Ben Miller ist, wie du und ich, ein mutierter Affe, der auf einer Kugel aus geschmolzenem Eisen die Eiszeit überlebt hat und um ein supermassives schwarzes Loch kreist. Er ist aber auch Schauspieler, Komiker ('Johnny English', 'Doctor Who') und Bestsellerautor. Und er schlägt sich immer noch mit der Erkenntnis rum, dass es für ihn nie zum Astronauten reichen wird. 'ANYBODE OUT THERE?' ist sein erstes Buch im Penguin Verlag.
Kapitel 2
SETI
Der Autor stellt die wissenschaftliche Suche nach
außerirdischem Leben vor (bekannt als SETI),
macht uns mit der berühmten Drake-Gleichung bekannt
und untersucht das merkwürdige UFO-Phänomen.
Im Sommer 67 sollten endlich die kühnsten Träume von Jocelyn Bell Burnell (damals Jocelyn Bell) wahr werden. Als Forschungsstudentin des angesehenen Astronomen Antony Hewish hatte sie die letzten zwei Jahre damit verbracht, im Mullard Radio Astronomy Observatory vor den Toren von Cambridge ein brandneues Radioteleskop zu bauen. Jetzt war dieser Apparat endlich dazu bereit, den jungfräulichen Himmel zu erforschen, und sie allein würde die Mitwisserin seiner Geheimnisse sein.
Ein Radioteleskop erstellt ein Bild von fernen Sternen und Galaxien durch die Radiowellen, die sie ausstrahlen. Radioteleskope haben wenig mit dem Teleskop zu tun, das sich Admiral Nelson trotzig vor das blinde Auge hielt. Das von Bell Burnell beaufsichtigte Teleskop sah mehr aus wie zwei mit Antennenkabeln bespannte Rugbyfelder.
Da wir hier von der Mitte der 1960er Jahre sprechen, wurden die Ergebnisse von Bell Burnells Teleskop nicht auf der Festplatte eines mit Freon gekühlten Supercomputers gespeichert, sondern von vier Messschreibern mit jeweils drei Stiften festgehalten. Deren Tinte und Papierstreifen mussten jeden Morgen ausgetauscht werden, und sie produzierten jeden Tag 30 Meter mit Aufzeichnungen. Nachdem sich Bell Burnell ein paar Wochen eingearbeitet hatte, fiel ihr etwas wirklich Seltsames auf.
Ihr Teleskop war eigens dafür entwickelt worden, eine neue Art von Radioquelle namens Quasar zu erforschen. Ein Quasar ist eine Galaxie ganz am Anfang ihres Lebens, die Radiowellen ausstößt, während die supermassereichen Schwarzen Löcher in ihrem Zentrum sich durch extrem heißes Gas und Staub speisen. Bell Burnell entdeckte bald ein paar vielversprechende Kandidaten für Quasare und konnte wenig hilfreiche Geräusche von der Erde ausschließen, wie zum Beispiel die Fehlzündungen von Mopeds auf der nahen A603. Aber da gab es noch eine andere Art von Signalen, die sie nicht einordnen konnte: ein schnelles Ruckeln der Schreiberstifte, was zu etwas über einen halben Zentimeter von »Gekritzel« auf dem Diagrammpapier führte und in Abständen von etwa 915 Metern auf den Streifen zu finden war.
Bell Burnell kam schnell zu der Erkenntnis, dass dieses Gekritzel von immer demselben Ort am Himmel stammen musste. Die Beschaffenheit der Radiowellen schien auf fremde Sterne weit außerhalb des Sonnensystems hinzuweisen. Um das Gekritzel detaillierter zu untersuchen, stellte Bell Burnell den Schreiber neu ein. Wenn das Teleskop diese konkrete Ecke des Kosmos untersuchte, würde das Papier nun schneller durch die Maschine laufen. Die Ergebnisse waren unfassbar, es stellte sich nämlich heraus, dass es sich bei dem Gekritzel um ein Signal handelte. Auf dem Diagrammpapier war regelmäßiges Pulsieren zu erkennen, und die Ausschläge lagen exakt 1⅓ Sekunden auseinander.
Bell Burnell war ratlos. Was um alles in der Welt – oder eher außerhalb der Welt – konnte das nur sein? Sterne und Galaxien pulsieren nicht, sondern leuchten. Pulsieren bedeutet Leben. Und dann kam ihr ein außergewöhnlicher Gedanke: Konnte das vielleicht die Nachricht einer außerirdischen Zivilisation sein?
Fliegende Untertassen
Zu der Geschichte von Jocelyn Bell Burnell und dem geheimnisvollen Signal kehren wir am Ende des Kapitels noch mal zurück. Hier reicht es erst einmal, darauf hinzuweisen, dass ihre vorbildliche Detektivarbeit und ihr wissenschaftlicher Verstand ein erlesenes Gegengewicht zu den zweifellos unterhaltsamen, aber ziemlich verrückten UFO-Geschichten darstellen, die jetzt kommen.
Ich kann mir vorstellen, dass einige von euch jetzt schon eingeschnappt sind. Wahrscheinlich habt ihr euch dieses Buch in der Hoffnung ausgesucht, dass es darin um UFOs geht. Und jetzt kommt es euch so vor, als hätte man euch über den Tisch gezogen. Vielleicht habt ihr selbst schon mal ein UFO gesehen – der Name bedeutet einfach nur »unbekanntes Flugobjekt« – oder kennt jemanden, dem das passiert ist. Daher sollten wir eines hier vielleicht erst einmal klarstellen: Ich bin völlig unvoreingenommen, darum geht es in der Wissenschaft schließlich. Für mich bedeutet das aber auch, keine Theorie zu akzeptieren, solange sie nicht mit erstklassigen Beweisen untermauert wurde. Und da kann ich mir noch so sehr wünschen, sie wäre wahr. Ich höre mir gern UFO-Storys an und finde sie so genauso unterhaltsam wie ihr auch, ich glaube nur einfach nicht, dass sie viel mit echtem außerirdischen Leben zu tun haben.
Gleichwohl halte ich einen kurzen Abriss der Geschichte des UFO-Phänomens für sinnvoll, damit wir dann die wahre Wissenschaft vom außerirdischen Leben in diesen Kontext einordnen können. So viele Menschen haben UFOs gesehen, erzählen von Kontaktaufnahmen und Entführungen durch die Besatzungen fliegender Untertassen, dass da doch irgendetwas dran sein muss. Was also hat es damit auf sich, und wann ging das Ganze los?
Der Begriff UFO wurde in den 1940ern von der amerikanischen Air Force geprägt, um damit jede Entdeckung am Himmel zu beschreiben, die nicht einfach als bekannte Flugmaschine oder natürliches Phänomen erklärt werden konnte.
Über die Sichtung von außerirdischen Raumschiffen hatten Menschen bereits Ende des 19. Jahrhunderts berichtet, gefolgt von der Entdeckung außerirdischer Raketen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Richtig los ging es aber erst mit dem Auftauchen eines außerirdischen Designklassikers, der fliegenden Untertasse.
Wann wurden zum ersten Mal fliegende Untertassen gesehen? Erstaunlicherweise kann ich euch darauf eine ganz genaue Antwort geben: am Dienstag, dem 24. Juni 1947. Das war nämlich der Tag, an dem der Sportflieger Kenneth Arnold eine unvergessliche Geschäftsreise antrat.
Up, up and away
Um zwei Uhr mittags hob der zweiunddreißigjährige Arnold in Chehalis im Staate Washington in einer einmotorigen Dreisitzer-Callair ab und machte sich auf den Weg Richtung Osten zum etwa 190 Kilometer entfernten Yakima. Dabei musste er am Mount Rainier im Kaskadengebirge vorbei. Im Winter zuvor waren dort beim Absturz eines Militärflugzeugs 32 Marinesoldaten ums Leben gekommen, wegen des Schnees hatte man das Flugzeugwrack jedoch nie gefunden. Dieser 24. Juni war ein wunderbar klarer Tag, und da inzwischen viel weniger Schnee lag – und wegen des Flugzeugs ein Finderlohn von 5000 Dollar in Aussicht stand – beschloss Arnold, sich die Gegend mal genauer anzusehen.
Arnold hatte auf seiner Suche eine der Schluchten am Fuß des Mount Rainier durchquert und war gerade im Begriff, den Canyon wieder zu verlassen, als er auf einmal ein grelles blaues Licht sah. Für einen Moment dachte er, dass ihn vielleicht das Sonnenlicht auf einem anderen Flugzeug in der Nähe geblendet habe, deshalb suchte der Pilot aus Angst vor einer Kollision den Himmel genau ab, er konnte aber kein anderes nahes Flugzeug erkennen. Da erfüllte auf einmal ein zweites blaues Leuchten sein Cockpit, so hell »wie das Bogenlichts eines Schweißers«. Dann entdeckte er in einiger Entfernung »zu meiner Linken eine Reihe von Gegenständen, die für mich aussahen wie der Schwanz eines chinesischen Papierdrachen, als sie mit unglaublicher Geschwindigkeit am Hang des Mount Rainier vorbeisausten und -tänzelten«.
Im Zentrum jeder dieser Flugmaschine befand sich ein helles blaues Licht, dessen Pulsieren Arnold später mit dem Herzschlag eines Menschen verglichen hat. Wegen der Anordnung der Flugzeuge in einer Diagonalen und ihrer großen Geschwindigkeit dachte er zunächst, es müsse sich um Militärmaschinen handeln. Wirklich seltsam fand Arnold an diesen Fluggeräten, dass sie kein Heck hatten. Sie waren von silbriger Farbe und sahen »in etwa aus wie eine in Hälften geschnittene Springform mit einer Art gewölbtem Dreieck hinten«. So etwas war Arnold noch nie untergekommen. Er erklärte es sich damit, dass man das Heck wohl mit Tarnfarbe kaschiert haben musste, deshalb »zerbrach ich mir darüber nicht weiter den Kopf«.
Als guter Pilot konnte Arnold den Sekundenzeiger seiner Uhr im Auge behalten und stoppen, wie lange diese Flugzeugflotte vom Mount Rainier bis zum Mount Adams brauchte – nämlich eine Minute und 42 Sekunden. Das verwunderte ihn dann doch, die beiden Berge liegen nämlich etwa 80 Kilometer auseinander, also mussten diese Fluggeräte die Strecke mit einer Geschwindigkeit von etwa 40 Kilometer pro Minute oder 2415 km/h zurückgelegt haben. Das war ein ganz schönes Tempo. Zu jener Zeit lag der Luftgeschwindigkeitsrekord bei etwa der Hälfte, ungefähr 1000 km/h. Arnold zählte insgesamt neun Fluggeräte, deren Flügelspannweite er auf etwa 30 Meter schätzte und die sich ihm seiner Meinung nach bis auf etwa 40 Kilometer Entfernung näherten.
Nach seiner Landung in Yakima fuhr Arnold zum Büro seines Freundes Al Baxter. Dieser war damals Geschäftsführer einer Firma namens Central Aircraft, die Schädlingsbekämpfung mit dem Einsatz von Flugzeugen betrieb. Baxter fand Arnolds Geschichte amüsant und zog zwei seiner Flugzeug- und einen Hubschrauberpiloten hinzu, um ihre Meinung dazu zu hören. Man einigte sich auf die Erklärung, dass Arnold vielleicht Zeuge von Raketentests des nahen Luftwaffenstützpunkts in Moses Lake geworden...
Erscheint lt. Verlag | 13.6.2017 |
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Übersetzer | Sonja Hagemann |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | The Aliens Are Coming!: The Exciting and Extraordinary Science Behind Our Search for Life in the Universe |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Natur / Technik |
Technik | |
Schlagworte | Aliens • Astronomie • eBooks • Galaxie • intelligentesLeben • Kosmologie • Quantenmechanik • Raumfahrt • SETI • Sonnensystem • UFOs • Universum |
ISBN-10 | 3-641-20527-1 / 3641205271 |
ISBN-13 | 978-3-641-20527-0 / 9783641205270 |
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