Soziale Ungleichheit der Gesundheit im Kindesalter -  Sebastian Ehlen

Soziale Ungleichheit der Gesundheit im Kindesalter (eBook)

Möglichkeiten und Grenzen kommunaler Gesundheitsförderung und Prävention
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
236 Seiten
Beltz Juventa (Verlag)
978-3-7799-8528-0 (ISBN)
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Im Zuge der Arbeit werden zentrale Voraussetzungen und Kontextbedingungen von Ansätzen und Strategien kommunaler Gesundheitsförderung und Prävention für Kinder analysiert. Dabei werden neben der Familie die Kindertageseinrichtung, die Schule und das Stadtquartier als wesentliche soziale und räumliche Zusammenhänge für die kindliche Entwicklung und Sozialisation und daher auch als bedeutende Settings der Gesundheitsförderung betrachtet. Der Untersuchungsfokus liegt dabei auf den sozialen Ungleichheiten der Gesundheitschancen im Kindesalter und dem Aufwachsen in benachteiligten Stadtquartieren.

Zusammenfassung


Der primäre Untersuchungsgegenstand der vorliegenden kumulativen Dissertation ist die kommunale Gesundheitsförderung und Prävention für Kinder. Im Zuge der verschiedenen in diese Dissertation einfließenden Untersuchungen wurden zentrale Voraussetzungen und Kontextbedingungen von Kommunen als lokale Gebietskörperschaften und unterste räumlich-administrative Gliederung des Staates sowie von Stadtquartieren, Schulen und Kindertageseinrichtungen analysiert. Dabei wurden neben der Familie die Kindertageseinrichtung, die Schule und das Stadtquartier als wesentliche soziale und räumliche Zusammenhänge für die kindliche Entwicklung und Sozialisation und daher auch als bedeutende Settings der Gesundheitsförderung betrachtet. Der Untersuchungsfokus lag auf den sozial bedingten Ungleichheiten der Gesundheitschancen im Kindesalter und dem Aufwachsen in benachteiligten Stadtquartieren.

Zunächst werden die grundlegenden Entwicklungen der Kindergesundheit in Deutschland nachgezeichnet. Daran anschließend wird kursorisch die Datenlage zur gesundheitlichen Ungleichheit im Kindesalter einschließlich der Disparitäten bei der Inanspruchnahme präventiver und gesundheitsfördernder Maßnahmen und Programme dargelegt. Nachfolgend werden wesentliche Erklärungsansätze gesundheitlicher Ungleichheit und zentrale Einflussfaktoren auf die Gesundheit und das Aufwachsen von Kindern diskutiert. Aufgrund ihrer besonderen Bedeutung für die Kindergesundheit und das übergreifende Thema der Arbeit werden die Aspekte familiäre Einkommensarmut und soziale Segregation eingehender betrachtet. Anschließend werden Strategien zur Reduktion gesundheitlicher Ungleichheit und insbesondere die Gesundheitsförderung und die Prävention mit Bezug zum Kindesalter behandelt. Schließlich werden der Gegenstand und neuere Entwicklungen der kommunalen Gesundheitsförderung und Prävention eingeführt und in diesem Zusammenhang das Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention (PrävG) diskutiert.

Bei der Darstellung des methodischen Vorgehens werden zunächst die verschiedenen projektbezogenen Entstehungshintergründe der sechs in diese Dissertation eingehenden Originalarbeiten vorgestellt. Die den sechs Originalarbeiten, genauer den damit verbundenen Untersuchungen, zugrunde liegenden Forschungsfragen wurden mit verschiedenen Studiendesigns und Forschungsmethoden bearbeitet. Das übergreifende Ziel der Arbeit ist es, mithilfe der unterschiedlichen Zugänge zum Forschungsgegenstand die Möglichkeiten und Grenzen kommunaler Settings für die Gesundheitsförderung und Prävention im Kindesalter auszuloten und zentrale Einflussfaktoren zu identifizieren.

Im Rahmen des empirischen Teils der Arbeit werden die sechs Originalarbeiten vorgestellt und in Hinblick auf das übergreifende Ziel diskutiert sowie Stärken und Schwächen der Untersuchungen als auch Forschungsdesiderate aufgezeigt.

In der zusammenfassenden Reflexion werden die zentralen Forschungsergebnisse und Kernerkenntnisse dargestellt und Schlussfolgerungen gezogen.

Die Studienergebnisse bestätigen und erweitern die bereits existierende Evidenzbasis zu einem bestehenden Präventionsdilemma. Die Reflexion der Ergebnisse erfolgt dabei unter anderem vor dem Hintergrund des Befähigungsansatzes. Mit Blick auf die Verwirklichungschancen geht es in dem betreffenden Zusammenhang somit um die Frage: Können Kinder und Familien mit geringem sozioökonomischen Status bestimmte formale Wahlmöglichkeiten, die soziale Infrastruktur u. a. in Form vorbeugender Maßnahmen vorhält, auch tatsächlich wahrnehmen und für sich nutzen?

  • Die zentrale Erkenntnis hierzu ist, dass Kinder und Familien mit geringem sozioökonomischen Status, die von Einkommensarmut bedroht oder betroffen sind, deutlich weniger kommunale Präventions- und Gesundheitsförderungsangebote kennen als sozial besser gestellte Familien und an gängigen Elternedukationskursen und Angeboten der Spiel- und Bewegungsförderung auch in erheblich geringerem Umfang teilnehmen. Die von Eltern hierfür genannten Gründe wie lange Anfahrtszeiten mit PKW oder öffentlichen Verkehrsmitteln (approachability), lange Wartelisten und fehlende Schwimmstätten in der Umgebung (availability and accomodation), mangelnde Passung zu den (zeitlichen) Möglichkeiten und Bedürfnissen berufstätiger und/oder alleinerziehender Eltern (appropriateness) und zu hohe und/oder bei mehreren Kindern kumulierende Kosten (affordability), lassen sich mit Blick auf die fünf Dimensionen des Zugangs zu Gesundheitsversorgung nach Levesque (2013) einordnen.

  • Eine weitere Antwort auf die obige Frage, die von den vorgestellten Forschungsergebnissen bestätigt wird, lautet, dass es besonders in sozioökonomisch benachteiligten Stadtquartieren an sozialer Infrastruktur für Kinder und Familien mangelt und die vorhandene oftmals in ihrer Qualität beeinträchtigt ist. Das bedeutet, dass formale Wahlmöglichkeiten über ein Stadtgebiet ungleich verteilt sind und es in benachteiligten Quartieren oftmals weniger und qualitativ schlechtere Wahlmöglichkeiten gibt. Hieraus folgt, dass Kinder und Familien mit niedrigem sozioökonomischen Status, die zudem in benachteiligten Wohnquartieren leben, neben einem Mangel an Finanzmitteln und ungünstigeren persönlichen Umwandlungsfaktoren in der Regel auch über weniger und schlechtere soziale Umwandlungsfaktoren verfügen. Sie sind damit signifikant in ihren Lebenschancen beeinträchtigt.

Weiterführend werden im Rahmen der Ergebnisreflexion und Anschluss nehmend an einen Essay von Cremer (2022) sozialstaatliche Kooperationsblockaden diskutiert, die auf die institutionelle Struktur und damit einhergehende Zuständigkeiten und Finanzierungslogiken zurückgeführt werden können und letztlich Präventionsdilemmata erzeugen. Vereinfachend ausgedrückt, stehen bei den verschiedenen Sozialleistungsträgern im Rahmen ihrer Bedarfsermittlung und Leistungserbringung nicht der tatsächliche und ermittelbare Bedarf von Menschen im Vordergrund, sondern in erster Linie die eigenen (sozialrechtlichen) Zuständigkeitsgrenzen und festgeschriebenen, meist statischen Leistungskataloge. Dies hat zur Folge, dass die Bedarfs- und Problemlagen von Menschen mit Hilfebedarf nicht ganzheitlich, sondern sozialrechtlich eingepasst und voneinander separiert betrachtet und behandelt und Unterstützungsleistungen nicht personenzentriert erbracht werden. Besonders Menschen mit ungünstigen persönlichen und sozialen Umwandlungsfaktoren wie Familien mit geringem Bildungs- und Einkommensniveau, die zudem ggf. multiple oder komplexere Hilfebedarfe haben, leiden unter den funktional hochdifferenzierten sozialstaatlichen Strukturen und damit einhergehenden Kooperationsblockaden. Ihnen fehlen in der Regel personale und soziale Ressourcen, um sich im unübersichtlichen Sozial- und Gesundheitssystem zurechtzufinden und ihre Interessen durchzusetzen. Demnach geht die Problematik von Kooperationsblockaden und daraus entstehenden Präventionsdilemmata weit über die Leitthematik dieser Arbeit hinaus, wird jedoch auch im Bereich kommunaler Gesundheitsförderung und Prävention für Kinder deutlich. Demgemäß haben die Ergebnisse aus den Modellkommunen gezeigt, dass neben einer prekären Haushaltslage, die administrative Fragmentierung von Kommunalverwaltungen sowie gewachsene Machtbeziehungen und Kooperationsblockaden zwischen einzelnen Bereichen wie Schul-, Sozial-, Jugend- und Gesundheitsverwaltung die Umsetzung konzertierter Präventionsstrategien erheblich erschweren oder auch verhindern können. System- und professionsbedingte Hemmnisse, um bspw. wichtige Akteursgruppen des Gesundheitswesens wie ambulante Ärzt:innen in kommunale Präventionsstrategien einzubinden oder auch Hindernisse bei der Etablierung einer gezielteren Zusammenarbeit zwischen Kindertageseinrichtungen und Grundschulen kommen erschwerend hinzu.

Vor diesem Hintergrund machen die Ergebnisse deutlich, dass fehlende Finanzmittel bei Familien oder die Höhe der Angebotskosten nur einen Teil der Nichtnutzung von Präventions- und Versorgungsangeboten durch Familien erklären und staatliche Umverteilungspolitik daher auch nur ein Teil der Lösung sein kann.

Aus den Forschungsergebnissen gehen drei Ansätze hervor, die in der Praxis bereits erfolgreich...

Erscheint lt. Verlag 19.6.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik Sozialpädagogik
ISBN-10 3-7799-8528-4 / 3779985284
ISBN-13 978-3-7799-8528-0 / 9783779985280
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