TRUMAN SHOW (eBook)
584 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-13187-4 (ISBN)
Tom-Oliver Regenauer, Jahrgang 1978, war nach betriebswirtschaftlicher Ausbildung in verschiedenen Branchen und Rollen tätig, unter anderem als Betriebsleiter, Unternehmens- und Management-Berater sowie internationaler Projektmanager mit Einsätzen in über 20 Ländern. Seit Mitte der 90er-Jahre ist er zudem als Musikproduzent und Texter aktiv und betreibt ein unabhängiges Plattenlabel. Der in Deutschland geborene Autor lebt seit 2009 in der Schweiz. Zuletzt erschien von ihm 'Homo Demens - Texte zu Zeitenwende, Technokratie und Korporatismus'. Weitere Informationen auf www.regenauer.press
Tom-Oliver Regenauer, Jahrgang 1978, war nach betriebswirtschaftlicher Ausbildung in verschiedenen Branchen und Rollen tätig, unter anderem als Betriebsleiter, Unternehmens- und Management-Berater sowie internationaler Projektmanager mit Einsätzen in über 20 Ländern. Seit Mitte der 90er-Jahre ist er zudem als Musikproduzent und Texter aktiv und betreibt ein unabhängiges Plattenlabel. Der in Deutschland geborene Autor lebt seit 2009 in der Schweiz. Zuletzt erschien von ihm "Homo Demens — Texte zu Zeitenwende, Technokratie und Korporatismus". Weitere Informationen auf www.regenauer.press
Stilblüten und Scheingefechte
Silvester-Krawalle in Berlin, deutsche Panzerlieferungen für Kiew, Klima-Endkampf in Lützerath, CO₂-Budget für jedermann, 15-Minuten-Städte und vermeintlich überraschende Enthüllungen dank der Twitter-Files. Eine Inventur der Polarisierungsdialektik zum Jahresbeginn.
Das neue Jahr begann, wie das alte endete: mit einem bunten Strauß medialer Stilblüten. Mit Fehlinformation, Framing und Feigenblatt-Journalismus. Vor allem in Bezug auf die Natur der Krawalle der Berliner Silvesternacht.
Denn obwohl nach Angaben der Polizei klar ist, dass die Mehrzahl der aggressiven Böllerwerfer einen Migrationshintergrund aufweist, lässt die dunkelgrüne Polarisierungsdialektik nichts unversucht, diesen Umstand zu kaschieren. Nicht, weil die Bundesregierung in puncto Migrationspolitik versagt hätte, sondern weil sozialer Unfrieden offensichtlich gewollt oder zumindest goutiert wird.
Nicht zuletzt, um jeden Widerspruch gegen die Narrative der woken Deutungselite zu torpedieren. Galt im öffentlichen Diskurs bislang nur die AfD pauschal als rechts, ist es nach kritischen Äußerungen von Ex-BlackRock-Deutschlandchef Friedrich Merz zur Migrationspolitik nun auch die CDU. So agitiert WDR-Moderator Jean-Philippe Kindler via Instagram und ruft bereits öffentlich zur »Radikalisierung« im Kampf gegen die Partei auf.
Mit dem Demokratieverständnis und Duktus eines George W. Bush, der die Welt nach 9/11 wissen ließ: »Entweder sie sind auf unserer Seite – oder gegen uns«. Selbstredend ist nach wie vor keine der Parteien im Bundestag wählbar. Aber dass jedwede Opposition, jede kritische Stimme sofort diffamiert wird, ist ein deutlicher Beleg dafür, dass wir es längst mit totalitären Strukturen zu tun haben.
Für eine Spezies, die sich als zivilisiert betrachtet und auf einen humanistischen Wertekatalog beruft, die als Menschheitsfamilie in friedlicher Koexistenz zusammenleben möchte, sind derartige Vorgänge schlicht unwürdig. Und sie zeigen einmal mehr, dass es nicht um links oder rechts geht, um Gemeinwohl, die Lösung von Problemen oder um die Beantwortung von Sachfragen, sondern ausschließlich um Identitätspolitik und verblendeten Kollektivismus. Denn je gespaltener eine Gruppe ist – Divide et impera! – desto leichter ist sie zu kontrollieren.
Der Kolumnist Harald Martenstein schreibt dazu in der WELT vom 15. Januar 2023: »Ich verstehe die Wut der Silvesterrandalierer, dieses Land hat ihnen nichts zu bieten«, und hat damit Recht. Denn unter der neofeudalen Geo-, Wirtschafts- und Migrationspolitik des vergangenen Jahrhunderts leidet vor allem die Normalbevölkerung – sowohl in den Herkunftsländern der Flüchtlinge als auch in jenen Staaten, in denen sie glauben, ein besseres Leben führen zu können.
Freilich hallt auch die von Logik, Kohärenz und Transparenz weiträumig gemiedene »Doppeldenk«-Farce rund um den vermeintlichen Reichsbürgerputsch noch nach. Oder der schwelende Ukraine-Konflikt, den die Kriegstreiber in Washington, Berlin und Brüssel augenscheinlich gewillt sind zu eskalieren – immerhin liefert nun auch Deutschland offiziell Schützenpanzer vom Typ »Marder« sowie das Patriot-Raketenabwehrsystem nach Kiew und wird damit zur offen konfrontativen Kriegspartei. Gegen Russland. Diesen Umstand muss man sich erst einmal so richtig bewusst machen.
Darauf hat Robert Habeck vermutlich verzichtet. Denn bereits am 8. Januar 2023 spricht er davon, sich vorstellen zu können, auch Leopard-Panzer zu liefern. So wird dieser Konflikt in absehbarer Zukunft entweder massiv aus dem Ruder laufen – oder sich über Jahre hinziehen und sein destabilisierendes Potenzial weiter entfalten. In jedem Falle wird das Thema noch lange die Gazetten füllen.
Wie auch die evidenzfrei operierenden Klima-Apokalyptiker weiter von sich reden machen werden, weil sie die dringend benötigten Bilder zum vermeintlichen Kampf ums Überleben des Homo sapiens generieren. Ohne diesen staatlichphilanthrop und von reichen Einzelpersonen finanzierten Öko-Aktivismus aus dem wohlstandsverwahrlosten Bildungsbürgertum vergäße man nämlich unter Umständen, dass das Klima uns nach offizieller Lesart in Kürze auslöschen wird. Oder würde die Panikmache einfach nicht mehr ernst nehmen.
Immerhin wird die meteorologische Apokalypse seit Jahrzehnten aufgeschoben und nach hinten datiert. So wurde aus der anfangs postulierten »Klimaerwärmung« im Verlauf der Zeit die nun gängige Bezeichnung »Klimawandel«. Passt – weil flexibler einsetzbar – besser zu Doppeldenk, konstruierten Bedrohungsszenarien und kognitiven Dissonanzen. Denn man könnte es ja durchaus besser wissen, weil selbst in Mainstream-Medien schon vor Jahren darüber berichtet wurde, dass die CO₂-Theorie nur »geniale Propaganda« ist, wie ein Artikel der WELT vom 4. Juli 2011 oder der »Climate-Gate-Skandal« im Jahr 2009 unterstreichen.
Dennoch: Die kameraaffinen Exodus-Influencer machen unbeirrt weiter. Dieser Tage, indem sie Lützerath besetzen, einen verlassenen Miniatur-Weiler in Nordrhein-Westfalen, der einem RWE-Tagebau weichen soll, und für den Wikipedia am 31. Dezember 2022 die Einwohnerzahl »drei« verzeichnet. Selbst prominent-betuchte Klimawandel-Ikonen wie Luisa Neubauer oder Greta Thunberg geben sich ein Stelldichein auf jenem ruralen Fleck Ödland, der von der medienstrategisch gut geschmierten Marketingmaschine der »Letzten Generation« kurzerhand zum Nabel der untergehenden Welt erklärt wurde. An diesem lässt sich Neubauer ablichten, während sie inmitten einer Gruppe von scheinbar eingekesselten Demonstranten steht – eigentlich eine Stresssituation – und in aller Seelenruhe ein Buch liest. Perfekt ausgeleuchtet natürlich. Noch surrealer kann die Inszenierung kaum werden.
Lützerath: da wird nun also – bevor man mit dem Privatflugzeug zum WEF (World Economic Forum) nach Davos jettet – die Schlacht um die Zukunft der Menschheit geschlagen. Unter anderem mit Steinen und »Molotow-Cocktails«. Das ZDF meint am 14. Januar, dass sich vor Ort »Szenen wie bei Herr der Ringe« abgespielt hätten. Man kann sich allenthalben des Eindrucks nicht erwehren, dass die Demonstrationen der Corona-Maßnahmenkritiker im Vergleich deutlich friedlicher vonstatten gingen. Zudem wäre im Sinne der im Aufwind befindlichen Cancel Culture zu eruieren, ob die vorgeblich pazifistischen Klima-Protestler nicht kulturelle Aneignung beim neuen Erzfeind des Wertewestens betreiben, bezieht sich der Name des beim Aufprall explosiv entflammenden Wurfgeschosses doch auf den Russen Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow.
Bemerkung am Rande: Diejenigen Corona-Maßnahmenkritiker, die jetzt schadenfroh die Polizeigewalt gegen Klima-Protestler beklatschen, sind keinen Deut besser als die COVID-Konformisten, die im Lauf der vermeintlichen Pandemie dazu aufriefen, die unsolidarischen Impfskeptiker niederzuknüppeln. Sie tun genau das, was die Sozialingenieure von ihnen erwarten – sie verschärfen die Spaltung der Gesellschaft.
Parallel zur Berichterstattung um die Proteste am Rande der RWE-Kohlegrube installiert der öffentlich-rechtliche Rundfunk bereits die diskursiven Kommunikationsleitplanken für die nächste Stufe staatlicher Übergriffigkeit – das persönliche CO₂-Budget für jedermann. Die nächste vermeintliche Verschwörungstheorie, die zu bitterer Praxis wird. So berichtet die ARD am 12. Januar 2023 über Vorschläge des Klimaforschers Hans Joachim Schellnhuber vom »Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung« (PIK), der einen maximalen Pro-Kopf-Verbrauch von drei Tonnen CO₂ pro Jahr und Bürger vorsieht. Ein Wert, von dem Deutschland meilenweit entfernt ist und der sich nur mit drastischen Einschränkungen der Individualmobilität erreichen lässt.
In diese Kerbe schlägt auch das Konzept der 15-Minuten-Stadt, das mittlerweile in nahezu allen Industrienationen auf dem Vormarsch ist. So plant das englische Oxford, sein Verwaltungsgebiet ab dem Jahr 2024 in sechs »15-Minuten-Zonen« einzuteilen, um die Bewegungsradien der Bürger im Detail regulieren zu können. Auch in Frankreich, den USA oder Neuseeland wird der Vorschlag langsam aber sicher salonfähig diskutiert – und bedeutet nichts anderes, als dass der eigene Wohnort künftig zum Freiluftgefängnis wird.
So wird eine im Widersinn sozialisierte, indoktrinierte Jugend als fremdgesteuerter Akteur der Endzeit-Show jenes Großkapitals instrumentalisiert, das die Aktivisten vermeintlich bekämpfen. Mit Denkschablonen, Affekten und Ressentiments, die auf Kommando abrufbar sind. Für und gegen jeden mobilisierbar. Zudem: in Lützerath protestiert die grüne Jugend gegen die Beschlüsse der eigenen Parteispitze. Der Stern nennt das am 12. Januar einen »Spagat«. Ich nenne es eine Beleidigung für den Intellekt eines jeden halbwegs sortierten Geistes. Selbst der in Bezug auf sonstige...
Erscheint lt. Verlag | 9.2.2024 |
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Illustrationen | Inés Kieferle |
Mitarbeit |
Cover Design: Sebastian Herrling Sonstige Mitarbeit: Tina Ovalle, Eliane Pichon, Tom-Oliver Regenauer |
Verlagsort | Ahrensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung ► Politische Theorie |
Schlagworte | Global Governance • Korporatismus • Korruption • Technokratie • Zeitenwende |
ISBN-10 | 3-384-13187-8 / 3384131878 |
ISBN-13 | 978-3-384-13187-4 / 9783384131874 |
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Größe: 6,2 MB
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