Die III. Meile des Alten Landes -  Herbert Quast

Die III. Meile des Alten Landes (eBook)

Eine geschichtsträchtige Landschaft
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2024 | 1. Auflage
158 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-9566-6 (ISBN)
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Das Buch "Die Dritte Meile" bietet allen, die sich für das Alte Land interessieren, die Möglichkeit, dieses auf eine besondere Art noch besser kennenzulernen. Herbert Quast ist einer der ältesten Bürger in Neuenfelde und hat viel erlebt. Mehr noch: Neben Berichten und Gedanken aus seinem eigenen Leben hat er auch Geschichten gesammelt. In diesem Buch macht er Geschichte erlebbar, ja anfassbar. Der Zeitzeuge beschreibt anschaulich unterschiedliche Themen aus und über diese geschichtsträchtige Landschaft. Der erste Teil des Buches beinhaltet die Geschichte von der Urbarmachung bis hin zu einschneidenden Veränderungen wie der Airbus-Erweiterung in den Rosengarten. Enthalten sind außerdem Berichte über Hexenprozesse, Gedichte, Noten und ein kleines Plattdeutsch-Hochdeutsch-Lexikon. Ebenso kommen Bürger zu Wort, die das Phänomen "übernatürliche Begebenheiten" erlebt haben. Der zweite Teil handelt von der großen Sturmflut 1962 in Form eines spannenden Tagebuches des Autors. Im dritten Teil, "Frieden im Krieg", berichtet er über das Zusammenleben mit den Kriegsgefangenen verschiedener Nationalitäten auf dem Quast-Hof. Verfasst von einem der letzten Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges. Das Buch spiegelt in einzigartiger und ansteckender Weise die Liebe des Verfassers zum Alten Land an der Elbe, seiner Heimat, wieder.

Herbert Quast wurde 1928 im Alten Land geboren. Der Obstbauer und Gärtnermeister bekleidete zahlreiche (Ehren-) Ämter und interessierte sich schon früh für Familien- und Heimatgeschichte. Er ist Autor zahlreicher Beiträge über das Alte Land.

Hasselwerder in der Urkunde des Erzbischof Adalbert von 1059


Die älteste Urkunde im Landesarchiv Schleswig-Holstein vom 17. August 1059 (LASH Urk.-Abt. 7 Nr. 131)
Abb.: aus dem Buch „900 Jahre Neuenfelde“ von Gustav Fock, 1959

Im Buch „900 Jahre Neuenfelde“ schreibt Julius Quast:

„Sehr verbreitet ist die Meinung, dass es ausschließlich Holländer waren, die das Alte Land eingedeicht und besiedelt hätten, und dass vor ihrem Eintreffen das Alte Land ein Bruch- und Sumpfgebiet im Urzustand gewesen wäre. Diese Ansicht ist unzutreffend. Ebenso unzutreffend ist die Auffassung, dass die Besiedlung der Marsch erst durch die Bedeichung möglich wurde. Schon aus der Steinzeit läßt sich in der III. Meile eine Spur des Menschen nachweisen; so fand vor einiger Zeit der Bauer Gerhard Bröhan in Nincop beim Auswerfen eines Grabens auf dem dortigen Höppel eine 11 cm lange Speerspitze aus Feuerstein, die ein steinzeitlicher Jäger bei der Jagd verloren haben mag.

In der III. Meile lassen sich zwei sächsische (sassische) Ringdeichsiedlungen mit Sicherheit nachweisen: der Rosengarten und Liedenkummer. Der Rosengarten (Rossgarten = Pferdeweide) hat seine ursprüngliche Form und Größe als Ringdeichsiedlung bis heute unverändert bewahrt (45 ha).“ (Heute stimmt das nicht mehr!)

Das Geleitwort in diesem Buch stammt von Max Brauer, dem damaligen Ersten Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg: „Die Bevölkerung von Neuenfelde feiert in diesen Tagen das 900-jährige Bestehen ihres Heimatortes. Sie kann es mit Stolz und Freude tun. Mit Stolz, weil sie auf eine harte und wechselvolle, aber immer tapfer bewältigte Vergangenheit zurückblickt, mit Freude, weil es – wie mit Recht gesagt worden ist – als ein Glück empfunden werden muss, sich in einer landschaftlich und historisch gesegneten Heimat zu Hause zu wissen.

Zu der Zeit, in der das frühere Hasselwerder zum ersten Mal urkundlich erwähnt worden ist, war Hamburg eine Siedlung mit vermutlich nicht mehr als 1000 Bewohnern. Heute ist Neuenfelde zu einem Ortsteil unserer Millionenstadt geworden. Dieses Aufgehen in der größeren Gemeinschaft aber hat seine Eigenart und die Originalität seiner Einwohner unangetastet gelassen. Noch heute sind die ‚Altländer‘ ein besonderer Menschenschlag, und sie werden es gewiß auch weiterhin bleiben.

Die Vergangenheit hat den Neuenfeldern vieles abgefordert. Besiedlung und Eindeichung, Aufzucht einer hochkultivierten Landwirtschaft, Bewährung in der Schiffahrt und im Schiffbau und immer wieder der opferreiche Kampf gegen die Flut, deren Angriffen gerade Neuenfelde besonders ausgesetzt war – das waren einige der Aufgaben, vor die sie sich gestellt sahen. Die Frucht ihres jahrhundertelangen Strebens, ihres sprichwörtlich gewordenen Fleißes, ihres gesunden Erwerbssinnes ist das Neuenfelde von heute: Eine von der Natur reich bedachte, von Menschenhand sorgsam gepflegte Landgemeinde, die nicht nur durch ihre schöne Barockkirche und durch die Orgel des Arp Schnitger weithin berühmt geworden ist.

Die Glückwünsche des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg zur 900-Jahr-Feier sind herzlich und aufrichtig. Möge das alte Neuenfelde auch in der Zukunft bleiben, was es seit nun schon so langer Zeit ist: ein besonders liebenswertes Schmuckstück unserer großen Stadt, auf das jeder Hamburger mit Stolz verweist.“

Weiteres zum Rosengarten:

Der Heimatforscher des Alten Landes Rektor H. P. Siemens ist der Ansicht, dass der Ringdeichpolder des Rosengartens (Rossgarten) die älteste Siedlung der III. Meile des Alten Landes darstellt, die von nordelbischen Sachsen (Flurnamen wie Saschen, Saschfeld sind heute noch gebräuchlich) bebaut wurde. „Hasselwerder“ wurde erstmalig 1059 urkundlich erwähnt. Über die genaue Lage des „Heslewarther“ gibt es keine befriedigende Aussage, doch muss zu der Zeit schon der Rosengarten bestanden haben oder es war sogar dieses Heslewarther.

Der Heimatforscher Julius Quast berichtet: „Im Niedersächsischen Staatsarchiv zu Stade wird eine Karte aufbewahrt, deren Titel in einer barocken Zeichnung „Grundriß der Neuenfelder Ihres Außenteichs Landt“ ist. Die Karte trägt keine Jahresangabe, doch ist mit Sicherheit anzunehmen, daß sie einmal Anlage des im gleichen Archiv aufbewahrten „Protocollum Comißiones die Rectification der Contribution im Alten Landt“ vom Jahre 1657 war. Es ist die älteste bisher bekannt gewordene Karte und von großem heimatgeschichtlichem Wert. Auf dem Deich sind zwei Bauernhäuser zu sehen, die sicherlich die Vorgänger der jetzigen Häuser der Höfe Wendt und Rüther waren.“

(Neue Erkenntnis: Die Karte stammt nicht aus dem Jahre 1657, wie von Julius Quast angenommen, sondern aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.)

Niedersächsisches Landesarchiv – Staatsarchiv Stade – Karten Neu Nr. 11590.
Neuenfelder Außendeichsland – Rosengarten – Handzeichnung, o. D. (ca. 1740)

Die Karte beweist also, dass diese Höfe schon in zehnfacher Generationenfolge, wahrscheinlich aber schon sehr viel länger, bewirtschaftet werden. Das ist damit zu begründen, dass in der viel jüngeren Siedlung des Alten Nincoper Polders ein Hof unter demselben Familiennamen, nämlich seit 460 Jahren in der 17. Generation, bewirtschaftet wird. Es ist der Hof von Gerd Bröhan, im Alten Nincop 10. Dazu das Gedicht von mir:

De ohle Hoff

von Herbert Quast

Doar achtern op de siede Weid,

Is dat de Bur nich, de doar geiht?

Bliwt af un an een Tiedlang stohn,

He kiekt, un deit denn wiedergohn.

He`s rüstig noch, doch hett he eben

Irst vör`n poor Doog den Hoff affgeben.

Nu geiht he noch mol öber`t Land,

Dat pleegt mol hett sien faste Hand.

So`n stelle Freid lücht em ut`t Oog,

Wat he hier don hett is em `nog.

Tiedwies dinkt he: Hett nich `nog schafft.

Doch köst so`n Hoff nich all dien Kraft?

De Burde sinnt doar öber no,

Ok freuher güng`t nich anners to.

Ganz wiet torück, in ohle Dogen

Sien Vörfoahrn dän sick hier all plogen.

Un sä to sick: Ick wüß doch giern,

Wokeen de Ihrsten hier wohl würn.

Wenn dat doch eener weeten dä,

Un dat he mi dat doch mol sä.

Sien Unkel*, de müss dat doch weeten,

Wi lang se hier all Bröhan heeten.

De sä: „De Ihrsten hier, dien Ahn un Ahne,

De heeten tomols Broyehane:“

„Wi nich veel van jüm weeten doot,

Doch op den Hoff is noch dat Bloot.

No veer hunnert föfftig Joahr

Is ok de sölbe Geist noch doar.“

Wi wünscht, dat de hier blieben deit,

Dat ohle Schlag noch lang besteiht.

De Söbenteinst hier deit all stohn.

Uns Herrgott weet: t`müt wiedergohn!

Zur Erinnerung an die Jubiläumsfeier „450 Jahre Hof Bröhan“.

Nincop, 19. Juni 1986

* Sein (angeheirateter) Onkel war Julius Quast.

Die Ausführungen zum alten Rosengarten verdeutlichten, um welch wertvolles Kulturgut es sich dabei handelt. Wie viele Geschlechter haben hier wohl gearbeitet und ihr Auskommen gefunden?

Nicht ohne Grund hat man alte Deiche unter Schutz gestellt, doch beim Rosengarten handelt es sich um eine Kulturlandschaft, die mit ihrem Alter in diesem Gebiet einmalig ist. Ihre alte Form ist heute allerdings – durch die Airbus-Erweiterung – nicht mehr vollständig.

Julius Quast schreibt weiter: „Eine Besonderheit in früherer Zeit war eine künstliche Überlaufstelle. Wenn bei Sturmflut das Wasser eine gewisse Höhe erreicht hatte, lief es über eine niedriger gehaltene Stelle in den Ringdeich. Dadurch entstand ein Gegendruck von innen, der die Gefahr eines Deichbruchs minderte. Diese weise Einrichtung wird dazu beigetragen haben, dass diese nahe an den Fluss vorgeschobene Ringdeichsiedlung die Jahrhunderte überdauert hat.“

Wenn man bedenkt, dass in der Marsch anfangs noch keine Gräben und Wassergänge vorhanden waren und auch noch die zu erstellenden Deiche und Schleusen in Betracht zieht, ist damit eine Leistung vollbracht worden, die Wissenschaftler schon einmal mit dem Bau der Pyramiden verglichen haben. Sie meinten sogar, der Aufwand für die Kultivierung der Marsch, die mit dem Spaten durchgeführt wurde, hätte jenen überstiegen.

Vor diesem Hintergrund sollte auch einmal der Blick auf das Kleinod einer besonderen Kulturlandschaft gerichtet werden und nicht immer nur auf monumentale Bauten, die meistens dieses Alter nicht annähernd erreichen. Oft müssen solche Bauten auch noch mit immensen Kosten renoviert und unterhalten werden, während eine Landschaft sich selbst erhält, wenn man sie nur in Ruhe lässt. Der Rosengarten ist schätzens- und schützenswert – auch heute noch! (Im Juni 2005 war der Rüthersche Hof leider schon dem Erdboden gleichgemacht worden.)

Der „Rosengarten“ wird in diesem Buch wiederholt an vielen Stellen erwähnt. Wegen der Bedeutung dieses alten Kulturgutes folgt hier...

Erscheint lt. Verlag 14.2.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-7583-9566-6 / 3758395666
ISBN-13 978-3-7583-9566-6 / 9783758395666
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