Wasserkonflikte sind Machtkonflikte (eBook)

Ursachen und Lösungsansätze in Marokko
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2010 | 2010
301 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-531-92318-5 (ISBN)

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Wasserkonflikte sind Machtkonflikte - Annabelle Houdret
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Dr. Annabelle Houdret promovierte bei PD. Dr. habil. Jochen Hippler am Institut für Politikwissenschaft und Institut für Entwicklung und Frieden der Universität Duisburg-Essen und bei Prof. Dr. Yves Sintomer, Département de Science Politique, Université Paris 8. Sie ist Senior Project Manager bei Adelphi Research in Berlin.

Dr. Annabelle Houdret promovierte bei PD. Dr. habil. Jochen Hippler am Institut für Politikwissenschaft und Institut für Entwicklung und Frieden der Universität Duisburg-Essen und bei Prof. Dr. Yves Sintomer, Département de Science Politique, Université Paris 8. Sie ist Senior Project Manager bei Adelphi Research in Berlin.

Vorwort 6
Inhalt 8
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 13
Abkürzungsverzeichnis 15
Einleitung 17
1 Ursachen und Folgen der Süßwasser-Knappheit 25
1.1 Die „Wasserkrise“ als ökologische und politische Frage 25
1.1.1 Probleme der Einschätzung von „Wasserknappheit“ 27
1.1.2 Die bewässerte Landwirtschaft: Spiegel von Machtbeziehungen 29
1.1.3 Mögliche Anpassung an Wasserknappheit 33
1.1.4 Wasserprobleme in der MENA Region 36
1.2 Wasserressourcen als Sicherheitsfaktor 39
1.2.1 Veränderte Konzepte nationaler und internationaler Sicherheit 40
1.2.2 Die politische Wahrnehmung ökologischer Sicherheitsaspekte 43
1.2.3 Wasser als Sicherheitsfaktor innerhalb von Staaten 46
1.2.4 Zwischenstaatliche Wasserkonflikte 52
2 Die Forschung zu innerstaatlichen Wasserkonflikten 54
2.1 Die Umweltsicherheitsforschung 55
2.1.1 Entstehung und Schwerpunkte des Forschungszweiges 55
2.1.2 Ergebnisse der empirischen Studien 60
2.1.3 Defizite der bisherigen Forschung 62
2.2 Die Common-Pool-Resource Forschung 66
2.2.1 Grundannahmen zum Ressourcenmanagement 66
2.2.2 Nutzen der Theorien für die Analyse von Wasserkonflikten 69
2.3 Die Konfliktforschung 73
2.3.1 Die konstruktive Funktion gesellschaftlicher Konflikte 74
2.3.2 Das Konzept der Konflikttransformation 75
2.3.3 Mögliche Akteure der Konflikttransformation 81
3 Ein neuer Forschungsansatz 87
3.1 Begriffsklärung: Wasserkonflikte und ihre Austragungsformen 87
3.2 Die Forschungsfragen 91
3.3 Methodische Herangehensweise und Hypothesen 93
4 Konfliktpotentiale durch Wandel der soziopolitischen Strukturen in Marokko 98
4.1 Das konventionelle Makhzen-System 100
4.1.1 Die traditionelle Legitimität des Könighauses 100
4.1.2 Die Rolle der ländlichen königstreuen Eliten 106
4.2 Die Herausforderung der etablierten Strukturen und Akteure 108
4.2.1 Die Legitimität der demokratischen Institutionen 108
4.2.2 Alternative, nichtstaatliche Interessensvertreter 112
4.2.3 Die Entstehung eines „neuen Makhzen“ 117
5 Marokkos Wasserpolitik vor neuen Herausforderungen 121
5.1 Die strategische Bedeutung der ländlichen Entwicklung 122
5.1.1 Wasser und Land als Entwicklungs- und Machtfaktoren 122
5.1.2 Zunehmende Disparitäten 127
5.2 Wasserpolitik im Wandel 129
5.2.1 Vom Wasser Gottes zum Wasser des Staates 129
5.2.2 Die Dezentralisierung des Wassermanagements 131
5.3 Aktuelle politische Prioritäten und Konfliktpotentiale 142
5.3.1 Zunehmende Konkurrenz durch steigende Wasserknappheit 142
5.3.2 Folgen der wirtschaftlichen Liberalisierung und Privatisierung 144
6 Die Region Souss und das Privatisierungsvorhaben 152
6.1 Zunehmende Konkurrenz um Land und Wasser 153
6.2 Institutionelle und machtpolitische Aspekte der Wasserkrise 161
6.2.1 Staatliche Politik: Liberalisierung versus Ressourcenschutz 162
6.2.2 Zivilgesellschaftliches Engagement in der Wasserversorgung 167
6.3 Das Pilotprojekt El Guerdane zur Bewässerungsversorgung 171
6.3.1 Die Rolle des privaten Unternehmens 172
6.3.2 Die Partnerschaft: Privatisierung als „Royalisierung“? 176
6.3.3 Konzeptionelle Schwächen des Projektes 182
7 Wasserkonflikte und Kooperation in El Guerdane 187
7.1 Die Konfliktparteien der Auseinandersetzungen um Wasser 188
7.2 Wachsende ökologische Disparitäten zwischen Landwirten 191
7.2.1 Höhere Verluste an bewässerter Ackerfläche bei Kleinbauern 191
7.2.2 Tiefenbohrungen bei Großbauern stärker verbreitet 194
7.2.3 Wasser- und Landzugang bedingen Anbau lukrativer Produkte 195
7.3 Ökologische und sozioökonomische Unterschiede verstärken sich 198
7.3.1 Ungleiche Verteilung alternativer Einkommensquellen 199
7.3.2 Geringe Bedeutung des Bildungsstandes 201
7.3.3 Schlechterer Marktzugang für Kleinbauern 202
7.4 Anbaufläche und Wasserzugang beeinflussen Konflikthäufigkeit 204
7.4.1 Großbauern seltener von Konflikten um Bewässerung betroffen 205
7.4.2 Schlechte Wasserversorgung erhöht Konfliktwahrscheinlichkeit 208
7.5 Der Erfolg von Vermittlern in Wasserkonflikten 210
7.5.1 Die Legitimität der Vermittler 211
7.5.2 Vermittlungserfolge abhängig von Schlichter und Konflikttyp 212
7.6 Zwischenfazit: Wasserkonflikte und Machtpolitik in El Guerdane 218
7.6.1 Die Verschärfung von Armut und Wasserkonflikten 219
7.6.2 Die öffentlich-private Partnerschaft als Machtpolitik 222
8 Lokale Wasserkonflikte als Spiegel nationaler Machtverhältnisse 226
8.1 Machtverhältnisse im Wandel: Königshaus, Bevölkerung, Eliten 226
8.1.1 Die neuen Strategien des Makhzen 227
8.1.2 Perspektiven der politischen Liberalisierung 230
8.1.3 Der neue Regel- und Institutionenpluralismus 233
8.1.4 Die Gefährdung der Legitimität von Regierung und König 237
8.2 Perspektiven für die Transformation von Wasserkonflikten 240
8.2.1 Wasserkonflikte als soziales und politisches Phänomen 241
8.2.2 Die Möglichkeiten der Interessensverhandlung 242
8.2.3 Die Schlüsselrolle von Vermittlern auf der intermediären Ebene 243
8.2.4 Günstige Zeitpunkte für neue Strategien 244
8.3 Weiterer Forschungsbedarf 245
9 Handlungsoptionen zum Umgang mit Wasserkonflikten 248
9.1 Prävention von Wasserkonflikten verstärken 248
9.2 Wasserpolitik als gesellschaftliche (De-) Stabilisierung verstehen 251
9.2.1 Nationale und internationale Veränderungen begleiten 252
9.2.2 Nationale Wasserpolitik konfliktsensibel gestalten 254
9.3 Konfliktpotentiale erkennen, Transformation unterstützen 255
9.3.1 Strukturelle Konfliktpotentiale erkennen 255
9.3.2 Konflikte durch Wasserprojekte vermeiden 257
9.3.3 Konfliktsensible Gestaltung öffentlich-privater Partnerschaften 259
9.3.4 Konfliktsensible Projektkonzeption und -evaluation 261
9.4 Konstruktiv mit Wasserkonflikten umgehen 262
9.4.1 Bewusstsein um Konflikte und Austragungsformen schärfen 262
9.4.2 Konstruktive Transformation von Konflikten verbessern 263
Fazit 267
Literaturverzeichnis 273

5 Marokkos Wasserpolitik vor neuen Herausforderungen (S. 125-126)

„Allah, el Watan oua el Malik“ [„Gott, die Nation und der König“]
Inschrift über den marokkanischen Staudämmen

„Gott, die Nation und der König“ so lautet die weithin sichtbare Inschrift auf den Felsen über jedem Staudamm in Marokko. Diese „heilige Dreieinigkeit“ ist nicht nur die Bestätigung der in den vorangegangenen Kapiteln erläuterten Stellung des Königs. Die Formel ist darüber hinaus ein äußerst treffendes Symbol der strategischen Rolle der Staudämme für die Sicherung der königlichen Herrschaft, und des zeitweise starken politischen und sozialen Drucks, der auch durch die Wasserverteilung bedingt ist.

Wasserressourcen ermöglichen einem Land die Erschließung und Entwicklung neuer Lebensräume, Produktions- und Einkommensquellen. Die technische Regulierung der Ressource impliziert jedoch immer auch eine Gestaltung der sozialen und politischen Beziehungen, denn: „ein Bewässerungssystem zu fördern bedeutet nicht nur, die Wasserverteilung zu rationalisieren, sondern auch, bezüglich der Nutzung und der Verteilung des Wassers Stellung zu beziehen“ (Pérennès 1993: 157).

Le Coz äußert sich ähnlich bezüglich der Bedeutung der Landwirtschaft: „Wenn man mit H. Lefèvre übereinstimmt, der ‚Raum als Produkt der Gesellschaft’ betrachtet, ist das landwirtschaftliche System eines der Instrumente, durch welche sich diese Handlung vollzieht. Und diesem Phänomen kommt eine umso größere Bedeutung zu, als dass die landwirtschaftliche Tätigkeit an sich viel Raum einnimmt“ (Le Coz 1990: 15).

Sowohl das Wassermanagement als auch die Gestaltung der Landwirtschaft werden hier deshalb explizit als das Ergebnis bestimmter Politiken und soziopolitischer Kräfteverhältnisse verstanden.

Dieses Kapitel geht der spezifischen Herrschaftssicherung durch die Wasser- und Landwirtschaftspolitik nach und analysiert die mit den aktuellen Veränderungen einhergehenden Konfliktpotentiale. Neben den in Kapitel 4 dargestellten soziopolitischen Strukturen sind vor allem die hier erläuterten Bedingungen des Wassermanagements und der ländlichen Entwicklung für die Analyse struktureller Ursachen von Wasserkonflikten relevant.

Die bestehenden sozialen und ökonomischen Ungleichheiten im ländlichen Raum werden, so die These dieses Kapitels, durch die wirtschaftliche Liberalisierung und die zunehmende Wasserknappheit in vielen Fällen verstärkt. Dies stellt, zusammen mit den reformierten Formen des Wasser- und Landmanagements, die Herrschaftslegitimierung durch die Verteilung der natürlichen Ressourcen in Frage. Gleichzeitig ermöglicht die politische Liberalisierung neue Handlungsspielräume, da die staatlichen Akteure in Teilen des Produktionsprozesses weniger präsent sind, neue Organisationsformen wie Nutzergruppen und NGOs toleriert werden und der Privatsektor sich zunehmend in ehemals staatlichen Monopolen etabliert.

Die Potentiale und Herausforderungen dieser Entwicklungen werden hier am Beispiel der sog. ‚Großen Bewässerungssektoren’ (grands périmètres irrigués) untersucht. Diese Sektoren werden überwiegend aus Großstaudämmen gespeist und staatlich verwaltet. Zusätzlich existieren kleine und mittlere Bewässerungssektoren (petite et moyenne hydraulique), die meist aus Brunnen, Quellen und Kleinstaudämmen gespeist werden.

Erscheint lt. Verlag 10.5.2010
Zusatzinfo 301 S.
Verlagsort Wiesbaden
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Technik
Schlagworte Entwicklungspolitik • Gewalt • Konflikt • Konfliktforschung • Marokko • Privatisierung • Privatisierungspolitik • Umwelt • Umweltpolitik • Wasserknappheit
ISBN-10 3-531-92318-8 / 3531923188
ISBN-13 978-3-531-92318-5 / 9783531923185
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