Faszination Rauschgift -  Karlheinz Gaertner

Faszination Rauschgift (eBook)

Zwischen Euphorie und Absturz
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
290 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-8246-5 (ISBN)
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Drogen, Sex und Verbrechen finden sich in vielen Romanen, das meiste davon ist fiktiv. Auch dieses Buch erzählt davon. Nur, dass sich die hier erzählten Ereignisse tatsächlich so zugetragen haben. Im Zentrum des Geschehens: Kalle, ehemaliger Drogenfahnder in Berlin und Autor dieses Buches; Paul, ein kokainsüchtiger Polizist; sowie Jacky, die ihre Jugend im Heroinrausch verbrachte und ein Leben am Abgrund führen musste. Drei Menschen, deren Leben sich auf atemberaubende Weise miteinander verknüpften, und gleichzeitig das bedrückende Porträt einer Gesellschaft im Drogenrausch. Der Mehrfach-Autor und frühere Polizeihauptkommissar Karlheinz Gaertner mit einer ungeschönten Bestandsaufnahme.

Karlheinz Gaertner war über 44 Jahre leidenschaftlicher Polizist in Berlin. Dabei bekämpfte der vielfach ausgezeichnete Hauptkommissar als Zivilfahnder erfolgreich das Verbrechen und erlebte so ziemlich alles, womit man als Polizist konfrontiert werden kann.

Prolog


Das Thema Rauschgift mit all seinen Folgen beherrscht seit Jahren mal mehr mal weniger die Schlagzeilen. Fast könnte man meinen, wir haben uns mittlerweile damit abgefunden. Ein fataler Fehler. Denn, obwohl die sichergestellten Mengen von Kokain, Cannabis, Heroin sowie synthetischen Rauschmitteln, wie beispielsweise Ecstasy inzwischen im Tonnenbereich liegen, -wobei nur ein sehr geringer Teil überhaupt entdeckt und beschlagnahmt wird-, berichten die Medien fast täglich über weitere große Funde und Razzien. Wie wichtig aber die Bekämpfung dieser Art der Kriminalität ist, wird einem bewusst, wenn man seinen Blick über den Atlantik in Richtung Süd- und Mittelamerika lenkt. Dort hat die Drogenmafia die staatlichen Institutionen von Kolumbien, Mexiko, Suriname, Venezuela, um nur die Wichtigsten zu nennen, schon jetzt in erheblicher Weise unterwandert und korrumpiert, wie Sicherheitsexperten anmerken.

Dies führt unter anderem dazu, dass Europa regelrecht mit Kokain und Cannabis, meist in Containern verschifft, überschwemmt wird. Wie weit sich aber diese „Mafiaähnlichen Strukturen“ bereits nach Europa verschoben haben, zeigt sich am Beispiel von Belgien und auch den Niederlanden. In manchen Vierteln von Antwerpen und Amsterdam liefern sich Gangster aus dem Drogenmilieu regelrechte Straßenschlachten. Die kriminellen Netzwerke beider Staaten sind eng miteinander verzahnt, erklärte jüngst der niederländische Kriminologe Professor Cyrille Fijnaut. „Niederländische Kriminelle gehen nach Belgien und umgekehrt, sie missbrauchen die Grenze, um der eigenen Polizei und Justiz zu entgehen“, erläuterte er in der Tageszeitung „De Volkskrant“.

So erschossen Drogenbanditen Anfang Juli 2021 den Kriminalreporter Peter R. de Vries in Amsterdam auf offener Straße, weil dieser immer wieder unerschrocken über die verbrecherischen Drogenkartelle berichtete. Am 10.01.2013 wurde in Antwerpen die elfjährige Nichte eines Drogenbosses erschossen. Beides entsetzliche, brutale Verbrechen, die man sich in Europa kaum vorstellen konnte.

Derzeit wird der belgische Justizminister Vincent Van Quickenborne mit ernstgemeinten Anschlägen bedroht, weil er der wuchernden Drogenkriminalität den Kampf angesagt hat. Einige hochrangige Justizmitarbeiter aus den Staatsanwaltschaften in Belgien sprechen inzwischen sogar offen davon: „… dass die Gefahr besteht, dass Belgien zum Narco-Staat wird.“ (Narco = spanische Kurzform für Dealer oder Drogenhändler)

Dass Belgien und die Niederlande aufgrund ihrer Containerüberseehäfen, in denen ein Großteil der Handelswaren aus Südamerika und Asien für Mitteleuropa umgeschlagen werden, geradezu prädestiniert sind für diese Art der Rauschgiftkriminalität, ist unbestritten. Dies sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass gleichartige Gefahren auch Deutschland drohen. Auch bei uns nimmt die Einfuhr suchterzeugender Rauschgifte kontinuierlich und teils beispiellos zu. Dies geschieht nicht nur aufgrund des aggressiven Exports dieser Drogen aus den Anbau- und Erzeugerländern. Auch die offenen Grenzen innerhalb der EU machen es den Dealern zusätzlich leicht, ihre illegalen Waren zu vertreiben.

Wie attraktiv mittlerweile auch Deutschland für die organsierte Rauschgiftmafia ist, zeigt eine europaweite Razzia gegen die Mitglieder der italienischen Mafia „Ndrangheta“ im Mai 2023. Bei diesem Großeinsatz, an dem italienische, belgische und deutsche Behörden in Zusammenarbeit mit den europäischen Behörden Eurojust und Europol teilnahmen, wurden insgesamt 108 Haftbefehle vollstreckt sowie Kokain, Waffen und Bargeld in erheblichen Umfang beschlagnahmt. Fakt ist, dass gerade Deutschland ein traditionell beliebter Rückzugs- und Ruheraum für die Mafia ist. So werden beispielsweise in vielen Restaurants und Eisdielen unseres Landes zahllose Gelder aus kriminellen Geschäften gewaschen, da diese besonders Bargeld-Intensiv sind.

Inzwischen schätzt man den Umsatz der Ndrangheta auf circa 50 Milliarden Euro – pro Jahr! Angesichts einer solchen Zahl braucht man nicht viel Fantasie, um eine Vorstellung davon zu bekommen, welchen Umfang der Drogenhandel inzwischen eingenommen hat.

Ein weiteres Beispiel dreisten Rauschgifthandels aus einem anderen Teil der Welt, nämlich aus Südostasien, ist ein Verfahren, das gerade die Staatsanwaltschaft Dresden gegen eine fünfköpfige Bande von Heroinhändlern führt. Diese sollen das Rauschgift auf dem Seeweg vom Iran nach Hamburg, als Seifenlieferung getarnt, eingeschmuggelt haben. In zwei Chargen von jeweils 700 Kilogramm, verkauften sie das Heroin für 15,7 Millionen Euro an die Niederlande weiter. Erst beim dritten Versuch wurden sie von den Ermittlungsbehörden festgenommen und warten nun auf ein Urteil. Über diese erschreckenden kriminellen Aktivitäten könnte ich endlos weiter berichten, möchte aber stattdessen kurz aus dem Bundeslagebericht des Bundeskriminalamts aus dem Jahr 2021 das zitieren:

BKA-Präsident Holger Münch erklärte darin, dass ihm die Entwicklung in Teilen „wirkliche Sorgen“ mache. Der Handel mit Rauschgift sei die wesentliche Einnahmequelle des organisierten Verbrechens, der Einsatz dagegen müsse daher zentraler Ansatzpunkt im Kampf dagegen sein.

Ausführlicher in der Anlage 3.

Hinzufügen möchte ich, dass der Drogenhandel andere Formen der Kriminalität wie Korruption, Menschenhandel, Geldwäsche und das deutlich unterschätzte „Underground-Banking“ (eine Art des anonymen grenzüberschreitenden Geldüberweisungssystems zur Geldwäsche im Milliarden-Euro-Bereich) begünstigt.

Parallel dazu steigt die Zahl der Drogentoten deutlich an. So starben im Jahr 2021 in Deutschland 1581 Menschen an einer Überdosierung oder an Langzeitschäden illegaler Drogen, davon allein 216 Menschen in Berlin. Ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 13%.1 Um diese beunruhigenden Zahlen einzuordnen, dienen hier zum Vergleich die im Straßenverkehr Getöteten: 2562 deutschlandweit, 56 in Berlin.2

Dies ist die amtliche Statistik! Unstrittig ist, dass bei einem immer größer werdenden Teil unserer Bevölkerung Drogen zum Alltag gehören. Dass inzwischen auch schutzbedürftige Kinder Rauschgifte konsumieren, wird einem dann besonders bewusst, wenn dies entsetzlich endet, wie in dem öffentlich publizierten Fall von vier Mädchen.

Diese Kinder im Alter von 13-15 Jahren, aus Mecklenburg-Vorpommern, hatten sich nicht nur lebensbedrohliche Vergiftungen durch Ecstasy-Pillen zugezogen, sondern zwei der Mädchen waren tragischerweise an deren Einnahme verstorben. Sie konnten nicht wissen, dass ihnen eine besonders gefährliche Variante dieser geläufigen Partydroge unter dem Namen „Blue Punisher“ (Blauer Bestrafer) verkauft worden war. Diese synthetische Droge ist bei Ärzten wegen ihrer hohen Wirkungsstärke besonders gefürchtet. Bei empfindsamen Menschen oder denjenigen, die an diese toxische Substanz nicht gewöhnt sind, wie bei Kindern, kommt es häufig zu einem massiven Angriff auf das Gehirn – ein sogenanntes Serotoninsyndrom. Dadurch wird der Körper mit diesem Nervenübertragungsstoff überflutet. In der Folge kann das Herzkreislaufsystem zusammenbrechen, es können Herzrhythmusstörungen auftreten und ein unkontrollierter Anstieg der Körpertemperatur erfolgen. Gegenmittel gibt es laut der Ärzteschaft nicht. So dürfte auch der erschütternde Tod dieser beiden Mädchen zu begründen sein.

Da dieser laxe Umgang mit Rauschgiften aller Art stetig zunimmt, beschäftigte ich mich als Drogenfahnder immer häufiger mit folgenden Fragen:

  • Wie kommt man auf die Idee, Rauschgift zu nehmen?
  • Welche ersten Kontakte sind entscheidend?
  • Was macht diese Drogen so anziehend, dass das bis dahin gelebte Leben nur noch eine untergeordnete Rolle spielt?
  • Welches Wirkungspotenzial haben einzelne Drogen in der Praxis und wie empfindet man dieses?
  • Warum ist ein Entzug so schwierig und selten erfolgreich?
  • Warum gelingt es den Sicherheitsbehörden trotz aller Anstrengungen nicht, die Dealer in den Griff zu bekommen und den Rauschgiftsumpf trockenzulegen?

Um sich diesen Fragen zu nähern, ist es hilfreich, dass diejenigen, die über Jahre Rauschmittel konsumieren sowie schwer abhängig waren oder sind, ebenso offen aufklären, wie die, die diese Kriminalität bekämpfen.

So berichtet im ersten Teil des Buches ein noch im Dienst befindlicher Polizeibeamter (anonymisiert Paul genannt) ungeschönt über seine eigene Kokain-Ecstasy-Medikamentensucht. Er schildert eine rosarote wollüstige Zeit, in der sich nach und nach grauenerregende Abgründe auftun.

Im zweiten Teil schildert mir die einst heroinabhängige Jacky ihren Weg von frühester Jugend an in die Abhängigkeit, den damit verbundenen Absturz in eine Welt der Grausamkeiten und die mühsame Rückkehr in ein normales Leben. Das alles wird begleitet von meinen eigenen Erlebnissen, da ich Jacky immer wieder in meiner Funktion als Drogenfahnder nach...

Erscheint lt. Verlag 7.8.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-7597-8246-9 / 3759782469
ISBN-13 978-3-7597-8246-5 / 9783759782465
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