Die Puppenspieler (eBook)

Wie IWF und Weltbank Ausbeutung als Entwicklungshilfe verkaufen
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
160 Seiten
Aprycot Media (Verlag)
978-3-949098-44-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Puppenspieler -  Alex Gladstein
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Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank wurden gegründet, um Ländern bei der Überwindung von Finanzkrisen zu helfen und ihnen zu einer erfolgreichen wirtschaftlichen Entwicklung zu verhelfen. Ihre 75-jährige Erfolgsbilanz zeigt jedoch das Gegenteil: Die Kredite und Strukturanpassungspolitik haben die armen Länder in eine schwierige Lage gebracht. Die Schuldenfalle hat die Dritte Welt dazu gezwungen, sich auf die Produktion von Gütern für den Konsum im Westen zu konzentrieren, anstatt Souveränität und Industrie im eigenen Land zu fördern. Die'Entwicklung und Hilfe' des IWF und der Weltbank waren alles andere als das. In Wahrheit haben wir es mit einer Geschichte der neokolonialen Ausbeutung mit schockierenden Ergebnissen zu tun.

Alex Gladstein ist Chief Strategy Officer bei der Human Rights Foundation. Außerdem ist er seit Gründung des Oslo Freedom Forum im Jahr 2009 als Vizepräsident für die strategische Ausrichtung verantwortlich. Im Rahmen seiner Arbeit hat Alex Gladstein Hunderte von Dissidenten und Bürgerrechtsorganisationen mit Wirtschaftsführern, Technologen, Journalisten, Philanthropen, politischen Entscheidungsträgern und Künstlern zusammengebracht, um freie und offene Gesellschaften zu fördern. Alex' Schriften und Ansichten zu Menschenrechten und Technologie sind in Medien auf der ganzen Welt erschienen, darunter The Atlantic, BBC, CNN, Fast Company, The Guardian, Monocle, The New Republic, The New York Times, NowThis, NPR, Quartz, TIME, The Wall Street Journal und WIRED. Er hat an Universitäten vom MIT bis Stanford gesprochen, Vorträge vor dem Europäischen Parlament und dem US-Außenministerium gehalten und ist Dozent an der Singularity University sowie Berater von Blockchain Capital, einem führenden Venture Capital Unternehmen in der Finanzbranche. Er spricht und schreibt häufig darüber, warum Bitcoin für die Freiheit wichtig ist, und ist Co-Autor von 'Das kleine Bitcoin-Buch' aus dem Jahr 2019.

Alex Gladstein ist Chief Strategy Officer bei der Human Rights Foundation. Außerdem ist er seit Gründung des Oslo Freedom Forum im Jahr 2009 als Vizepräsident für die strategische Ausrichtung verantwortlich. Im Rahmen seiner Arbeit hat Alex Gladstein Hunderte von Dissidenten und Bürgerrechtsorganisationen mit Wirtschaftsführern, Technologen, Journalisten, Philanthropen, politischen Entscheidungsträgern und Künstlern zusammengebracht, um freie und offene Gesellschaften zu fördern. Alex' Schriften und Ansichten zu Menschenrechten und Technologie sind in Medien auf der ganzen Welt erschienen, darunter The Atlantic, BBC, CNN, Fast Company, The Guardian, Monocle, The New Republic, The New York Times, NowThis, NPR, Quartz, TIME, The Wall Street Journal und WIRED. Er hat an Universitäten vom MIT bis Stanford gesprochen, Vorträge vor dem Europäischen Parlament und dem US-Außenministerium gehalten und ist Dozent an der Singularity University sowie Berater von Blockchain Capital, einem führenden Venture Capital Unternehmen in der Finanzbranche. Er spricht und schreibt häufig darüber, warum Bitcoin für die Freiheit wichtig ist, und ist Co-Autor von "Das kleine Bitcoin-Buch" aus dem Jahr 2019.

Kapitel I


Die Garnelen-Felder


„Alles ist weg.“

- Kolyani Mondal

Vor zweiundfünfzig Jahren tötet der Zyklon Bhola schätzungsweise eine Million Menschen an der Küste Bangladeschs.1 Er ist der tödlichste tropische Zyklon, der jemals aufgezeichnet wurde.2 Die extremen Risiken von Stürmen waren den lokalen und internationalen Behörden bekannt. In den 1960er-Jahren wurden Deiche gebaut, um die Küste zu schützen und Landwirtschaftsflächen zu erweitern.3 Doch in den 1980er-Jahren, nach der Ermordung des Unabhängigkeitsführers Sheikh Mujibur Rahman, drängte das Ausland ein neues autokratisches Regime in Bangladesch zu einem Kurswechsel. Die Sicherheit der Menschenleben, besonders der Schutz vor Stürmen, wurde vernachlässigt, um den Export anzukurbeln und die Schulden zurückzuzahlen.

Anstatt die lokalen Mangrovenwälder zu stärken, die ein Drittel der Bevölkerung in Küstennähe auf natürliche Weise schützten,4 oder in den Anbau von Nahrungsmitteln zu investieren, um die schnell wachsende Nation zu ernähren, nahm die Regierung Kredite von der Weltbank5 und dem Internationalen Währungsfonds (IWF)6 auf, um die Garnelenzucht auszuweiten. Ein Netzwerk wohlhabender Eliten, das eng mit dem Regime verbunden war, lenkte den Prozess der Aquakultur, bei dem die Bauern zur Aufnahme von Krediten gedrängt wurden, um ihre Betriebe „zu verbessern“. Sie mussten Löcher in die Deiche bohren, die ihr Land vor dem Meer schützten, und ihre einst blühenden Felder mit Salzwasser überfluten.7 Anschließend holten sie in mühsamer Handarbeit junge Garnelen aus dem Meer, schleppten sie zurück in ihre stehenden Teiche und verkauften die ausgewachsenen Garnelen an die Garnelenbarone vor Ort.

Mit finanzieller Unterstützung der Weltbank und des IWF wurden unzählige Farmen sowie ihre umgebenden Feuchtgebiete und Mangrovenwälder zu Garnelenteichen, den sogenannten Ghers, umgestaltet.8 Die Region des Gangesdeltas ist ein unglaublich fruchtbarer Ort. Das Delta beherbergt auch die Sundarbans, den größten Mangrovenwald der Welt.9 Doch als Folge der kommerziellen Garnelenzucht, die zum wichtigsten Wirtschaftszweig der Region geworden ist, wurden 45 % der Mangroven abgeholzt. Das hat zur Folge, dass Millionen von Menschen den zehn Meter hohen Wellen ausgesetzt sind, die bei starken Zyklonen gegen die Küste schlagen können.10 Ackerland und das Leben in den Flüssen wurden durch den übermäßigen Salzgehalt, der aus dem Meer eindringt, langsam zerstört. Ganze Wälder sind verschwunden,11 da die Garnelenzucht einen Großteil der Vegetation in dem Gebiet vernichtet hat und „dieses einst fruchtbare Land in eine Wasserwüste verwandelt“.12

Eine Farm in der Provinz Khulna in Bangladesch, die geflutet wurde, um Garnelenfelder anzulegen.

Quelle: Al Helal/REACH

Die Garnelenbarone13 jedoch haben ein Vermögen gemacht und Garnelen (bekannt als „weißes Gold“) sind zum zweitgrößten Exportgut des Landes geworden.14 Im Jahr 2014 arbeiteten mehr als 1,2 Millionen Bangladescher in der Garnelenindustrie, von der indirekt 4,8 Millionen Menschen abhängig sind, etwa die Hälfte der armen Küstenbewohner.15 Die Garnelensammler, die den härtesten Job haben, machen 50 % der Arbeitskräfte aus, erhalten jedoch nur 6 % des Gewinns.16 30 % dieser Arbeitskräfte sind Mädchen und Jungen, die für weniger als 1 US-Dollar pro Tag bis zu neun Stunden am Tag im Salzwasser arbeiten, wofür viele von ihnen die Schule abbrechen und Analphabeten bleiben. Es fanden Proteste gegen die Ausweitung der Garnelenzucht statt, welche jedoch gewaltsam niedergeschlagen wurden. Bei einem der bekanntesten Fälle wurde ein Protestmarsch von Garnelenbaronen und ihren Schlägern mit Sprengstoff angegriffen. Eine Frau namens Kuranamoyee Sardar wurde durch die Explosion enthauptet.17

Ein Forschungsbericht aus dem Jahr 2007 untersuchte 102 Garnelenfarmen in Bangladesch und fand heraus, dass bei Produktionskosten von 1.084 US-Dollar pro Hektar das Nettoeinkommen bei 689 US-Dollar lag.18 Die exportorientierten Gewinne des Landes gingen auf Kosten der Garnelenarbeiter, denen die Löhne gekürzt wurden und deren Lebensraum zerstört wurde.

In einem Bericht der Environmental Justice Foundation sagte eine Küstenlandwirtin namens Kolyani Mondal, dass sie „früher Reis anbaute, sowie Vieh und Geflügel hielt“. Nachdem ihr aber die Garnelenzucht aufgezwungen wurde, „erkrankten ihre Rinder und Ziegen an einer Durchfallerkrankung und starben zusammen mit ihren Hühnern und Enten“.19

Jetzt sind ihre Felder mit Salzwasser überflutet. Was übrig bleibt, ist kaum noch produktiv. Vor Jahren konnte ihre Familie noch „18–19 mon Reis pro Hektar“ ernten, jetzt ist es nur noch einer. Sie erinnert sich an den Beginn der Garnelenzucht in ihrem Gebiet, in den 1980er-Jahren, als den Dorfbewohnern ein höheres Einkommen sowie viele Nahrungsmittel und Feldfrüchte versprochen wurden. Jetzt ist „alles weg“. Die Garnelenzüchter, die ihr Land nutzen, versprachen ihr, 140 US-Dollar pro Jahr zu zahlen. Sie sagt, das Beste, was sie bekommt, sind „gelegentliche Raten von 8 US-Dollar hier oder da“. „Früher“, sagt sie, „hat die Familie das meiste, was sie brauchte, von ihrem Land bekommen. Jetzt gibt es keine Alternativen mehr, außer auf den Markt zu gehen, um Lebensmittel zu kaufen.“

In Bangladesch ließen Milliarden US-Dollar an „Strukturanpassungs“-Darlehen der Weltbank und des IWF die nationalen Garnelengewinne von 2,9 Millionen US-Dollar im Jahr 1973 auf 90 Millionen US-Dollar im Jahr 1986 und 590 Millionen US-Dollar im Jahr 2012 ansteigen.20 Die „Strukturanpassungs“-Darlehen sind benannt nach der Art und Weise, wie sie die kreditnehmenden Länder zwingen, ihre Wirtschaft so zu verändern, dass Exporte auf Kosten des Konsums begünstigt werden. Wie bei den meisten Entwicklungsländern wurden die Einnahmen dazu verwendet, Auslandsschulden zu bedienen, militärische Anlagen auszubauen und die Taschen der Regierungsbeamten zu füllen. Die Garnelensklaven sind dabei verarmt: Sie sind weniger frei, abhängiger und weniger in der Lage, sich selbst zu ernähren, als zuvor. Zu allem Überfluss zeigen Studien, dass „Dörfer, die durch Mangrovenwälder vor der Sturmflut geschützt sind, deutlich weniger Todesfälle zu beklagen haben“ als Dörfer, in denen der Schutz entfernt oder beschädigt wurde.21

Auf öffentlichen Druck hin bewilligte die Weltbank Bangladesch 2013 ein Darlehen in Höhe von 400 Millionen US-Dollar, um die ökologischen Schäden zu beheben.22 Mit anderen Worten: Die Weltbank erhält eine Gebühr in Form von Zinsen für den Versuch, das Problem zu beheben, das sie überhaupt erst geschaffen hat. In der Zwischenzeit hat die Weltbank Ländern von Ecuador23 über Marokko24 bis Indien25 Milliarden geliehen, um die traditionelle Landwirtschaft durch Garnelenproduktion zu ersetzen.

Die Weltbank behauptet, Bangladesch sei „eine bemerkenswerte Geschichte der Armutsbekämpfung und Entwicklung“.26 Auf dem Papier wird der Sieg verkündet. Denn Länder wie Bangladesch neigen dazu, im Laufe der Zeit ein Wirtschaftswachstum zu verzeichnen, da ihre Exporte steigen, um ihre Importe zu decken. Doch die Exporteinnahmen fließen hauptsächlich an die herrschende Elite und die internationalen Gläubiger. Nach zehn Strukturanpassungen27 ist der Schuldenberg Bangladeschs exponentiell gewachsen – von 145 Millionen US-Dollar im Jahr 197228 auf ein Allzeithoch von 95,9 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022.29 Das Land sieht sich mit einer weiteren Zahlungsbilanzkrise konfrontiert und stimmte im November 2022 der Aufnahme des elften Kredits des IWF zu. Diesmal ein Rettungspaket in Höhe von 4,5 Milliarden US-Dollar, das im Gegenzug für weitere Anpassungen gewährt wird.30 Die Weltbank und der IWF geben vor, armen Ländern helfen zu wollen. Das eindeutige Ergebnis nach mehr als fünfzig Jahren dieser Politik ist jedoch, dass Nationen wie Bangladesch abhängiger und verschuldeter sind als je zuvor.

In den 1990er-Jahren, im Zuge der Schuldenkrise der Dritten Welt, wurde die Weltbank und der IWF von der Weltöffentlichkeit verstärkt unter die Lupe genommen: kritische Studien, Straßenproteste und eine weit verbreitete, parteiübergreifende Überzeugung (sogar in den Hallen des US-Kongresses), dass diese Institutionen verschwenderisch bis zerstörerisch sind.31 Doch diese Einstellung und dieser Fokus sind weitgehend verblasst. Heute gelingt es der Weltbank und dem IWF, in der Presse nicht aufzufallen. Wenn sie doch zur Sprache kommen, werden sie als zunehmend irrelevant abgeschrieben, als problematisch, aber notwendig akzeptiert oder sogar als hilfreich...

Erscheint lt. Verlag 29.10.2024
Verlagsort Rheinfelden
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Abhängigkeit • Ausbeutung • Bitcoin • Diktatoren • Diktatur • IMF • IWF • Kolonialismus • Korruption • Kredit • Plünderung • Ponzi • Schulden • Schuldenfalle • Weltbank
ISBN-10 3-949098-44-5 / 3949098445
ISBN-13 978-3-949098-44-4 / 9783949098444
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