftliche Aufsätze in nationalen und internationalen Zeitschriften hervor. Seit 2008 entstanden außerdem fünf Monographien interdisziplinären Charakters. Im Jahre 2016 folgte er dem Ruf auf die Professur für Bauforschung und Konstruktionsgeschichte an die ETH Zürich und leitet dort das Institut für Denkmalpflege und Bauforschung IDB. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Baukunst der Frühen Neuzeit und des 19. Jahrhunderts, im historischen Holz- und Mauerwerksbau.
Reihenherausgeber:
Karl-Eugen Kurrer wurde 1952 in Heilbronn geboren. Nach dem Studium des Bauingenieurwesens an der Hochschule für Technik (HfT) Stuttgart arbeitete er zunächst im Ingenieurholzbau in Heilbronn. Danach studierte er an der TU Berlin Bauingenieurwesen, Technikgeschichte und Physikalische Ingenieurwissenschaften. Im Jahr 1981 schloss er seine Diplomarbeit über die Entwicklung der Gewölbetheorie vom 18. Jahrhundert bis 1980 ab und 1986 folgte die Promotion an der TU Berlin. Zwischen 1989 und 1995 arbeitete Dr.-Ing. Kurrer als Entwicklungsingenieur für Antennensysteme bei Telefunken Sendertechnik GmbH in Berlin. Seit 1996 leitet Dr. Kurrer den Arbeitskreis Technikgeschichte beim VDI (Verein Deutscher Ingenieure) in Berlin. Von 1996 bis Februar 2018 war er Chefredakteur von Stahlbau und (ab 2008) von Steel Construction — Design and Research, Zeitschriften des Verlages Ernst & Sohn. Seit mehr als 35 Jahren beschäftigt sich Dr. Kurrer mit Bautechnikgeschichte unter besonderer Berücksichtigung der Baustatik und Strukturmechanik. Er hat mehr als 180 Artikel und mehrere Monographien veröffentlicht.
Werner Lorenz, geboren 1953 in Osnabrück, ging 1980 nach dem Studium des Bauingenieurwesens an der TU Berlin zunächst "in die Lehre" in ein Berliner Ingenieurbüro, bevor er 1984 an seine Hochschule zurückkehrte und dort u. a. erste Seminare zur Bautechnikgeschichte leitete. 1988 war er Gastprofessor an der École Nationale des Ponts et Chaussées in Paris, 1992 wurde er mit einer Arbeit über die Frühzeit des Bauens mit Eisen in Berlin und Potsdam promoviert. Im Jahr darauf nahm er den Ruf auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Bautechnikgeschichte der BTU Cottbus an, wo er für Studenten des Bauingenieurwesens und der Architektur ein System von konsekutiven Kursen in Bautechnikgeschichte und Tragwerkserhaltung aufbauen konnte. 1996 gründete er ein Planungsbüro in Berlin, das sich auf die Erhaltung und Ertüchtigung historischer Tragwerke und Denkmale spezialisiert hat. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf der industriell geprägten Bautechnikgeschichte des 18., 19. und 20. Jahrhunderts. Er ist Mitglied zahlreicher Fachbeiräte und internationaler wissenschaftlicher Komitees sowie Gründungsmitglied und erster Vorsitzender (2013—2017) der Gesellschaft für Bautechnikgeschichte.
Vorwort
1 Geschichte der Gerüste — Geschichte der Baustelle
2 Ein erhöhter Arbeitsplatz — Gerüste für Arbeiter
2.1 Universell einsetzbar — das Bockgerüst
2.2 Kraggerüste
2.3 Das »klassische« Stangengerüst
2.4 Das »Lantenengerüst«
2.5 Freistehende Gerüste
2.6 Gerüste für Renovierungsarbeiten in großer Höhe
3 Wie baut man ein Gewölbe?
3.1 Formgebung: Bogenlehren für Wandbögen und Tonnengewölbe
3.2 Die Schalung
3.3 Verlorene oder wiedergewonnene Schalung aus Tonplatten
3.4 Erde als Schalung
3.5 Kassettierte Gewölbe
3.6 Besonderheiten des Wölbens mit Werkstein
3.7 Stützung der Schalung durch das »Lehrgerüst«
3.8 Lehrgerüste ohne direkte Stützung vom Boden
3.9 Das Kreuzgewölbe und verwandte Gewölbeformen
3.10 Ein einmaliges Zeugnis — das Modell des Gerüstes für St. Anna in Augsburg
3.11 Das Ausrüsten
3.12 Stützgerüste für die statische Sicherung von Gewölbebauten
4 Kuppeln und ihre Gerüste
4.1 Auf Schalung hergestellte Klostergewölbe und Kuppeln
4.2 Rotationskuppeln
4.3 Brunelleschis Kuppel in Florenz
4.4 Routine des Kuppelbaus: Von St. Peter in Rom zu den Barockkuppeln
4.5 Falsche Fährten
4.6 Klassizismus und 19. Jahrhundert
5 Hebe- und Transportgerüste
5.1 Was über die Hebezeuge der Antike bekannt ist
5.2 Mittelalterliche Hebezeuge
5.3 Laufrad, Tretrad, Sprossenrad — zweitausend Jahre Kranantrieb mit Menschenkraft
5.4 Das innovationsfreudige 15. Jahrhundert
5.5 Der »französische Kran«, ein Erfolgsmodell für fünf Jahrhunderte
5.6 Die italienische Renaissance und die Wiederbelebung der antiken Hebezeuge
5.7 Anschlagmittel — Kontinuität von der Antike bis zur Neuzeit
5.8 Horizontaltransport von Monolithen und ganzen Bauwerken
5.9 Kombination von Horizontal- und Vertikaltransport: Versetzgerüste und Versetzkrane
5.10 Vom Handbetrieb zum Dampf- und Elektroantrieb: das 19. Jahrhundert
6 Die Königsdisziplin: Gerüste im Brückenbau
6.1 Italien und die Renaissance
6.2 Jenseits von Italien — Lehrgerüstbau in lokaler Technologietradition
6.3 Englische Sonderwege
6.4 Von Venedig nach Paris — das klassische französische Brückengerüst
6.5 Die beginnende Ingenieurwissenschaft und der Brückenbau im frühen 19. Jh.
6.6 Die großen Gewölbe und die langen Viadukte
6.7 Vom Holz zum Stahl — Lehr- und Versetzgerüste jenseits des Massivbaus
"Das Buch gehört bei jedem forschenden oder sich im Bestand verortenden Bauingenieur auf den Tisch. Die liebevolle Ausstattung des Bandes in Format, flüssig lesbaren Text und wunderschönen Digitalisaten macht es dem Rezensenten leicht es auch einem breiteren Lesekreis wärmstens ans Herz zu legen."
Dipl.-Ing. Eberhard Pelke, Mainz, in: Bautechnik 98 (2021), H. 10, S. 809-810.
Erscheinungsdatum | 14.04.2021 |
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Reihe/Serie | edition Bautechnikgeschichte / Construction History series |
Mitarbeit |
Herausgeber (Serie): Karl-Eugen Kurrer, Werner Lorenz |
Zusatzinfo | 450 Abb. |
Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Maße | 210 x 297 mm |
Gewicht | 2186 g |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Technik ► Bauwesen |
Schlagworte | Architektur • Bauausführung • Bauingenieur- u. Bauwesen • Bautenschutz • Bautenschutz u. Bausanierung • Denkmalpflege • Gerüst • Gerüstbau • Geschichte • Geschichte der Medizin u. Naturwissenschaften • Industrielle Verfahrenstechnik • Mauerwerkbau • Spezialthemen Bauingenieur- u. Bauwesen • Spezialthemen Industrielle Verfahrenstechnik • Stahlhochbau • Stahlhochbau u. Brückenbau • Tragwerke |
ISBN-10 | 3-433-03175-4 / 3433031754 |
ISBN-13 | 978-3-433-03175-9 / 9783433031759 |
Zustand | Neuware |
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
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