Das Ende des Judentums -  Hajo G. Meyer

Das Ende des Judentums (eBook)

Der Verfall der israelischen Gesellschaft
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2024 | 1. Auflage
300 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-4457-2 (ISBN)
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Hajo G. Meyer beschreibt in seinem Buch, Das Ende des Judentums seine Abscheu vor dem moralischen Verfall der heutigen israelischen Gesellschaft. Meyer ist ein prominentes Mitglied von Eine andere Jüdische Stimme, eine Bewegung, die die Jüdische Loyalität zu Israel dazu benutzt über Israel kritisch nachzudenken.

Hajo Meyer wird oft vorgeworfen, dass er an jüdischem Selbsthass leidet. Aus seinem Buch ergibt sich, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Er leidet an einer anderen, typischen jüdischen Eigenschaft Er meint, dass die Juden ethischer sein sollten, als alle anderen Völker, dass sie ihrem eigenen Anspruch endlich gerecht werden - Ein Licht für die Völker - zu sein. Meyer meint, dass bei der Geburt des Zionismus, der Antisemitismus als Geburtshelfer auftrat, die beiden Eltern waren der Nationalismus und der Kolonialismus des Neunzehnten Jahrhunderts.

Vorwort


Dies ist ein Band Essays. Essays, in denen eine ganze Reihe von Themen behandelt werden, vom Leben in einer deutsch-jüdischen Familie vor dem Zweiten Weltkrieg bis hin zum Tod von Palästinensern an den von israelischen Soldaten bewachten Checkpoints; Überlegungen zur historischen Betrachtungsweise überhaupt, sowie Betrachtungen über das Wesen des Judentums, über den Antisemitismus von der Antike bis zum Anti-Israelismus heute; über den Judenhass, aber auch über den Selbsthass und den Hass gegen alles, was nicht jüdisch ist; ja, auch über die Apotheose allen Hasses, die systematische, industrialiserte Vernichtung eines ganzen Volkes, den Holocaust, und schließlich auch über den verantwortungsvollen Gebrauch von Begriffen und über die Sinngebung des Leidens. Speziell für die vorliegende Deutsche Übersetzung ist eine philosophische Betrachtung über das Wesen des Bösen als siebtes Kapitel zugefügt. Die übrigen Kapitel sind zwischen Ende 2000 und Mitte 2003 als Essays entstanden und wurden zum Teil, meist in gekürzter Form, in Zeitungen veröffentlicht. Sie lassen sich daher auch als selbstständige Artikel lesen.

Was all diese Essays miteinander verbindet, ist an erster Stelle die Person ihres Autors. Es sind Essays, persönliche Betrachtungen. Aber von einer höheren Warte aus ist ihnen noch mehr gemeinsam. Sie alle umkreisen die Themen Judentum, Holocaust und Israel. Dies gilt auch für die Betrachtung über das Böse. Die Entstehungsgeschichte der einzelnen Kapitel bringt es mit sich, dass Wiederholungen nicht ganz zu vermeiden waren. Aber ich habe versucht, ein Thema möglichst aus verschiedenem Blickwinkeln zu betrachten. Da man dieses Buch nicht unbedingt von Anfang bis zum Ende lesen muss, enthält es eine ausführliche Inhaltsangabe.

Noch etwas zur Anordnung des Stoffs. Wie gesagt, es handelt sich um eine Anzahl subjektiv gefärbter Betrachtungen über objektive Ereignisse, wie bereits aus der Wahl der Titel und Untertitel hervorgeht. Darin folge ich dem Beispiel Gustav Mahlers, der den einzelnen Sätzen seiner Dritten Symphonie in seiner handschriftlichen Partitur solche Überschriften voranstellte, die widerspiegeln, was ihn zu seinen musikalischen ‚Beschreibungen‘ inspirierte.

Nur das erste Kapitel, Was meine Jugend erzählt, ist rein autobiographisch. In ihm versuche ich zunächst deutlich zu machen, wie sehr das Erleben zeitgenössischer historischer Ereignisse durch die eigenen Jugendeindrücke beeinflusst wird. So wird der Leser, der die wichtigsten Fakten meiner Kindheit zur Kenntis nimmt, dieses Buch, in dem ich klar profilierte Standpunkte zu kontroversen Themen einnehme, vielleicht besser verstehen. Für einen in Deutschland heranwachsenden jüdischen Jungen konnten die Ereignisse in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts nicht dramatischer sein. Sie haben meine Persönlichkeit stark geprägt, und dies findet seinen Niederschlag in meinen Anschauungen.

Die Welt des deutschen Judentums vor der NS-Zeit – so verschieden von der in den Niederlanden – wird im zweiten Abschnitt dieses Kapitels kurz geschildert, wobei mein Elternhaus im Mittelpunkt steht. Den Schock, den Hitlers Machtergreifung in meiner Familie auslöste, könnte nur ein literarisch Begabterer als ich anschaulich vermitteln. Daher sei hier – neben vielen anderen – das Meisterwerk des deutsch-jüdischen Schriftstellers Lion Feuchtwanger empfohlen, Die Geschwister Oppermann.

Für mich persönlich wurde die Lage erst richtig kritisch, als ich nach der ‚Kristallnacht‘ nicht mehr zur Schule durfte. Tatsächlich habe ich dies als äußerst bedrohlich sowohl für meine Zukunft wie für mein ganzes weiteres Leben empfunden. Es war daher nur ein logischer Schritt, als ich mich entschloss, allein, als vierzehnjähriger Junge, in die Niederlande zu fliehen. Der vierte Abschnitt beschreibt meine schließlich erfolgreichen Bemühungen um eine weitere Ausbildung. Das Kapitel endet mit einem kurzen Bericht über die Zeit im Versteck und das bemerkenswerte Verhör beim deutschen Sicherheitsdienst in Den Haag nach meiner Verhaftung. Ganz bewusst habe ich in dieser autobiographischen Skizze meinen Erlebnissen in Auschwitz wenig Platz eingeräumt, zum einen, weil es bereits so viele Bücher darüber gibt, zum anderen, weil es mir unmöglich schien, etwas von dem zu vermitteln, was ich in dieser absurden Welt erlebt habe.

Der Rest des Stoffs folgt im großen und ganzen dem Verlauf meines Lebens, nicht im strikt autobiographischen Sinne, sondern dadurch, dass ich wichtige Ereignisse und Erlebnisse in chronologischer Reihenfolge auf objektivierbare Fragen projiziere, die mit den Hauptthemen dieses Buches zusammenhängen. Man muss dies aber nicht zu eng auffassen. Ich kam ja sehr jung nach Auschwitz, und das Kapitel, das ganz diesem Thema gewidmet ist, erscheint zwar an der, chronologisch gesehen, entsprechenden Stelle. Das Thema spielt jedoch eine dermaßen wichtige Rolle, das es in allen Kapiteln zur Sprache kommt.

Das zweite Kapitel, Déjà-vu, die Albträume eines in Deutschland geborenen Juden, steht an dieser Stelle, weil es direkt auf die Kindheitserlebnisse in Hitler-Deutschland zurückgreift. Es beschreibt eine Anzahl der restriktiven und erniedrigenden Maßnahmen, mit denen das NS-Regime die Juden zu Parias machte, um sie dann leichter aus Deutschland vertreiben zu können. Eine der Zielsetzungen dieses Buches ist es, deutlich zu machen, dass die Juden in den Jahren, bevor der Holocaust geplant und durchgeführt wurde, bereits unter vielfältigen Formen der Unterdrückung zu leiden hatten. Angesichts des übermächtigen Eindrucks, den der fabrikmäßig ausgeführte Völkermord hinterlassen hat, wird die vorausgegangene, etwa acht Jahre umfassende Periode sowohl im Denken wie in der Literatur häufig vernachlässigt. Das geht sogar so weit, dass bei der Erwähnung von Hitlers Diktatur sofort und ausschließlich an Gaskammern gedacht wird. Dass dem systematischen Mord Jahre vorausgingen, in denen das deutsche Volk durch Propaganda, fortschreitende diskriminierende Maßnahmen und antijüdische Gesetze mental darauf vorbereitet wurde, wird kaum noch erwähnt. Aber gerade dieses Vorstadium vor der schließlichen Katastrophe ist so bedeutsam. Denn bei ausreichender Wachsamkeit der demokratischen Länder hätten damals noch Maßnahmen ergriffen werden können, die Katastrophe wenn nicht zu verhindern, so doch zu beschränken. Denn man kann das Leben der Menschen auf vielfältige Weise zerstören. Etwa, indem man jungen Leuten den Zugang zur Bildung versperrt und sie daran hindert, ihre Talente zu entfalten und ihre Ambitionen zu verwirklichen. Ihr Leben bleibt dadurch unfertig und oft unerfüllt. Oder man entzieht Menschen, die sich eine Existenz aufgebaut haben, die Lebensgrundlage und treibt sie in die Verzweiflung und den Selbstmord.

Dies alles geschah in Deutschland zwischen 1933 und 1941. Bis zum Januar 1939 habe ich es am eigenen Leib erfahren. Das Intermezzo zwischen Anfang 1939 und der Besetzung der Niederlande im Mai 1940 war kaum mehr als eine Atempause. Das Leben als Paria hat mich ein für allemal gelehrt, wie unheilvoll Diskriminierung aufgrund von Herkunft oder Abstammung sein kann. Aus dieser Erkenntnis heraus halte ich es für meine Pflicht, die Behandlung der Palästinenser in den von Israel besetzten Gebieten äußerst kritisch zu beobachten. Und zu meinem Entsetzen stelle ich viele Übereinstimmungen fest. Hierauf gehe ich im zweiten Kapitel näher ein. Da dieser Vergleich unweigerlich auf starken Widerstand stoßen wird, habe ich versucht, sowohl die Gegenargumente als auch meine eigene Motivation zu analysieren.

Parallel zu den Ereignissen in meinem Leben ist das dritte Kapitel, Lehren aus Auschwitz, ganz dem Holocaust, der industriemäßigen Vernichtung von Millionen Juden, gewidmet, der letzten Phase meines Lebens unter der NS-Herrschaft. Im ersten Abschnitt wird die Entstehung der Todesmaschinerie skizziert. Es ist eines der Rätsel der modernen Geschichte, wie ein Volk, das einen so wertvollen Beitrag zur westlichen Kultur geleistet hat, sich einem Regime unterwerfen konnte, das sich innerhalb einer Zeitspanne von zwölf Jahren derartiger Verbrechen schuldig machte. Im zweiten Abschnitt gehe ich auf die Lehren ein, die vor allem wir Juden aus dem Holocaust ziehen sollten. Leider kommen die meisten Juden, die sich öffentlich hierzu äußern, nach meinem Dafürhalten zu falschen, beziehungsweise kontraproduktiven Schlussfolgerungen.

Im vierten Kapitel, Allgemeine Begriffsverwirrung, findet ein Teil meines Lebens nach dem Krieg seinen Niederschlag. Nach meiner Rückkehr in die Niederlande studierte ich theoretische Physik. Nebenbei belegte ich Vorlesungen über Philosophie, namentlich über den Neopositivismus des Wiener Kreises. Der betreffende Ordinarius, Professor Beth, sowie einer der Mathematik-Professoren, van Dantzig, waren beide Anhänger der niederländischen Entsprechung dieser Schule, die sich ‚Signifi-ca‘ nannte. Seitdem bin ich durchdrungen von der Wichtigkeit sprachlicher Klarheit. Ein erster Schritt besteht darin, sich möglichst eindeutig definierter Begriffe zu bedienen. Hierzu gehört...

Erscheint lt. Verlag 14.2.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-7583-4457-3 / 3758344573
ISBN-13 978-3-7583-4457-2 / 9783758344572
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