Praxishandbuch Digitale Projekte in der Sozialen Arbeit (eBook)
225 Seiten
Beltz Juventa (Verlag)
978-3-7799-8482-5 (ISBN)
Stefanie Neumaier ist Promovendin an der Universität Trier und wissenschaftliche Mitarbeiterin im interdisiziplinären Digitalisierungskolleg digi.prosa an der Technischen Hochschule Rosenheim. Madeleine Dörr, M.A. ist Mitarbeiterin im bidt-Digitalisierungskolleg digi.prosa - Digitale Projekte in der Sozialen Arbeit an der Technischen Hochschule Rosenheim sowie m Projekt digi.peer - Digitales Peer-Mentoring im Kontext einer Literatur- und Forschungswerkstatt gefördert von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre. Prof. Dr. Edeltraud Botzum lehrt an der Fakultät Sozialwissenschaften der TH Rosenheim (Campus Mühldorf) und leitet das bidt-Digitalisierungskolleg digi.prosa (Digitale Projekte in der Sozialen Arbeit). Im Rahmen dieses interdisziplinären Studienkollegs erarbeiten Studierenden der Studiengänge Soziale Arbeit und Informatik in enger Zusammenarbeit mit konkreten Praxispartnern innovative Projektformate, bei denen digitale Technik zum Einsatz kommt und der Nutzen für die jeweiligen Zielgruppen im Mittelpunkt stehen.
Editorial:Digitale Projekte in der Sozialen Arbeit
Stefanie Neumaier, Madeleine Dörr und Edeltraud Botzum
Der Diskurs um digitale Transformationsprozesse ist in der Sozialen Arbeit angekommen und erfährt durch digitale Projekte eine praktische Gestaltung. Ob durch die Bearbeitung innerhalb spezifischer Handlungsfelder auf struktureller, organisationaler, subjektorientierter oder gesellschaftlicher Ebene, mithilfe empirischer Evidenzen und auch durch eine voranschreitende Theoretisierung – die digitale Transformation ist längst ein Querschnittsthema für die Soziale Arbeit (u. a. Weber et al. 2024, S. 17; Neumaier/Sagebiel i. E.).
War der Blick in den letzten Jahren primär auf die Einführung digitaler Innovationen in der Sozialen Arbeit gerichtet, zeichnet sich nun eine zunehmende Berücksichtigung jener Handlungspraktiken ab, die mit und durch digitale Dinge praktisch zum Vorschein kommen (Weinhardt 2022). So war es Stalder (2021), der dieses Momentum als „Kultur der Digitalität“ einfing. Die lebensweltlich verankerten Nutzungsgewohnheiten, gepaart mit der Einführung digitaler Neuheiten in der Sozialen Arbeit, rufen innerhalb dieser „Handlungspraktiken (…) mit und durch digitale Dinge hervor[-]“ (Weinhardt 2022, S. 5), die heuristisch als „Doing Digitality“ (ebd.) gefasst werden können.
Dabei bilden ebenjene Praktiken Ausgangspunkte für digitale Projekte in der Sozialen Arbeit dahingehend, dass diese an den alltäglich vorhandenen und möglicherweise organisational zur Verfügung stehenden digitalen Dingen anknüpfen (Krotz 2007). Je nach trägerspezifischer Bedeutungszuschreibung, länderspezifischen Förderungen, institutioneller Haltung und handlungsfeldspezifischer Ressourcen der Klientel und ihrer Fachkräfte folgen somit differente Ausgangsbedingungen zum Umgang mit digitalen Transformationsprozessen in der Sozialen Arbeit (Neumaier/Sagebiel 2022).
Ebenso vielfältig stellen sich die Anlässe dar, die digitale Projekte in der Sozialen Arbeit nach sich ziehen. Vorzufinden sind Hoffnungen, dem Fachkräftemangel auf diese Weise Einhalt gebieten zu können, aber auch die „Komplexitätsreduzierung“ (Nassehi 2019) der zunehmend unübersichtlichen (Arbeits-)Welt wird als ein zu lösendes Problem ins Felde geführt, wofür digitale Lösungen Abhilfe schaffen könnten. Ob postpandemische Neuausrichtungen, hin zu einer hybriden Sozialen Arbeit, die Implementierung neuer digitaler Dinge und auch eine kritische Befassung mit dergleichen: digitale Projekte bieten die Möglichkeit, die Dinge praktisch erfahrbar zu machen. Es ist eben jenes praktische Erfahrungswissen, welches es, und das ganz unabhängig davon, ob es sich bei dem Gegenstandsbereich um digitale Projekte in der Sozialen Arbeit handelt, reflexiv und handlungsentlastet aufzubrechen gilt, um den wissenschaftlichen Diskurs relationierend und kontrastierend voranzubringen (Dewe/Otto 2012).
Es muss jedoch konstatiert werden, dass eben dieser Diskurs bisher eine Systematik noch nicht erkennen lässt. Das zeigt sich bereits im Hinblick auf den durch die vielfältig beschaffenen zum Ausdruck gebrachten Curricula des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit, wenn „dramatisch“ (Mittmann in diesem Band) darum gerungen wird, welche Inhalte Einzug in diese finden und dabei „sachlich-wissenschaftliche Argumente eine eher untergeordnete Rolle spielen.“ (ebd.). Doch zahlreiche Autor:innen dieses Sammelbandes konstatieren auch darüber hinaus in unterschiedlichen Bezügen zu digitalen Projekten – ob die Frage nach professionellem sozialpädagogischen Handeln (Jahn/Oberparleiter in diesem Band), Kompetenzen im Umgang mit der digitalen Transformation (Aldendorff in diesem Band) oder auch Fragen nach dem Umgang in Handlungsfeldern wie der Jugendhilfe (Grendel/Hüseman/Witek in diesem Band) –, dass „es in Deutschland nach wie vor keine einheitliche Konzeptionierung [gibt], die sich mit einer Neuausrichtung […] befasst.“ (ebd. für das Handlungsfeld Jugendhilfe).
Vor diesem Hintergrund soll der vorliegende Sammelband als ein Angebot verstanden werden, womit Einblicke in die Vielfalt von digitalen Projekten in der Sozialen Arbeit eröffnet und damit Beiträge versammelt werden, die den bisherigen Diskurs zu analysieren, zu strukturieren und/oder selbst praktisch nutzbar zu machen suchen. Unser persönlicher Anlass, ein Praxishandbuch rund um digitale Projekte in der Sozialen Arbeit herauszugeben, und ein damit verbundener Dank gilt den Studierenden unseres interdisziplinären Digitalisierungskollegs digi.prosa der Technischen Hochschule Rosenheim1, welche in Zusammenarbeit mit sozialen Organisationen digitale Projekte in der Sozialen Arbeit voller Leidenschaft auf die Beine stellen. Durch sie erfahren wir immer wieder aufs Neue, dass es sich, wie auch Sagebiel und Pankofer (2021) konstatieren, lohnt, den digitalen Wandel in der Sozialen Arbeit aktiv mitzugestalten. Aus der Studierendenschaft hervorzuheben ist an dieser Stelle Herr Dominik Gerhardinger, der uns im Feinschliff des Praxishandbuchs präzise unterstützte und mit seiner Perspektive aufschlussreiche Impulse setzte.
Ein weiterer Dank gilt den eben angesprochenen sozialen Organisationen und ihren Klientelen, welche uns mit ihren alltäglichen Bedarfen bedeutende Einblicke in ihre Lebenswirklichkeiten eröffnen, ohne die digi.prosa nicht auf eine empirische Evidenz im Sinne des interdisziplinären forschenden Lernens als didaktisches Prinzip (Botzum/Neumaier 2023) zurückgreifen könnte.
Die Sicherstellung der fachlichen Güte der hier zusammengetragenen Erkenntnisse wäre ohne eine Expertise in der Begutachtung ebendieser undenkbar. Daher darf ein Dank an unsere Gutachter:innen nicht zu kurz kommen. Ihre essenzielle Unterstützung brachte die Beiträge nicht nur durch konstruktiv-kritische Rückmeldungen voran, sondern entfachte durch ihre Hinweise zur Aktualität der Materie bei uns Herausgeberinnen, und sicherlich auch bei einigen Autor:innen, eine kontinuierliche Begeisterung, den Band respektive die einzelnen Beiträge weiter voranzubringen.
Für das Zustandekommen des Praxishandbuchs unabdingbar und damit verbunden unser besonderer Dank gilt unseren Autor:innen. Mit ihren Arbeiten lassen sie die Leser:innenschaft an einer leidenschaftlichen Expertise teilhaben, und mehr noch: durch ihre Anstrengungen sind digitale Projekte fortwährend auf dem besten Wege, einen bedeutenden Beitrag für die Soziale Arbeit zu leisten.
Bevor ein Überblick zur inhaltlichen Struktur des Praxishandbuchs folgt, möchten wir uns abschließend ganz herzlich bei Frau Zubcic vom Verlag Beltz Juventa bedanken, die uns als betreuende Lektorin des Sammelbandes jederzeit und mit voller Begeisterung für unser Vorhaben zur Seite stand.
Zum Aufbau und Inhalt
Die nachfolgende Reihung der einzelnen Beiträge folgt einer chronologisch-berufsbiografischen Logik dahingehend, in welchen Stadien die digitalen Projekte verortet sind. Dennoch sei angemerkt, dass aufgrund der zum Teil komplexen Anlagen der digitalen Projekte in der Sozialen Arbeit und ihrer wissenschaftlichen und praktischen Begleitung diese eine Hybridität vorweisen, die sich nicht in Gänze chronologisch auflösen lässt.
Beginnend mit dem Studium der Sozialen Arbeit und dessen curricularen Beschaffenheit im Kontext digitaler Transformationsprozesse als Querschnittsthema, behandelt Michelle Mittmann die Frage, welche (gelingenden) Praktiken sich hierbei für die Verankerung digitaler Kompetenzen im Studium empirisch rekonstruieren lassen. Dabei zeigt sich unter Zuhilfenahme empirischer Evidenzen, dass solche Prozesse auf (mikropolitische) Widerstände stoßen können. Ist die Auseinandersetzung mit digitalen Dingen im Studium der Sozialen Arbeit curricular verankert, stellt sich die Frage nach dem Potenzial damit einhergehender Lernerfahrungen zur Herausbildung sozialpädagogischer Professionalität. Mit einer Fokussierung auf die frühen Professionalisierungsprozesse im Studium der Sozialen Arbeit untersuchen Stefanie Neumaier und Marc Weinhardt, ob und inwiefern diese ermöglicht werden, wenn Studierende mit und durch digitale Projekte in der Sozialen Arbeit lernen. Fragen nach professionellen Wissensbeständen sind immanent mit dem Gegenstandsbereich verbunden. Den Blick auf diesen gerichtet, plädieren...
Erscheint lt. Verlag | 17.7.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Pädagogik ► Sozialpädagogik |
ISBN-10 | 3-7799-8482-2 / 3779984822 |
ISBN-13 | 978-3-7799-8482-5 / 9783779984825 |
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