Stechapfel und Engelstrompete (eBook)

Ein halluzinogenes Schwesternpaar
eBook Download: EPUB
2003 | 1. Auflage
200 Seiten
Nachtschatten Verlag
978-3-03788-212-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Stechapfel und Engelstrompete -  Markus Berger
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Wenn man diese Zierpflanzen im Park oder auf der Fensterbank sieht, so scheint es kaum möglich, dass man hier ein zentrales Element europäischer Hexenkunst, mexikanischen Schamanentums und indischer Heilkunst vor sich hat. Dieses Buch stellt eine umfassende Darstellung dieser Rausch-, Ritual- und Medizinalpflanze aus dem Reich der Datura und Brugmansia dar. Dem Leser wird nicht nur eine umfassende Beschreibung der verschiedenen Arten aus dieser reichen Pflanzenfamilie gegeben, vielmehr befasst sich dieses Buch mit allen Aspekten der Chemie, Aufzucht, Pflege und Nutzung jener Pflanzen.

Markus Berger ist Schriftsteller und Künstler, Pflanzenforscher, Ethnobotaniker, Ethnopharmakologe und Pharmakobotaniker, vor allem aber Journalist in den Bereichen Video, Print, Foto und Internet. Er ist Chefredaktor des Magazins Lucy's Rausch und Autor vieler Artikeln in diversen Fachzeitschriften.

Markus Berger ist Schriftsteller und Künstler, Pflanzenforscher, Ethnobotaniker, Ethnopharmakologe und Pharmakobotaniker, vor allem aber Journalist in den Bereichen Video, Print, Foto und Internet. Er ist Chefredaktor des Magazins Lucy's Rausch und Autor vieler Artikeln in diversen Fachzeitschriften.

Vorwort oder ein Anfang …

»Im Daturarausch tanzen und fliegen die Menschen. Völker in allen Erdteilen, nehmen Stechapfel zu sich, um den Wahnsinn zu erzeugen. Sie lassen die Kinder davon essen, die ihnen Gold an der Stelle anzeigen, wo sie berauscht niedersinken. Datura verführt Frauen, weissagt, läßt in die Zukunft sehen...«
(SCHENK 1948)

Ein Buch über Stechäpfel und Engelstrompeten zu schreiben erfordert mindestens genauso viel Mut, wie die Einnahme dieser Nachtschattengewächse. Markus Berger hatte den Mut. Und dafür dürfen wir dankbar sein. Denn sein Buch bietet eine Fülle wertvoller Informationen, die auf wissenschaftlichen Grundlagen, Forschungen und eigenen Erfahrungen basieren.

Informationen sind wichtig, sehr wichtig sogar, gerade wenn es um die »ach so gefährlichen« Stechäpfel und Engelstrompeten geht. Geistern sie in unserer Zeit doch immer mal wieder durch die sensationsheischende Tagespresse und Hochglanz-Magazinwelten. Sie werden multimedial verteufelt, dämonisiert, zur Schreckgespinsten degradiert – »Larvengesichter mit den Nachtschattenaugen« (JÜNGER).

Sie sind ein beliebter Sündenbock, eine Zielscheibe des Naturhasses und eine Projektionsfläche oberflächlicher Banalitäten.

Stechäpfel und Engelstrompeten gehören seit deren erster Erwähnung bei Leonhart FUCHS (1543) zu den beliebtesten Zierpflanzen in europäischen Gärten. Sie verzaubern nicht nur durch ihre Blütenpracht, sondern betören auch durch ihr verführerisches Parfüm. Sie sind Nachtdufter und verströmen ihren »göttlichen Duft« geradezu wollüstig in die lauen Sommernächte. Sie erzeugen echte Sommernachtsträume.

»Der Einfluß der Droge ist ambivalent; sie wirkt sowohl auf die Aktion wie auf die Kontemplation: auf den Willen wie auf die Anschauung. Diese beiden Kräfte, die sich auszuschließen scheinen, werden oft durch dasselbe Mittel hervorgerufen, wie jeder weiß, der einmal eine zechende Gesellschaft beobachtet hat.«
(JÜNGER 1980: 18)

Aber: Wer diese Pflanzen einnimmt um sich anzutörnen, wird sein blaues Wunder erleben, einen Ausflug in den Wahnsinn, ein Aufstieg in die eigene Hölle. In allen schamanischen Kulturen, sofern sie noch nicht dem monotheistischen Ausrottungsprogramm, das im 2. Psalm so herrlich besungen wird, zum Opfer gefallen sind, warnen die Schamanen und Schamaninnen, die Kräuterkundler und Vegetalistas (das sind keine Vegetarier!). Der Pflanzengeist ist zu mächtig für einen unvorbereiteten Menschen. Er verträgt keine Späße, mag keine Partys, und reagiert auf Dummheit ziemlich allergisch.

Richtig angewandt können Stechäpfel und Engelstrompeten zu angenehmen, erwünschten Wirkungen führen. Wer aber weiß schon, was richtig ist? Wo sind unsere Schamanen geblieben, die dem Suchenden mit Rat und Tat zur Seite stehen? – Sie sind leider ausgerottet worden! Aber die Pflanzen haben überlebt. Auch die Menschen, aber leider nur die mehr oder weniger Unkundigen.

Dafür wurden die Pflanzen den frühneuzeitlichen Botanikern überlassen, den »Vätern der Botanik«, den heimischen Kräutlern und Wurzelseppen, den Pharmazeuten und Chemikern, und den Psychonauten. Der Stechapfel ist ein echtes deutsches, genauer gesagt deutschsprachiges Thema, angefangen bei Fuchs.

Brugmansia gelb

Annäherungen an den Stechapfel

»Mexikos Erde verdanken wir eine Reihe titanischer Varianten; der Boden ist urträchtig. Der Truthahn, der Mais, die Sonnenblume … Die Nachtschatten fallen durch Riesenknollen und -früchte auf. Ein Grund für Pyramiden und Cäsaren, Adler und Schlange, Zauberer und Wahrsager, Hexen und Giftmischer …«
(JÜNGER 1980: 43)

Die Maya nennen den Stechapfel xtohk’uh, »Wesen in Richtung der Götter«; die Spanier nannten dasselbe Gewächs Yerba del diablo, »Kraut des Teufels«. Bei den Maya ist die Richtung der Götter ambivalent, weder »gut« noch »böse«, denn dieser künstliche Dualismus hat keinen Platz in einem schamanischen, polytheistischen Kosmos. Will heißen, es kommt darauf an, was der Mensch mit diesem Göttergewächs anstellt, ob es ihm nützt oder schadet. Die monotheistischen Konquistadoren hatten es da einfacher; sie erklärten alle Götter der Maya zu Teufeln, machten sie böse, und nannten die heilige Datura schlicht »Kraut des Teufels«. Wer es nimmt, egal was er damit erlebt, erliegt den Einflüsterungen Satanas. Deswegen ist die Datura Gift für den monotheistischen Geist.

»Die Typen mit den großen Pupillen erregen bald Mißtrauen.«
(JÜNGER 1980: 285)

Kein Wunder also, dass der Stechapfel als »Hexenkraut« im guten Alten Europa angesehen wurde. Die Zunft der Ärzte trug dazu in besonders perfider Form bei. Sie überlegten sich, welche Drogen wohl in den ruchbaren »Hexensalben« gewesen waren. Aufgrund ihrer Kenntnis oder Einschätzung der Datura kamen sie zu der Überzeugung, dass der Stechapfel der Hauptbestandteil der Salbe gewesen sein müsse, denn nur er könne eine totenähnliche Lethargie mit wollüstigen Träumen verursachen. Was die Medici nicht bemerkt haben, ist, dass der Stechapfel in Europa gar keine heimische Pflanze war … Annahme statt Wissen; was für’ne Welt!

»Das Wissen beginnt die alten Zeiten und Räume zu beleben; das sind Beschwörungen.« (JÜNGER 1980: 347)

Unser Wissen über die Stechäpfel und Engelstrompeten ist zwar schon recht reichhaltig, aber doch oft nur fragmentarisch, nebulös, nachtschattig. Aber die Forschung, die unser Wissen vergrößert, erweitert, vertieft, auch in Glücksmomenten neue Erkenntnisse erzwingt, ist keine Lehre mit Abschluss, kein Studium mit Promotion, sie ist ein überindividueller Prozess, ein kollektives Abenteuer, genährt von Wagemutigen, Abenteurern, echten Forschern, deren Erfahrungen uns bereichern. Die forscherische Tat allein ist, was uns unser Wissen schaft. Die Forschung ist immer am Anfang. Denn sie definiert sich gerade dadurch, dass sie kein Ende hat …

Dem heranreifenden Autor Markus Berger, einem Erkenntnissuchenden, vom Forschertrieb Ergriffenen, ist es gelungen, ein wunderbar knapp und übersichtliches Glanzlicht auf die Wogen des Meeres unseres Wissens zu werfen.

Christian Rätsch

Im wonnigen Mai 2003

»Stechapfel mit Herz«:
Stechapfelfrucht (Datura stramonium var. ferox), fotographiert in der Oase San Pedro de Atacama, Nordchile.

 

Vorwort des Autors

»Ich werde dich gleich auffressen, du!
... Ich bin der Tiger von Tabasco!«
»Nein das bist du nicht, sag lieber deinen Namen!«
»Dann bin ich doch ein Leoncito?«1
»Nein, das bist du auch nicht. Du bist wieder betrunken von deinen
verdammten Indianerkräutern ... Pack dich!«
»Na, wenn nicht, dann nicht ... Verzeihen Sie die Belästigung!«
(nach REKO 1938)2

Nachtschattengewächse sind modern, nicht nur weil sie legal sind. Schamanische Zaubergewächse gewinnen in dieser Zeit immer mehr an Bedeutung. Nicht nur die Anhänger verschiedener kultureller Strömungen wie Psychedelic/Goa, Hip Hop oder esoterisch/religiös Suchende und kopflose Teenager, die mal wieder ein Wochenende ohne Cannabis zu überbrücken haben, suchen die ultimative Trance- oder Rausch-Erfahrung in der Welt der Solanaceen. Gerade in dieser Zeit, in der nur allzu häufig mit dem neuen Modewort »Schamane« umhergeworfen wird und Beamte und Hausmütterchen sich nach einem Wochenendseminar als »Schamanenheiler« bezeichnen, wird die Einnahme entheogener Pflanzen plötzlich auch für andere Schichten interessant. Allerdings ist es für selbst ernannte »Neo-Schamanen«, aber auch für ernsthafte Psychonauten vergleichsweise schwierig, an Pflanzen, wie Mandragora (Alraune) oder Hyoscyamus (Bilsenkraut) zu kommen.

Atropa (Tollkirsche), Datura (Stechapfel) und Brugmansia (Engelstrompete) hingegen sind in unseren Gefilden allerorten verfügbar und leicht zu identifizieren.

Um die beiden letztgenannten, Stechapfel und Engelstrompete, geht es in diesem Buch. Die Pflanzen der beiden Gattungen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, vermutlich weil sie einfach zu beschaffen und hochpotent halluzinogen sind.

Aber warum gleich zwei Gattungen in einem Buch? Nun, Brugmansia ist eine der Datura nahe verwandte Pflanze. Lange Zeit wurden die Engelstrompeten botanisch-nomenklatorisch unter der Gattung Datura (Baumdatura) geführt und auch heute noch sind Engelstrompeten größtenteils unter diesem Namen erhältlich.

Die verschiedenen Stechapfel- und Engelstrompeten-Arten gibt es von Mai bis August oder September im Gartencenter, beim Nachbarn auf dem Hof oder...

Erscheint lt. Verlag 1.8.2003
Verlagsort Solothurn
Sprache deutsch
Themenwelt Naturwissenschaften Biologie Botanik
Technik
Schlagworte Botanik • Ethnobotanik • Halluzinationen • Medizinalpflanze • Nachtschattengewächse • Psychoaktiv • Rausch • Ritualpflanze • Schamanismus • Wirkung
ISBN-10 3-03788-212-3 / 3037882123
ISBN-13 978-3-03788-212-2 / 9783037882122
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