Kleine Politische Schriften - Alexis de Tocqueville

Kleine Politische Schriften

Herausgegeben von Harald Bluhm

(Autor)

Harald Bluhm (Herausgeber)

Buch | Hardcover
223 Seiten
2006
De Gruyter (Verlag)
978-3-05-004175-9 (ISBN)
89,95 inkl. MwSt
Alexis de Tocqueville

Kleine politische Schriften

Herausgegeben von Harald Bluhm

2006. 223 S., 1 schwarz-weiße Abbildung, gb.

ISBN 978-3-05-004175-9

Schriften zur europäischen Ideengeschichte, Bd. 1

Bislang ist von Alexis de Tocqueville, dem sozialwissenschaftlichen Klassiker, nur ein Teil seiner großen und kleineren Schriften auf Deutsch zugänglich. Damit fehlen hierzulande wichtige Voraussetzungen für öffentlich-wissenschaftliche Debatten über die Aktualität seiner Gedankenwelt. Diese Situation wird durch die nunmehr vorliegende repräsentative Sammlung kleiner politischer Schriften, die die thematische Breite des republikanisch-liberalen Denkers und Analytikers der modernen Demokratie demonstrieren, grundlegend anders.

Vollständig veröffentlicht werden der konzeptionell fundamentale Vortrag "Über die Politischen Wissenschaften" sowie die wegweisende frühe Schrift "Die gesellschaftlichen und politischen Zustände in Frankreich vor und nach 1789". Hinzu kommen bisher nur bruchstückhaft vorliegende Übertragungen von drei zentralen Reden aus der Zeit der 1848er Revolution, in denen sich Tocqueville mit der Verfassung, dem Sozialismus und mit der Frage des Rechts auf Arbeit auseinandersetzt.

Darüber hinaus werden zwei international ausgiebig diskutierte Texte erstmals übersetzt – die Schrift über den Pauperismus und eine Studie über Algerien. Sie eröffnen Einblicke in Tocquevilles Verständnis der Problematik von demokratischer Sozial- und Kolonialpolitik. Die Übersetzung des eloquenten Berichts über die Demokratie in der Schweiz, er geht auf eine Akademie-Rede von 1848 zurück, enthält selten beachtete Analysen und resümiert zugleich Grundgedanken seines Hauptwerks zur Demokratie in Amerika.

Pressestimmen

Diese Ausgabe ist "eine Fundgrube mit diversen Erstübersetzungen. ... Erleichtert wird der Zugang zu ihnen durch die souveräne Einleitung Harald Bluhms, seine Querverweise zu Tocquevilles Buch 'Über die Demokratie in Amerika' ... sind treffsicher."

Dieter Thomä in: Frankfurter Allgemeine Zeitung (23. Oktober 2006)

Tocquevilles kleine Abhandlungen "sind nicht überholt. Harald Bluhm hat diese 'Kleinen politischen Schriften' nun, wohlkommentiert, in einem Band zugänglich gemacht."

Neue Zürcher Zeitung (9. Dezember 2006)

"Die hier sorgfältig edierten Schriften verändern unser Verständnis des Werkes von Tocqueville nicht im ganzen, aber sie vertiefen es und machen seine Entstehung durchsichtiger."

Siegfried Weichlein in: Süddeutsche Zeitung (12.Februar 2007)

"Seine vor einigen Monaten von Harald Bluhm unter dem Titel 'Kleine politische Schriften' präsentierten Reden und Aufsätze zeigen [...] einen bisher eher unbekannten [...] und darüber hinaus höchst aktuellen Autor. [...] Die jetzt vorliegende Ausgabe der Reden und Aufsätze Tocquevilles zeichnet die Entwicklung seines Denkens nach und lässt uns neben dem Autor der beiden Hauptwerke über die Demokratie in Amerika und das Erbe des Absolutismus im revolutionären Frankreich den skeptischen Betrachter und kritischen Kommentator seiner Gegenwart entdecken, deren Erbe unsere Gegenwart noch lange beschäftigt."

Clemens Klünemann in: Dokumente (1/2007)

Bislang ist von Alexis de Tocqueville, dem sozialwissenschaftlichen Klassiker, nur ein Teil seiner großen und kleineren Schriften auf Deutsch zugänglich. Damit fehlen hierzulande wichtige Voraussetzungen für öffentlich-wissenschaftliche Debatten über die Aktualität seiner Gedankenwelt. Diese Situation wird durch die nunmehr vorliegende repräsentative Sammlung kleiner politischer Schriften, die die thematische Breite des republikanisch-liberalen Denkers und Analytikers der modernen Demokratie demonstrieren, grundlegend anders. Vollständig veröffentlicht werden der konzeptionell fundamentale Vortrag "Über die Politischen Wissenschaften" sowie die wegweisende frühe Schrift "Die gesellschaftlichen und politischen Zustände in Frankreich vor und nach 1789". Hinzu kommen bisher nur bruchstückhaft vorliegende Übertragungen von drei zentralen Reden aus der Zeit der 1848er Revolution, in denen sich Tocqueville mit der Verfassung, dem Sozialismus und mit der Frage des Rechts auf Arbeit auseinandersetzt. Darüber hinaus werden zwei international ausgiebig diskutierte Texte erstmals übersetzt – die Schrift über den Pauperismus und eine Studie über Algerien. Sie eröffnen Einblicke in Tocquevilles Verständnis der Problematik von demokratischer Sozial- und Kolonialpolitik. Die Übersetzung des eloquenten Berichts über die Demokratie in der Schweiz, er geht auf eine Akademie-Rede von 1848 zurück, enthält selten beachtete Analysen und resümiert zugleich Grundgedanken seines Hauptwerks zur Demokratie in Amerika.

Alexis de Tocqueville war einer der wichtigsten politischen Denker seiner Zeit. Seine Schriften, allen voran sein Hauptwerk "Über die Demokratie in Amerika", werden bis heute in Politikwissenschaft und Soziologie intensiv rezipiert. Mit seinen Reiseberichten aus Amerika und Algerien begründete er die vergleichende Politikwissenschaft.

PD Dr. Harald Bluhm ist Politikwissenschaftler an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

1;Inhaltsverzeichnis;8
2;Vorwort;10
3;Einleitung Tocqueville der klassische Analytiker der modernen Demokratie;12
3.1;I. Republikanisches Denken und stereoskopischer Blick;12
3.2;II. Leben und Werk im Zeitalter der Revolution;14
3.3;III. Analytiker der Demokratie;18
3.4;IV. Themen und Texte;25
3.5;V. Konzeptuelle Fragen der Übersetzung;41
3.6;VI. Literatur;43
3.6.1;1. Werke von Alexis de Tocqueville;43
3.6.1.1;1.1. Gesamtausgaben;43
3.6.1.2;1.2. Ausgewählte Einzelschriften;43
3.6.1.3;1.3. Ausgaben, Übersetzungen und Reader (für ausgewählte Länder);43
3.6.2;2. Sekundärliteratur;45
4;Über die politischen Wissenschaften [1852] ;50
5;Denkschrift über den Pauperismus [1835] ;62
5.1;Erster Teil;62
5.2;Zweiter Teil;70
6;Die sozialen und politischen Verhältnisse Frankreichs vor und nach 1789 [1836];82
6.1;Erster Teil;82
6.2;Zweiter Teil;99
7;Gedanken über Algerien [Oktober 1841] ;110
7.1;Herrschaft und Kolonisation sind nicht zu trennen;112
7.2;Totale Beherrschung und partielle Besiedlung;113
7.3;[I. Herrschaft und Mittel, diese zu etablieren];116
7.3.1;Es bleibt keine Zeit zu verlieren, wenn Abd el-Kader entmachtet werden soll;116
7.3.2;Man darf nicht die Hoffnung aufgeben, dass Abd el-Kader zu stürzen ist;118
7.3.3;Welche Art Krieg kann und muss man gegen die Araber führen?;120
7.3.4;Mittel, die anzuwenden sind, um den Krieg ökonomischer und mit weniger Verlusten zu führen;123
7.3.5;Welchen Offizieren müssen Kommandostellen anvertraut werden?;129
7.4;II. Kolonisierung;130
7.4.1;In welchen Teilen der Regentschaft soll man mit der Kolonisation beginnen?;131
7.4.2;Die materiellen Voraussetzungen für den Erfolg;134
7.4.3;Entwässerung der Ebene;135
7.4.4;Konsolidierung des Eigentums;136
7.4.5;Errichtung der Dörfer;138
7.4.6;Es muss eine goldene Brücke für jene gebaut werden, die nach Afrika gehen;141
7.4.7;Von den sozialen und politischen Institutionen sowie dem Regierungsstil, die sich am besten dazu eignen, die Kolonisierung einzuleiten und abzusichern;142
7.4.8;Sicherheiten, die den Bürgern zu gewähren sind;145
7.5;[III. Notwendige Reformen];153
7.5.1;Veränderungen in der Gesetzgebung;153
7.5.2;Sicherheiten, die den Bürgern einzuräumen sind;157
8;Bericht über die Demokratie in der Schweiz [1848];164
9;Rede vor der Deputiertenkammer [27. Januar 1848];180
10;Rede zur Frage des Rechts auf Arbeit [12. September 1848];192
10.1;(Vorgetragen vor der Verfassungsgebenden Versammlung während der Diskussion des Verfassungsentwurfes) ;192
11;Bericht der Antragskommission zur Verfassungsänderung [8. Juli 1851];204
11.1;Erster Teil;204
11.2;Zweiter Teil;217
12;Personenverzeichnis;222

Diese Ausgabe ist "eine Fundgrube mit diversen Erstübersetzungen. ... Erleichtert wird der Zugang zu ihnen durch die souveräne Einleitung Harald Bluhms; seine Querverweise zu Tocquevilles Buch 'Über die Demokratie in Amerika' ... sind treffsicher." Dieter Thomä in: Frankfurter Allgemeine Zeitung (23. Oktober 2006) Tocquevilles kleine Abhandlungen "sind nicht überholt. Harald Bluhm hat diese 'Kleinen politischen Schriften' nun, wohlkommentiert, in einem Band zugänglich gemacht." Neue Zürcher Zeitung (9. Dezember 2006) "Die hier sorgfältig edierten Schriften verändern unser Verständnis des Werkes von Tocqueville nicht im ganzen, aber sie vertiefen es und machen seine Entstehung durchsichtiger." Siegfried Weichlein in: Süddeutsche Zeitung (12.Februar 2007) "Seine vor einigen Monaten von Harald Bluhm unter dem Titel 'Kleine politische Schriften' präsentierten Reden und Aufsätze zeigen [...] einen bisher eher unbekannten [...] und darüber hinaus höchst aktuellen Autor. [...] Die jetzt vorliegende Ausgabe der Reden und Aufsätze Tocquevilles zeichnet die Entwicklung seines Denkens nach und lässt uns neben dem Autor der beiden Hauptwerke über die Demokratie in Amerika und das Erbe des Absolutismus im revolutionären Frankreich den skeptischen Betrachter und kritischen Kommentator seiner Gegenwart entdecken, deren Erbe unsere Gegenwart noch lange beschäftigt." Clemens Klünemann in: Dokumente (1/2007)

Rede vor der Deputiertenkammer [27. Januar 1848] (S. 179-180)

Tocqueville: Ich habe nicht die Absicht, die Diskussion, die begonnen hat, im Einzelnen fortzusetzen. Ich denke, sie wird auf uns wieder zukommen und dann viel sinnvoller sein, wenn wir das Gefängnisgesetz zu diskutieren haben. Der Beweggrund, der mich dazu führt, diese Tribüne zu betreten, ist allgemeiner.

Der Paragraph 4, der heute zur Diskussion steht, verlangt von der Kammer, einen generellen Blick auf die gesamte Innenpolitik zu werfen, besonders aber auf jene Seite der Innenpolitik, auf die sich der Zusatzantrag meines ehrenwerten Freundes Herrn Billault bezieht und die er hervorhebt.

Es ist dieser Teil der Diskussion um das Antwortschreiben, den ich vor der Kammer aufgreifen möchte.

Meine Herren, ich weiß nicht, ob ich mich täusche, aber wie mir scheint, ist der gegenwärtige Stand der Dinge, der momentane Zustand der öffentlichen Meinung, ja der Geisteszustand in Frankreich beunruhigend und betrüblich. Für meinen Teil sage ich der Kammer ehrlich, dass ich erstmals seit fünfzehn Jahren die Zukunft mit Sorge betrachte, und was mich darin bestätigt, ist der Umstand, dass dies nicht nur mein Eindruck ist, ich glaube, alle, die mich jetzt hören, würden mir auf Befragen antworten, dass in den Regionen, die sie vertreten, die gleiche Stimmung herrscht, dass ein gewisses Unbehagen und eine gewisse Furcht die Gemüter ergriffen haben und dass erstmals seit vielleicht sechzehn Jahren das Empfinden von Instabilität, jenes Empfinden, das Revolutionen gewöhnlich vorausgeht und sie ankündigt, das sie manchmal sogar hervorbringt, dass diese Stimmung in zunehmenden Maße im Lande herrscht.

Wenn ich recht verstanden habe, was neulich der Finanzminister abschließend sagte , gesteht das Kabinett selbst die Realität dessen ein, wovon ich spreche, aber es führt sie auf gewisse Einzelursachen zurück, auf die neuesten Zwischenfälle des politischen Lebens, auf Versammlungen, die die Geister erregt, und auf Reden, die die Leidenschaften angefacht haben.

Meine Herren, ich befürchte, wenn man das Übel, das man eingesteht, auf solche Ursachen zurückführt, dann erfasst man nicht die Krankheit, sondern nur die Symptome. Was mich betrifft, so bin ich überzeugt, dass die Krankheit nicht dort sitzt, sie ist allgemeiner und umfassender. Diese Krankheit, die man um jeden Preis heilen muss und die, glauben Sie wohl, uns alle erfassen wird, hören Sie wohl, uns alle, wenn wir uns nicht davor in acht nehmen, das ist der Zustand, in dem sich der Gemeinsinn und die Sitten befinden. Worin besteht die Krankheit: das ist es, worauf ich Sie aufmerksam machen möchte. Ich glaube, dass sich die Sitten und der Gemeinsinn in einem gefährlichen Zustand befinden, ich glaube außerdem, dass die Regierung auf eine äußerst riskante Weise dazu beigetragen hat und dazu beiträgt, diese Gefahr zu erhöhen. Deshalb habe ich die Tribüne bestiegen.

Wenn ich, meine Herren, einen aufmerksamen Blick auf jene Schicht werfe, die herrscht, auf die Schicht, die politische Rechte hat, und anschließend auf jene, die beherrscht wird, dann erschreckt und beunruhigt mich das, was in der einen wie in der anderen vorgeht. Um zunächst von der, wie ich sagte, herrschenden Schicht zu reden (beachten Sie bitte, dass ich diese Worte in ihrer allgemeinsten Bedeutung verwende, ich spreche nicht nur von der Mittelschicht, sondern von allen Bürgern gleich welcher Stellung, die politische Rechte besitzen und sie ausüben), ich spreche also von dem, was mich bei der herrschenden Schicht beunruhigt und erschreckt. Was ich da sehe, meine Herren, das kann ich in einem Wort ausdrücken: Die öffentlich

Erscheint lt. Verlag 25.10.2006
Reihe/Serie Schriften zur europäischen Ideengeschichte ; 1
Zusatzinfo 1 b/w ill.
Verlagsort Basel/Berlin/Boston
Sprache deutsch
Maße 170 x 240 mm
Gewicht 570 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Allgemeines / Lexika
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Politische Theorie
Schlagworte Allgemein • Allgemeines, Lexika • Film • General • Philosophy • Political Science • Political Science, other • Politikwissenschaft • Schriftenreihe • Schweinitz • Sozialwissenschaften • Stereotyp • Tocqueville, Alexis de
ISBN-10 3-05-004175-7 / 3050041757
ISBN-13 978-3-05-004175-9 / 9783050041759
Zustand Neuware
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