Wie Lichter in der Nacht (eBook)

Menschen, die die Welt verändern - Ein Mutmachbuch. Mit Margot Käßmann, Vandana Shiva, Gerhard Trabert, Franz Alt, Malalai Joya u.v.a.
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2024 | 1. Auflage
384 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-32342-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wie Lichter in der Nacht -  Jürgen Grässlin
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Jürgen Grässlin wirft ein Licht auf das, was uns in diesen düsteren Zeiten Halt gibt und den Mut, nach vorne zu schauen. Im Gespräch mit Menschen wie Margot Käßmann, Gerhard Trabert und Vandana Shiva, die sich unbeirrt für Umwelt, Frieden und Freiheit, soziale Wärme und Vielfalt einsetzen, und die damit viel bewegen, wird die Welt ein wenig heller: Inspiration für alle, die glauben, als Einzelne könnten sie nichts erreichen - die Mutlosigkeit weicht Zuversicht. All die Menschen in diesem Buch - jeden Alters, jeden Geschlechts und jede und jeder mit einem Ziel, für das zu kämpfen sich lohnt - haben eine gemeinsame Botschaft: Du bist nicht allein! Und: Es gibt immer einen Grund, mit Hoffnung nach vorne zu blicken.

Jürgen Grässlin zählt seit vielen Jahren zu den profiliertesten Friedensaktivisten Deutschlands. Er ist Sprecher der Kampagne »Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel!«, Bundessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), der Kritischen AktionärInnen Heckler & Koch sowie Vorsitzender des RüstungsInformationsBüros (RIB e.V.). Als Autor verfasste er zahlreiche kritische Sachbücher über Rüstungs-, Militär- und Wirtschaftspolitik, darunter internationale Bestseller. Grässlin wurde u.a. mit dem Aachener Friedenspreis, dem Marler Menschenrechtspreis von amnesty international und dem Grimme-Medienpreis geehrt.

Vorwort

Warum Mut machende Menschen mit ihren Visionen so viel verändern können

Liebe Leserin, lieber Leser,

Wie Lichter in der Nacht – was für wunderbare Worte voller Poesie. Die Nacht ist gekennzeichnet von der Destruktion unserer Zeit und den drohenden Dystopien unserer Zukunft. Doch Lichter leuchten in der Nacht: Menschen, die die Welt verändern. Weil sie als Mut machende Aktivistinnen und Aktivisten so viel Positives bewirken, weil sie Gutes und Grandioses tun. Weil sie ihre Visionen definieren und diese Schritt für Schritt in die Tat umsetzen und damit anderen Menschen Hoffnung spenden.

Ein Mutmachbuch also, das belegt, wie sich einzelne Lichter zu Lichterketten vernetzen können. Wie in unserer vermeintlich aussichtslosen Lage trotz alledem Grund zur Hoffnung besteht auf eine bessere Welt. In der eine jede und ein jeder von uns ihren und seinen Teil dazu beitragen kann, sie ein bisschen gesünder, ein bisschen freundlicher zu machen. Mit den Mitteln der Gewaltfreiheit und der Liebe.

*

Was so positiv klingt und in der Sache wahrlich auch ist, steht den Ansichten der allermeisten Bürgerinnen und Bürger scheinbar diametral entgegen. Die da meinen, der Mensch sei seinem Wesen nach egoistisch, im Grunde gemein und böse. Dieser weit verbreiteten Ansicht ist Anfang der 2020er-Jahre ein niederländischer Journalist mit einer fundiert belegten Erkenntnis entgegengetreten.

Mit seinem internationalen Bestsellerbuch Im Grunde gut. Eine neue Geschichte der Menschheit ist es Rutger Bregman gelungen, eine Revolution der besonderen Art zu entfesseln. Bregmans Grundthese widerspricht der in der öffentlichen Diskussion vertretenen Meinung – der Mensch sei seinem Wesen nach schlecht – grundlegend. Vielmehr belegt der Historiker in seinen differenzierten Untersuchungen das Gegenteil.

Dabei beruft sich der Autor der Nachrichtenplattform De Correspondent unter anderem auf Tom Postmes, Professor für Sozialpsychologie in Groningen. Dessen Planetenmodell führt zu einer höchst aufschlussreichen Erkenntnis. Man stelle sich den Planeten A vor, auf dem die Bewohner einander helfen. Sogar bereit sind, ihr Leben für Fremde zu opfern. Und Planet B, auf dem jeder für sich alleine kämpft. »Auf welchem Planeten leben wir?«, so Postmes Schlüsselfrage. Seine Antwort: Ungefähr 97 Prozent tippen auf Planet B. Die Fakten aber sprächen eine ganz andere Sprache: Tatsächlich »leben wir auf Planet A«.1 Rutger Bregman verweist auf Augenzeugenberichte vom Untergang der Titanic, die die wechselseitige Hilfsbereitschaft der Menschen an Bord sichtbar werden lassen – obwohl sich dort alle in Lebensgefahr befanden. Gleiches gilt für die Katastrophe von 9/11 in jüngerer Vergangenheit.

Eine Analyse, die mich persönlich wenig überrascht, vielmehr in meiner Ansicht bestätigt. Denn als Vater und Großvater, vor allem aber als 40 Lebensjahre mit vollem Deputat tätiger Pädagoge habe ich schon immer die Meinung vertreten, dass der Mensch in seinem Wesen gut sei. Allein diese Erfahrungen wären ein weiteres Buch wert.

Erfahrungen, an denen auch die Tatsache nichts ändert, dass sich die Einflüsse der sogenannten »sozialen« Medien heutzutage auf Kinder und Jugendliche nicht immer positiv auswirken. Das Faktum als solches bleibt: Der Mensch ist im Grunde gut, wie wir alle in unzähligen Situationen in unserem Umfeld erleben durften und dürfen. Denn der Mensch will Gutes tun, will helfen, will verbessern.

Dieser Umstand hat sich auf dieses Buch und den dahinterstehenden Vernetzungsgedanken von Anfang an belebend ausgewirkt. In der Recherche- und Schreibzeit bin ich immer wieder Menschen begegnet, bekannten und bis dato unbekannten, die ihrem Wesen nach weltoffen, solidarisch, gut sind. Die auf Planet A leben und dort vorbildhaft wirken.

Aber sind sie auch in der Mehrheit? Können diese Mut machenden Menschen tatsächlich unsere Lebenswelt im 21. Jahrhundert positiv beeinflussen? Sind da nicht massive Zweifel angebracht angesichts der Gewalt der Gegenkräfte?

Planet A oder Planet B: Wo leben wir? Wo wollen wir leben?

Betrachten wir den momentanen Zustand unserer Erde, dann scheint Planet B mit seinen menschenfeindlichen Misanthropen, seinen profitgierigen Machtmenschen und den kriegstreiberischen Bellizisten immer weitere Wirkkraft zu entfalten. Entscheidend prägen die Katastrophen des 21. Jahrhunderts – der rapide voranschreitende Klimawandel, die Kriege und Bürgerkriege, globale Pandemien und vieles mehr – die öffentliche Wahrnehmung. Erst recht die Berichterstattung in den Nachrichtenportalen.

In der Sache kann man dem Ernst der Lage nicht widersprechen, allenfalls der Form der medialen Präsentation. Denn zweifelsfrei ist die Lage dramatisch, wie zwei von so vielen Beispielen nachdrücklich veranschaulichen. Zum einen mahnt UN-Generalsekretär António Guterres bei aktuellen Umweltkonferenzen vor dem Kommenden: »Wir sind auf dem Highway zur Klimahölle«. Und: »Wir kämpfen den Kampf unseres Lebens – und sind dabei ihn zu verlieren.«2 Zum anderen steht die »Doomsday Clock«, die »Weltuntergangsuhr« mittlerweile auf gerade mal noch 90 Sekunden vor zwölf Uhr, wie das Bulletin of the Atomic Scientists mitteilt. Die Frankfurter Allgemeine urteilt entsprechend: »Führende Wissenschaftler sehen eine anhaltend große Gefahr dafür, dass sich die Menschheit mit Atomwaffen oder dem Klimawandel selber auslöscht.«3

Kein Wunder also, dass sich das Denken in Negativszenarien zu Beginn des dritten Jahrtausends wie ein hochansteckender mentaler und emotionaler Virus ausbreitet – selbst im vermeintlich wohlhabenden und vergleichsweise sicheren Deutschland. Hierzulande sind die Gedanken und Gefühle der Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft und Militär von schlimmsten Angstszenarien okkupiert. Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine frönt eine Superkoalition von Sozialdemokraten, Grünen, Liberalen und Christdemokraten im Deutschen Bundestag einer nie gekannten militärischen »Zeitenwende«. Finanziert mit in der Geschichte der Bundesrepublik unglaublich hohen monetären Mitteln.

Um den mit dieser Destruktionspolitik einhergehenden Abbau im Sozial-, Pflege-, Bildungs- und Kulturbereich ohne wütende Widerstände in der Bevölkerung durchsetzen zu können, wird gezielt von den fatalen Folgen dieser Hunderte Milliarden Euro teuren Hochrüstungspolitik abgelenkt. Werden alte und neue Feindbilder beschworen: Von Abertausenden arbeitsunwilligen Schmarotzern im Land, die unseren Sozialstaat ruinieren würden. Über ein vermeintliches Millionenheer krimineller Flüchtlinge, die uns unseres Wohlstands berauben wollen. Bis hin zum imperialistisch agierenden Wladimir Putin, der nach der völkerrechtswidrigen Intervention in der Ukraine alsbald auch Deutschland, Europa und die ganze Welt erobern werde.

Wie ein Licht in der Nacht agiert stattdessen Heribert Prantl, sachkundiger Kolumnist der Süddeutschen Zeitung. Dessen konstruktiv-kritischer Journalismus sucht nach friedlichen Konfliktlösungen gemäß dem Motto: »Wer den Frieden will, muss den Frieden vorbereiten.« Als Buchautor postuliert er in seinem im Frühjahr 2024 publizierten Werk Den Frieden gewinnen. Die Gewalt verlernen, dass wir »eine neue Friedensbewegung, eine neue Entspannungspolitik« brauchen.

Für Prantl ist das Lebensgefühl unserer Zeit »ein Lebensunsicherheitsgefühl, und der zu ihm gehörige Begriff heißt ›Zeitenwende‹«. Selbiger tritt der gelernte Richter und Staatsanwalt kenntnisreich entgegen: »Es gab keine Zeitenwende, und es gibt sie nicht.« Dieser Begriff sei allenfalls »der Versuch, Grausamkeit zu beschreiben und dem Entsetzen darüber Ausdruck zu geben«. In diesem Sinne sei »dies das Schlüsselwort für die Rückkehr der Politik ins Militärische« – was nicht sein dürfe.

Für den Münchener Journalisten bestehe eine »echte Zeitenwende« in der Tradition von Christi Geburt, in der Verheißung des großen Friedens: »in terra pax«.4

*

Der Wunsch, dieser vom »Lebensunsicherheitsgefühl« und der negativen »Zeitenwende« beeinflussten Phase ein hoffnungsfroh stimmendes, ein zukunftsweisendes, ein Mut machendes Buch entgegenzusetzen, ist mit der Renaissance des Militärischen massiv in mir geweckt worden.

Den letzten Anstoß dazu gaben einige Freundinnen und Freunde aus meinem politischen Umfeld. Sinngemäß erzählten mir gleich mehrere von ihnen: Ich verzweifle! Nein, ich sehe keine liebens- und lebenswerte Zukunft für mich, für die Menschheit! Entsprechend deren Conclusio: Entschuldige, aber ich ziehe mich ins Privatleben zurück. Ich kümmere mich ab jetzt um mich selbst, um mein Wohlergehen. In einem Fall wurde mir gar mitgeteilt: Ich fliege erst einmal auf die Malediven, solange es die Inselgruppe noch gibt.

Dieses Lebensunsicherheitsgefühl, die abgrundtiefe Verzweiflung und der für viele prägende Pessimismus sind mir gänzlich fremd. Was ich mir durch die von Liebe und Zuwendung geprägte Erziehung im Elternhaus und meine intakte Familie mit den Kindern und Kindeskindern erkläre. Auch mit einem der schönsten Berufe weltweit: dem eines Kindern und Jugendlichen zugewandten Pädagogen. Und zu guter Letzt mit meinem Freundeskreis, der uns gerade auch in den schweren Zeiten gestützt hat. Man denke nur an die Jahre währenden gerichtlichen Auseinandersetzungen mit dem Daimler-Konzern und Heckler & Koch....

Erscheint lt. Verlag 23.10.2024
Zusatzinfo mit Fotos im Text
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte 2024 • aktiv werden • Aufbruch • Aufstehen • Demonstration • eBooks • Ehrenamt • Engagement • Fridays For Future • Frieden • gegen Rassismus • gegen Rechts • Graswurzelbewegung • Hoffnung • Inititative • Kindersoldaten • Klimaaktivisten • Krieg • Krise • letzte Generation • Menschen • Motivation • Neuerscheinung • Nie wieder • Obdachlose • Pazifismus • Positives Denken • Selbstwert • Trinkwasser • Vorbilder
ISBN-10 3-641-32342-8 / 3641323428
ISBN-13 978-3-641-32342-4 / 9783641323424
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