Wenn du den Frieden willst, bereite Frieden vor (eBook)
272 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-4865-2 (ISBN)
Moritz Adler (03.9.1831-25.1.1907), Österreicher, "mosaischen Glaubens", geboren "in Habern (Böhmen), besuchte die Gymnasien in Iglau und Prag und studierte darauf an den Universitäten in Prag und Wien Rechts- und Staatswissenschaften, wie auch antike und moderne Sprachen und Literatur. Er behielt seinen Wohnsitz in Wien und war hier als Schriftsteller besonders nach der Richtung hin tätig, daß er stets die Philosophie der Geschichte, des Rechts und der Institutionen auf das Problem des weltrechtlich zu schützenden internationalen Friedens anwandte" (F. Brümmer: Lexikon der deutschen Dichter 1913). "Bereits mit 20 Jahren war er ein Anhänger der Friedensidee. Im Jahre 1868 veröffentlichte er anonym ein Buch: Der Krieg, die Kongressidee und die allgemeine Wehrpflicht im Lichte der Aufklärung unserer Zeit von einem Freunde der Wahrheit. Er widerlegte darin die verschiedenen Gründe für die Notwendigkeit des Krieges. 'Der wahre innere Grund der Kriege ist das Gesetz der Veränderungs- und Fortschrittsbedürftigkeit alle menschlichen Institutionen, also auch der Staatenbildung'. Er forderte (1868 !) ein Völkertribunal für Europa, welches als permanenter Kongress auch die Exekutive hat ... Jedenfalls hat Adler ein Anrecht darauf, unter den Vorläufern der neueren Friedensbewegung gerechnet zu werden, die ja gerade in deutschen Ländern nicht so zahlreich sind. - Später (1892) veröffentlichte er noch eine Broschüre: 'Offenes Sendschreiben an Professor Billroth', wozu Baronin Suttner die Vorrede schrieb. Allgemein bekannt sind seine geistvollen Aufsätze, die er jahrelang in der Revue 'Die Waffen nieder!' veröffentlichte. In seinem Nachlass befindet sich ein umfangreiches Werk: Zur Philosophie des Friedens" (Nachruf in der Zeitschrift: Friedens-Warte, 1907)
Vorbemerkungen
zu den Friedensschriften von
Moritz Adler
„Seit Menschengedenken, sagen diese hochweisen Herren, habe es Kriege gegeben, also müsse es auch ferner Kriege geben, so lange die Menschen eben Menschen sind, und es könnten auch in den spätesten Zeiten Menschen ohne Kriege gar nicht gedacht werden. – Dieses Argument … hieße, alle Fortschrittsfähigkeit der Menschheit in Abrede stellen“ (Moritz Adler 1868; →S. 40).
„Bösen Dämonen vergleichbar, in fürchterlicher Mannigfaltigkeit aufgestapelt, starren sie uns überall entgegen, die kleinen, die zierlichen Mordmaschinen bis zu den plumpen Ungetümen, deren einmalige Benützung (?!) ein Vermögen verschlingt und Hunderte von Menschenleben und mit saurem Fleiß erworbene Güter begräbt“ (Moritz Adler 1893; →S. 185).
Schon immer – seit Urzeiten, so verkünden es mit stolzem Selbstbewusstsein die akademischen oder autodidaktischen Militärphilosophen, sei der ‚Krieg‘ notwendiger Bestandteil der menschlichen Geschichte gewesen, und Kants Programm eines immerwährenden Friedens werde nie mehr sein als ein Hirngespinst. Doch seit dem 19. Jahrhundert hat sich in rasanten Schritten eine qualitativ wie quantitativ völlig neuartige Entwicklung hin zum Totalen Krieg vollzogen. Im Nordamerikanischen Bürgerkrieg 1861-1865 etwa zeigte der moderne, industriell geführte Krieg bereits vor aller Welt seine abgründige Fratze. Die jedes Vorstellungsvermögen übersteigende Optimierung der Vernichtungsmethoden sowie die Instrumentalisierung aller Sektoren und Ressourcen des gesellschaftlichen Lebens für den Totmach-Apparat der hunderttausendfachen Menschenschlächtereien1 bewirkten bei den ‚Lenkern‘ der Völkerwelt keine nachhaltige Erschütterung. Die klügsten Köpfe unserer Gattung wissen nicht erst seit der Bombe über Hiroshima, dass sich die Beibehaltung der militärischen Heilslehre mit einem Fortbestehen des ‚homo sapiens‘ nicht vereinbaren lässt. Es gilt aber bis zur Stunde: ‚Geist‘ und ‚Macht‘ bleiben getrennt.
1868 ist in Österreich Moritz Adler als scharfer Kritiker der Institution des Krieges, des – besonders extrem in Preußen2 waltenden – Militarismus, der Hochrüstung und der Allgemeinen Wehrpflicht hervorgetreten. Sein zunächst anonym veröffentlichtes Votum für eine neue Friedensordnung auf der Grundlage eines ‚Europäischen Staatentribunals‘ weist ihn als einen wirklichen Pionier des neueren (Rechts-)Pazifismus im deutschsprachigen Raum aus. Erst 1889 – also zwei Jahrzehnte später – erschien Bertha von Suttners Roman: „Die Waffen nieder!“ Die Gründung der Österreichischen Friedensgesellschaft erfolgte dann im Jahr 1890.
Biographie und Friedensengagement
Viel ist aus der vorliegenden Literatur über Persönlichkeit und Werdegang von Moritz Adler nicht zu erfahren. Geboren wurde er am 3. September 1831 in Habern/Böhmen; für den Geburtsort sind keine archivarischen Nachweise zu Trägern des Namens ‚Adler‘ im Zeitraum 1790-1844 überliefert.3 1862 heiratete er Karoline Levit (geb. 1842 in Pilsen, gest. 1897 in Wien), die wie er ‚mosaischen Glaubens‘ war.4 Bezogen auf Adlers „Stellung zum Judentum“ führt das Lexikon deutsch-jüdischer Autoren folgende Passage seines Briefes an L. A. Frankl (Wien, 26.4.1888) an: „Das Gedicht ‚Mahnung‘ hat mir heute in seiner lieblichen Wehmut und tiefen Innerlichkeit noch mehr ans Herz gegriffen als gestern, und wohl noch nie hat unser Stamm eine edlere Verherrlichung und eine wahre Apologie erfahren, als in dem tief bedeutsamen Symbol ‚echter Judenbaum‘.“5
Zum Werdegang teilt Franz Brümmer mit: Moritz Adler „besuchte die Gymnasien in Iglau u. Prag und studierte darauf an den Universitäten in Prag u. Wien Rechts- u. Staatswissenschaften, wie auch antike und moderne Sprachen und Literatur. Er behielt seinen Wohnsitz in Wien und war hier als Schriftsteller besonders nach der Richtung hin tätig, daß er stets die Philosophie der Geschichte, des Rechts und der Institutionen auf das Problem des weltrechtlich zu schützenden internationalen Friedens anwandte. Er war dann auch, besonders in den Jahren 1890–1900, ein fleißiger Mitarbeiter der Zeitschrift ‚Die Waffen nieder!‘ u. veröffentlichte schon 1868 sein bekanntes Werk ‚Der Krieg, die Kongreßidee und die allgemeine Wehrpflicht‘. – [Dichterische] S[chrift]: Die Opale (Idealist[isches]. M[ärchen].), 1901.“6
Im Februar 1907 zeigt die ‚Friedens-Warte‘ den Tod von Moritz Adler an: „Die Oesterreichische Friedengesellschaft hat abermals einen Verlust erlitten. Unser langjähriges Mitglied, der bekannte Schriftsteller Moritz Adler, ist am 25. v. M. verschieden. Ueber sein Wirken in unserer Bewegung wird im Hauptteile berichtet. Der Verstorbene hinterliess unserer Gesellschaft ein Legat von 200 Kronen.“7 Der Nachruf in der gleichen Ausgabe lautet: „Am 25. Januar [1907] starb zu Wien nach langem, schweren Leiden Moritz Adler, einer der ältesten und genialsten Verfechter des Friedensgedankens in deutschen Landen. Er wurde 1831 zu Habern in Böhmen geboren. Bereits mit 20 Jahren war er ein Anhänger der Friedensidee. Im Jahre 1868 veröffentlichte er anonym ein Buch: ‚Der Krieg, die Kongressidee und die allgemeine Wehrpflicht im Lichte der Aufklärung unserer Zeit von einem Freunde der Wahrheit‘. Er widerlegte darin die verschiedenen Gründe für die Notwendigkeit des Krieges. ‚Der wahre innere Grund der Kriege ist das Gesetz der Veränderungsund Fortschrittsbedürftigkeit aller menschlichen Institutionen, also auch der Staatenbildung‘. Er forderte (1868!) ein Völkertribunal für Europa, welches als permanenter Kongress auch die Exekutive hat und die Unfügsamen bekriegt. Das Buch dürfte mit den am 16. September 1868 in Prag versammelt gewesenen Philosophenkongress, der zahlreiche Resolutionen im Sinne der Friedensidee fasste, in irgendwelchem Zusammenhange stehen. Jedenfalls hat Adler ein Anrecht darauf, unter den Vorläufern der neueren Friedensbewegung gerechnet zu werden, die ja gerade in deutschen Ländern nicht so zahlreich sind. – Später (1892) veröffentlichte er noch eine Broschüre: ‚Offenes Sendschreiben an Professor Billroth‘, wozu Baronin Suttner die Vorrede schrieb. Allgemein bekannt sind seine geistvollen Aufsätze, die er jahrelang in der Revue ‚Die Waffen nieder!‘ veröffentlichte. In seinem Nachlass befindet sich ein umfangreiches Werk: ‚Zur Philosophie des Friedens‘, das hoffentlich der Öffentlichkeit nicht lange vorenthalten bleiben wird. – Die moderne Friedensbewegung verliert an Adler einen ihrer geistreichsten, schärfsten und konsequentesten Vertreter. Dies wird ihm ein ehrendes Andenken in der Geschichte dieser Bewegung sichern.“8
Der vorliegende Band enthält die beiden selbstständigen Veröffentlichungen von 1868 und 1892 sowie eine Auswahl der Aufsätze für die Zeitschrift der von M. Adler verehrten Bertha von Suttner.
„Der Krieg, die Congreßidee und die allgemeine Wehrpflicht“ (1868)
Im September 1867 wurde die demokratisch – d. h. links – ausgerichtete „Ligue de la Paix et de la Liberté“ (Internationale Liga für Frieden und Freiheit) gegründet.9 Im Jahr darauf erschien Adlers anonyme Schrift „Der Krieg, die Congreßidee und die allgemeine Wehrpflicht“ (1868). Doch Moritz Adler, so betont Andreas Volkmer, „distanziert sich ausdrücklich von den revolutionären Bestrebungen der Friedens- und Freiheitsliga und legt einen – nach eigenen Worten – konservativen Organisations-Plan vor. Der von ihm vorgeschlagene europäischer Rechtsschutzverein habe gerade den Zweck, Revolutionen und Kriege zu verhindern. Gleichwohl suchte Adler den Kontakt zu Gustav Vogt, dem Präsidenten der Genfer Liga, und machte Werbung in eigener Sache. Tatsächlich druckten die ‚Vereinigten Staaten von Europa‘ eine ausführliche Rezension von Adlers Schrift. Dabei würdigte Vogt zwar die ‚treffenden Gedanken‘ Adlers über das Unrecht des Krieges, doch mit den ‚politischen Betrachtungen über den rechten Weg zum rechten Ziel‘ konnte er sich nicht einverstanden erklären.“10 Zum Kernanliegen der Friedensvision des Österreichers im Jahr 1868 schreibt Volkmer:
„Das europäische Staatentribunal sollte nach Adler folgende drei Befugnisse erhalten: Erstens das Recht, die Größe und die Intensität der Militärmacht der europäischen Staaten zu fixieren. Laut Adler war hierbei zu beachten, dass in normalen Zeiten lediglich auf das Bedürfnis der inneren Sicherheit der einzelnen Staaten Rücksicht genommen werden musste, da ‚die äußere Sicherheit der Staaten ja durch den Bestand des Tribunals garantirt‘...
Erscheint lt. Verlag | 7.10.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung |
ISBN-10 | 3-7597-4865-1 / 3759748651 |
ISBN-13 | 978-3-7597-4865-2 / 9783759748652 |
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