Von Grundsteinen zu Wegweisern -  Ralf Schönert

Von Grundsteinen zu Wegweisern (eBook)

Die Evolution der deutschen Verfassung
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
310 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-8954-9 (ISBN)
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In "Von Grundsteinen zu Wegweisern - Die Evolution der deutschen Verfassung" untersucht Ralf Schönert die prägenden Phasen der deutschen Verfassungsgeschichte. Der Autor führt von den frühen verfassungsähnlichen Strukturen bis hin zum modernen Grundgesetz, wobei er bedeutende Wendepunkte und Dokumente hervorhebt. Schönert verknüpft historische Fakten mit philosophischen Einblicken, um die Evolution der Verfassung und deren Einfluss auf die deutsche Identität und Staatsordnung zu beleuchten. Seine fundierte Analyse bietet Lesern nicht nur historisches Wissen, sondern auch ein tieferes Verständnis für die Rolle der Verfassung in der politischen Kultur Deutschlands.

Ralf Schönert hat einen ungewöhnlichen und inspirierenden Werdegang hinter sich. Nach einer erfolgreichen Karriere im Bereich des Zahlungsverkehrs und des elektronischen Bankings, einem Feld, das durch Präzision, analytisches Denken und technologische Innovation gekennzeichnet ist, entschied er sich für einen bemerkenswerten Lebenswandel. Mit dem Eintritt in den Ruhestand begann er, seine langgehegten Interessen für Geschichte und Philosophie intensiver zu verfolgen. Diese beiden Disziplinen, die tiefe Einblicke in die menschliche Existenz, gesellschaftliche Strukturen und den Lauf der Zeit bieten, wurden zu seiner neuen Leidenschaft. Schönerts Übergang vom Finanzexperten zum Historiker und Philosophen ist nicht nur ein Zeugnis seines lebenslangen Lernwillens, sondern auch seiner Fähigkeit, komplexe Informationen zu sammeln und zu analysieren. Seine Erfahrungen als Rechercheur in verschiedenen Buchprojekten bereicherten sein Verständnis und seine Fähigkeiten, wodurch er sich eine solide Grundlage für seine schriftstellerischen Unternehmungen erarbeitete. In seinem Buch "Von Grundsteinen zu Wegweisern - Die Evolution der deutschen Verfassung" lädt Schönert die Leser zu einer faszinierenden Zeitreise ein. Durch das Werk fließen nicht nur sein umfangreiches Wissen und seine tiefgreifende Analyse, sondern auch seine Begeisterung für historische Entwicklungen und philosophische Reflexionen. Der Autor schafft es, seine Leserschaft mit seiner Leidenschaft für die Geschichte anzustecken und bietet gleichzeitig fundierte Einblicke in die Entwicklung der deutschen Verfassung. Ralf Schönerts Lebensgeschichte und sein spätes literarisches Schaffen dienen als Inspiration dafür, dass es nie zu spät ist, neuen Interessen und Leidenschaften zu folgen. Seine Arbeit verdeutlicht die Bedeutung des lebenslangen Lernens und der intellektuellen Neugier als Quellen der Bereicherung und des persönlichen Wachstums.

1. FRÜHE VERFASSUNGSENTWICKLUNG (BIS 1871)


Die Entwicklung der deutschen Verfassungen bis zum Jahr 1871 ist eine Geschichte von politischen Kämpfen, geistigen Umbrüchen und dem langsamen, aber stetigen Voranschreiten hin zu einer modernen Staatsform. Diese Periode war geprägt von der Transformation des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, das sich aus einer Vielzahl von Territorien mit unterschiedlichen Regierungsformen zusammensetzte, hin zu einem konstitutionellen und später national vereinigten Deutschland.

Im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert war das Heilige Römische Reich eine komplexe politische Struktur, die aus Hunderten von unabhängigen Territorien bestand, von großen Königreichen wie Preußen und Bayern bis hin zu kleinen Grafschaften und freien Reichsstädten. Diese Struktur war ein Überbleibsel des Mittelalters, und trotz einiger Versuche, die zentrale Autorität des Kaisers zu stärken, blieb die Macht in diesem Reich stark dezentralisiert.4

Die Ideen der Aufklärung und die revolutionären Ereignisse in Frankreich am Ende des 18. Jahrhunderts hatten tiefgreifende Auswirkungen auf das politische Denken in Deutschland. Die Französische Revolution, mit ihren Forderungen nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, inspirierte viele deutsche Intellektuelle und politische Aktivisten, die begannen, ähnliche Reformen für ihre eigenen Territorien zu fordern. Diese Ideen fanden jedoch in den absolutistisch regierten Staaten des Heiligen Römischen Reiches wenig Anklang bei den herrschenden Monarchen.

Die napoleonischen Kriege (1803-1815) brachten dramatische Veränderungen für Deutschland. Napoleon Bonaparte, der nach seinen Siegen über mehrere deutsche Staaten zum Herrscher über große Teile Europas aufgestiegen war, führte eine Reihe von territorialen Umstrukturierungen in Deutschland durch. Der Reichsdeputationshauptschluss von 1803 und die spätere Gründung des Rheinbundes im Jahr 1806, der das Ende des Heiligen Römischen Reiches markierte, führten zur Auflösung vieler kleinerer Territorien und zur Stärkung der größeren Staaten.

Der Reichsdeputationshauptschluss, erlassen am 25. Februar 1803, war ein bedeutender verfassungsrechtlicher Akt im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen, der eine grundlegende territoriale und strukturelle Neuordnung des Reiches zur Folge hatte. Dieses Gesetz war eine direkte Antwort auf die politischen und territorialen Veränderungen, die sich aus den Koalitionskriegen und dem Vordringen Napoleons in Europa ergaben.

Der Reichsdeputationshauptschluss wurde vom Reichstag in Regensburg beschlossen und zielte darauf ab, die deutschen Fürsten für die Verluste ihrer linksrheinischen Gebiete zu entschädigen, die infolge der Friedensverträge von Campo Formio (1797) und Lunéville (1801) an Frankreich gefallen waren. Die Entschädigung erfolgte hauptsächlich durch die Säkularisation geistlicher Territorien und die Mediatisierung kleinerer Reichsstände. Die Säkularisation bedeutete die Einziehung geistlicher Fürstentümer, Bistümer und Klöster, deren Besitz und Herrschaftsrechte an weltliche Fürsten übertragen wurden. Dies führte zur Auflösung zahlreicher geistlicher Staaten, darunter das Erzstift Köln und das Bistum Mainz. Die Mediatisierung hingegen betraf die Eingliederung kleinerer weltlicher Fürstentümer, Grafschaften und Reichsstädte in größere Territorialstaaten, was zu einer deutlichen Reduzierung der Anzahl selbstständiger Reichsstände führte. Der Reichsdeputationshauptschluss markierte einen entscheidenden Wendepunkt in der Verfassungsgeschichte des Heiligen Römischen Reiches. Er führte zu einer erheblichen Machtkonzentration bei größeren Staaten wie Preußen, Bayern und Württemberg und schwächte die institutionelle Struktur des Reiches. Die Neuordnung begünstigte den Aufstieg größerer, souveräner Territorialstaaten und ebnete den Weg für die spätere Gründung des Deutschen Bundes im Jahr 1815, nachdem das Heilige Römische Reich 1806 aufgelöst wurde.

Insgesamt stellte der Reichsdeputationshauptschluss eine fundamentale Umgestaltung der politischen Landkarte des deutschen Raums dar und war ein entscheidender Schritt in Richtung der Modernisierung und Nationalstaatsbildung in Deutschland.

Der Rheinbund, gegründet im Jahr 1806, markiert einen bedeutenden Wendepunkt in der Geschichte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und der europäischen Staatenwelt zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Dieses politische Bündnis, initiiert von Napoleon Bonaparte, führte zur Neuordnung der territorialen Strukturen in Deutschland und hatte weitreichende Auswirkungen auf die politische Landschaft Europas.

Der Rheinbund entstand aus den politischen Umwälzungen, die durch die Napoleonischen Kriege in Europa ausgelöst wurden. Napoleon strebte eine Neustrukturierung Deutschlands an, um seinen Einflussbereich zu erweitern und eine Pufferzone gegenüber seinen Gegnern, insbesondere Österreich und Preußen, zu schaffen. Am 12. Juli 1806 unterzeichneten Vertreter von 16 deutschen Staaten in Paris die Rheinbundakte, die formell die Gründung des Rheinbundes besiegelte.5

Der primäre Zweck des Rheinbundes war es, die politische Landkarte Deutschlands im Sinne Napoleons neu zu gestalten. Die Mitgliedsstaaten erklärten ihren Austritt aus dem Heiligen Römischen Reich und ihre Souveränität unter dem Schutz Frankreichs. Der Rheinbund diente als Instrument für Napoleon, um seinen Einfluss in Zentraleuropa zu sichern und seine Feinde zu schwächen. Die Gründungsmitglieder des Rheinbundes waren vor allem mittlere und kleinere deutsche Staaten, darunter Bayern, Württemberg, Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau und verschiedene thüringische Staaten. Später traten weitere Staaten bei, so dass der Rheinbund schließlich 39 Mitglieder umfasste. An der Spitze des Bundes stand Napoleon als "Protektor", während die Mitgliedsstaaten durch die Rheinbundakte eine gewisse Eigenständigkeit erhielten, die jedoch durch die französische Hegemonie eingeschränkt war. Der Rheinbund hatte weitreichende Folgen für Deutschland und Europa. Er führte zur Auflösung des Heiligen Römischen Reiches, das 1806 durch Kaiser Franz II. formell beendet wurde. Die Neuordnung stärkte die territorialen Staaten auf Kosten des Reichs und führte zu Modernisierungsprozessen, insbesondere in Verwaltung und Rechtswesen. Gleichzeitig verstärkte der Rheinbund die Abhängigkeit dieser Staaten von Frankreich und legte den Grundstein für die spätere nationale Einigungsbewegung in Deutschland.

Einer der interessanten Aspekte dieser Periode war die Einführung von Verfassungen in einigen der von Napoleon geschaffenen Staaten. Obwohl diese Verfassungen oft von oben herab oktroyiert wurden und der Machterhaltung dienten, stellten sie doch einen wichtigen Schritt in Richtung moderner Staatlichkeit dar. Sie boten einen Rahmen für die Regierung und begannen, die Prinzipien von Rechtsstaatlichkeit und begrenzter Monarchie zu etablieren.

Nach dem Sturz Napoleons und der Restauration auf dem Wiener Kongress im Jahr 1815 wurde der Deutsche Bund gegründet – ein lockerer Zusammenschluss deutscher Staaten, der die politische Ordnung nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches neu definierte.

Der Wiener Kongress wurde einberufen, um die durch die Napoleonischen Kriege verursachten territorialen und politischen Umwälzungen in Europa zu ordnen und ein Gleichgewicht der Mächte herzustellen. Ziel war es, eine dauerhafte Friedensordnung zu schaffen, die Stabilität und Kooperation zwischen den Nationen gewährleisten sollte. Zu den Hauptakteuren des Wiener Kongresses gehörten die Vertreter der fünf Großmächte: Österreich (Fürst Metternich), Preußen (Fürst Hardenberg und Karl August von Hardenberg), Russland (Zar Alexander I.), Großbritannien (Lord Castlereagh) und Frankreich (Charles-Maurice de Talleyrand). Diese Staaten spielten eine führende Rolle bei den Verhandlungen und Entscheidungen.6 Der Wiener Kongress führte zu zahlreichen territorialen Neuordnungen und politischen Vereinbarungen. Dazu gehörten die Wiederherstellung der Vor-Napoleonischen Grenzen in vielen Gebieten, die Gründung des Deutschen Bundes als Nachfolger des Heiligen Römischen Reiches und die Neuordnung Italiens. Auch wurden Polen und Finnland neu zugeordnet, und die Schweiz erhielt eine Garantie ihrer Neutralität. Der Wiener Kongress legte den Grundstein für die „Konzert der Mächte“-Doktrin, die eine Balance der Mächte und die diplomatische Konfliktlösung in den Vordergrund stellte. Diese Ordnung blieb bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 weitgehend bestehen. Der Kongress trug auch zur Entstehung des Nationalismus und der Unabhängigkeitsbewegungen in Europa bei, da viele Völker sich unter fremder Herrschaft wiederfanden.

In dieser Zeit gab es verschiedene Ansätze zur Verfassungsentwicklung in den einzelnen deutschen Staaten. Einige...

Erscheint lt. Verlag 13.5.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Staat / Verwaltung
ISBN-10 3-7597-8954-4 / 3759789544
ISBN-13 978-3-7597-8954-9 / 9783759789549
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