Auf Genitalien fixiert -  Volker Vogelbach

Auf Genitalien fixiert (eBook)

Warum das Gendern nicht funktioniert, unsinnig ist und den sozialen Frieden untergräbt
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
216 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-4560-9 (ISBN)
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Dieser Essay ist eine Art Zwitterwesen. Er versteht sich als Satire, zugleich aber auch als Sachbuch. Er nimmt die Ungereimtheiten und Widersprüchlichkeiten des Genderns aufs Korn. Die polemischen Passagen sind als kabarettistische Einlagen zu interpretieren, zum Teil auch als Pamphlet. Manche Vorträge erinnern an Kleinkunst-Wutreden. Ansonsten erörtert das Buch verschiedene theoretische Fragen und beleuchtet auch den philosophischen Hintergrund der postmodernen Bewegungen. Ein Beitrag also zur Rettung der Demokratie. Anhängern des Genderns wird von der Lektüre dieses Buches dringend abgeraten. Besonders viel Humor kann der Autor auch nicht versprechen, denn das Thema ist eigentlich alles andere als lustig.

Der Autor hat Linguistik, Literaturwissenschaft und Anglistik studiert und arbeitete als freiberuflicher Journalist.

1. Kindergarten-Grammatik


Schon ein Fünfjähriger versteht seine Sprache und weiß, was er sagt und was er meint sowie was gemeint ist, wenn andere sprechen2. Ein Kind hat aber keine Ahnung von Grammatik, kann mit Begriffen wie Substantiv, Artikel, Singular, Plural, Maskulinum oder Femininum nichts anfangen. Trotzdem kann ein Fünfjähriger unterscheiden, was Wörter in einem bestimmten Kontext bedeuten, beispielsweise zwischen der Einzahl- und Mehrzahl-Verwendung des Artikels die. Er versteht ganz genau, was das Substantiv die Hand bedeutet und was die Hunde: Einmal Einzahl, weiblich, einmal Mehrzahl, generisch, auch wenn er über die entsprechende theoretische Begrifflichkeit nicht verfügt.

Doch die selbsternannten Genderlinguisten wollen uns was anderes weismachen. Nicht nur die Kinder, auch die Erwachsenen dächten an abwegige Sachen, wenn weibliche oder männliche Substantive genannt werden. Und das soll was mit (fehlenden) Endungen zu tun haben. Nur: Endungen allein bedeuten erst einmal gar nichts. Weder die Endung er noch Endungen wie ling, tum, nis oder mut. Von der in-Endung wird natürlich noch reichlich die Rede sein.3

Vor allem Wörter mit -er im Auslaut (am Ende des Wortes) werden genderistisch als männlich interpretiert, zumal in der Pluralform von Personen- oder Gruppenbezeichnungen.

Doch -er im Auslaut ist nicht unbedingt ein Suffix (Nachsilbe, an einen Wortstamm angehängte Endung). Nehmen wir als Beispiel folgende Substantive:

Mutter, Schalter, Lehrer, Kinder, Hunger, Schwester, Steuer, Leiter, Wörter und Zimmer.

Ein Kind erkennt beim Sprechen wie beim Zuhören, dass es sich hierbei in einigen Fällen um belebte Wesen handelt, in anderen um Mehrzahl-Markierungen oder um Wörter mit einem Auslaut-er, das zum Wortstamm gehört, sowie um er-Endungen, ein Wortbildungselement maskuliner Substantive mit der Bedeutung eines Gerätes bzw. einer Vorrichtung: Schalter (mit einer zweiten Bedeutung, ebenfalls maskulin); oder eines Berufs (Nomina Agentis, Nomina instrumenti). Die zehn Substantive sind männlich, weiblich oder sächlich, manche vertragen zwei verschiedene Artikel und dementsprechend unterschiedliche Bedeutungen. Hier handelt es sich um Homonyme (gleichlautende Wörter mit unterschiedlicher Bedeutung). Und Zimmer kann auch, je nachdem, mit welchem Artikel verkuppelt, (genauso wie Lehrer) als Einzahl oder Mehrzahl verstanden werden.4

Um zu behaupten, dass ein Kind diese Unterschiede erkennt, bedarf es keiner Studie, man denke nur zurück an die eigene Kindheit.5 Fehler werden im Vorschulalter durchaus gemacht, aber eher mit der Konjugation6. Die Genderverfechter behaupten aber gebieterisch das Gegenteil und verweisen vor allem auf Assoziationsstudien. Ein Wort kann in der Tat unterschiedliche Assoziationen auslösen, aber je nach Kontext, was die Genderlinguisten geflissentlich ausblenden7. Wo die grundlegenden Irrtümer des Genderns hinführen, gerade am Beispiel des er-Auslauts, zeigen abstruse Beispiele aus dem medialen Alltag wie Krankenschwesterin (s. Kap. 17).8

Warum solche Wortmonster entstehen? Weil die Sprecher verunsichert sind und überall das Gespenst der falschen Endungen wittern, die man vorauseilend korrigiert und ergänzt, koste es, was es wolle. Und dieses Beispiel zeigt, dass beim Sprechen kaum jemand an Grammatik denkt. Das tun eigentlich nur Germanisten, Philologen – und manchmal auch die Journalisten.

Wörter mit -er im Auslaut erweisen sich als heimtückische Falle. Sie werden oft mit der weiblichen Endung -in bzw. -innen geschmückt. Nach der Logik der Gendergrammatiker und vieler sprachunsensibler Hobby-Genderer wäre ein Wort wie Hammer von einem Erfinder aus Hamm abgeleitet. Und ein Zauderer, der Hm-hm macht, wenn er sich nicht entscheiden kann, ist ein Hummer.

Dass es eine ganze Reihe von Begriffen gibt, die mit dem Substantivierungssuffix er gebildet werden, beispielsweise Werkzeuge, technische Vorrichtungen oder Maschinen, tut hier nichts zur Sache, zumal diese keine Geschlechtsteile haben und nicht gegendert werden müssen, etwa der Staubsauger, es sei denn, man ist der Meinung, dieses Wort bezeichne einen Mann, der Staub saugt, was zur Folge hätte, dass seine Frau beim Staubsaugen eine Staubsaugerin wäre.9

Wozu jetzt diese fiktiven Beispiele?

Erstens: Wörter mit einem -er im Auslaut werden im Umfeld des zwanghaften Genderns mittlerweile als Bezeichnungen männlicher Substantive bzw. männlicher Wesen interpretiert und deshalb gegendert, als wäre -er ein Suffix (Endung), z.B. Steuerinnenzahler (s. Kap. 17). Oder auch sächliche Substantive wie Mitglied, die im Plural gegendert werden.

Zweitens: Es gibt keine Korrelation zwischen Auslaut-er, Genus (grammatischem Geschlecht) und Genitalien. Ein Auslaut-er macht ein Substantiv nicht zum männlichen Etwas, weder grammatisch noch biologisch, denn nicht alles, was mit einem -er endet, hat einen Penis, schon gar nicht die weibliche Mauer. Nur denkt kein Mensch beim Sprechen an Endungen, jeder Muttersprachler – ob Kind oder Erwachsener – kann unterscheiden, ob ein -er im Auslaut zum Wortstamm gehört, ob -er die Mehrzahl markiert oder ein männliches Substantiv generiert z.B. aus einem Verb wie backen Bäcker. (Aber: Wer kocht, ist ein Koch, und ein Koch ist kein Kocher. Eine Leiter leitet nichts bzw. niemanden, ein Leiter schon. Und ein Pflaumenwickler ist kein Mann, der Pflaumen wickelt. Aber Pflaumenwicklerinnen dürfte es schon geben, zumindest in der Gendersprache.) Doch die Anhänger des Genderns beharren auf dem Gegenteil, die Muttersprachler verstünden ihre eigene Sprache nicht und weigerten sich einzusehen, dass sie mit dem sogenannten generischen Maskulinum – der Begriff ist eine grammatische Kategorie und keine biologische – nur Männer bezeichnen und Frauen diskriminieren. Und das ist Quatsch.10 Es gibt auch da keine Korrelation zwischen grammatischer Form (Genus) und biologischen Eigenschaften. Eine Vollwaise bin ich, wenn meine Eltern nicht mehr leben, egal ob ich biologisch männlich oder weiblich bin.

Drittens: Die Beispiele entlarven die grundlegenden Irrtümer der Gendereiferer. Es handelt sich eigentlich – ich unterstelle mal – um absichtliche Irrtümer. Ziel der Übung (der „linguistischen Gymnastik“11), ist die „Neukalibrierung” der Sprache (recalibration), um Sachverhalte zu verschleiern bzw. um die Realität neu zu erfinden. Wozu? Gleich. Hier nur so viel: Es geht um Deutungshoheit und Neudefinition sprachlicher Normen.

Werfen wir zunächst einen Blick auf die Identitätspolitik12.

Die Identitären betrachten die Menschen nicht als Individuen, sondern als Mitglieder einer Gruppe. Es gibt gute Gruppen und böse Gruppen. Die größte Gruppe der Bösen besteht aus weißen Männern. Sie sind ursächlich verantwortlich für Diskriminierung und alles Unglück dieser Welt. Es gibt noch eine Steigerung: Der böseste aller Bösen ist der alte weiße Mann. Schlimmer geht es nicht. Die Guten sind die unterdrückten Minderheiten, sexuelle oder ethnische Gruppen, aber auch die Frauen. Rassen gibt es nicht. Die Rasse ist ein Konstrukt. Hautfarben gibt es hingegen jede Menge, in allen Schattierungen, und dazu eine ganze Hierarchie der Tönungen und somit der denkbaren Benachteiligungen. Das Lieblingsschimpfwort der Identitären ist im Übrigen Rassist. Schon komisch, dass man überall Rassisten sieht, wo es doch keine Rassen gibt.

Im Zusammenhang mit der Gendersprache ist nur die These von der Unterdrückung der Frau von Relevanz. Die Frau wird angeblich nur in den westlichen Ländern benachteiligt, obwohl in diesen die Gleichberechtigung sowie das Verbot der Diskriminierung gesetzlich beziehungsweise per Verfassung garantiert sind. Die Unterdrückung der Frau in anderen Kulturen und Ländern, zum Beispiel dass sie einen Vormund braucht oder ihre Aussage vor Gericht nicht gleichwertig ist mit der Aussage eines Mannes, interessiert die Identitätspolitik herzlich wenig. Denn diese hat sich auf die Anprangerung und Bestrafung des Abendlandes verschossen. Hier liegt die Wurzel des Übels: im Westen.

Nun zum genderfeministischen Narrativ: Die Frauen seien Opfer der männlichen Unterdrückung. Und die deutsche Sprache sei diskriminierend, weil männlich geprägt. Was damit gemeint ist, erklärt uns die Journalistin Birgit Walter: Die Genderfeministen unterstellten der „organisch gewachsenen deutschen Sprache, Kollektive von Männern hätten sich über Jahrhunderte zusammengerottet, um Frauen mit dem generischen Maskulinum auch sprachlich zu unterdrücken.“13 Wenn wir die Sprache neu gestalten durch sichtbar machende weibliche Endungen und sonstige Korrektheiten, hört angeblich auch die Diskriminierung der Frauen in der patriarchalen Gesellschaft auf. Eine Schnapsidee. Denn die soziale Wirklichkeit unserer Tage beweist genau das Gegenteil (s. Kap. 30....

Erscheint lt. Verlag 11.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-7583-4560-X / 375834560X
ISBN-13 978-3-7583-4560-9 / 9783758345609
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