Lachendorf (eBook)
262 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-3213-2 (ISBN)
Der Autor ist ausgebildeter Landwirt und pensionierter Realschullehrer. Nach der nebenberuflichen Bewirtschaftung des Hofes übergab er ihn 2012 an seinen Sohn. Das Interesse an der Entwicklung Lachendorfs begleitet Jörn Deecke seit seiner Jugend. So schrieb er schon seine Examensarbeit 1973 über die Zentralitätsverlagerung vom Nachbarort Beedenbostel hin zu Lachendorf. In der Chronik wird dieser Aspekt erweitert und vertieft.
1 Einwohnerzahlen Beedenbostels und seiner Umgebung ab 1821
Auf der folgenden Grafik, die die Einwohnerentwicklung Beedenbostels und der umliegenden Orte darstellt, ist gut zu erkennen, daß die Bevölkerung bis 1848 wenig wächst. Danach verdoppeln sich die Zahlen für Lachendorf bis 1910 etwa, während sie sich in den anderen Orten nur wenig ändern. Grund für den Lachendorfer Zuwachs wird der Anlauf der ersten Papiermaschine am 16. Februar 1846 gewesen sein, mit dem die Papiermühle den endgültigen Sprung ins Industriezeitalter getan hatte1. Dazu nahm man am 5. April 1877 die zweite Papiermaschine in Betrieb2 und investierte weiter. Lachendorfs Bevölkerung wuchs entsprechend bis auf fast 1.000 Personen im Jahre 19003.
Von 1910 bis 1939 blieben die Einwohnerzahlen in den Orten des Kirchspiels Beedenbostel weitgehend unverändert, bzw. wuchsen mit Ausnahme Höfers moderat. Dort begann man ab etwa 1910 mit dem Abteufen von je einem Schacht in Höfer und Habighorst, um Steinsalz und Kali zu fördern. Die neue Firma ‚Mariaglück‘ hatte 1922 eine Belegschaft von 281 Personen unter und über Tage, 1951 mit 420 Personen die Höchstzahl4. Einschließlich der Familienangehörigen vervierfachte sich die Bevölkerung etwa in dieser Zeit.
Der Beedenbosteler Gemeinderat hatte sich bis 1961 gegen Veränderungen, die von seinem Beschluß abhängig waren, erfolgreich gewehrt. Interessierte, die in Beedenbostel wohnen oder arbeiten wollten, fanden weder Baugelände noch Arbeitsplätze ausreichend günstig vor und wandten sich ab. Nach Meinung des Gemeinderates war Beedenbostel der historisch gewachsene zentrale Ort und würde es auch immer bleiben.5
1.1 Lachendorf ab 1821
In Lachendorf war man zugänglicher. Seit 1538 existierte ein gewerblicher Betrieb im Dorf, zu dem eine nach und nach größer werdende Anzahl von Arbeitern mit ihren Familien gehörte. Man war an Arbeitnehmer im gewerblichen Bereich gewöhnt, und in Lachendorf war vieles für Bauwillige optimal: Der Verwaltungschef seit dem 23.9.1946, Gemeindedirektor Bernhard Zeuner (1905-1966) als treibende Kraft, sorgte mit dem Gemeinderat dafür, daß die notwendigen kommunalen Einrichtungen wie Schulen, Straßen, Straßenbeleuchtung etc. rechtzeitig errichtet wurden oder sagte den Bauherren zu, daß damit in absehbarer Zukunft zu rechnen sei. Die Baulandverkäufer erhielten vor und nach der Währungsreform von 1948 anfänglich 60 bis 80 Pfennige für einen Quadratmeter6.
Das war damals sehr viel Geld. Die Gemeinde kaufte ganze Flurstücke auf, erschloß sie und gab sie zu Selbstkosten an die Bauwilligen weiter. Das verhinderte auch eine eventuelle Spekulation mit Verteuerung des Baulandes. Später legte man vor der Veräußerung über Bebauungsland Bebauungspläne. Am 22.8.2019 trat Bebauungsplan Nr. 46 in Kraft.7 Diese Zahl verdeutlicht die außerordentlich rege Bautätigkeit.
Industrie und Gewerbe mit vielen Arbeitsplätzen waren vorhanden, entstanden neu und expandierten. Grundstücke mit etwa 1.250 m2 für Wohnhäuser, in der überwiegenden Mehrzahl Einfamilienhäuser, konnten preiswert erworben werden. Die doch großen Bauplätze ermöglichten einen Gemüsegarten für den Bedarf einer Familie und stellten die Sicherheit für einen Kredit. Die Gemeinde kaufte immer wieder ganze Flurstücke von den Bauern, erschloß sie und gab sie mit den entstandenen Kosten möglichst preiswert an Bauwillige weiter. Die Nachfrage hält bis heute (2024) an.
Lachendorfs Einwohnerzahlen stiegen ab 1950 stark und fielen für Beedenbostel. Nachdem diese Entwicklung anhielt, wurde die Schaffung zentraler Einrichtungen davon beeinflußt. Z.B. ordnete der Schulrat mit Schreiben vom 3. Februar 1970 „die Umschulung der Klassen 1-3 aus Beedenbostel an die Mittelpunktschule in Lachendorf mit Wirkung vom 14. März 1970 an.“ „Die Schule wurde mit Wirkung vom 01.10.1950 dreiklassig […].“8 Die Schulschließung erfolgte gegen erheblichen Widerstand Beedenbostels.
Mit Wirkung vom 1.1.1973 wurden die bis dahin selbständigen Gemeinden Bunkenburg, Gockenholz, Jarnsen und Lachendorf zur Einheitsgemeinde Lachendorf zusammengeschlossen. Der Gemeinderat Lachendorf entscheidet seitdem in Angelegenheiten auch dieser Dörfer. Sie hatten am 1.1.1973 zusammen 3.467 Einwohner.9
1.2 Einwohner und Straßen 1926
Die folgenden sechs Listen nennen die Namen, Berufe und Adressen der 957 Einwohner Lachendorfs im Jahre 1926. Es fällt auf, daß für jede Adresse nur der Name einer Person angegeben wird: Genannt wird der „Haushaltsvorstand“. Zum Beispiel kann ich für meinen Großvater, Deecke, Georg, Landwirt, Bahnhofstraße 3, erstes Blatt, rechte Spalte, unten, festhalten, daß damals auf diesem Hof die Eigentümerin,
Hermine Deecke (1877-1969) geb. Lüßmann, ihr Ehemann, der oben genannte Georg Deecke (1870-1935), ihr Sohn, Georg Deecke (1905-1984), und mehrere Hausangestellte und Knechte lebten. Auch Friedrich Deecke, Landwirt, Oppershäuser Straße 18, hatte Familie und Angestellte. Lachendorf hatte also mehr Einwohner als auf dieser Liste genannt werden.
Abbildung 3 Einwohner Lachendorfs 1926 (6 Seiten)14
Abbildung 4 Lachendorf 194515
1926 gab es in Lachendorf folgende Straßen:
| ‚in den Ackern‘; bis 1850 südlich der Ackerstraße keinerlei Bebauung |
| nach Ahnsbeck |
| nach Altencelle, ein Feldweg bis nach 1945 |
| ‚am Bärenblau‘; nach dem dortigen Flurnamen |
| mit Eichen bestandene Höfe |
| ‚am Heuberge‘; nach dem dortigen Flurnamen |
| dort lag die Gastwirtschaft „Lindenhof“, der Krug |
| ‚Osterraden‘; nach dem dortigen Flurnamen |
| ‚das Westerfeld‘; nach dem dortigen Flurnamen |
| erst nach 1904, der Eröffnung der Eisenbahn Celle-Wittingen |
| ab etwa 1850 Zufahrt zu neuen Gärten |
| im Sommer beidseitig grüne Eichen |
| nach Jarnsen, bis 1973 unbefestigt |
| ab 1905 die einzige Kirche in Lachendorf |
| Weg nördlich der Lachte von der Bahnhofstraße nach Beedenbostel |
| Straße südlich der Papiermühle |
| die neu erbaute Straße |
| nach Oppershausen |
| ‚der Rehrkamp‘; nach dem dortigen Flurnamen |
| nach Administrator Julius Römer‘, Chef der Papierfabrik bis 1852 |
| ab 1875, dem Bau der zweiten Schule; heute ‚Up’n Äckern‘ |
| Viehdrift […] wurden Wege des Viehtriebs genannt […] zu Tränken |
| nach den ‚Aller-Dreck-Wiesen‘ |
1.3 Einwohner ab 1971
Die fehlende Bereitschaft Beedenbostels nach dem 2. Weltkrieg, Bauland abzugeben, und das gegenteilige Handeln Lachendorfs führten zu einem nachhaltigen Bevölkerungszuzug und der Ansiedlung von Gewerbe und Industrie in Lachendorf und nicht im alten zentralen Ort Beedenbostel16. Das Wachstum hält bis heute (2024)...
Erscheint lt. Verlag | 18.10.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Politik / Gesellschaft |
Sozialwissenschaften ► Soziologie | |
Schlagworte | Agrarreform in Niedersachsen im 19. Jahrhundert • Dorf-Chronik Lachendorf • Dorfentwicklung nach 1945 • Feldflur vor Karl dem Großen und die Abgaben der Bauern • Zweimalige Besiedelung Mitteleuropas |
ISBN-10 | 3-7597-3213-5 / 3759732135 |
ISBN-13 | 978-3-7597-3213-2 / 9783759732132 |
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