Inside Signa -  Rainer Fleckl,  Sebastian Reinhart

Inside Signa (eBook)

Spiegel-Bestseller
Aufstieg und Fall des René Benko
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
240 Seiten
edition a (Verlag)
978-3-99001-772-2 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
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Ein Selfmademan wie aus dem Bilderbuch, gehypt als schillernder Visionär, geliebt von Politikern und Tycoonen: Mit seinen Milliardengeschäften hielt er die Wirtschaftswelt in Atem, ehe sich sein Immobilienreich als Luftblase entpuppte. Wie war das möglich? Die Signa-Aufdecker Rainer Fleckl und Sebastian Reinhart zeichnen ein Psychogramm René Benkos, werfen einen Blick hinter die Kulissen einer Welt der Villen, Yachten, Jets und Celebrities und liefern neue Fakten u?ber groteskte Deals, Politnetzwerke und den Zerfall eines Imperiums.

Rainer Fleckl ist seit mehr als 25 Jahren im Bereich der Investigativen Recherche tätig. Seit November 2023 ist er Investigativjournalist bei Krone Multimedia. Fu?r seine journalistischen Tätigkeiten wurde er unter anderem mit dem Alfred-Worm-Preis und dem Prälat-Leopold-Ungar-Preis ausgezeichnet. Sebastian Reinhart war unter anderem Referent fu?r Untersuchungsausschu?sse im österreichischen Nationalrat während der Aufarbeitung der Hypo-Affäre. Nach einer Stelle bei der Recherche-Plattform Addendum war er fu?r das Nachrichtenmagazin Spiegel tätig und arbeitet derzeit fu?r das Nachrichtenmagazin News.

PROLOG: DAS SOMMERFEST


14. Juli 2017. Es ist Hochsommer in Europa. Seit Wochen läuft im Radio der Song »Despacito« rauf und runter. René Benko ist gerade mit seinem Privatjet vom Typ Global 700 am unscheinbaren Flughafen von Brescia-Montichiari gelandet. Er liegt im norditalienischen Hinterland, irgendwo zwischen brachliegenden Lagerhallen und ödem Ackerland. Nach einem zweistündigen Flug von Ibiza nach Norditalien steigt er aus und eilt über das Rollfeld zum bereitstehenden Helikopter. Wer Benko sehen will, muss nach oben schauen. Er ist auf dem Weg zum wichtigsten Ereignis des Jahres.

Mit dem Helikopter geht es für ihn nach Sirmione, ein kleiner Ort am Gardasee mit einem gut erhaltenen historischen Ortskern, der sich malerisch in den See hineinerstreckt. Eine Burg wie aus einem Disney-Film ragt über diese Landzunge.

Der Flug bringt eine komfortable Zeitersparnis. Keine mühsamen Staus. In den Sommermonaten kommt der Verkehr rund um das Südufer des Gardasees nahezu täglich zum Erliegen.

Zu viel für jemanden, dessen Sekunden kostbar sind. Keine zehn Minuten dauert der Flug und Benko landet im Vorgarten der Villa Ansaldi, einem mondänen Bau aus der Gründerzeit. Mit ihren weißen Türmchen und Erkern lädt sie ein in eine andere Welt. Die Welt des René Benko.

Direkt am Wasser gelegen, verfügt die Villa über einen aufwendig gepflegten Garten. Von der Sonnenterrasse aus blickt man auf das türkise Wasser des Sees. Das Anwesen wird streng von Sicherheitspersonal überwacht. Die Szenerie kann durchaus mit George-Clooney-Werbefilmen mithalten. Ganz offiziell handelt es sich um den Sitz einer Firma. Benkos Firma. Jahrelang zahlt die Signa Miete an eine Luxemburger Gesellschaft im Einflussbereich des Aufsteigers. Im ersten Stock hat Benko ein eigenes Büro. Von hier aus schaltet und waltet der Signa-Gründer im Sommer. Neben seiner Jacht ist die Villa Ansaldi der Dreh- und Angelpunkt. Hierher lässt er regelmäßig Geschäftspartner samt Familie einfliegen. Aber auch Sitzungen seines Signa-Beirates sollen hier stattgefunden haben.

Von hier aus schreibt René Benko am 14. Juli 2017 gegen 11:30 Uhr an einen seiner engsten Mitarbeiter:

Wichtige Tische die neben uns sein sollten bzw. gut positioniert damit sie sich auch »wichtig fühlen«

Berninghaus #14

Tönnies / Pecik #4

Walid #5

Berger #9

Svindal #11

Bodenseer #12

Alles muss perfekt sein. Der Chef mischt sich wie üblich persönlich ein. Bis zur exakten Sitzordnung wird seit Monaten alles bis ins letzte Detail geplant. Ein ganzes Team wurde dafür abgestellt. Intern läuft das exklusive Event unter dem Titel »Festa d’Estate 2017«. Alles folgt einer genauen Choreografie. Benko überwacht jede Bewegung. Alles dreht sich um ihn. Es ist der Höhepunkt des Jahres. Sein 40. Geburtstag soll standesgemäß gefeiert werden. Wochenlang werden innerhalb der Signa Listen auf- und abgeschickt. Von der Tischverteilung bis zum Showact dient alles einer einzigen Botschaft: René Benko ist ganz oben angekommen.

Einer darf auf der Liste nicht fehlen. Er ist dreißig Jahre alt. Und gilt als die Zukunftshoffnung eines Landes. Sie kennen einander schon lange, schätzen einander und wollen beide hoch hinaus.

Auf einer internen »Transferliste« taucht sein Name erstmals auf. Für den Taxi-Shuttle vom vier Kilometer entfernten Hotel zur Villa Ansaldi. Eine Mitarbeiterin bittet einen hochrangigen Benko-Manager:

… könnten Sie morgen bitte um 18:30 beim Transfer vom Hotel Acquaviva zur Villa schauen, dass folgende Gäste mit Ihnen dabei sind:

[…]

»Hr. Kurz«

[…]

Sebastian Kurz, junger Außenminister der Republik Österreich, ist gerade in der Gegend unterwegs. Am 13. Juli 2017 stattet Kurz dem Landeshauptmann von Südtirol, Arno Kompatscher, einen offiziellen Besuch in Bozen ab. Anschließend geht es über die Brennerautobahn weiter Richtung Süden. An das südliche Ende des Gardasees. Nach Sirmione.

Am 15. Juli 2017 ist es dann so weit. Jetzt kommt es darauf an. All die monatelangen Planungen müssen »on point« sein, wie Benko so gerne zu sagen pflegt. In Benkos Welt ist kein Platz für Fehler. Nur eine kleine Unachtsamkeit, ein verschobenes Detail, und das ganze Bild, das Benko über Jahre gezeichnet hat, zerfällt. Schicht um Schicht hat er es gezeichnet, doch er weiß, dass ein falsch platzierter Farbtupfer alles zerstören kann.

Gegen 19 Uhr treffen die ersten Gäste in der Villa Ansaldi ein. Der Wettergott meint es gut mit Benko oder hört gar auf seinen Befehl. Die meisten Geladenen kommen sommerlich in Weiß gekleidet. Der legere Dresscode ist vorgegeben. Vor der Villa räkelt sich eine Dame im Pool auf einem Podest, sie trägt einen schwarzen Schwimmanzug und eine silberne Badehaube. Im Hintergrund stehen spärlich bekleidete Tänzerinnen, ganz in Weiß, am Rande des Beckens. Sie legen eine dynamische Performance hin. Direkt daneben, im Garten, stehen vier in Weiß gekleidete Musikerinnen mit Cello und Violine. Ein kleines Streichquartett. Sie dürfen die Gäste beim Eintreten in den Garten der Villa musikalisch begleiten. Eine surreale Szenerie, die wohl mehr an eine James-Bond-Kulisse erinnert, wie Teilnehmer später berichten.

Die exklusivsten Gäste der Benko-Feier bevorzugen die Anreise standesgemäß über das türkisblaue Wasser, stilecht im Motorboot aus tiefrotem Mahagoniholz, Marke Riva. Darunter die weltbekannte Musik-Ikone Tina Turner, deren Schweizer Freundeskreis seit Jahren mit René Benko bestens bekannt ist. Tina Turner verbrachte auch schon mal einen Jahreswechsel bei Benko in Oberlech am Arlberg.

Mit viel Aufwand wurde für die Festgäste eigens ein offener Pavillon errichtet. Unter freiem Himmel nehmen die Besucher in braunen Korbstühlen langsam die ihnen zugewiesenen Plätze ein. An den Säulen des Pavillons sind Kristallleuchter montiert.

Der wichtigste Tisch ist ganz an der Spitze. Der Tisch mit der Nummer eins. Für die Nummer eins. Neben Benko darf Sebastian Kurz Platz nehmen. Ein weiterer hoher Vertreter der Republik gesellt sich an Benkos Tisch: der amtierende österreichische Innenminister Wolfgang Sobotka. Gemeinsam mit der für Benko tätigen Susanne Riess-Hahn mit ihrem späteren Ehemann, dem EU-Kommissar Johannes Hahn, Altkanzler und Signa-Aufsichtsrat Alfred Gusenbauer, Russland-Türöffner und Investor Siegfried Wolf und Kristall-Erbin Victoria Swarovski mit ihrem damaligen Ehemann.

Viele der mehr als hundert Gäste sind vornehmlich Teil seines unternehmerischen Netzwerks. Sie glauben an das Konstrukt Signa. Sie dürfen am rasanten Aufstieg Benkos mitverdienen. Es sind seine Investoren, Banker, Anwälte und seine Medienberater. Es sind jene Menschen, die das Imperium Signa mit René Benko aufgebaut haben. Dass es jedoch nicht auf Marmor, sondern aufWachs erbaut ist, wissen sie nicht.

Benko, aufgeknöpftes weißes Leinenhemd, am Handgelenk gerne eine 55.000 Euro schwere Hublot-Uhr, Modell Big Bang, eilt von Tisch zu Tisch. Bilder zeigen ihn später vertieft in Einzelgespräche. Mit ruhiger Stimme, fast flüsternd, als würde er seine Worte zu einem Geschenk an seine Gesprächspartner machen. Amüsieren sollen sich die anderen. Benko arbeitet, auch an seinem Geburtstag.

Von Immobilieninvestoren wie Ronny Pecik mit einer gewissen Nähe zu russischen Oligarchen bis hin zum deutschen Fleischfabrikanten Clemens Tönnies: Für alle hat Benko ein offenes Ohr.

Einigen Gästen ist ein Tischgespräch besonders in Erinnerung geblieben. Es dauerte besonders lange. Mit Noch-Außenminister Kurz hat Benko offenbar einiges zu bereden. Kein Wunder, denn der Wahlkampf um den österreichischen Nationalrat kennt keine Sommerpause. Im Oktober wird gewählt. Und schon wenige Wochen später, im August 2017, werden zwei Männer öffentlichkeitswirksam in gerichtlichen Gewahrsam genommen, die Benko beide gut kennt.

Der eine war bis vor kurzem sein wichtigster Finanzpartner bei der Expansion in das deutsche Handelsgeschäft, der andere war als Benko-Berater in Serbien unterwegs, auch bei der möglichen Übernahme der österreichischen Casinos Austria AG stimmte er sich gemeinsam mit Benko ab. Die Bilder von Benko-Co-Investor Beny Steinmetz und Benko-Berater Tal Silberstein vor einem israelischen Untersuchungsrichter werden durch die österreichischen und deutschen Gazetten gehen. Die »Causa Silberstein« wird das dominierende Thema im Wahlkampf werden und den Ausgang der Parlamentswahl zu Ungunsten des amtierenden SPÖ-Kanzlers Christian Kern mitentscheiden. Davon weiß aber noch niemand. An diesem Abend wird gelacht, getrunken und auf eine Zukunft angestoßen, die nichts als Erfolg...

Erscheint lt. Verlag 20.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-99001-772-1 / 3990017721
ISBN-13 978-3-99001-772-2 / 9783990017722
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