Innovation und Ästhetik im Ingenieurbau

Festkolloquium zum 75. Geburtstag von Lutz Sparowitz
Buch
163 Seiten
2015
Verlag d. Technischen Universität Graz
978-3-85125-431-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Innovation und Ästhetik im Ingenieurbau -
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Der Begriff Ingenieurbaukunst steht laut Kunstlexikon für die Errichtung technischer Bauwerke und Anlagen, ihre Planung und Konstruktion mit einem hohen Maß an Erfindergeist, wissenschaftlicher Erkenntnis, Funktionalität, Wirtschaftlichkeit und Ästhetik. Heutzutage wird die Ingenieurbaukunst in viele einzelne Fachdisziplinen gesplittet. Es gibt nur wenige Personen, die dem althergebrachten Sinn der Ingenieurbaukunst mit ihrer Denk- und Handlungsweise noch gerecht werden. Einer davon ist Professor Lutz Sparowitz, der heuer seinen 75. Geburtstag feiert. Lutz Sparowitz war mit visionärem Geist seiner Zeit stets voraus und leistete in vielen der ursprünglichen Aufgabengebiete der Ingenieurbaukunst bedeutende Pionierarbeit. Die vorliegende Festschrift soll der Würdigung seines verdienstvollen Handelns Ausdruck verleihen. Sie besteht aus 17 Fachbeiträgen die sich vier klassischen Themenbereichen der Ingenieurbaukunst widmen: der Modellbildung und Konstruktion -die fundamentalen Aufgaben des Ingenieurs-, dem Brückenbau -die Königsdisziplin des Ingenieurbaus-, der Ästhetik -eine bei Ingenieuren oft in Vergessenheit geratene Komponente- und letztendlich den Innovationen, die aus dem Erfindergeist heraus für den Fortschritt des Ingenieurbaus sorgen.

Sowohl die mechanische Modellbildung als auch die Bedeutung des Begriffs Modellbildung unterliegen einem steten Wandel. Am Beispiel der ältesten Statik der Welt -der Statik der Peterskuppel- wird dieser Wandel sehr gut verdeutlicht, indem vergleichend dazu anhand eines Finite-Elemente-Modells der Schädigungszustand der Peterskuppel verifiziert wird. Ein Beitrag zum Modellieren und Konstruieren mit Bögen zeigt, wie uns die Natur die besten Vorlagen für das Lösen großer Bauaufgaben, wie z.B. der Brenner Basistunnel, gibt. Für die Berücksichtigung zeitabhängiger Betoneigenschaften in numerischen Berechnungen werden aktuelle Schwind- und Kriechmodelle vorgestellt. In zwei weiteren Beiträgen wird gezeigt, wie mittels insitu-Messungen Berechnungsmodelle verifiziert bzw. ergänzt werden können. Am Beispiel des Projekts ÖBB Zentrale in Wien werden die Vorzüge des Building Information Modelings –eine andere Art der Modellbildung- aufgezeigt.

Brücken zählen zu den beeindruckendsten Ingenieurbauwerken und haben eine starke, landschaftsprägende Wirkung. Aus diesem Grund muss besonders großes Augenmerk auf Formensprache und Ästhetik gelegt werden. Am Beispiel einer Gruppe von Überfahrtsbrücken wird eindrucksvoll gezeigt, dass sich „untergeordnete“ Brückenbauwerke durch architektonisch anspruchsvolles Freiformdesign als identitätsstiftender Blickfang einsetzen lassen. Der Zusammenhang zwischen Ästhetik und Kraftflussoptimierung wird an Hand von drei unterschiedlichen Brückentypen erörtert. Freiformarchitektur aus Beton, insbesondere UHPC, lässt sich durch den Einsatz von Industrierobotern und Anwendung von hochpräziser Fertigteiltechnologie umsetzen. Das zeigen die Ergebnisse eines kooperativen Forschungsprojekts zwischen Architektur- und Baufakultät der Technischen Universität Graz.

Brücken waren seit jeher ein unverzichtbares Element der Eisenbahn. Die imposante Entwicklung derselben wird mit Meilensteinen des modernen Eisenbahnbrückenbaus belegt. Die Nachhaltigkeit von Brücken jeglicher Art kann durch den Einsatz von Ultrahochfestem Beton signifikant gesteigert werden. Allerdings erfordert dies materialgerechte Konstruktionsprinzipien. In zwei Beiträgen werden diesbezügliche Erfahrungen in Deutschland und Österreich präsentiert. Aus Gründen der Dauerhaftigkeit werden immer mehr Brücken als Integrale Brücke ausgeführt. Mittels einer neuartigen, flexiblen Stahlbetonübergangskonstruktion wird ein wartungsfreier Fahrbahnübergang zwischen Brücke und freier Strecke vorgestellt.

Die vorgespannte Präzisionstrockenfuge zählt zu den Innovationen von Lutz Sparowitz und ermöglicht nachhaltige Fertigteilbauweisen. Mittels FE-Simulationen wird in diesem Kontext gezeigt, dass zulässige Toleranzen in der Kontaktfläche nicht absolut definiert werden können, sondern vom statischen System abhängig sind. Für die Verstärkung von Massivbauten werden neue Methoden vorgestellt. Als Querkraftverstärkung von Brücken werden Betonschrauben experimentell untersucht. Sie zeigen nicht nur im statischen Versuch, sondern auch nach aufgebrachten zyklischen Lasten auf Gebrauchslastniveau von bis zu 5 Mio. Lastwechseln signifikante Traglaststeigerungen. CFK-Lamellen sind als Verstärkungsmaßnahme bereits bekannt, können aber in Kombination mit den hier präsentierten innovativen Vorspannsystemen effizienter und wesentlich wirtschaftlicher eingesetzt werden. Lutz Sparowitz prägte einst den Begriff Innovationsbeton. Diese Idee wird nun aufgegriffen und erfolgreich beforscht. Es wird gezeigt, wie sich normalfester Beton durch konsequente Anwendung der UHPC-Technologie zu Öko2-Beton verwandeln lässt.

Inhalt

• Modellbildung und Konstruktion

Statik der Peterskuppel: 273 Jahre nach der ersten Statik der Welt 1

Gernot Beer, Loris Nagler

Modellieren und Konstruieren mit Bögen 9

Konrad Bergmeister

Modelle zur Berücksichtigung von Kriechen und Schwinden 65

Günther Illich

Die Kombination von dynamischen insitu – Untersuchungen mit FE - Modellierungen 31

Rainer Flesch, Marian Ralbovsky

Some insights from the Structural Monitoring of the UHPFRC Arch of Bridge WILD 115

Olga Río, Angel Rodríguez, Khanh Nguyen, Marian Ralbovsky, Bernhard Freytag

Einsatz von BIM bei der Planung der ÖBB – Zentrale in Wien 81

Thomas Lorenz, Jürgen Kraker, Gregor Schwarz

• Ästhetik

Die Überfahrtsbrücken der B61a - Freiformarchitektur in Beton - 57

Helmut Hartl, Helmut Höfler

Tragwerksentwurf und Betonbau - eine inspirierende Zusammenarbeit 131

Andreas Trummer, Stefan Peters

Innovationen an Beispielen einer Bogen-, Balken- und Schalenbrücke 87

Michael Olipitz

• Brücken

Meilensteine des modernen Eisenbahnbrückenbaus in Österreich 43

Johann Glatzl

Derzeitige Brückenbauanwendungen mit UHPC in Österreich und Deutschland –

Erfahrungen, Rückschlüsse und weiterer Ausblick 103

Michael Reichel, Nguyen Viet Tue

Brücken in Österreich aus Ultrahochfestem Beton (UHPC und UHPFRC) 151

Welf Zimmermann

Flexible Stahlbetonübergangskonstruktionen für Integrale Brücken 95

Erwin Pilch

• Innovationen

Auswirkungen von Unebenheiten bei trockenen Stößen ebener Wandscheiben aus Beton 123

Werner Theiler, Oliver Reicht, Nguyen Viet Tue

Zur Entwicklung von innovativen Verstärkungsmethoden für dynamisch belastete Bauwerke 19

Jürgen Feix, Johannes Lechner

Innovative Vorspannsysteme für Verstärkungsmaßnahmen mit CFK-Lamellen 139

Helmut Zehentner, Günter Grass, Alois Vorwagner

Innovationsbeton - vom UHPC zum Öko²- Beton 75

Joachim Juhart

Sprache deutsch
Maße 215 x 300 mm
Einbandart gebunden
Themenwelt Technik Bauwesen
Schlagworte Ästhetik • Brücken • Festschrift • Modellbildung und Konstruktion
ISBN-10 3-85125-431-7 / 3851254317
ISBN-13 978-3-85125-431-0 / 9783851254310
Zustand Neuware
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