Broken Code -  Jeff Horwitz

Broken Code (eBook)

Die Facebook-Files: Der Kampf um die Enthüllung eines Skandals

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
400 Seiten
Plassen Verlag
978-3-86470-946-3 (ISBN)
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Facebook war einst der unangefochtene Titan der sozialen Medien. Doch nach einer Reihe von Skandalen, darunter der Vorwurf der Wahlbeeinflussung durch Falschmeldungen, musste sich das Unternehmen - und die Welt - fragen, ob es in der Lage war, seine eigene Plattform zu kontrollieren. Facebook-Mitarbeiter machten sich an die Arbeit, um Antworten zu finden. Dabei stießen sie auf Probleme, die weit über die Politik hinausgingen. Wall Street Journal-­Reporter Jeff Horwitz erzählt die fesselnde Insiderstory dieser Mitarbeiter und ihrer brisanten Entdeckungen und enthüllt die schockierenden Auswirkungen von Facebooks blindem Ehrgeiz.

Jeff Horwitz ist Technologiereporter für das Wall Street Journal in San Francisco, wo er über Meta und Social-Media-Plattformen berichtet. Seine Arbeit an der WSJ-Serie 'The Facebook Files' wurde unter anderem mit einem George Polk Award, einem Gerald Loeb Award und dem Chris Welles Memorial Prize ausgezeichnet. Zuvor arbeitete er als investigativer Reporter für die Associated Press in Washington, D.C.

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Wir werden dafür verantwortlich gemacht werden.”

Es war am späten Mittwochmorgen, dem Tag nach der Wahl 2016, und die leitenden Mitarbeiter der Abteilung Public Policy and Elections von Facebook hatten sich im Konferenzraum ihres alten Büros in Washington, D.C., versammelt, einem unscheinbaren, engen Standort inmitten einer Ansammlung von Anwalts- und Lobbyfirmen im Penn Quarter der Stadt. Alle versuchten zu verstehen, was der überraschende Sieg von Donald Trump für das Unternehmen bedeutete.

Elliot Schrage, Facebooks Leiter für öffentliche Politik und Kommunikation, war derjenige, der die düstere Vorhersage machte. Als er aus Kalifornien anrief, war er überzeugt, dass Facebook der Sündenbock des Jahres 2016 sein würde.

Die Wahl war hart für das Land – und für das Unternehmen. Der Aufstieg Trumps löste neuen Aufruhr in der amerikanischen Politik aus. Rassistische Kommentare und derbe Beschimpfungen von Gegnern wurden zum festen Bestandteil der Mainstream-Berichterstattung. Die Russen hackten das Democratic National Committee, während Wiki-Leaks gestohlene E-Mails von Hillary Clintons Wahlkampfleiter veröffentlichte. Nicht umsonst kursierte bei politischen Diskussionen im Internet das Meme eines lodernden Müllcontainers.

Facebook hatte bereits einiges an Kritik einstecken müssen. Zunächst wurde es von Konservativen beschuldigt, rechtsgerichtete Nachrichten zu zensieren; dann nutzte Trump die Plattform, um Angriffe auf muslimische und mexikanische Einwanderer zu starten; und schließlich wurde bekannt, dass mazedonische Fake-Seiten viele der populärsten Nachrichten auf der Plattform fabrizierten.

Dem Unternehmen stand eine Abrechnung bevor. Wie ihre Chefin Sheryl Sandberg, die lange als Kandidatin für das Amt der Finanzministerin in Hillary Clintons Kabinett gehandelt wurde, waren die meisten der versammelten Führungskräfte Demokraten. Aber die Vorhersage, dass Facebook für Trumps Wahl den Kopf hinhalten würde, war für Katie Harbath, die Leiterin des Wahlteams von Facebook und Republikanerin, besonders bedrohlich. In den vergangenen fünf Jahren war es ihre Aufgabe gewesen, zu beweisen, dass Facebook die Politik verändern würde.

Harbath wurde als Tochter einer konservativen Familie in einer Papierfabrikstadt außerhalb von Green Bay, Wisconsin, geboren und war vom Politikfieber gepackt worden, nachdem sie im College freiwillig an einer republikanischen Senatskampagne teilgenommen hatte. Nach ihrem Abschluss an der University of Wisconsin im Jahr 2003 zog sie zusammen mit einer Freundin nach D.C., um einen Job zu finden. Sie arbeitete einige Monate in einer Parfümabteilung von Macy’s, bevor sie einen Einstiegsjob beim Republican National Committee erhielt.

Harbath kam gerade zum RNC, als die einzige Mitarbeiterin, die sich mit dem sogenannten „E-Campaigning“ beschäftigte, das Unternehmen verlassen hatte. Harbaths einzige Qualifikation bestand darin, eine Website für einen Journalismuskurs an der Universität erstellt zu haben, aber sie bewarb sich für einen Posten, der damals als unbedeutend angesehen wurde. Die Antwort, so erinnert sie sich, lautete: „Wir verstehen nichts von diesem digitalen Kram – legen Sie einfach los.“ Mit dem Titel einer stellvertretenden Direktorin für „E-Campaigning“ und einem Gehalt von 25.000 Dollar wurde sie zu einer der führenden Kräfte hinter den Onlinebemühungen der Republikanischen Partei.

Die forsche und gesellige Harbath stieg schnell auf. Im Jahr 2008 wurde sie stellvertretende Leiterin der Präsidentschaftsvorwahlkampagne von Rudy Giuliani und arbeitete dann für das National Republican Senatorial Committee für die Zwischenwahlen 2010. Die Kandidaten beider Parteien versuchten, der jugendorientierten, Social-Media-affinen Kampagne nachzueifern, die den ersten schwarzen Präsidenten des Landes ins Amt gebracht hatte, und zwar sowohl wegen des Wunsches der Politiker, sich mit dem kulturellen Gütesiegel der sozialen Medien in Verbindung zu bringen, als auch wegen des wahrgenommenen Nutzens dieser Medien. Damals genügte es, eine Rede auf Facebook zu halten, um gute Presse zu bekommen.

Harbath kaufte während ihrer Zeit beim NRSC viel Facebook-Werbung und beriet sich regelmäßig mit Adam Conner, der 2007 das Washingtoner Büro von Facebook gegründet hatte, nachdem er an mehreren Kampagnen der Demokraten mitgearbeitet hatte, unter anderem an John Kerrys Präsidentschaftswahlkampf einige Jahre zuvor.

Als 2011 eine weitere Wahl anstand, kam Conner zu dem Schluss, dass es nicht gut wäre, wenn Republikaner wie Harbath mit einem Demokraten wie ihm über Werbestrategien diskutierten – also bat er sie, als eine der ersten Angestellten in das Washingtoner Büro des Unternehmens zu kommen.

„Ich war ein wenig ausgebrannt vom Hamsterrad der republikanischen Politik“, sagte Harbath. „Als ich zu einem Tech-Unternehmen ging, konnte ich interessantere Dinge tun als bei jeder Kampagne. Facebook war allgegenwärtig und befand sich in einem kometenhaften Aufschwung. Das Time Magazine hatte Mark Zuckerberg gerade zur Person des Jahres 2010 gekürt und ihn als „The Connector“ bezeichnet.

Conner und Harbath saßen an Schreibtischen, die nur wenige Meter voneinander entfernt in einem Büro am Dupont Circle mit einem oft kaputten Aufzug standen, und nahmen Anrufe von Wahlkämpfern entgegen, die Ratschläge zur digitalen Strategie oder Hilfe suchten, nachdem sie sich selbst aus ihren Accounts ausgesperrt hatten. Ein Großteil der Arbeit bestand jedoch einfach darin, Kandidaten und Amtsinhaber davon zu überzeugen, dass sie überhaupt auf Facebook sein müssten – dass die Plattform nicht nur für Familienfotos und Liebesgeplänkel gedacht sei. Das Ziel war es, die politische Welt dazu zu bringen, Facebook Aufmerksamkeit zu schenken; wenn das Unternehmen auf diesem Weg politische Anzeigen verkaufte, war das nur ein Bonus.

Als die Wahl 2012 vorbei war, hatte nicht Harbaths politisches Team gewonnen, sondern ihr unternehmerisches Team. Zu einer Zeit, als Facebook versuchte, mit Twitter zu konkurrieren, indem es in die Bereiche Nachrichten und Politik einstieg, war die prominente Nutzung der Plattform durch Obamas Wiederwahlkampagne gut für die Schlagkraft von Facebook gewesen. Zuckerberg wollte beweisen, dass Facebook nicht nur dazu da sei, sich mit Freunden zu vernetzen, und er wollte dies weltweit tun. Harbath, damals 30 Jahre alt, wurde Facebooks globale Abgesandte in der politischen Welt.

Im Jahr 2013 stand ihre erste Reise nach Indien an, wo sie sich mit wichtigen politischen Parteien treffen wollte. Am Vorabend ihrer Abreise nahm sie ihr Arbeitsbuch zur Hand und betitelte eine Seite mit „Indische Ausdrücke“. Neben den Wörtern für „Hallo“ und „Danke“ schrieb sie auch die phonetische Aussprache von „Lok Sabha“ und „Uttar Pradesh“ auf. Diese Wörter, die für die nationale Legislative beziehungsweise den größten Bundesstaat Indiens stehen, sind in der indischen Politik so selbstverständlich wie „Kongress“ und „Florida“ in den USA.

Wenn Harbath nur wenig über den lokalen Kontext oder Details zu den Kandidaten wusste, war das nicht weiter schlimm. Facebook sollte eine neutrale Plattform sein, was bedeutete, dass es jeder größeren politischen Partei, die es wollte, Unterstützung anbot. Viele der 1,3 Milliarden indischen Bürger gingen gerade zum ersten Mal über Mobiltelefone online, und Facebook wollte dabei sein. Die Förderung politischer Werbeanzeigen war ein Ziel, aber die Anleitung und Ermutigung von Parteien, sich auf der Plattform zu organisieren, das Hauptziel.

Harbath war mehr als die Hälfte des Jahres auf Reisen, ein anstrengender Zeitplan, den sie jedoch als inspirierend empfand. Sie mochte das Tempo, das Unternehmen und die Aufgabe – Facebook war in der Lage, die Demokratie weltweit in das digitale Zeitalter zu bringen. Soziale Medien hatten bereits während des Arabischen Frühlings bewiesen, dass sie in der Lage waren, Autokratien zu stürzen, und sie waren bereit, der Politik weltweit neues Leben einzuhauchen. Ein internes Manifest aus dem Jahr 2012, bekannt als das Rote Buch, erklärte, dass „Facebook nicht geschaffen wurde, um ein Unternehmen zu sein“, und forderte seine Mitarbeiter auf, ehrgeiziger zu denken als die Unternehmensziele. „DIE VERÄNDERUNG DER ART UND WEISE, WIE MENSCHEN KOMMUNIZIEREN, WIRD IMMER DIE WELT VERÄNDERN“, heißt es in dem Buch über einer Illustration einer Druckerpresse. Harbath hortete mehrere Exemplare.

So überzeugend die Mission von Facebook auch war, das Geld schadete nicht. Obwohl Harbath weniger als anderthalb Jahre vor dem Börsengang 2012 zu Facebook kam, reichte ihr vor dem Börsengang erzielter Aktienerlös aus, um eine Wohnung mit zwei Schlafzimmern in Arlington, Virginia, zu kaufen. Sie stattete ihr Badezimmer mit einer individuellen Tapete aus, die aus ihren zusammengestellten Instagram-Posts bestand. Einige zeigten sie beim Biertrinken oder auf...

Erscheint lt. Verlag 11.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-86470-946-6 / 3864709466
ISBN-13 978-3-86470-946-3 / 9783864709463
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