Make It Make Sense (eBook)
336 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-01988-1 (ISBN)
Im Alter von 21 Jahren gründete Lucy Blakiston zusammen mit ihren beiden besten Freundinnen «Shit You Should Care About». Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich die Plattform zu einem globalen Erfolg mit Millionen von Follower:innen und wurde als News-Koryphäe für Millennials und die Generation Z gefeiert. Als Stimme und CEO von SYSCA ist Lucy die redaktionelle Leiterin des Unternehmens, hält häufig Vorträge und informiert darüber, wie man auf internationaler Ebene mit der Generation Z in Kontakt treten kann.
Im Alter von 21 Jahren gründete Lucy Blakiston zusammen mit ihren beiden besten Freundinnen «Shit You Should Care About». Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich die Plattform zu einem globalen Erfolg mit Millionen von Follower:innen und wurde als News-Koryphäe für Millennials und die Generation Z gefeiert. Als Stimme und CEO von SYSCA ist Lucy die redaktionelle Leiterin des Unternehmens, hält häufig Vorträge und informiert darüber, wie man auf internationaler Ebene mit der Generation Z in Kontakt treten kann. Bel Hawkins ist Schriftstellerin und eine der beliebtesten Stimmen im Shit-You-Should-Care-About-Universum. Sie hat sowohl in der Werbung als auch in den Medien renommierte Preise gewonnen und den Großteil ihrer Zwanziger damit verbracht, auf der ganzen Welt zu leben und an Projekten zu arbeiten, die sich direkt an erschöpfte Frauen wenden und ihnen helfen, sich weniger allein zu fühlen.
Das habe ich alles One Direction zu verdanken
Von Lucy
Harry Styles und Niall Horan sind weniger als einen Meter von uns entfernt, nur eine Glasscheibe trennt uns voneinander. Ruby und ich geben alles, um so locker wie möglich rüberzukommen und nicht wie die «sich einpinkelnden Banshees», als die uns Medienmänner immer wieder bezeichnen, aber als die Securitys uns die lebensgroßen Fotomasken mit Nialls und Harrys Gesichtern abnehmen, ahne ich, dass locker das Letzte ist, als das wir rüberkommen. Die Jungs winken uns zu, und ich hoffe, dass sie unsere sorgfältig ausgewählten Konzertoutfits bemerken, die wir in der absolut berechtigten Hoffnung zusammengestellt haben, dass eins der Bandmitglieder uns von der Bühne aus sieht und in das Hotel einlädt, vor dem wir nur wenige Stunden zuvor kreischend gestanden haben. Wir versuchen, wie 25 zu wirken, aber die Tatsache, dass wir um ein Uhr nachts zitternd vor einer Bar in Wellington stehen und, selbst wenn wir reinkämen, nicht alt genug wären, um irgendwas Stärkeres als Radler zu trinken, ist ein peinlicher Reminder, dass wir erst 15 sind. Genau wie die Anwesenheit von Rubys Mutter, die das Ganze aus ein paar Metern Entfernung beaufsichtigt.
Der Rest der Band ist an der Bar und holt Drinks, bis auf Zayn, dessen Fehlen auffällt, aber das ist nicht schlimm, denn er ist weder Rubys noch mein Liebling. Harry leuchtet uns mit seiner Handytaschenlampe an, und als er sich wieder zu seinen Freunden umdreht, kriege ich die Krise, weil die Videos auf meinem iPod Touch dieser Interaktion niemals gerecht werden können. Nach ungefähr einer Stunde müssen wir los, um unsere Fähre zu erwischen, die am frühen Morgen geht, und verlassen die Veranstaltung widerwillig. Auf der Heimfahrt durchkämme ich das körnige Filmmaterial, lade es auf meine Social-Media-Kanäle hoch, beschreibe die Begegnung möglichst so, dass sie auf Tumblr viele Notes bekommt, und frage mich, ob das jetzt einer dieser Momente sein wird, die das Leben verändern. Fühlt sich so an.
Wir waren nicht zufällig vor diese Bar gestolpert. Der Moment hatte sich über Jahre aufgebaut, nachdem meine einfache Schwärmerei für eine britische Boyband außer Kontrolle geraten und auf Twitter gelandet war. 60000 Follower*innen später, als One Direction zum ersten Mal in Neuseeland auftraten, gab mir eine Followerin, die wusste, dass ich auf dem Konzert sein würde, den Tipp, wo die Band hinterher feiern würde. Der Vorfall in Wellington wurde in einer kleinen Nische des Internets ziemlich bekannt, und man kann vielleicht sagen, dass auch ich schließlich wegen dem, was ich in dieser intensiven Verknalltheitsphase lernte, in einer kleinen Nische des Internets ziemlich bekannt werden sollte.
Junge Mädchen dürfen sich nicht für Sachen interessieren. Wenn du Popmusik gut findest, bist du basic. Wenn du die Musik magst, die dein Vater früher immer aufgelegt hat, bemühst du dich zu sehr. Wenn du Make-up magst, verschwendest du deine Zeit und dein Geld und bekommst gesagt, dass «natürliche Mädchen» sowieso hübscher sind, und wenn du Sport magst, bist du ein Pick-me-Girl. Wir haben das Gefühl, etwas aus unseren Interessen machen zu müssen, um uns selbst oder der Hobbypolizei zu beweisen, dass sie etwas wert sind. Wenn Lesen unser Hobby ist, treten wir Buchclubs bei und machen uns Notizen am Rand, um «mehr herauszuholen». Wenn wir ein Instrument spielen, fragen wir uns, ob wir unsere Musik nicht besser aufnehmen und in der Hoffnung auf den großen Durchbruch irgendwo hochladen sollten, und stellen uns diese frühen Ausschnitte als Intro für den Dokumentarfilm vor, den unweigerlich jemand über uns drehen wird. Bei mir war das mit dem Verknalltsein nicht anders. Ein Schulhof-Crush hat meine Anwesenheit im Unterricht immer erhöht. Ein Crush auf der Arbeit führt in der Regel zu besserer (oder zumindest schlagfertigerer) Leistung im Büro oder einem breiteren Lächeln für den Kunden. Ein Crush auf eine Boyband? Tja, so entstand Shit You Should Care About.
Alles, was ich über das Dasein im Internet weiß, habe ich an der One-Direction-Uni gelernt. 2010 habe ich mich eingeschrieben und 2014, dank der fünf gut aussehenden Tutoren, die mich motivierten, zu allen Vorlesungen zu gehen, den Abschluss gemacht. Die Band wurde bekannt, als die sozialen Medien sich gerade explosionsartig ausbreiteten, und war dazu angehalten, auf allen davon stattzufinden, also musste ich als fleißige Studentin ebenfalls lernen, dort stattzufinden. Im «Grundkurs YouTube» wurde ich mittels der chaotischen Videotagebücher, die die Band wöchentlich zwischen ihren X Factor-Auftritten hochlud, an Vlog-Content herangeführt. Meine Hausaufgabe war, mich auf YouTube einzuloggen, diese Videos anzusehen, das Wesentliche herauszufiltern, sie herunterzuladen und dann zu zerschnippeln, um die besten Ausschnitte in meinen anderen Kursen zu benutzen. In «Einführung in Twitter» lernte ich, was Clips benötigen, um viral zu gehen, wie ein Hashtag funktioniert und wie man dafür sorgt, dass er trendet, und im «Grundkurs Tumblr» verwandelte ich diese Ausschnitte in GIFsets.
In «Einführung in Photoshop» lernte ich, ein «Manip» herzustellen (ein manipuliertes Foto, auf dem man sich selbst neben sein Lieblingsbandmitglied schnitt), und im «Grundkurs Medienkompetenz» wurde geprüft, wie gut ich echte Fotos von diesen «Manips» unterscheiden konnte. «Einführung ins Livestreaming» fand auf Twitcam statt, wo ich den Bandmitgliedern in verschiedenen Konstellationen mit 7000 anderen Fans bis spät in die Nacht dabei zusah, wie sie banalen Teenagerquatsch in ihren Wohnzimmern machten. Hier lernte ich Techniken wie Transkription, Screenshot und Bildbeschriftung, aber vor allem lernte ich, wie man als Allererste ein Update oder einen ikonischen Moment ins Internet hochlädt. Im Fandom waren Timing und Schnelligkeit das Wichtigste.
Wenn die Jungs für einen Preis in Betracht kamen, bei dem das Publikum abstimmen durfte, hatte ich jedes Mal Sonderkurse zum Thema Community-Management, in denen ich mir Strategien überlegen musste, um genug Leute für die nötigen Stimmen zusammenzutrommeln. Zeitpläne für unterschiedliche Zeitzonen schreiben, Verfassen und Teilen von Petitionen, Aufmerksamkeit schaffen für eine Sache, an die wir glaubten – es war alles dabei. Mein Lieblingskurs, «Einführung ins Lektorat», fand auf Wattpad statt, wo ich lernte, wie ohne Verlag veröffentlichte Texte aussehen, aber vor allem, dass ich, wenn ich wollte, einfach drauflosschreiben konnte. Die Prüfung für diesen Kurs bestand darin, unterirdisch schlecht geschriebene Fanfiction zu lesen und dabei die Grammatik zu korrigieren.
Ich beendete das Studium als Klassenbeste, weil ich, obwohl es ein Selbststudium gewesen war, so viel Leidenschaft in das Thema gesteckt hatte wie in nichts anderes zuvor. Ich hatte nun also einen Abschluss in plattformübergreifender Schwärmerei, aber in der echten Welt wäre mein Hauptfach wohl Peinlichkeit gewesen und mein Nebenfach Scham. Ich hatte das alles im Verborgenen gemacht, aus demselben Grund, aus dem man seinen Kindheitscrush für sich behält, und ich war ganz sicher nicht selbstbewusst genug, um meine jahrelange Erfahrung in den Bereichen Lektorat, Community-Management, Photoshop und Social Media in der «echten» Welt einzusetzen – nichts davon. Ich hatte das Fangirlsein als Vollzeitjob betrieben, doch mir wurde schnell klar, dass daraus nie wirklich einer werden würde.
Als mein Bruder Nick noch auf die Highschool ging, lud er seine Freunde jeden Juli zu Übernachtungspartys bei uns im Wohnzimmer ein, um die ganze Nacht lang Tour de France zu schauen. Sie kauften Zeitschriften, auf denen die Fahrer posierten, das Trikot ihres Lieblingsteams (buchstäblich Merch) und redeten den ganzen Monat lang über nichts anderes als Radsport. Ich saß daneben, schaute mir die Höhepunkte und Wiederholungen an, lernte die Namen ihrer Lieblingsfahrer und der Fahrer, die sie gar nicht mochten, und fand diese ganze Tradition das Coolste überhaupt. Wenn Ruby und ich unsere Übernachtungspartys machten, um die Premiere eines neuen One-Direction-Musikvideos zu schauen, oder wenn ich eine Zeitschrift aus UK bestellte, um die Ausgabe mit Louis Tomlinsons Gesicht auf dem Cover zu haben, war das kindisch, peinlich und Geldverschwendung. Nick fing als Mechaniker in einem Fahrradladen an, und ich dachte oft, wie cool es war, dass er aus seinem Hobby einen Job gemacht hatte. Er radelte nach der Schule zur Arbeit, redete ungeniert über bevorstehende Rennen, träumte davon, eines Tages nach Frankreich zu fahren, um der Tour hinterherzureisen (Groupie-Verhalten), und die Vorstellung, sich in diesem Bereich auch beruflich einzurichten, kam ihm nicht abwegig vor. Als mir klar wurde, dass das für mich und mein Hobby nicht galt, löschte ich alles, was ich mir online aufgebaut hatte. Ich verließ alle Communitys und machte das genaue Gegenteil: Ich ging an die Uni und studierte Politik.
Mechanisch bestand ich meine Prüfungen, lernte auswendig, ohne zu verstehen, und langweilte mich. Die. Ganze. Zeit. Was in der Welt passierte, schien mich nichts mehr anzugehen, und von dem, was mich einst so inspiriert hatte, fühlte ich mich losgelöst. Nichts verschaffte mir mehr das Gefühl, verrückt oder besessen oder psycho oder cringe zu sein – alles Dinge, die mir eigentlich hätten peinlich sein sollen, aber die mich...
Erscheint lt. Verlag | 17.9.2024 |
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Übersetzer | Janine Malz, Anna-Nina Kroll, Dejla Jassim, Claudia Voit |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Politik / Gesellschaft |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Schlagworte | Buch Freundschaft • Buch für junge Menschen • Buch Liebe • Buch Verlust • Collagen • Coming of Age • Das Date mit dir Selbst • Das Positive im Leben sehen • Diversity • Erwachsen werden • Essays für den Alltag • Feminist awakening • Freundschaft • Generation Z • gen z • Globale Krisen verstehen • Harry Styles • influencer • Instagram • junge Frauen • Karrieretipps Frauen • Krisen verarbeiten • Millennials • Negatives verarbeiten • Onlinetrends • Orientierung • Partnersuche • Phoenixing • Popkultur • Positives Denken • positive thinking • Ratschläge • Resilienz • Selbstfindung • Selbstliebe • #shityoushouldcareabout • shityoushouldcareabout • Shit You Should Care About • social Media buch • Tipps • Tipps Beziehungen • Tipps Freundschaft • Tipps für den Alltag • Trends • Twens • Wohlfühlbuch • Young Advice • Zusammenhalt |
ISBN-10 | 3-644-01988-6 / 3644019886 |
ISBN-13 | 978-3-644-01988-1 / 9783644019881 |
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Größe: 8,3 MB
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