Vom Motorenbau zur Ölhydraulik -  Andreas Gonschior

Vom Motorenbau zur Ölhydraulik (eBook)

Teil 1 1901 - 1998
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
166 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-9061-6 (ISBN)
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Alles dreht sich um Verbrennungsmotoren und um Hydraulikpumpen bei dieser Fabrik und bei all ihren verschiedenen Eigentümern, die hier unter wechselndem Namen produzieren. Begleiten wir das Team dieser Berliner Firmen auf ihrem Weg durch die Geschichte. Intensive Recherchen sind die Basis einer (größtenteils) objektiven Darstellung. Kurze Anekdoten und persönliche Abenteuerberichte der Teammitglieder runden das Bild ab, genau wie auch die Emotionen des Autors.

Andreas Gonschior hat fast 25 Jahre lang die Zukunft einer Firma gestaltet. Jetzt beleuchtet er deren Vergangenheit.

Verbrennungsmotoren sind die „New Economy“ zu Beginn des vorigen Jahrhunderts. Wir wollen uns die Geschichte eines der vielen „Start-ups“ anschauen, die damals überall wie Pilze aus dem Boden schießen.

Heinrich Kämper ist 25 Jahre alt, als er 1899 in Berlin sein Ingenieursstudium beendet, und er ist fasziniert von dieser neuen Technologie. In ganz Berlin sind damals erstaunliche 19 Firmen gemeldet, die sich auf Verbrennungsmotoren aller Art spezialisiert haben (daneben gibt es natürlich die Automobilhersteller, die zumeist ihre eigenen Motoren bauen): Wir finden Anbieter und Hersteller für Benzin- oder Gasmotoren, für Heißluft-, Rohöl- oder Petroleummotoren. Das Feld ist riesengroß und es ist zu jener Zeit noch gar nicht absehbar, wo der entscheidende Durchbruch erfolgen würde.

Anbieter von Dieselmotoren werden damals in Berlin noch gar nicht gesondert erfasst. Schlag auf Schlag folgen weitere Patente und Verbesserungen: ein weites Feld mit großen Chancen für junge Ingenieure. Nur anderthalb Jahre nach Ende des Studiums, am 02.01.1901, gründet Heinrich Kämper seine eigene Firma für den Motorenbau. Er bezieht Räume mitten in der Stadt, in der Kurfürstenstraße 146.

In diesem Jahr zählen wir in Berlin bereits 32 Firmen, die ihr Glück rund um den Verbrennungsmotor suchen. Wieder haben sie neue Anwendungen und Technologien erschlossen, das wird aus den Berliner Adressbüchern zu jener Zeit deutlich. 1901 lohnt es sich erstmals, die Motorenfabriken für eine spezielle Anwendung separat auszuweisen. Für Automobilmotoren!

Dann hat sich anscheinend auch eine interessante Technologie stärker verbreitet: Wir finden ab jetzt neu in einer eigenen Rubrik die Anbieter für moderne Spiritusmotoren!

Was wird werden aus den Automobilen? Wie ist die Zukunft des Spiritusmotors? Der Fortschritt ist kaum berechenbar. Es geht sehr dynamisch zu in diesem Markt, Flexibilität und Schnelligkeit sind überlebenswichtig für den eigenen Erfolg.1

So hat die Heinrich Kämper Motorenfabrik ihr erstes Produkt noch im gleichen Jahr vorgestellt:

Ein Benzinmotor mit 3,5 PS bei 1.000 Upm ist das erste Baby in einer langen Reihe der unterschiedlichsten Produkte, die uns auf dem Weg dieses „Start-ups“ noch begegnen werden.

Mit dieser Maschine beginnt unsere Geschichte.

Erster Kämper-Motor 1901

Die ersten Erfolge dieser Neuentwicklungen sehen wir vor allem im Bootsbau und in der Landwirtschaft. Hier läuft die technologische Entwicklung in atemberaubendem Tempo: Gerade erst haben Lokomobile auf der Basis von Dampfmaschinen begonnen, das Pferd zu vertreiben. Jetzt sind es bereits die kleinen Motorpflüge, die noch besser einsetzbar sind als die großen Dampfmaschinen.

Die Affinität zu diesen beiden Anwendungen werden wir übrigens in der Firmengeschichte noch verschiedentlich sehen:

- Die Nähe zur Landwirtschaft bringt der Fa. Kämper fünfzig Jahre später sicherlich den spektakulärsten Versuch einer Produktdiversifizierung.

- Die Nähe zum Bootsbau wird hundert Jahre später bei der Fa. InLine ihre Spuren im – zwischenzeitlich vollkommen geänderten – Produktprogramm hinterlassen.

Schauen wir zunächst weiter auf die Produkte: Schnell wurden immer neue, weitere Modelle entwickelt und gebaut. Heinrich Kämper drängt es zudem auch offensiv in den Markt. Bereits im Jahre 1903 präsentiert er seine Motoren auf der Internationalen Automobilausstellung in Berlin.

Kaiser Wilhelm selbst eröffnet die Ausstellung mit einem Rundgang. Bereits damals sucht die politische Prominenz offensichtlich die Nähe zur Hightechbranche!

Tatsächlich ist während dieses Rundganges sogar ein Besuch bei der Firma Heinrich Kämper belegt. Da hat also unser Urahn Heinrich Kaiser Willhelm persönlich auf seinem Messestand begrüßen dürfen!

Mir ist aus dem folgenden Jahrhundert kein Kontakt der Geschäftsführung mit Bundeskanzler(-in) bekannt!2

Das Automobil ist Kämpers erster Zielmarkt und offensiv greift der Newcomer an: Große Annoncen in der Allgemeinen Automobil Zeitung werden bereits im Juli 1901, ein halbes Jahr nach Firmengründung, geschaltet. Nicht nur seine neuen Motoren preist Heinrich Kämper an, auch sachgemäße Reparaturen von Automobilen werden durchgeführt – eindeutig zielt Kämper auf diesen boomenden neuen Markt.

Kämper-Anzeige in der Allgemeinen Automobil Zeitung Nr. 28 vom 17.07.1901

Schon im Sommer 1901 kauft Heinrich Kämper sich in Paris ein Automobil-Chassis ohne Motor. Daraus soll sein Vorführwagen werden: Der eigene Motor wird mit Riemenübertragung in dieses Chassis eingebaut. Und er hat Erfolg! Probeaufträge der Adlerwerke und der Fa. Büssing sind das Ergebnis.

Bald besteht das Unternehmen seit zwei Jahren und es zählt inzwischen achtzehn Mitarbeiter. Ein achtbarer Erfolg!

Aber das Selbstbewusstsein und die Produkte sind vorhanden für einen Auftritt auf der ganz großen Bühne.

Kämper bleibt zunächst bei 1–2-Zylinder-Motoren, die aber 1904 schon in fünf verschiedenen Ausführungen und mit Leistungen bis 16 PS verfügbar sind. Auch mit luftgekühlten Motoren wird experimentiert. Eine schnelle Entwicklung? Nicht in einer derart boomenden Technologie, nicht für ein Start-up, welches im explosionsartig wachsenden Markt seinen Claim abstecken muss. Ein wirklich großer Schritt erfolgt 1905: Kämper baut eine 6-Zylinder-Maschine mit 150 PS Leistung bei 300 Upm.

Das ist eine beachtliche Leistung – nicht nur für die kleine Firma Kämper, sondern auch aus technologischer Sicht. Motoren dieser Größe sind zu jener Zeit noch nicht üblich, sind keinesfalls weitverbreiteter Stand der Technik. Dieser Entwicklungssprung zeigt, wie weit voraus die Konstruktion der Produkte ist. Leider sind aber Kämpers Produktionsmöglichkeiten beschränkt: Aus Geldmangel kann diese zusätzliche Produktion nicht aufrechterhalten werden.

Es bleibt nicht das einzige Wagnis. Bootsmotoren laufen recht erfolgreich, aber etwas fehlt den Kunden: Bootsgetriebe, Wendegetriebe werden zwingend benötigt, sind jedoch nicht in brauchbarer Qualität vorhanden. So wird, ebenfalls um das Jahr 1904 herum, dieses Zubehör kurzerhand ebenfalls entwickelt. Sogar die Motorenfabriken Benz, Deutz und andere kaufen dieses Bootsgetriebe von ihrem Wettbewerber!

Sehr erfolgreich sind die Produkte und dieser Erfolg bringt neue Herausforderungen: Der Platz wird knapp in der kleinen Werkstatt mitten in der Stadt und der Kapitalbedarf für die vielen Neuentwicklungen steigt immens.

Die Produktion lässt sich schnell vergrößern. Im Jahre 1906 wird der Betrieb in einen Vorort von Berlin verlegt, nach Mariendorf in die Schöneberger Straße, Ecke Burggrafenstraße (heute Gersdorfstraße, Ecke Seelbuschring), direkt am Teltowkanal. Jenen Vorort im Grünen, Mariendorf, empfinden wir heute als einen eher zentralen Teil der Stadt.

Die Firma findet Räumlichkeiten in einem Fabrikgebäude, dem sogenannten Schultz’schen Haus, welches heute noch existiert und unter Denkmalschutz steht.

Der Kapitalbedarf ist nicht ganz so einfach zu lösen, Heinrich Kämper muss sich neu organisieren. Ab 1902 wird die Heinrich Kämper Motorenfabrik als Kommanditgesellschaft geführt. Diese Struktur reicht aber noch nicht aus für die Firmenentwicklung. Bereits 1904 kommt es zur nächsten Änderung: Heinrich Kämper betreibt seine Motorenfabrik als offene Handelsgesellschaft mit dem Partner Georg August Burmeister.3 Diese Verbindung wird bis zum Jahr 1920 bestehen bleiben.

Platz ist also vorhanden, Geld auch – die Firma kann wachsen!

Obwohl Kämper weiterhin auf der Automobilausstellung präsentiert (1905), bleibt diese Anwendung für sein Geschäft eher klein.

Der Bootsbau steht in jenen ersten Jahren im Vordergrund, hier feiert man die größten Erfolge. Deutlich wird das nicht zuletzt an dem Design der Annoncen in der bereits erwähnten Allgemeinen Automobil Zeitung.

Kämper-Anzeige Feb. 1904 in der Allgemeinen Automobil Zeitung

Neben den Schiffsmotoren sind die Landmaschinen das zweite große Standbein, welches nach dem Umzug in die neuen Räume mehr und mehr in den Vordergrund rückt. Auch bei dieser Anwendung scheut Heinrich Kämper keine großen Projekte.

1907 macht eine Erfindung aus Ungarn Schlagzeilen: Karl Köszegi stellt eine Neuentwicklung vor, eine „Automobil-Bodenbearbeitungsmaschine“. Die ersten Prototypen dieser Bodenfräse fahren mit einem Vierzylinder-Kämper-Motor von

60/70 PS. Eine Vorführung dieser Maschine in Mahlow, etwas südlich von Berlin gelegen, läuft außerordentlich positiv.

Die Zusammenarbeit läuft außerordentlich gut, es ist sogar in Planung, die Fertigung der gesamten Maschine in der Kämper Motorenfabrik durchzuführen!

Nun ist wohl das Echo auf diese Vorführung ein wenig zu gut, denn am Ende macht die Firma Lanz aus Mannheim das Rennen:...

Erscheint lt. Verlag 17.1.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-7583-9061-3 / 3758390613
ISBN-13 978-3-7583-9061-6 / 9783758390616
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