Wie gelingt partizipative politische Bildung für Jugendliche und junge Erwachsene im Fußball? (eBook)
219 Seiten
Beltz Juventa (Verlag)
978-3-7799-8089-6 (ISBN)
Fabian Fritz ist Erziehungs- und Bildungswissenschaftler (M.A.) sowie Trainer für Zivilcourage und Gewaltprävention. Seit 2022 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Siegen im Verbundprojekt 'Erzieherische Hilfen als Arbeit am Gemeinwohl - Zwischen wirkungsorientierter Steuerung und gleichberechtigter Teilhabe in Deutschland und Großbritannien'. Davor war er seit 2016 wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Lehre am Department Soziale Arbeit der HAW Hamburg. Zwischen 2008 und 2016 war es als Sozialpädagoge bei verschiedenen Trägern der Hamburger Jugendhilfe tätig. Seit 2016 ist die pädagogische Leitung für das FC St. Pauli-Museum und damit für das Projekt 'BAM!/Bildung am Millerntor' zuständig, welches eines der Lernzentren des bundesweiten 'Lernort Stadion e.V.' ist. Birger Schmidt hat Sozial- und Erziehungswissenschaften an der TU Berlin studiert und arbeitet seit knapp dreißig Jahren im Bereich Fußball und Soziale Arbeit, Bildung und Kultur insbesondere mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Er war erst im Fanprojekt der Sportjugend Berlin tätig, dann fünf Jahre lang für den British Council. Von 2009 bis 2014 leitete er das Lernzentrum@Hertha BSC und seit 2015 ist er Geschäftsführer von 'Lernort Stadion e.V.'. Darüber hinaus ist er Gründer und einer der beiden Leiter des internationalen Fußballfilmfestivals 11mm. Simon Walter hat Theater-, Film- und Medienwissenschaften an der Universität Wien studiert und arbeitet seit 2010 als Projektmanager im Bereich Politische Bildung. Bei den Österreichischen Kinderfreunden arbeitete er sowohl verantwortlich als Projektmanager für internationale Projekte, als auch im Aufbau von Kinder- und Jugendgruppenstrukturen. Zudem trainierte er freischaffend u.a. in der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein in der politischen, internationalen Jugend- und Erwachsenenbildung. Seit 2022 arbeitet er als Projektmanager beim 'Lernort Stadion e.V.' Markus Zwecker hat Politikwissenschaften, Sozialpsychologie und Erziehungswissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt studiert und arbeitet seit vielen Jahren als Projekt- und Kommunikationsmanager im Bereich Kultur, Politik und Bildung. Nach Stationen beim Fritz Bauer Institut im Bereich der Gedenkstättenarbeit, beim Berlin Verlag/Piper Verlag als verantwortlicher Pressereferent und als Projektmanager und -leiter in einer PR-Agentur, arbeitet er seit 2022 im Bereich Kommunikation und Marketing für 'Lernort Stadion e.V.'
Wie gelingt partizipative politische Bildung für Jugendliche und junge Erwachsene im Fußball? – Eine Hinleitung zum vorliegenden Band
Fabian Fritz, Birger Schmidt, Simon Walter
und Markus Zwecker
Für alle, die sich mit politischer Bildung und Demokratiebildung beschäftigen, war 2020 wahrscheinlich ein gutes Jahr. Beide Themen erfuhren nicht nur akademisch einen solch enormen Aufwind, wie es Jahre zuvor nicht denkbar gewesen wäre. Grund dafür war der 16. Kinder- und Jugendbericht (BMFSFJ 2020a), der sich mit den Fragen rund um die demokratische Bildung von jungen Menschen beschäftigt. Das Jahr 2020 war aber auch geprägt von der Corona-Pandemie und ihren Folgen, die die Welt fest im Griff hatten. So fand wie so vieles, auch die Vorstellung des Berichtes durch die damalige Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend der Bundesrepublik Deutschland, Franziska Giffey, digital auf Youtube statt (BMFSFJ 2020b). Zur Erinnerung: Damals, im November 2020, war der Aufenthalt in der Öffentlichkeit nur mit den Angehörigen des eigenen und eines weiteren Hausstandes gestattet und durfte zehn Personen nicht überschreiten. Sicherlich konnte der Bericht die Pandemie nur noch sehr kurzfristig aufgreifen und er macht vor allem auf die damalige Goldgräber*innen-Stimmung in Bezug auf Digitalisierung aufmerksam, er merkt aber auch kritisch an, dass sowieso schon benachteiligte Kinder und Jugendliche vermehrte Benachteiligung im Zuge der pandemiebezogenen Maßnahmen erfahren haben und dass generell die jungen Menschen fast nirgends mitsprechen und -entscheiden konnten (BMFSFJ 2020a, S. 518 ff.). Bereits zu diesem Zeitpunkt, wenngleich zögerlich, macht die Berichtskommission aber auch auf das explosive Potenzial der Pandemie aufmerksam, wenn es darum geht, dass rechte politische Kräfte die Maßnahmen für Spaltung und Populismus nutzen könnten (ebd.: S. 522 ff.). Wie sehr sich die Lage noch zuspitzen sollte, konnte der Bericht damals naheliegenderweise nicht einfangen – die Rechte verstand es jedoch, aus dieser und den folgenden Krisen Kapital für den organisierten Rechtsextremismus und Nationalpopulismus zu schlagen (Butterwegge 2021).
Und da stehen wir heute also und können angesichts der anhaltenden Krisen, des weiter erstarkenden Rechtsextremismus und der fortwährenden Spaltungen nur wiederholen, was Franziska Giffey auch im Youtube-Video feststellte: „Jede Generation muss Demokratie neu erlernen.“ (BMFSFJ 2020b) Diese bei Oskar Negt (Negt/Morgenroth 2017) entliehene Feststellung ist keinesfalls neu und dient den Akteur*innen der politischen Bildung und Demokratiebildung schon lange als Basis, gerade wenn es um junge Menschen geht. Aus den sich verschärfenden Spannungsfeldern im Zuge der Pandemie und aus der thematischen Konjunktur, die der Bericht auslöste, entstanden in verschiedenen Szenen, Subkulturen und Bubbles angeregte Debatten rund um die Themen, die die Berichtskommission aufgeworfen hatte. Eine wesentliche Frage, die der Bericht selbst nur unzureichend beantworten kann (zur Kritik am Bericht siehe bspw. Ahlrichs et al. 2021), gilt dem Unterschied zwischen politischer Bildung und Demokratiebildung. Sicherlich ist dies eine sehr hohe Erwartung, der kaum gerecht zu werden ist, schließlich arbeitet seit 2021 ein ganzes Netzwerk der Deutschen Forschungsgemeinschaft daran, dieses Verhältnis zu bestimmen (DFG-Netzwerk DBundPB 2021). Allerdings hat der Bericht trotz oder vielleicht auch gerade wegen der Fragen, die er offenlässt, eben jenen Szenen, Subkulturen und Bubbles zahlreiche Impulse gesetzt, an denen angesetzt werden kann.
Anlass für einige Aktive aus der politischen Jugendbildung rund um den Profi-Fußball in Deutschland, zusammen den Bericht zu wälzen, die Kritik an der eigenen Arbeit auszuwerten und die alten und neuen Fragen zu diskutieren, die das BMFSFJ im Bericht präsentiert. Aus den zahlreichen (digitalen) Meetings entstand schnell die Idee, dass diese Themen nicht in einem solch engen Kreis zu diskutieren waren und es sinnvoll ist, auch die erweiterte Fußball-Bubble mit einzubinden beziehungsweise zu schauen, wie diese Themen an anderen Stellen diskutiert werden – und so kamen wir zu einer Idee, die die maßgebliche Grundlage für den vorliegenden Band ist. Wir wollten gemeinsam mit anderen der Frage nachgehen: Wie gelingt partizipative politische Bildung für Jugendliche und junge Erwachsene im Fußball?
Als wir, der Lernort Stadion e. V. – also der Dachverband von Lernzentren der politischen Jugendbildung bei den Vereinen der oberen Fußballligen –, 2021 die bundesweite Bildungs- und Partizipationsinitiative #TeamDemokratie planten, entstand unter anderem auch die Idee für eine Vernetzung rund um die oben genannte Frage. Unter dem Hashtag #TeamDemokratie wurden Jugendpartizipation, Empowerment und politische Teilhabe in den Mittelpunkt der überregionalen Arbeit in unserem Netzwerk der Lernzentren gerückt. Von Anfang an war uns jedoch klar, dass wir das Thema Jugendpartizipation in einer nachhaltig gedachten Jugendbildungsinitiative von verschiedenen Seiten angehen müssen, um einen bleibenden Effekt auf den unterschiedlichen Ebenen erzielen zu können – vor allem auch bei uns selbst und anderen Organisationen im Bereich Fußball und Bildung. Neben konkreten Workshops mit Jugendlichen und einer digitalen Kampagne von jungen Menschen für Jugendliche wollten wir uns daher auch wissenschaftlich mit dem Thema beschäftigen und einen Raum für einen interdisziplinären Dialog zwischen Theorie und Praxis bieten. Denn viel zu oft fehlt der Austausch zwischen den meist praktisch arbeitenden Organisationen aus der Sozialen Arbeit/Sozialpädagogik und der sozialwissenschaftlichen Forschung zum Thema – vor allem zu den Gelingensbedingungen partizipativer politischer Bildungsangebote im Fußball.
Auf der einen Seite sprachen wir unter #TeamDemokratie Jugendliche in eigens dafür entwickelten Workshops in unseren Lernzentren und mit einer Digitalkampagne an. Höhepunkt der Jugendinitiative war das mit Jugendlichen gemeinsam geplante und realisierte Lernort Stadion Jugend.Politik.Festival in Hamburg 2022. Auf der anderen Seite realisierten wir rund um die aufgeworfene Frage die erste wissenschaftliche Tagung zum Thema partizipative politische Bildung im Fußball. Die Konferenz fand am 17. Februar 2022 pandemiebedingt rein digital statt. In Kooperation mit der Universität Hamburg (Prof. Dr. Benedikt Sturzenhecker) und der FH Dortmund (Prof. Dr. Jochem Kotthaus), gefördert wie die ganze Initiative #TeamDemokratie vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, stellten wir die dringliche Frage: „Wie gelingt partizipative politische Bildung für Jugendliche und junge Erwachsene im Fußball?“ eben nicht nur uns, sondern gaben sie zur Bearbeitung in die praxisbezogene und akademische Szene weiter. Der Rücklauf in Form von Beitragseinreichungen war überaus erfolgreich, wir mussten uns auf eine Auswahl festlegen. Für die über zweihundert Teilnehmenden gab es zwanzig anspruchsvolle Vorträge, Inputs und Keynotes. Damit nun aber das dort geballte Wissen, die Expertisen und die Einblicke in die praktischen Erfahrungen nicht im digitalen Raum zwischen den Teilnehmenden einer gewissen Exklusivität unterliegen, entschieden wir uns, den vorliegenden Band zu realisieren. Er versammelt die wichtigsten Beiträge der Konferenz in stark überarbeiteter, zum Teil gekürzter und pointierter sowie aktualisierter Form. Die Vielfalt der Beiträge spiegelt auch die Vielfalt der Tagung und damit des Feldes wider. Wenn wir über Bildungsformate und/oder -möglichkeiten im Sport oder Fußball sprechen, ist es uns wichtig, die verschiedenen Orte für Bildung, die beteiligten Organisationen und Ansätze sowie das Umfeld zu erörtern. Denn am Ende verbindet die Beiträge das Interesse, jungen Menschen Räume der politischen Bildung und der Demokratiebildung zu schaffen, um sie angesichts des Erstarkens demokratiefeindlicher und autoritärer Positionen sowie antiliberaler Einstellungen dabei zu unterstützen, sich politisch zu betätigen und (demokratisch) an der Gesellschaft teilzuhaben beziehungsweise teilzunehmen.
Ähnlich wie auch die Tagung führt die Dramaturgie des vorliegenden Bandes vom Allgemeinen ins Konkrete. Die Veranstaltung wurde von Akteur*innen aus der Wissenschaft und aus der Praxis sowie von Personen an Schnittstellen von beidem bespielt. Dies führte zu einem breiten, wenngleich thematisch unter einem Dach beheimateten Potpourri an Beiträgen. Diese Bandbreite bildet auch...
Erscheint lt. Verlag | 6.3.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Pädagogik ► Sozialpädagogik |
ISBN-10 | 3-7799-8089-4 / 3779980894 |
ISBN-13 | 978-3-7799-8089-6 / 9783779980896 |
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