Größenwahn - Michael Hermanussen, Christiane Scheffler

Größenwahn

Zur Evolution biologischer Signale im sozialen Miteinander: ein Tuch aus 36 Fäden
Buch | Softcover
2024 | 2024
Springer Berlin (Verlag)
978-3-662-69579-1 (ISBN)
24,99 inkl. MwSt

Großsein ist großartig. Körpergröße ist ungeheuer wichtig. Wer groß ist, erscheint kompetent, verdient mehr Geld, nimmt bevorzugte Positionen in der Gesellschaft ein. Wer auf andere herabschauen kann, wirkt nicht nur auf seine Mitmenschen dominant, sondern ist zu allem Überfluss auch noch selbst von der eigenen Großartigkeit überzeugt. Diese und ähnliche Vorurteile bestehen nicht von ungefähr: sie haben evolutionsbiologische Hintergründe. Körpergröße ist ein Signal. Seine Regulation ist in der Wirbeltierreihe seit mindestens 400 Millionen Jahren konserviert - und weil dieses Signal auch von Menschen ganz selbstverständlich und strategisch genutzt wird, entzieht es sich fast vollständig unserer bewussten Wahrnehmung.

Zwei international renommierte Wissenschaftler, ein Pädiater und eine Humanbiologin, zeigen erstmals in allgemeinverständlicher Sprache auf welche Weise sich diese Signale auf Alltag und soziale Netzwerke auswirken, und wie sie unser politisches und wirtschaftliches Leben beeinflussen.

Michael Hermanussen ist Professor für Kinderheilkunde an der Universität Kiel. Er lebt in Altenhof bei Eckernförde und verfügt über mehr als 40 Jahre Berufserfahrung als Kinderarzt und Endokrinologe. Schwerpunkte seiner Tätigkeit sind Wachstum, Kindesentwicklung und Ernährung. Er untersuchte die Auswirkungen von Glutamat in der Nahrung auf die Appetitregulation und arbeitet derzeit an der Rolle von ernährungsbedingten, sozialen, wirtschaftlichen und emotionalen Faktoren auf das Wachstum von Kindern und Jugendlichen. Er publiziert in zahlreichen internationalen Fachzeitschriften. Er ist Gründer und Herausgeber der Zeitschrift "Human Biology and Public Health", Mitherausgeber des European Journal of Clinical Nutrition und Acta Paediatrica, Mitglied in zahlreichen wissenschaftlichen Gesellschaften und Vizepräsident der European Anthropological Association.

Christiane Scheffler ist Humanbiologin an der Universität Potsdam mit mehr als 30-jähriger Berufserfahrung also Dozentin und Forscherin. Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die phänotypische Plastizität des menschlichen Wachstums in Verbindung mit veränderten Umwelt- und Lebensbedingungen. Derzeit beschäftigt sie sich mit der sozialen Regulierung der Körpergröße, insbesondere im Hinblick auf Körpergrößentrends in den vergangenen Jahrzehnten in europäischen und außereuropäischen Ländern. Sie verfügt über eine umfangreiche Datenbank mit anthropometrischen Messungen von Kindern und Erwachsenen. Sie ist Gründerin und Herausgeberin der Zeitschrift "Human Biology and Public Health" und hat mehr als 100 wissenschaftliche Arbeiten und Buchkapitel veröffentlicht. Sie ist Mitglied in nationalen (DIN) und internationalen (CEN, ISO) Normungsgremien, Mitglied in zahlreichen wissenschaftlichen Gesellschaften und Vizepräsidentin der European Anthropological Association.

 

Der 1. Faden: O wie schön ist Großsein - warum größere Menschen mehr Geld verdienen und warum sie von sich und ihrer Kompetenz so überzeugt sind.- Der 2. Faden: Das Interview - wie eine kleinwüchsige Gärtnerin ihr Kleinsein empfindet.- Der 3. Faden: Wie groß ist normal groß - warum die Riesen und die Zwerge unter ihresgleichen normal sind.- Der 4. Faden: Der wachsende Knochen - wie ein Knochen wächst und was man unter bottom-up und top-down versteht.- Der 5. Faden: Die Wachstumsfuge - von vielen Millionen Nachbarn, von Briefkästen und Hormonen und was die Wachstumsfuge mit einem Ausflugslokal gemein hat.- Der 6. Faden: Die Hormone - von Wachstumsfaktoren, vom Doping und warum ein Mangel an IGF 1 das Leben verlängern kann.- Der 7. Faden: Der Hypothalamus - von Neuropeptiden und der Völkerwanderung embryonaler Zellen.- Der 8. Faden: Genetik - Erinnerungen an Plisch und Plum, von Korrelationen, die uns betrügen, und warum wir den Genetikern nicht immer glauben dürfen.- Der 9. Faden: Ökonomie und Ernährung - von Wirtschaft, Wachstum, Humankapital und einem preußischen Kochbuch.- Die roten Fäden des Zweifels - was Betteln und Obdachlosigkeit mit den täglichen Kalorien zu tun haben sollen und Gedanken zu Oliver Twist und Karl Marx und der Bedeutung von Milch.- Der 10. Faden: Was kostet ein Zentimeter mehr? Teure Behandlungsversuche - es geht um Geld und warum man vielleicht auch Plateauschuhe kaufen sollte.- Der 11. Faden: Indonesien im Frühjahr 2018 - privates aus der Feldforschung, von Schulkindern und Kindermönchen und Gedanken zum stunting.- Der 12. Faden: Der Säkulare Trend - von den Veränderungen der Körperhöhe seit der Mitte des 19. Jahrhunderts.- Einige verstaubte Fäden aus den Schränken unserer Ahnen von artwidrig hochaufgeschossenen, asthenischen Kindern, von parasitärem Längenwachstum und dem Trommelfeuer des Großstadtlärms.- Die Glitzerfäden aus der Staatsbibliothek Berlin Unter den Linden - Stunden mit brillanter und mit bizarrer Literatur - von Warnungen, die Säuglinge zu überfüttern, aber auch vom Wiederauffüttern schwer unterernährter Kinder, vom Pubertätsschwachsinn und warum Frauen nicht zum Studium zugelassen werden sollen.- Der 13. Faden: Die Psyche und das Soziale - von Herrn Villermé, der schon vor über 200 Jahren die Schwierigkeiten, Mühen und Entbehrungen in der Kindheit und Jugend und die begleitenden Umstände der Armut als Ursachen für das Kleinsein erkannte.- Der 14. Faden: Der "community effect on body height" - von einem seltsamen Effekt, der Menschen ihre Körperhöhe aufeinander abstimmen lässt.- Der 15. Faden: Strategisches Wachstum - von Erdmännchen, die drei Monate lang zweimal täglich mit einem halben hartgekochten Ei gefüttert wurden, von Schulkindern indonesischer Kolonisten und von der Fähigkeit, das Körperwachstum vorsätzlich auf die soziale Position auszurichten.- Der 16. Faden: Zeitgeist - von Herrn Kant und der Französischen Revolution.- Der 17. Faden: Die Umwelt und Lamarck - vom Hals der Giraffe und dem traurigen Ende des Wollhaarmammuts und der Bedeutung des Klimas.- Der 18. Faden: Der Kampf ums Dasein - warum die Taubenzüchter für Herrn Darwin so bedeutsam waren, von den düsteren Ansichten des Herrn Malthus, von der Schlacht des Lebens und der Vernichtung der Schwächeren.- Der 19. Faden: Demonstration und Dekoration - warum so viele Waffen ungeeignet sind, von Mutationen in Omas Gebärmutter und der erweiterten Synthese der Evolutionstheorie.- Der 20. Faden: Signale - von Quarantäneflaggen und Signalen im Allgemeinen.- Kombiniert die Signale: Wir verdrillen den 7. und den 20. Faden - von Hahnenkamm, Pfauenfedern und Hirschgeweihen und davon, wie die Neuropeptide des Hypothalamus das metabolische Drinnen mit dem sozialen Draußen verknüpfen und warum es keine guten Herrschergene gibt.- Die Fäden Nummer 21 und 22: Zwei uralte Dolmetscher - die Releasing Hormone GHRH und GnRH - Wunderliches aus uralten Zeiten, von der Fortpflanzung der Zebrafische und von Versprechungen der Show-Master.- Der 23. Faden: Die Gruppenführer und das Kollektiv - von Großmäulern und Prahlhänsen und warum die Mitglieder einer Gruppe miteinander rangeln.- Der 24. Faden: Die Furcht vor der Einsamkeit - von den Schrecken der Einsamkeit, von Findelhäusern und vernachlässigten Säuglingen.- Der 25. Faden: Sozial heißt Isolation meiden - von antisozialen und prosozialen Strategien.- Der 26. Faden: Die Winner-Loser-Effekte - von Wettkämpfen und den Fußballern der Bundesliga, von Siegern und Verlierern.- Der 27. Faden: Die Synapsen - von synaptischer Plastizität und warum ein Hund mit Speichelfluss auf einen Glockenton reagiert.- Der 28. Faden: Querbeet - was man gegen Maulwurfsgrillen, Wiesenschnaken und Erdraupen tun kann und von der Kampfkraft des Fadenwurms und warum wir einen Ausflug nach Monte Carlo machen.- Der 29. Faden: Monte-Carlo-Simulationen - wir spielen jeder-gegen-jeden, aber nur um Pfennige.- Der 30. Faden: Netze und Triaden - von Facebook-Freunden, effizienten und small-world Netzwerken und von Hierarchien und top-down-Gesellschaften.- Der 31. Faden: Virtuelle Kämpfer und virtuelle Sterne und ein Ausflug nach Nordsumatra - von den fünf Möglichkeiten der Beziehung zwischen Karl, Hans und Frieda, von Schlüsselindividuen und einem Gouverneur aus Nordsumatra.- Noch einmal der Faden Nummer 13 - von lächelnden Säuglingen und emerging adults.- Der 32. Faden: Herr Dunbar und die Gruppengröße - warum 626 Freunde keine Freunde sein können, von den Hadza aus Tansania und den Ache Jägern aus Paraguay und von egozentrischen Netzwerken.- Der 33. Faden: Das Kuschelhormon Oxytocin - was wir mit Rundmäulern und Knochenfischen gemein haben.- Wir weben fitte, sternförmige Muster - über top-down-Informationsflüsse und warum sternförmige soziale Netzwerke vorteilhaft sind.- Der 34. Faden: Megatrends - von Konnektivität und vom vernetzten Leben, vom Wirtschaften und Kommunizieren.- Der 35. Faden: Geburtenkontrolle - warum in über 70% der bekannten menschlichen Gesellschaften Neugeboren getötet werden.- Der 36. Faden: Göbekli Tepe - der große Umbruch oder wenn die natürlichen Signale nicht mehr ausreichen.- vom Tempelbau in der Südtürkei, von den Anfängen des Ackerbaus und warum es Eigentum und Feudalherrschaft gibt.- Das kriegerische Muster - wir lesen, was die Zeitungen schreiben, und erfahren, wie politische Opposition verschwindet und warum die berühmte Aufforderung: Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin, nicht funktionieren kann.- Das ökonomische Muster - von den Merkmalen des Absolutismus, von Machtkonzentrationen in den Händen weniger.- Das Muster der Unmündigen - über Herrn Kant und die Untertanenmentalität und warum Mutti unsere Angelegenheiten regeln soll.- Im Trommelfeuer der Reize -  wie man Glückshormone ankurbeln kann.- Salomon Asch und das Muster der Konformität - warum man dem Gruppendruck nachgibt und sich Mehrheitsmeinungen anschließt und was das mit dem Burn-out-Syndrom zu tun hat.- Das ganze Tuch: Die Fäden werden verwebt - eine Rückschau - noch einmal von Prahlhänsen und Großmäulern, Gruppenführern und ein letzter Blick auf die Computersimulation.- Ein Buch über uns alle - von dem Kreis, der unsere Außenwelt mit unserer Innenwelt zusammenschließt, von der Körperhöhe der Despoten und von Macht und Selbstdarstellung.- Gedanken zur Konnektivität, zu social media und prominenten Familien und dem Wunder des weihnachtlichen Waffenstillstands von 1914.- Schluss - es ist doch nur ein Spiel.

Erscheint lt. Verlag 20.12.2024
Zusatzinfo Etwa 230 S. 25 Abb. in Farbe.
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 155 x 235 mm
Themenwelt Naturwissenschaften Biologie Zoologie
Sozialwissenschaften Ethnologie
Schlagworte Dominanz • Gewinner-Verlierer-Effekte • Großsein • Humanbiologie • Kleinsein • Körpergröße • Körperwachstum • Netzwerke • Politische Strukturen • Soziale Gruppen
ISBN-10 3-662-69579-0 / 3662695790
ISBN-13 978-3-662-69579-1 / 9783662695791
Zustand Neuware
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