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Das könnte Schule machen (eBook)

Spiegel-Bestseller
Wie ein engagierter Pädagoge unser Bildungssystem revolutioniert
eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
240 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-02217-1 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
14,99 inkl. MwSt
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Ein richtungsweisendes Buch für die Schule von morgen Zur Schule gehen ohne Angst und Stress, dafür mit viel Eigenmotivation, Lernerfolg und Freude? In der vielfach ausgezeichneten Alemannenschule in Baden-Württemberg ist das bereits gelebte Realität. Schulleiter Stefan Ruppaner hat im öffentlichen Schulsystem eine neue Schulform etabliert, ohne Frontalunterricht, ohne feste Prüfungstermine, ohne Klassenzimmer. Stattdessen leben Kinder und Lehrkräfte gegenseitige Wertschätzung, Kreativität, Freiheit und moderne Unterrichtsmethoden, losgelöst von unserem gängigen Schulmodell. In «Das könnte Schule machen» erzählt der Pädagoge, wie seine Schule der Zukunft Realität geworden ist und welche Veränderungen nötig sind, um sie überall möglich zu machen. Denn: Wir brauchen nicht weniger als eine Revolution, um unseren Kindern das Lernen zu ermöglichen, das sie verdienen!

Stefan Ruppaner wurde 2005 Rektor der Alemannenschule Wutöschingen, die zu den innovativsten Schulen weltweit gezählt wird. 2019 und 2021 ist sie Preisträgerschule des  Deutschen Schulpreises. Die Abkopplung des Lernens von Zeit und Raum wurde hier weitgehend umgesetzt. Stefan Ruppaner gehört zu den Begründern der Schmetterlingspädagogik, die das selbstorganisierte Lernen mit digitalen Werkzeugen ermöglicht. Seit 2017 ist er Vorstandsvorsitzender der gemeinnützigen Genossenschaft  Materialnetzwerk eG, die sich zum Ziel gesetzt hat, OER-Lernmaterialien zum Selbstorganisierten Lernen in höchster Qualität für alle kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Stefan Ruppaner wurde 2005 Rektor der Alemannenschule Wutöschingen, die zu den innovativsten Schulen weltweit gezählt wird. 2019 und 2021 ist sie Preisträgerschule des  Deutschen Schulpreises. Die Abkopplung des Lernens von Zeit und Raum wurde hier weitgehend umgesetzt. Stefan Ruppaner gehört zu den Begründern der Schmetterlingspädagogik, die das selbstorganisierte Lernen mit digitalen Werkzeugen ermöglicht. Seit 2017 ist er Vorstandsvorsitzender der gemeinnützigen Genossenschaft  Materialnetzwerk eG, die sich zum Ziel gesetzt hat, OER-Lernmaterialien zum Selbstorganisierten Lernen in höchster Qualität für alle kostenlos zur Verfügung zu stellen. Anke Willers ist Journalistin und Buchautorin. Jahrelang war sie leitende Redakteurin bei der Zeitschrift ELTERN family und hat dort als Kolumnistin über ihren Familienalltag geschrieben. Heute arbeitet sie auch für die BRIGITTE. 2019 erschien ihr Buch «Geht's dir gut oder hast du Kinder in der Schule?», in dem sie von ihrem Dasein als unfreiwillige Hilfslehrerin erzählt. Anke Willers ist verheiratet, hat zwei erwachsene Töchter und lebt in München.

Prolog Kommen Sie, ich zeige Ihnen unsere Schule!


An unsere Schule kommen viele Menschen, die sich für Schulgestaltung und Pädagogik interessieren: Eltern, Schulleitungen, ausländische Lehrer, Architektinnen, Leute aus Ministerien und Politik – und Medienschaffende. Und sie alle haben einen Wunsch: Sie möchten begreifen, was wir anders machen an der Schule, deren Rektor ich bin. Warum wir wiederholt mit Schulpreisen ausgezeichnet wurden und immer wieder Filme über uns gedreht werden.

Wir sind eine öffentliche Gemeinschaftsschule, an der ungefähr 900 Kinder von Klasse 1 bis Klasse 13 lernen, vom Hauptschulabschluss bis zum Abitur. Seit 1997 heißt unsere Schule Alemannenschule – ein sehr passender Name. Zum einen, weil sie ebendort liegt, wo die Alemannen sich im frühen Mittelalter angesiedelt haben: tief im Süden unserer Republik, am südöstlichen Schwarzwaldrand, da, wo die Schweiz ein kleines Stückchen ins Baden-Württembergische hineinragt und wo ich aufgewachsen bin. Viele Menschen hier sprechen noch Dialekt. Sie rufen «Salli», wenn sie sich begegnen, und «Ade», wenn sie auseinandergehen.

Passend ist der Name aber auch, weil die Alemannen ein ziemlich aufmüpfiges, bunt gemischtes Germanenvolk waren, das sich ständig mit viel größeren und stärkeren Mächten auseinandersetzen musste, um sein Terrain zu verteidigen. Auch ich musste und muss das bis heute immer wieder tun. Und dass ich aufmüpfig bin, wird Ihnen unser Kultusministerium gerne bestätigen. Aber dazu später mehr.

Der genaue Ort, in dem sich unsere Schule befindet, heißt Wutöschingen. Lange Zeit kannte ihn kaum jemand, der von außerhalb kam. Kein Wunder, er ist eher ein größeres Dorf: 7000 Einwohner, ganz normale Leute – Arbeiter, Bauern, Handwerker, wenig Bildungsbürgertum. Es gibt Geschäfte für den täglichen Bedarf, eine Kirche, ein Gasthaus, die Aluminiumwerke – und die Alemannenschule.

Neulich hatte ich wieder einmal Besuch von einer Journalistin, die etwas über unsere Schule schreiben wollte. Sie wartete an einem Freitagvormittag im Sekretariat auf mich – und lernte zuerst unseren Schulhund, Border Collie Luna, kennen. Und dann die blauen Überzieher für die Schuhe. «Die brauchen Sie», erklärte ich ihr, «wir tragen hier Hausschuhe. Das ist leiser und sauberer und schont die Böden und die Möbel, wenn die Kinder es sich zum Lernen gemütlich machen. Das passt besser zu unserem Leitbild als schmutzige Straßenschuhe.» «Leitbild?», kam es erstaunt zurück. Ich merkte, dass sie Erklärungsbedarf hatte und noch nicht viel über uns wusste. Also begannen wir unseren Rundgang im grünen Haus. Es war zehn Uhr morgens. An den Lerntheken standen Kinder unterschiedlichen Alters mit iPads. Andere saßen auf Sitzkissen oder lagen auf unseren bunten Sofas. Manche arbeiteten ruhig, aber die meisten unterhielten sich.

«Wenn man Brüche addieren will, kann man das dann oben einfach zusammenzählen?», fragte Johannes[*] aus der Fünften. Alex* aus der Sechsten erklärte es ihm: «Nur, wenn unten der gleiche Nenner steht. Die Zahlen müssen unten praktisch den gleichen Namen haben, damit sie sich oben treffen und verheiraten können. Wenn der Nenner nicht gleich ist, musst du erweitern – also das geht so!», Alex zückte sein iPad. Als die beiden Jungs mich sahen, fragten sie: «Hallo, Herr Ruppaner, wann fängt die Probe für das Musical heute an?» Dann schüttelten sie mir die Hand. «14 Uhr», sagte ich, «blaues Haus, Inputraum 4, unten.» Und zu meinem Besuch: «Wenn nicht gerade Corona ist, geben wir uns die Hand. Das stärkt die Beziehung. Und das hier ist übrigens unser Marktplatz. Hier kann man sich treffen und laut reden.» «Aha», sagte die Journalistin. «Und wann beginnt der Unterricht?» «Haben wir praktisch nicht mehr! Die Kinder lernen hier unten in altersgemischten Gruppen. Und wenn sie sich vertiefen wollen, also still arbeiten, dann gehen sie hoch ins Lernatelier. Da wird geflüstert.»

Oben zeigte ich ihr die Arbeitsplätze: Jedes Kind hat dort einen eigenen Schreibtisch zum Lernen. «Und wo sind die Lehrer?», flüsterte mein Besuch. Ich deutete auf einen Lernbegleiter, der hinten an einem Tisch stand und einem Kind leise etwas erklärte: «Es arbeiten immer vier Lernbegleiter zusammen. Die Kinder können jederzeit hingehen und fragen, wenn sie mit ihren Aufgaben nicht weiterkommen.» «Woher wissen die denn ohne Unterricht, was sie bearbeiten müssen?», wollte die Journalistin wissen. «Einmal in der Woche bespricht jedes Kind mit seinem Lernbegleiter, welche Bereiche und welche Lernschritte es als Nächstes angehen wird. Also ein Lernbegleiter, ein Kind. Quasi Eins-zu-eins-Betreuung. Wir haben kurze Input-Einheiten und ausgeklügelte Materialpakete für alles, was man nach dem baden-württembergischen Bildungsplan können sollte und darüber hinaus.»

Wir schauten uns weiter im Lernatelier um: Die Kinder, die gerade da waren, lernten ruhig. Pia* saß unter dem Schreibtisch und hatte Kopfhörer auf. Sie übte auf dem iPad Englischvokabeln. Leon* bearbeitete gerade ein Materialpaket zum Thema Textsorten. Und hinten in der Ecke saß Meret* und schrieb einen Gelingensnachweis, auch auf dem Tablet. «Wow, ist das leise hier», stellte mein Besuch beeindruckt fest, «und so aufgeräumt.» Dann wollte sie wissen, was ein Gelingensnachweis ist.

«Gelingensnachweise sind bei uns Tests. Die Kinder schreiben sie immer dann, wenn sie das Gefühl haben, dass sie den Stoff können. Es gibt aber auch mündliche Gelingensnachweise. Oder solche, die mit Engagement zu tun haben.»

«Wie, keine Klassenarbeiten für alle?»

«Nein, keine Klassenarbeiten, keine 45-Minuten-Stunden, keine Klassenzimmer – und ganz wenig Frontalunterricht. Die Kinder lernen wo, was und mit wem sie wollen. Und sie lernen in ihrem eigenen Tempo.»

Mit meinen Besucher:innen komme ich immer irgendwann an diesen Punkt – und ich genieße ihn. Weil die Reaktionen immer ähnlich ausfallen. Die meisten sind verwirrt, verblüfft, und in ihren Augen lese ich noch mehr Fragezeichen: Wie geht das? Eine Schule ohne Klassenzimmer, Klassenarbeiten, richtigen Unterricht. Kann man da denn was lernen? Die Vorhersehbarkeit dieser Reaktionen amüsiert mich. Gleichzeitig kann ich sie verstehen. Denn fast alle, die mich besuchen, haben als Kinder und als Eltern herkömmliche Schulen erlebt. Sie wurden, genau wie ich, geprägt durch Frontalunterricht, Prüfungen, Gleichschritt beim Lernen und Hierarchien mit Befehlsstrukturen.

Wir setzten uns auf das grüne Sofa, das im Lernatelier steht: «Das grüne Sofa im grünen Haus ist mein Lieblingsplatz. Hier bin ich oft und bearbeite meine E-Mails. Manchmal mache ich auch ein Schläfchen.»

Die Journalistin guckte ungläubig. Wohl wegen des Schläfchens. Dann fragte sie: «Haben Sie denn kein Rektorenzimmer? Sie sind doch hier der Chef.»

«Nein, ich brauche kein Rektorenzimmer. Ich bin am liebsten mittendrin unter den Kindern. Und seit wir alle mit iPads arbeiten, kann auch ich meine Aufgaben überall mit hinnehmen.»

Die Journalistin wandte sich an Pia*, die mit den Englischvokabeln unter dem Tisch hockte, und flüsterte ihr zu: «Wie findest du denn das, wenn dein Schulleiter hier auf dem Sofa sitzt?» Pia lachte und sagte, dass sie das schon kenne und es sie nicht störe. Und dann fragte sie mich, wann ich denn endlich mal mit ihr und den anderen Mädchen ein Rädle machen würde. Ich sagte, dass ich gerade «Rücken» hätte und so ein Rädle da sicher nicht so gut sei. Pia kniff die Augen zusammen und stellte trocken fest, dass ich das ja wohl immer vorschieben würde. Die Journalistin fragte Pia, was denn ein Rädle sei, und die erklärte: «An der Turnstange, mit dem Bein, so ein Überschlag.» «Ah, Kniewelle», rief mein Besuch, vergaß zu flüstern und zwinkerte mir zu: «Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass sie mit den Kindern in der Pause an der Turnstange hängen.» «Nein», sagte ich, «Running Gag. Die Kinder wissen, dass da mein Bauch im Weg wäre – aber hier geht es nicht ums Rädle, hier geht es um Kontakt und Beziehung. Und um ein Späßchen zwischendurch.» Die Dame zog die Augenbrauen hoch: «Sie legen offenbar keinen Wert darauf, eine Respektsperson zu sein.» Ich schüttelte den Kopf: «Nicht, wenn Respektsperson bedeutet, dass ständig strenge Ansagen kommen und man Angst haben muss.»

Später haben wir uns dann noch die anderen Gebäude angeschaut. Das blaue, das weiße und das rote Haus. Im weißen Haus zeigte ich ihr unsere Baumhäuser. «Toll!», sagte sie und dass sie davon schon mal ein Foto gesehen hätte – von diesem riesigen Raum mit den eingebauten Stelzenhäusern auf zwei Ebenen, ganz ohne Wände, alles aus weiß lasiertem Naturholz. Ich erklärte ihr, dass es die Baumhäuser nur hier im weißen Haus gibt. Man kann sich dort oben zurückziehen, und es wird in regelmäßigen Abständen rotiert – denn die Baumhäuser sind sehr begehrt fürs Lernen. Vor allem die mit Aussicht ins Grüne. «Das kann ich total gut verstehen», meinte die Journalistin. Und dass sie selbst in den 70er-Jahren in einem windigen Schulzentrum zur Schule gegangen sei, in dem schon wenige Jahre nach Eröffnung die Kunststoffverschalung von der Decke gefallen sei und wahrscheinlich jede Menge Asbest ausgedünstet habe.

Dann musste ich kurz weg, weil sich noch mehr Besuch angemeldet hatte. Eine angehende Architektin wollte sich für ihre Doktorarbeit unser Raum- und Einrichtungskonzept anschauen. Ich reichte die Journalistin für eine halbe Stunde an drei Kinder aus der Mittelstufe weiter, die gerade im blauen Haus...

Erscheint lt. Verlag 18.2.2025
Zusatzinfo 8 S. 4-farb. Tafelteil
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Alemannenschule • alternatives Schulkonzept • Baden-Württemberg • Bildungspolitik • Bildungssystem • Buch Lehrer • Buch Lehrer Schule • Buch Schule • Buch Schulkonzept • Caroline von St. Ange • Deutscher Schulpreis • Deutsches Bildungssystem • Eigenmotivation • Eltern und Schule • innovative Schule • Lehrer • Lernen • Lernmotivation • Lernstress • Noten • Notendruck • Pädagogik • Prüfungsangst • Schmetterlingspädagogik • Schule • Schule Baden-Württemberg • Schule der Zukunft • Schüler • Spaß am Lernen • versagensangst
ISBN-10 3-644-02217-8 / 3644022178
ISBN-13 978-3-644-02217-1 / 9783644022171
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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