Das Teenager Befreiungs Handbuch

Grace Llewellyn war eine gute Schülerin und wurde eine noch bessere Lehrerin. Nur liebte sie ihre Schüler zu sehr, um dauerhaft übersehen zu können, dass die Schule die ursprüngliche, vitale Forscherneugierde und den Wissensdrang von Kindern abstumpft, bis die meisten nur noch lustlos mit abgestandenen Fakten jonglieren, anstatt selbst zu denken. Irgendwann wurde ihr klar, dass Schule nicht notwendig die beste Antwort auf das Leben junger Menschen ist, und sie wurde zu einer Pionierin der freien Bildung, wie sie in den USA bereits 6% der Schulkinder nutzen – und ihre Zahl wächst rasant.

"Wie der Titel schon zart andeutet, ist dieses Buch für Teenager - aber auch deren Eltern und jüngeren Geschwister sind herzlich willkommen. Wenn du neun Jahre alt bist und dich mit Hilfe dieses Buches befreien willst, wünsche ich dir viel Kraft. Wenn du elf Jahre alt bist und dich als Teenager betrachtest, ist mir das auch recht. Ist dieses Buch für alle Teenager bestimmt? Darauf habe ich fünf Antworten. Wenn du mir ähnlich bist, dann ist dieses Buch eindeutig für dich bestimmt. Als ich noch zur Schule ging, wurde ich oft gefragt, ob es mir gefiele. Manchmal sagte ich ja, manchmal nein. Allerdings dachte ich nicht viel darüber nach, denn ich fand, dass es egal wäre. Ob es mir nun gefiel oder nicht, ich hatte keine andere Wahl - zumindest glaubte ich das. Auf abstrakte Weise glaubte ich sogar an die Schule: an Ausbildung, Lernen, große Schriftsteller, Dichter, Denker und all das. Meine Noten waren ausgezeichnet, obwohl ich Hausaufgaben hasste - und sie nur selten machte. Ich fühlte mich deswegen eher schuldig als stolz. Auch der mangelnde Respekt, mit dem meine Altersgenossen und ich lebten, störte mich nicht, weil ich mir gar nicht vorstellen konnte, von Erwachsenen anders behandelt zu werden. Üblicherweise dachte ich, dass es mir wesentlich besser gehen würde, wenn ich schon in der Oberstufe wäre und nicht erst in der Unterstufe, oder wenn ich zumindest eine künstlerisch ausgelegte Internatsschule besuchen würde statt der langweiligen Highschool. Und obwohl ich die Hälfte meiner Lehrer mochte, fehlte mir jede Begeisterung für ihren Unterricht. Ich sehnte mich lediglich nach den Freitagnachmittagen und den Großen Ferien. Bis auf die Chorstunden verlief mein Leben in der Schule monoton und ereignislos, aber ich hatte auch keine Vergleichsmöglichkeiten. Ich hatte noch nie von Homeschooling gehört, geschweige denn von Unschooling. Und ein Schulabbruch kam für mich nicht in Frage. Heute frage ich mich oft ein wenig verbittert, wie die Dinge gelaufen wären, wenn ich damals schon von den Möglichkeiten außerhalb der üblichen Schulausbildung gehört hätte. Die erste Welle der Unschooling-Bewegung erreichte Menschen in meinem Alter, die ich doch ein wenig beneide ..."