Abbrüche, Ausstiege und andere Wege aus Lehramtsausbildung und Lehrerberuf -

Abbrüche, Ausstiege und andere Wege aus Lehramtsausbildung und Lehrerberuf (eBook)

Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
235 Seiten
Beltz Juventa (Verlag)
978-3-7799-8539-6 (ISBN)
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Der Mangel an Lehrkräften ist allgegenwärtig und die Diskussion von Maßnahmen innerhalb des Schul- und Bildungssystems lebhaft. Dass (angehende) Lehrkräfte die Lehramtsausbildung oder den Beruf verlassen, folglich dem System Schule nicht (mehr) zur Verfügung stehen und damit zur weiteren Verschärfung des Lehrkräftemangels beitragen, spielte in der Diskussion bislang nur eine randständige Rolle. Wieso ein nicht unerheblicher Anteil der angehenden Lehrkräfte noch im Studienverlauf aufhört, weshalb der Vorbereitungsdienst abgebrochen wird und Lehrkräfte aus dem Beruf aussteigen, sind komplex zu perspektivierende Fragen, denen sich der Band mit systematischen Reflexionen, empirischen Analysen und Einblicken in Umsetzungen aus der Bildungs- und Beratungspraxis widmet.

Fuchs, Thorsten, Dr. phil., Professor für Allgemeine Erziehungswissenschaft an der Universität Koblenz.

Vorwort


Thorsten Fuchs und Svenja Mareike Schmid-Kühn

Der Mangel an Lehrkräften ist allgegenwärtig, und aktuell wird innerhalb des Bildungssystems intensiv darüber diskutiert, wie sich die erforderliche Unterrichtsversorgung in Anbetracht personeller Engpässe jetzt und in den nächsten Jahren sicherstellen lässt. Umfassende Besserung wird kurzfristig jedoch kaum zu erreichen sein, lediglich punktuelle, wie die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK1) in ihren Stellungnahmen zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel und den Perspektiven der Lehrkräftegewinnung hervorhebt. Sie prognostiziert, dass er noch lange Zeit andauern wird, und sieht deshalb statt Maßnahmen zur Akutbekämpfung vor allem längerfristige Perspektiven vor, um diesem drängenden Problem des Lehrkräftemangels zu begegnen und Lösungen zu schaffen. Über die Gewinnung von mehr Interessierten für den Lehrkräfteberuf – auch in Form der Rekrutierung von Personen aus Feldern jenseits des Lehramts über einen Quereinstieg – und eine umfassende Anpassung der Lehreraus- und -fortbildung an sich wandelnde Anforderungen der Gesellschaft hinaus empfiehlt die SWK vor allem die Reduktion von Schwundquoten: am Anfang des Studiums wie auch in späteren Phasen der Lehramtsausbildung durch gezielte Maßnahmen zur Vermeidung von Abbrüchen und Erhöhung des Studienerfolgs. Und in der Tat: Die Zahl von Lehramtsstudierenden, die Universitäten ohne Abschluss verlassen, so machen die in den letzten Jahren entstandenen Studien zu Quoten des Dropouts und Verbleibs deutlich, ist seit geraumer Zeit weitgehend unverändert. Dies hat dazu geführt, dass der verfügbare qualifizierte Nachwuchs im Lehramt den Bedarf an Fachkräften mit Expertisen in der Vermittlung von Kompetenzen an Schülerinnen und Schüler längst nicht mehr deckt. Die u.a. aus Lehrerbedarfsprognosen bekannten und ohnehin schon stark nachgefragten Mangelfächer und Schulformen sind von der personellen Unterversorgung besonders betroffen. Ein Teil angehender Lehrkräfte entscheidet zudem nach erfolgreichem Studienabschluss, alternative Wege jenseits des schulpraktischen Vorbereitungsdienstes einzuschlagen. Und nicht alle, die den Vorbereitungsdienst beginnen, schließen diesen erfolgreich ab. Schließlich muss auch noch gesehen werden, dass zum akuten Lehrkräftemangel ebenfalls beiträgt, wenn nach einigen Berufsjahren der Entschluss gefasst wird, dem System Schule den Rücken zu kehren, um in anderen Tätigkeitsfeldern Fuß zu fassen. Zahlen aus einigen Bundesländern sprachen zuletzt sogar dafür, dass es mehr und mehr Lehrkräfte sind, die den Schuldienst nach einigen Jahren quittieren: sei es aufgrund der hohen Arbeitsbelastung, des Mangels an Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten oder von Umständen, die im privaten Umfeld der Personen liegen. Und die mediale Aufmerksamkeit auf diese Gruppe, die aus dem Lehrerberuf aussteigt, scheint sich zuletzt durchaus nochmals intensiviert zu haben.

Der vorliegende Band beansprucht zu dieser fraglos drängenden Debatte einen Beitrag zu leisten und in den Blick zu nehmen, wieso ein nicht unerheblicher Anteil der angehenden Lehrkräfte schon im Studienverlauf aufhört, warum Absolventinnen und Absolventen eines Lehramtsstudiums den ursprünglich eingeschlagenen Weg zum Lehrkräfteberuf verlassen, weshalb der Vorbereitungsdienst abgebrochen wird und Lehrkräfte aus dem Beruf aussteigen. Indem er sich Abbrüchen, Ausstiegen und anderen Wegen aus der Lehramtsausbildung und dem Lehrkräfteberuf widmet, zielt der Band darauf ab, aus wissenschaftlich-analytischer Perspektive die vorhandene Datenlage darzustellen, den aktuellen Forschungsstand vorzustellen und bestehende Forschungslücken zu identifizieren. Darüber hinaus legt er besonderen Wert darauf, Beiträge aus der Praxis gleichermaßen einzubeziehen. Dies folgt der Einschätzung, dass wissenschaftliche Erkenntnisse mit praktischen Erfahrungen und deren differenzierten Blick auf die Herausforderungen in einen Dialog zu bringen sind, um die komplexen Dynamiken und Bedingungskonstellationen rund um Abbruch und Ausstieg, Wechsel und Verlassen im Lehramt zu verstehen und Forschungsperspektiven entwickeln zu können. Deshalb werden nicht nur Ursachen und Motive mit wissenschaftlichen Zugängen beleuchtet, sondern auch Konzepte bzw. Umsetzungsbeispiele zur Beratung und Unterstützung von Lehramtsstudierenden, Anwärterinnen und Anwärtern sowie Lehrkräften vorgestellt, und langjährig erfahrene Professionelle geben anschauliche Einblicke in ihre Beratungspraxis.

Der erste Beitrag von Svenja Mareike Schmid-Kühn und Thorsten Fuchs bildet den Ausgangspunkt für den Band und hat das Ziel, die aktuell verfügbare Datenlage zum Verlassen der Lehramtsausbildung und des Lehrkräfteberufs darzustellen, den gegenwärtigen Stand der Forschung zu systematisieren und bestehende Leerstellen sowie damit einhergehende Forschungsbedarfe herauszuarbeiten.

Anschließend folgen drei Teile. Im Fokus von Teil I: Wege aus dem Lehramtsstudium stehen zunächst die Themenschwerpunkte „Studienabbruch und -wechsel“. Zunächst stellen Martin Petry, Marc Ode und Nils Schümann die Ergebnisse einer Analyse von administrativen Verwaltungsdaten der Universität Rostock vor. Die Analysen ergeben, dass ein nicht unerheblicher Anteil an Lehramtsstudierenden im Studienverlauf einen Studiengangwechsel vornimmt, und zwar sowohl innerhalb der Lehramtsstudiengänge (d.h. zwischen den verschiedenen Lehramtstypen) als auch aus dem Lehramt heraus – dabei bestehen allerdings Unterschiede je nach angestrebtem Lehramt. Auch ermöglichen die Analysen Aussagen zum Studienerfolg der Lehramtsstudierenden in Abhängigkeit der unterschiedlichen Wechselbewegungen. Der nächste Beitrag betrachtet das Verlassen des Lehramtsstudiums aus einer Lebensverlaufsperspektive: Thorsten Fuchs, Jannis Graber und Svenja Mareike Schmid-Kühn stellen erste Ergebnisse einer qualitativ-empirischen Studie vor, in der Anlässe, biografische Verläufe und Bedingungskonstellationen von Studienabbruch und -wechsel im Lehramtsstudium analysiert werden. Die Analysen zeigen, dass Ursachen und Bedingungskonstellationen nicht allein im Lehramtsstudium liegen, sondern im Gesamtkontext der Biografie von ehemaligen Lehramtsstudierenden zu verorten sind. Die Beratung und Begleitung Studierender, die das Verlassen der Lehramtsausbildung in Erwägung ziehen, ist Gegenstand des vierten Beitrags: Julia Lellmann und Svenja Mareike Schmid-Kühn stellen die Ergebnisse einer bundesweiten Bestandsaufnahme von zielgruppenspezifischen hochschulinternen und -externen Beratungsangeboten vor, die auf die (ergebnisoffene) Reflexion der Studien- bzw. Berufswahl, die Bewältigung akuter Zweifel bezüglich der Auswahl des Studienfachs und der beruflichen Laufbahn sowie mögliche Alternativen zu Lehramtsausbildung und Lehrkräfteberuf ausgerichtet sind. Insgesamt zeigt sich, dass entsprechende Angebote nicht flächendeckend verbreitet sind. Anschließend werden zwei Konzepte bzw. Umsetzungsbeispiele zur Beratung und Begleitung Lehramtsstudierender vorgestellt. Das mit Abstand umfassendste Beratungsangebot für die hier betrachteten Zielgruppen bietet die Universität zu Köln – Antje Kampert und Daniela Maas aus dem Zentrum für LehrerInnenbildung geben einen Überblick über die vielfältigen Angebote. Tobias Wunsch, Anne Fritz, Daniela Dyck und Alexander Woll aus dem Zentrum für Lehrerbildung am KIT stellen das Verbundprojekt KaiAC-T vor, ein Beratungs-, Begleit- und Eignungsfeststellungsprogramm für Lehramtsstudierende. Es hat im Bachelorstudiengang insofern eine feste Verankerung im Curriculum, als die Teilnahme verpflichtend für die Einschreibung in den lehramtsbezogenen Masterstudiengang ist. Der erste Teil endet mit einem Einblick in die Beratungspraxis von Melanie Pohl, die an der Universität Koblenz (Lehramts-)Studierende mit Studienzweifeln berät.

Im Fokus von Teil II steht das Verlassen der Lehramtsausbildung nach dem Studium und im Vorbereitungsdienst. Şeyma Gülen betrachtet auf Basis der Daten des Lehramtsstudierendenpanels – einer Zusatzstudie des Nationalen Bildungspanels (NEPS) – die Studien- und Berufszufriedenheit von Absolventinnen und Absolventen eines Lehramtsstudiums, die nach Studienabschluss unterschiedliche berufliche Wege eingeschlagen haben (sowohl innerhalb des Lehramts als auch außerhalb). Die Zufriedenheit mit dem abgeschlossenen Lehramtsstudium und mit der...

Erscheint lt. Verlag 4.9.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik
ISBN-10 3-7799-8539-X / 377998539X
ISBN-13 978-3-7799-8539-6 / 9783779985396
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