Phänomen Naturgesetze -  Klaus-Dieter Sedlacek

Phänomen Naturgesetze (eBook)

Das Geheimnis hinter den Erscheinungen der Welt
eBook Download: EPUB
2016 | 2. Auflage
212 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7412-6757-4 (ISBN)
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Was uns an den beinahe mythischen Denkern der antiken Welt so fasziniert, ist die wundervolle, abgeschlossene Einheit ihres Weltbildes. Mit welcher prachtvollen Gebärde steht einer dieser Denker vor uns, der legendenumrankte Pythagoras etwa, und sagt mit kühlem, unbeirrbarem Blick: Ich halte das Weltgeheimnis in den Händen. Und hier beginnen die Ziele des vorliegenden Werkes. Es erblickt seine Aufgabe darin, in einem Umfang, der sich noch durcharbeiten lässt, ein wirkliches Verständnis der Welterscheinungen zu geben, soweit die Wissenschaft ein solches besitzt. Es will gerade das bieten, was man in den vielen Werken über die Welt vergeblich sucht, weil diese den Ehrgeiz haben, möglichst viele Tatsachen zu bringen, deren Verarbeitung dann dem Leser überlassen bleibt. Hier dagegen wird ein prinzipiell anderer Weg beschritten; die Tatsachen sind nur Hilfsmittel und nicht Endzweck. Es wird genau die Auswahl dessen geboten, was von dem gesamten sicheren Wissen zum Verständnis unseres naturwissenschaftlichen "Weltbildes" notwendig ist. Und der Leser dieses Buches kann wie Pythagoras mit unbeirrbaren Augen in die Welt blicken, denn er hält ihr Geheimnis in seinen Händen.

3 Wie lassen sich die Erscheinungen der Welt erklären?


3.1 Raum und Zeit


3.1.1 Die drei Fundamentalbegriffe, mit denen man die ganze Welt beschreibt

Die Naturwissenschaft hat im Laufe der Jahrtausende eine kaum übersehbare Menge von Begriffen angehäuft, die ihr Skelett bilden. Diese Begriffe sind von sehr verschiedenem Charakter, und man kann schon mit dem einfachen Verstand allgemeinere und speziellere, grundsätzliche und empirische unterscheiden, ohne dass man jedoch damit einer Klärung des Gegenstandes wesentlich näher käme. Vielmehr wird sich das entscheidende Problem dahin präzisieren lassen, dass man sich fragt, welche von den zahllosen Begriffen sich auf andere, einfachere oder ursprünglichere zurückführen lassen und welche dann, sobald man dieses Reduktionsverfahren soweit wie möglich durchgeführt hat, als irreduzible übrig bleiben; jene wird man dann als abgeleitete, diese als Grundoder, um einer sprachlich naheliegenden Verwechslung zu entgehen, als Fundamentalbegriffe bezeichnen.

Nun ist soviel klar, dass man versuchen wird, möglichst viele Begriffe auf möglichst wenige Fundamentalbegriffe oder gar auf einen zurückzuführen. Es wird sicherlich Heißsporne geben, die sich nicht beruhigen werden, bis es nicht gelungen ist, alle übrigen Begriffe abzustoßen, so dass nur ein einziger bleibt; man könnte diese Leute als Begriffsmonisten bezeichnen. Dabei entstehen zwei wichtige Fragen, die getrennt untersucht werden müssen, sich aber doch schließlich zu einer einzigen zusammentun: erstens die Frage, ob es möglich sei, dieses Ziel zu erreichen, und zweitens die Frage, ob das überhaupt wünschenswert sei. Die erste Frage ist schon oft erörtert worden, und zwar immer wieder in neuem Sinne, je nach den veränderten Grundanschauungen, die inzwischen auf dem Gebiet der theoretischen Naturlehre eingetreten waren. Die Möglichkeit einer derartigen radikalen Reduktion ist dabei durchaus erkannt worden, zugleich aber auch die dabei entstehende Komplikation und Unanschaulichkeit des Weltbildes, also gerade das Gegenteil von dem, was man eigentlich beabsichtigt hatte. Und wenn damit zugleich die zweite Frage schon im negativen Sinne beantwortet ist, so kann man sich dabei noch auf weitere Erwägungen beziehen, die hier, da eine eingehende Erörterung zu weit abführen würde, nur durch ein Gleichnis — das natürlich nichts beweist — angedeutet werden können: aus einem Menschen wäre nie ein Menschengeschlecht entstanden, zur Befruchtung gehören zwei: das befruchtende und das befruchtete. Und hier, im Reich der Begriffe, kommt aus Gründen, die wir noch einsehen werden, zu dieser Zweiheit noch ein Drittes hinzu. Wir legen also das monistische Begriffssystem, aber auch das dualistische, als unbrauchbar oder unwünschbar beiseite und gelangen so zu dem trialistischen System der Grundbegriffe, die sich im großen ganzen außerordentlich bewährt hat und deshalb bis zum heutigen Tag herrschend geblieben ist.

Welches also sind die drei Fundamentalbegriffe? Darauf ist keine einfache und einheitliche Antwort zu geben, sondern die folgende: Zwei von den Begriffen sind zwangsläufig gegeben, bei dem dritten steht uns eine freie Entscheidung zu, und diese lässt sich auf drei verschiedene Arten treffen. Je nachdem man diese Wahl in dem einen, zweiten oder dritten Sinne trifft, gelangt man zu drei verschiedenen Weltbildern. Jedoch müssen diese Andeutungen zunächst noch etwas näher erläutert werden.

Woran erkennt man einen Fundamentalbegriff? Erstens, nach dem bereits Gesagten daran, dass es auf keine Weise gelingt, ihn auf einfachere Begriffe zurückzuführen oder aus solchen zusammenzusetzen. Aber es gibt noch eine ganz andersartige Probe, die man am wirksamsten mit einem schon einigermaßen verständigen Kinde anstellt. — „Kannst du dir den Tisch, der hier steht, wegdenken?“ — „Ja, das kann ich.“ — „Was ist denn jetzt an der Stelle, wo der Tisch stand?“ — „Vielleicht gar nichts, aber nein, es muss Luft an seiner Stelle sein; denn sonst würde ja die umgebende Luft von allen Seiten einströmen.“ — „Kannst du dir alle Gegenstände wegdenken?“ — „Jawohl, dann ist eben im ganzen Raum nur Luft.“ — „Kannst du dir auch noch die Luft wegdenken?“ — „Ja, dann ist eben überall nur noch Raum.“— „Kannst du dir auch den Raum selbst wegdenken?“ — „Nein, das kann ich nicht; denn es würde dann gleich wieder der ganze Raum entstehen.“ — Dieses Gespräch zeigt deutlich, dass man zwar alles andere, aber nicht den Raum selbst wegdenken kann. Er ist gar nichts Materielles, das man, wenigstens in Gedanken, wegschaffen kann; er ist etwas rein Formales; er ist, wie Kant es ausgedrückt hat, die Form unserer äußeren Anschauung, die Form, in der uns Menschen die Gegenstände der Außenwelt erscheinen, während wir von ihrer absoluten Natur gar nichts wissen können. Der erste Fundamentalbegriff ist also der Raum.

Ganz entsprechend steht es mit dem zweiten Fundamentalbegriff, mit der Zeit. Auch sie kann man sich auf keine Weise wegdenken; man müsste sie, wenn man sie sich wegdächte, sofort wieder an ihre eigene Stelle setzen. Sie ist auch ihrerseits nichts Materielles, sondern nur eine Form unserer Anschauung. Und doch ist sie von anderer Art als der Raum; sie hat keine grundsätzliche (nur eine praktische, wie wir sehen werden) Beziehung zur Außenwelt; ich kann die Augen schließen, mich gegen die Außenwelt verschließen und werde trotzdem das volle Gefühl des Zeitablaufs haben. Man kann also, um es mit Immanuel Kant kurz zu fassen, sagen: Die Zeit ist die Form unserer inneren Anschauung.

Was dann den dritten Fundamentalbegriff betrifft, so mag es, da wir zunächst auf Raum und Zeit unsere ganze Aufmerksamkeit richten wollen, vorläufig mit einer kurzen Andeutung sein Bewenden haben. Als dritten Fundamentalbegriff kann man entweder die Materie wählen, die die Körperwelt bildet, und erhält dann ein Weltbild, das man als das materialistische bezeichnen kann, ohne damit zunächst die Tendenzen zu verbinden, unter denen der Materialismus ein berühmtes oder berüchtigtes Schlagwort geworden ist. Oder man kann die Kraft wählen, die sich in den verschiedensten Formen und besonderen Ausgestaltungen in der Welt betätigt, und erhält dann das dynamische Weltbild, oder endlich, und das wird sich als die vollkommenste Wahl erweisen, man wählt die Energie (von deren exakter Definition natürlich später ausführlich die Rede sein wird) und erhält dann das energetische Weltbild. Aber diese Bemerkungen müssen für jetzt genügen; vorläufig gehen uns nur die beiden ersten Fundamentalbegriffe an.

3.1.2 Der Raum: wieso sich linke und rechte Handschuhe nicht decken

Der Raum also ist die Form unserer äußeren Anschauung; er ist unsere Fähigkeit, die Dinge in einem gewissen gesetzmäßigen Zusammenhange des Nebeneinanders zu sehen, sowohl was ihre einzelnen Teile, als was die verschiedenen Dinge betrifft. Da haben wir nun sogleich ein neues Problem: Ist uns diese Fähigkeit angeboren, hat sie von vornherein bestimmte Normen, an denen sich, wenn Generation auf Generation folgt, oder wenn sich das Kind zum Erwachsenen entwickelt, nichts mehr ändert? Oder wird diese Fähigkeit von geringen und angeborenen Ansätzen aus allmählich durch die Erfahrung, die wir mit der Außenwelt machen, erst zur Durchbildung gebracht? Die eine Theorie der Raumvorstellung kann man die nativistische, die andere die empiristische nennen. Hier sind wir nun an einem der Punkte angelangt, wie wir sie noch wiederholt erreichen werden, wo wir uns, um nicht ins Ungemessene zu fallen, eine große Beschränkung auferlegen müssen. Denn zu der Frage, ob die Raumanschauung angeboren oder erworben sei, liegt ein so ungeheures Material vor, die Teilnehmer an der Diskussion nehmen so verschiedene Standpunkte ein, vom extrem nativistischen durch alle vermittelnden Zwischenglieder hindurch bis zum extrem empiristischen, ja, vielfach gehen bei einem und demselben Autor beide Annahmen so wirr durcheinander, dass wir uns nach irgendeinem Ankermast umsehen müssen, an dem wir unser Fahrzeug in einer für unsere Absichten ausreichenden Weise befestigen können. Und dazu soll uns eine besondere Fragestellung dienen: Gibt es nur einen möglichen Raum oder gibt es mehrere verschiedene Räume? Die Antwort fällt entgegengesetzt aus, je nachdem wir die Frage deutlicher dahin präzisieren, ob wir verschiedene Räume anschauen oder ob wir sie nur mit dem Verstande denken können; im ersten Fall lautet sie: es gibt nur einen Raum, im anderen: wir können uns sehr verschiedene Räume verstandesmäßig denken und auf Grund dieser Verstandesarbeit sogar bis zu einem gewissen, wenn auch sehr unvollkommenen Grad vorstellen. Um das einzusehen, wollen wir ein sehr aufschlussreiches Verfahren anwenden, von dem wir noch wiederholt Gebrauch machen werden: das Verfahren des Analogieschlusses von niederen auf höhere Verhältnisse.

Abb. 3.1

Vorauszuschicken ist, dass wir Menschen eine dreidimensionale Raumanschauung besitzen; dem Raum kommt eine dreifache Mannigfaltigkeit zu, die ich von meinem Standpunkt aus (und jeder von dem seinen) als die Mannigfaltigkeit des Links und Rechts, des Oben und Unten, des Vorn und Hinten bezeichnen kann. Nun wollen wir annehmen, es gebe intelligente Wesen, die nur über eine zweifache Mannigfaltigkeit der Raumanschauung verfügten, also etwa Schattenwesen, die selbst körperlich zweidimensional seien und in einer Fläche lebten. Diese Fläche sei ihre Gesamtwelt, außerhalb dieser Fläche sei für sie nichts anschaubar, nichts erreichbar, nichts vorhanden. Nun kann ja diese Fläche, von unserem dreidimensionalen Standpunkt aus gesehen, sehr verschiedene Gestalt haben, es kann eine Ebene sein oder eine...

Erscheint lt. Verlag 11.8.2016
Sprache deutsch
Themenwelt Technik
ISBN-10 3-7412-6757-0 / 3741267570
ISBN-13 978-3-7412-6757-4 / 9783741267574
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