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Keine Zeit für Pessimismus (eBook)

Spiegel-Bestseller
Ideen für eine bessere Welt
eBook Download: EPUB
2025
256 Seiten
Quadriga (Verlag)
978-3-7517-7596-0 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
19,99 inkl. MwSt
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Der Kampf gegen den Klimawandel wird nebenan geführt. Erfinderinnen und Denker, Wissenschaftler und Ingenieurinnen machen mit ihren Ideen und Projekten Mut. Dirk Rossmann und Josef Settele haben sie für dieses Buch besucht, mit ihnen gesprochen und ihre Geschichten aufgeschrieben.
Entstanden ist daraus eine beeindruckende Erzählung über Helden zum Anfassen. Eine Erzählung über ihre Innovationen, ihre Zähigkeit, ihre klugen Einfälle, aber auch über ihren Alltag, ihre Normalität.
Die Autoren machen Hoffnung. Und diese ist, neben aller Tatkraft und allen Ideen, von absoluter Wichtigkeit. Nur mit ihr hat unser aller Einsatz für unsere Lebensgrundlagen Aussicht auf Erfolg.

Dirk Rossmann, geboren 1946, ist verheiratet und hat zwei Söhne. Er ist erfolgreicher Unternehmer sowie Schriftsteller und setzt sich intensiv für den Klimaschutz ein. Bisherige Veröffentlichungen: »... dann bin ich auf den Baum geklettert!« (2018), »Der neunte Arm des Oktopus« (2020), »Der Zorn des Oktopus« (2021) und »Das dritte Herz des Oktopus« (2023). Seine Autobiografie wie auch zwei seiner Thriller erreichten Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste.

»Ein Insektenforscher und ein Unternehmer schreiben gemeinsam ein Buch? Großartig! Seitenweise kreative Lösungen. Zeit zum Lesen, Staunen und Handeln.« – Dr. Eckart von Hirschhausen

»Ein Buch aus den Händen dieser Autoren ist eine inspirierende und wichtige Hoffnungsquelle.« – Maria Furtwängler

»Bewegende Geschichten über Erfindungen von riesiger Bedeutung. Ein großes Lesevergnügen.« – Prof. Dr. Hans-Werner Sinn

Die folgende Geschichte ist recht ausführlich, das Thema verdient es. Aber die Geschichte lässt sich auch in einem einzigen Satz zusammenfassen; einem ziemlich einfachen Satz, bestehend aus sieben Worten. Mit einem Namen, einer Stadt, einem Verb, einem Substantiv, und das ist dann auch schon alles.

Der Satz lautet: Roland Damann aus Paderborn bekämpft das Mikroplastik.

Und davon handelt diese Geschichte.

*

Der Satz ist, wie erwähnt, recht simpel, und doch steckt dahinter eine Lebensaufgabe – ein wahrhaft herkulisches Projekt ist damit verbunden, ein Projekt, dem dieser ungewöhnliche Mann sich verschrieben hat, mit Leib und Seele. Es ist wirklich kein Wunder, dass er ein sehr besonderer Typ ist, dieser Roland Damann; er schuftet für diese Mission, er bringt vierzig Jahre Erfahrung ein, er schultert Risiken, obwohl er nicht mehr jung ist, obwohl er es auch gar nicht nötig hätte, jedenfalls finanziell nicht, er könnte von morgens bis abends Golf spielen oder Champagner trinken und aus dem Fenster gucken, doch das will er gar nicht.

Denn er hat nun mal diesem Zeug, dem Mikroplastik, den Krieg erklärt. Und um das zu erzählen, muss man ein wenig ausholen. Erste Erkenntnis: Der Gegner, den Damann sich erkoren hat – dieser Gegner ist tückisch, unsichtbar und überall.

*

Mikroplastik – jeder und jede hat das Wort schon mal gehört, inzwischen. Es ist winzig, leicht, körnig, wie Sand oder Staub, aber mit weniger Masse, kommt von allen Seiten, findet sich an sehr unerwarteten Stellen, es wird – zum Beispiel – von Kunstrasen-Sportplätzen aufgewirbelt, es wird vom Wind davongetragen, »äolisch«, sagen die Fachleute. Es landet, vom Winde verweht, vom Regen hinabgespült, auf Walmdächern von Neubausiedlungen, es senkt sich auf Kinderspielplätze, Marktstände und Schwimmbäder, es wird vor allem natürlich von Auto- und Flugzeugreifen abgeschmirgelt, denn Reifenabrieb ist der hauptsächliche Verursacher für Mikroplastik. Jedes Jahr gelangen pro Bundesbürger etwa 1,2 Kilogramm Reifenabrieb in die Umwelt. Rund ein Kilo: Das entspricht etwa einem ordentlich gefüllten Suppenteller.

Mikroplastik wird außerdem von Schiffstauen an Kaianlagen verrieben und verraspelt und rieselt ins Hafenbecken, es wird von Duschpeelings und Möbelpolituren und Handreinigungspasten in den Abfluss geschwemmt, in Kläranlagen gespült – und es landet sodann auf Feldern und zu einem großen Teil in den Ozeanen und Seen, an Stränden und in Flussmündungen.

Ja, sogar in einer der tiefsten Regionen der Erde wurde Mikroplastik entdeckt, im Marianengraben, östlich der Philippinen, etwa 7000 Meter unter dem Meeresspiegel, in ewiger Dunkelheit und grausiger Kälte: Dort fanden die Australier Alan Jamieson und Johanna Weston von der Universität Newcastle einen Flohkrebs, eine bislang unbekannte Gattung. Das Tierchen ist etwa vier Zentimeter lang, schuppig, eher stumpfsinnig, nicht sehr ansehnlich, vor allem aber hatte es eine Plastikfaser in seinem Dickdarm, bestehend aus Polyethylenterephthalat, kurz: PET. Dieses PET wird für Kunststoffflaschen verwendet, für Folien und Sportkleidung. Wie der kleine Bursche, der Krebs am Ende der Welt, diese Faser verschlucken konnte, lässt sich natürlich nicht klären. Die Forscher tauften das Geschöpf Eurythenes plasticus.

Weniger überraschend – aber vielleicht sogar bestürzender – ist es hingegen, dass auch wir Menschen, die den Kunststoff in die Welt setzten, inzwischen Plastik im Körper haben: etwa im Blut. Ein Forscherteam der Vrije Universiteit Amsterdam untersuchte 22 Blutproben bei menschlichen Versuchspersonen, davon waren 17 Proben deutlich mit Mikroplastik kontaminiert, PET, Polystyrol, Polyethylen. 17 von 22 Proben, das sind 77 Prozent.

Und auf den ganzen Planeten bezogen?

Wie viel Mikroplastik gelangt in die Umwelt, jeden Tag, jede Minute? Die Schätzungen differieren, das ist nicht überraschend, weil Definitionen und Messmethoden oft sehr unterschiedlich sind. Nach Schätzungen der Weltnaturschutzunion (IUCN) sind es zwischen knapp zwei und fünf Millionen Tonnen jährlich – nur an Mikroplastik. Und nach einer Studie des WWF aus dem Jahr 2019 nimmt jeder Mensch auf dem Planeten im Schnitt und pro Woche fünf Gramm Mikroplastik auf.

Das wäre ungefähr eine geschredderte, zermahlene Kreditkarte. Ein gehäufter Teelöffel etwa. Jede Woche. Natürlich wird es zum größten Teil ausgeschieden, mit Kot und Urin; aber wahrscheinlich nicht alles. Und hier gibt es noch viele Fragen. Wir wissen zum Beispiel nicht, wie viel von dem ausgeschiedenen Mikroplastik abermals »zurückkommt«, wieder aufgenommen wird. Zum Beispiel im Urlaub, wenn wir am Ostseestrand entlangschlendern, wenn wir in Italien ins Mittelmeer springen.

Nach seriösen Schätzungen gelangen jedes Jahr etwa zehn Millionen Tonnen Mikroplastik in die Ozeane; wo etwa 1300 Tierarten von Plastikmüll aller Art »beeinträchtigt« sind. Was wiederum »beeinträchtigt« bedeutet, ist ebenfalls ein weites Feld; die Spanne geht von der Anreicherung im Körper zum Hungertod bei Wasservögeln, weil die aufgenommene Menge an Plastik ihnen suggeriert, sie seien gesättigt.

Das Wasser ist einfach ein sehr wichtiger oder gefährlicher Träger, vielleicht der gefährlichste. Vor allem im Wasser wird Mikroplastik gespeichert, transportiert, uns nahegebracht: im Trinkwasser, im Industriewasser, unter der Dusche, in der Kanne, sobald wir uns einen Kräutertee aufbrühen. Siebzig Prozent der Erde sind von Wasser bedeckt, und Wasser ist schlechterdings das perfekte Medium für die fast unsichtbare Mikroplastikseuche. Und so schweben, tanzen und schwimmen die Partikel – »unkaputtbar«, wie einst der Brausekonzern Coca-Cola prahlerisch für seine PET-Flasche warb – in den Mündungen, in den Flüssen, Ozeanen, Staubecken, Swimmingpools, Bergbächen, Fischteichen, Waldseen; und im Wasser sind sie, so scheint es, für immer, einfach nicht mehr herauszufiltern.

Das aber will – und hier kommt er ins Spiel – Roland Damann nicht zulassen. Und er hat dazu auch eine Idee, nein, eigentlich ist es mehr als nur eine Idee. Er hat einen Plan. Und dazu kommen wir gleich.

*

Als »Mikroplastik« gilt per definitionem alles, was kleiner ist als fünf Millimeter; die mittlere Größenordnung darüber gilt als »Mesoplastik« oder, eine Liga größer, als »Makroplastik«. Bleiben wir jedoch beim Mikroplastik. Wie allgegenwärtig dieses Zeug ist – als feines Granulat oder als Abriebprodukt von Kunststoffen aller Art –, das ist fast nicht vorstellbar, weil wir uns, in einer Zeitspanne von nur zwei Generationen, völlig an Kunststoffe gewöhnt haben. Und wie.

Unsere Abhängigkeit ist umfassend. Nicht Nikotin oder Alkohol, nicht Heroin oder Crack sind die Drogen unserer Zeit, sondern Plastik. Und das Mikroplastik ist so etwas wie die Nebenwirkung – durch seine schiere Präsenz. Weil Mikroplastik nicht verschwindet, sich kaum zersetzt oder auflöst, weil es einfach bleibt und bleibt und bleibt. Um es mit Beispielen zu sagen: Zigarettenfilter (ja, auch die enthalten Mikroplastik!) bleiben uns und der Umwelt rund fünf Jahre erhalten, Plastiktüten 20 Jahre, Plastikflaschen oder Windeln aus Kunststoff sogar 450 Jahre. Allgegenwärtig, das Wort trifft es also.

Aber muss das so sein? Können wir uns nicht einfach freimachen von allen Kunststoffen, falls sie denn solch eine Pest sind?

Vielleicht sollte man sich das Wort »allgegenwärtig« mal auf der Zunge zergehen lassen, vielleicht mit einem kleinen Gedankenspiel. Stellen wir uns einen magischen Schalter vor, einen roten Zauberschalter, den wir – will sagen: »wir«, die Menschheit – kurzerhand umlegen könnten. Einfach so. Es wäre eben ein magischer Schalter. Und alle wären dafür. Sobald dieser Schalter umgelegt würde, würde es kurz blitzen und donnern, und wie durch Zauberei würden mit einem Schlag alle Kunststoffe vom Antlitz der Erde verschwinden. Alles aus Polyethylen, Polypropylen, Aminoplaste, Polyurethan, alle Additive, zum Beispiel Flammschutzmittel, Wärmestabilisatoren, Weichmacher oder Antioxidationsmittel: weg, puff, verschwunden, als hätte es sie nie gegeben. Die Müllberge, die sich zu Gebirgen auftürmen, am Stadtrand von Kairo ebenso wie in Bantar Gebang, vor der indonesischen Metropole Jakarta, mit Flächen so groß wie 200 Fußballplätze und Plastikbergen, die bis an den Himmel reichen – ausgelöscht. Der »Great Pacific Garbage Patch«, der größte Müllstrudel der Welt, eine Plastikinsel im Nordpazifik, zwischen Hawaii und Kalifornien, etwa von der vierfachen Größe der Bundesrepublik, wäre – weg, wusch! Der Mount Everest, auf dem die Bergsteiger in ihren Basiscamps einen abscheulichen Unrat aus Dosen, Plastikflaschen, Fäkalien und Schlafsäcken hinterlassen haben, wäre wieder jungfräulich sauber. Schöne neue Welt: Der Planet Erde würde sich erholen. Die Pelikane würden wieder Fische fangen, statt nichtsahnend Verschlüsse von Plastikflaschen an ihre Jungen zu verfüttern. Delfine würden sich nicht mehr in Plastiknetzen verheddern und qualvoll ersticken. Denn es gäbe ja kein Plastiknetze mehr, es gäbe ja kein Plastik.

Aber wir – die Menschheit – würden uns irgendwo im 19. Jahrhundert wiederfinden. In den Zeiten von Napoleon, der Ära des Biedermeiers oder des Kanzlers Otto von Bismarck. Und das wäre sehr seltsam. Und wir hätten alle Zeit der Welt, uns darüber zu wundern.

Ja, wir hätten Zeit, denn wir...

Erscheint lt. Verlag 24.2.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Maja Göpel,Göpel,Rossmann,Dirk Rossmann,Maria Furtwängler,Hirschhausen • Naturschutz,Umwelt,Biodiversität,Umweltschutz,Klimawandel,Hoffnung,Transformation,
ISBN-10 3-7517-7596-X / 375177596X
ISBN-13 978-3-7517-7596-0 / 9783751775960
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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