Deutsche Fliegergeschichten -  Dieter Flohr

Deutsche Fliegergeschichten (eBook)

Aus Hundert Jahren

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
460 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-5433-2 (ISBN)
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Diese Edition ist eine Zusammenstellung von Beiträgen für den Fliegerkalender, die in den vergangenen 30 Jahren erschienen sind. Die Palette reicht von Otto Lilienthal und seinem Museum in Anklam über den ersten Deutschen Motorflug des Hans Grade, den Einsatz deutscher Zeppelin-Luftschiffe im Bombenkrieg über England, die Entwicklung der Luftfahrt in Deutschland durch Ernst Heinkel und Hugo Junkers und Pabst von Oheim, dem Erfinder des Strahltriebwerks bis zur Nachkriegsentwicklung der militärischen Luftfahrt speziell in der DDR und dann im wiedervereinigten Deutschland.

Dieter Flohr, geboren 1937 in Göttingen, Abitur in Thale/Harz, Eintritt in die Marine Crew 8/55,Schiffsingenieur 1959, Bordfahrzeiten, Seit 1962 Tätigkeit als Bild- und Textjournalist, Presseoffizier der Volksmarine 1967, Fernstudium an der Universität Leipzig , Diplom-Journalist 1973,Autor von Reportagen, Porträts, Bildbänden, Buch- und Zeitschriftenautor, Drehbücher für Dokumentar- und Spielfilme, Mitherausgeber des Marinekalenders der DDR. Beendigung des aktiven Dienstes 1987 als Fregattenkapitän. Pressesprecher im Kommando Volksmarine und Marinekommando-Ost, Referent für Verteidigungspolitik im Deutschen Bundestag, Leiter des Pressebüros der Hanse Sail Rostock, Freier Journalist in Rostock

Der Ikarus aus Vorpommern


Otto Lilienthal machte das Fliegen möglich

Die Berliner nennen ihn einen der Ihren. In München nimmt er einen ehrenvollen Platz im Deutschen Museum ein. Wien, Washington, Moskau, Berlin, Dresden und London, überhaupt alle Luftfahrtmuseen dieser Welt und natürlich die einschlägige Fachliteratur ehren den Ingenieur aus Anklam als den Mann, der als Erster einen uralten Traum der Menschheit verwirklichte und das Fliegen des Menschen möglich machte. Man mag einwenden, dass der Maschinenbau-Ingenieur und Unternehmer eigentlich nur Luftsprünge zwischen 15 und 250 Metern schaffte und das auch nur im Gleitflug von einer erhöhten Position aus. Doch unbestreitbar ist, dass Otto Lilienthal als erster Mensch der Welt das Fliegen auf ingenieurtechnische und damit wissenschaftliche Grundlage stellte. Der Weg der Erkenntnis war lang. Mehr als zehn Jahre experimentierte er, führte mit einfachen Versuchsanordnungen Messungen durch, baute tragende Flächen aus Weidenstöcken und Leinwand, die er vor allem den Störchen seiner Heimat nachempfand und gab ein sensationelles Buch heraus. Erst dann probierte er selbst immer wieder seine noch einfachen Flug-apparate aus. Er war Konstrukteur, Testpilot und Werbefach-mann für das Fliegen. Lilienthal aber hatte mit seinen Experimenten seine wohl größte Leistung geschafft: Das Tragflächenprofil war entdeckt. Es ist die nach oben gewölbte Fläche, die im vorderen Bereich eine abgerundete Verdickung besitzt und nach hinten flach ausläuft. Wird dieses Profil von Luft angeströmt, verdichten sich über der Wölbung die Luftmassen, strömen schneller darüber hinweg, wodurch von unten ein Druck entsteht, der faktisch den Auftrieb bewirkt. Nicht lösen konnte er zu seiner Zeit das Problem des Vortriebs und der zuverlässigen Steuerung seines Flug-apparates. Doch er bewertete seinen Gleitflug auch immer nur als Vorstufe des richtigen Fliegens, das nach seiner Auffassung zum ewigen Frieden der Welt, zum Zusammenrücken der Völker und zur einheitlichen Weltsprache führen würde. Den Brüdern Wright ist es dann im Jahre 1905 gelungen, den Motorflug entwickelt zu haben, d.h. das Problem des Vortriebs eines Flugapparates gelöst zu haben. Und ihre zweite Leistung lag in der Erfindung einer einfachen Steuerung. Damit konnten sie die Enden der flexiblen Tragflächen ihres Doppeldeckers ein wenig heben oder senken. Und das erlaubte ihnen schließlich Kurven zu fliegen und sogar achtförmige Kurse. Das war der Durchbruch des eigentlichen Fliegens. Dennoch bezeichneten sich die Wrights immer als Schüler Otto Lilienthals.

Das Otto Lilienthal Museum in Anklam

Es war wohl die Gunst der Stunde, die die Anklamer Bürgerschaft unmittelbar nach der politischen Wende in der DDR dazu führte, mit großem Aufwand und organisatorischem Geschick ihrem großen Sohn ein ganzes Museum zu widmen. Der Leiter Dr. Bernd Lukasch kommt ins Schwärmen, wenn er die Aufbaujahre seit 1991 schildert Dr. Lukasch ist Physiker, also als Leiter eines technischen Museums geradezu prädestiniert. „Heute“, so lächelt der energiegeladene Wissenschaftler feinsinnig, “haben wir über Otto Lilienthal mehr zu bieten als das Deutsche Museum München, mehr als Berlin oder Dresden zeigen könnten. Wir offerieren nicht nur die Nachbauten aller elf (insgesamt sollen 14 Modelle angedacht gewesen sein) von Otto Lilienthal entworfenen Flugzeuge, sondern auch Nach-bauten seiner Messvorrichtungen, eine umfangreiche Dokumentensammlung und vor allem eine einzigartige Fotosammlung über seine zahlreichen Starts, die uns eines Tages aus Familienbesitz zu flatterte und dem Museumsleiter zunächst die Sprache verschlug. Die Enkelin Otto Lilienthals, Frau Arens-Kröger aus Itzehoe kam und fragte nach, ob das Museum die 137 Fotos gebrauchen könnte. Ein Glücksfall also. Aus Australien bekam das Lilienthalmuseum eine originale einzylindrische Kleindampfmaschine Baujahr 1889, Nr. 137, die seinerzeit serienmäßig für Werkstätten und einzelne Maschinen im Unternehmen Lilienthal hergestellt worden waren. Sie funktioniert bis heute.“ Das Museum besuchen inzwischen jährlich 20 000 Besucher. Aber weit mehr Besucher loggen sich via Internet unter www.lilien-thal.de ein und profitieren von der einzigartigen aufbereiteten Dokumentation.

Neben der sehenswerten didaktisch gegliederten und gestalteten Präsentation im Steinhaus und seinem gläsernen

Nachgebaute Modelle Otto Lilienthals

Anbau, der 1996 eröffnet wurde, ist der Internetauftritt und die weit-sichtige Öffentlichkeitsarbeit das Verdienst der kleinen Crew um Dr. Lukasch. Der Physiker hat zahlreiche Bücher und Artikel geschrieben, schaut sich aufmerksam in der „Fliegerszene“ um und hat so manche Sachzeugnisse, Briefe, Modelle und Erinnerungsstücke an Otto Lilienthal nach Anklam geholt. Eine der Überraschungen, die das Museum bietet, ist die ganzheitliche Vorstellung der Personen Otto Lilienthals und seines Bruders Gustav, der zumindest in der Frühperiode der Flugversuche großen Anteil am Erfolg des Flugpioniers hatte. Das Anklamer Museum publizierte den flugtechnischen Briefwechsel 1993.

Zu den in der Literatur genannten unterschiedlichen Zahlen der Lilienthalflugzeuge sagt Dr. Lukasch: „Es gibt keine ordentliche Zahl. Selbst die Anzahl der Modelle ist nicht genau bekannt. Man nummeriert sie inzwischen auch nicht mehr, weil z. B. ein "mittelgroßer Doppeldecker" über Jahrzehnte in München ausgestellt war, von dem man heute weiß, dass es ihn nicht gab. Er war nur falsch aus dem großen und kleinen zusammengesetzt. Es gibt einen "großen Eindecker" der wohl nie gebaut wurde, aber entworfen worden war usw. Wenn man nach unserer Liste geht (da ist alles drin, was man heute weiß)) würde ich von neun geflogenen Modellen ausgehen. Neun Exemplare wurden vom Normalapparat für Käufer gebaut (das wären dann 18), mindestens zwei weitere Konstruktionen sind wohl nicht mehr geflogen worden. Die Modelle sind aber auch nicht unabhängig voneinander und wurden möglicherweise "umgebaut". Vom erhaltenen "Sturmflügelapparat" sind nur Fotos als "kleiner Doppeldecker" überliefert.

Das Phänomen Lilienthal

Wer war nun dieser Otto Lilienthal? Otto Lilienthal wurde am 23. Mai1848 in Anklam geboren. Der Vater war Tuchhändler, doch die Zeiten waren infolge der bürgerlichen Revolution nicht gerade günstig für Geschäfte. Otto war der Älteste von insgesamt acht Kindern. Fünf von ihnen starben früh. Die Familie plante, es vielen Mecklenburgern und Pommern gleich zu tun und nach Amerika auszuwandern. Der Plan zerschlägt sich. Otto besucht die Schule, dann das Gymnasium in Anklam, das 1847 eröffnet worden war. Mit seinem Bruder Gustav verbringt er viel Zeit in der Umgebung Anklams und beobachtet die noch weitestgehende Natur. Be-sonders die zahlreichen Störche mit ihrem majestätischen Flugerhalten haben es den Brüdern angetan. Sie bauen sich Flügel und versuchen von Anhöhen laufend es den Vögeln gleich zu tun. Allerdings ohne Erfolg. Es ist die Zeit der industriellen Revolution. Die Lilienthalbrüder werden von der Technik magisch angezogen. Otto besucht die Provincial-Gewerbeschule in Potsdam. Danach schreibt er sich an der Königlichen Gewerbe-Akademie in Berlin ein, der späteren Technischen Hochschule. In Lichterfelde bei Berlin gründet er einen Maschinenbaubetrieb. Er produziert Dampfmaschinen, Dampfkessel, Kraft-maschinen und erwirbt 50 Patente. 2004 wurde im Freiberger Archiv entdeckt, dass bei Lilienthal sogar eine Schrämmmaschine für ein sächsisches Bergwerk entstand und zum Einsatz kam. Es werden auch Spielzeuge bei den Lilienthals entwickelt, so der noch heute bekannte Steinbaukasten und ein Montagekasten aus gelöcherten Holzleisten, ein Vorläufer des späteren Stabilbaukastens. Lilienthal ist Theaternarr und fungiert als Vertreter der Direktion am Ostsendtheater, dem späteren National- oder Rose-Theater Er schreibt 1896 sogar ein Bühnenstück und bringt das Drama von Gerhard Hauptmann „Die Weber“ zur Aufführung. Er entwickelt Reform-ideen für den Haus- und Siedlungsbau sowie die Wirtschaft und führt sogar 1890 die Arbeitnehmer-Gewinnbeteiligung in seinem Betrieb ein. Danach erhalten seine Arbeiter 25 Prozent des erzielten Gewinns. Lilienthal, ein Vordenker, auch auf diesem Gebiet.

Sein Traum vom Fliegen aber begleitet ihn stetig. Er beobachtet, zeichnet, baut einfache Versuchsanordnungen, bastelt Flügel und testet sie. 1889 legt er schließlich ein Buch vor: „Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst“. Er betrachtet dies als Abschluss seiner theoretischen Vorarbeiten und Ausgang des praktischen Flugzeugbaus. Und das Buch schlägt ein. Auch im Ausland, nachdem es in mehrere Sprachen übersetzt wurde. Seine wichtigste Leistung ist die durch zahlreiche Auftriebsmessungen an verschiedenartig geformten Tragflügeln gefundene Grundform der Tragfläche. Dies müsse, wie er darlegte, nach oben gewölbt sein, wobei die Vor-derseite verdickt sein und der Flügel nach hinten flach auslaufen müsse. Lilienthal hatte...

Erscheint lt. Verlag 15.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-7597-5433-3 / 3759754333
ISBN-13 978-3-7597-5433-2 / 9783759754332
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