Stromaufwärts zur Quelle -  Milosz Matuschek

Stromaufwärts zur Quelle (eBook)

Freischwebende Gedanken zur Dauerkrisenzeit
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
310 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7562-6739-2 (ISBN)
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Seit Corona ist nichts mehr, wie es vielleicht nie war. Die Welt erlebt eine nie dagewesene ideologische Umgestaltung, zugleich grassieren Zensur und verengte Debattenräume. Milosz Matuschek antwortet auf diesen Prozess mit einem Gegenprogramm engagierter Texte und Analysen in klarer Sprache, die aufklären und wachrütteln sollen. Denn nur wenn wir der Realität ins Auge blicken, haben wir die Möglichkeit, diese mitzugestalten. "Betrachten wir nur die Begriffe und fragen uns, was noch dahintersteckt, außer zunehmend leere Hüllen. Freiheit? Ein Privileg für Gehorsame. Wahrheit? Das, was eine Nomenklatura dafür hält. Berufsethos? Für viele gibt es nur noch Jobs. Familie? Ein Regenbogenkonglomerat von Elter 1 und Elter 2 zur Nichtfortpflanzung. Religion und Spiritualität? Ein räucherstäbchenhafter Kult der Selbstliebe. Kultur? Ein ideologisches Influencertum. Freie Wirtschaft? Der Beginn eines cliquenhaften Staatskapitalismus. Bildung? Eine Ansammlung von schalem Diplomwissen. Wir erleben gerade einen Kampf gegen das Menschliche selbst, einen Versuch, den Menschen zum gehorsamen Roboter zu verwandeln, wie es der Transhumanismus verheißt. Der vermeintliche Fortschritt gebiert so ein digitales Sklaventum. Die Menschheit mutiert unbeschwert in die Matrize des Metaversums hinein und hält die virtuellen Gitterstäbe für Mittel der Horizonterweiterung."

Milosz Matuschek (geb. 1980 in Bytom), Dr. jur., ist Publizist und Jurist. Er lehrte mehrere Jahre deutsches Recht an der Pariser Sorbonne, schrieb Texte für diverse deutschsprachige Zeitungen und war sechs Jahre Kolumnist der Neuen Zürcher Zeitung. Er veröffentlichte acht Bücher, zuletzt den Spiegel-Bestseller Wenns keiner sagt, sag ichs (fifty fifty, 2022). Er ist Co-Produzent des Dokumentarfilms Pandamned: Die Welt im Bann einer Pandemie (2022) von Marijn Poels (www.pandamned.org) und betreibt die Publikation www.freischwebende-intelligenz.org (http://www.freischwebende-intelligenz.org/), einen der reichweitenstärksten kritischen Newsletter im deutschsprachigen Raum. Milosz Matuschek lebt mit der ungestümen (und ständig hungrigen) Lilly Gebert sowie zwei Katern in der Schweiz.

Raus aus dem Corona-Zombieland


Wir können nur am Neuen bauen, wenn wir bereit sind, das Alte loszulassen. Gedanken zur Überwindung der Hygienediktatur.

2. September 2021

Fragen Sie sich nicht auch manchmal: Wann wird dieses Lebensgefühl von früher wieder da sein? Die alte Unbeschwertheit? Die alte Freiheit und alte Normalität, die es ganz ohne staatliche Erpressungs- und Nötigungsangebote gab? Die gute Nachricht ist: Auch diese sich bereits deutlich abzeichnende Hygienediktatur hat eine Lebensdauer, wie jedes totalitäre Regime. Die schlechte Nachricht: Die alte Welt wird nicht ohne Opfer zu bekommen sein, nicht ohne eine grundlegende, für viele schmerzhafte, Transformation.

Für diejenigen, für welche die Begriffe »Diktatur«, »Totalitarismus« und »Faschismus« in Bezug auf Corona noch gewöhnungsbedürftig sind, sei kurz zusammengefasst:

»Faschistoid« ist am Corona-Regime bereits die Erfindung einer statistisch nicht begründeten (und sich seit Beginn der Pandemie auch nie realisierten) Überlastungssituation für das Gesundheitswesen, und damit Notsituation. Diese hat den Bundestag als Ort der demokratischen Willensbildung (nebst einiger anderer Institutionen) in einen rechtlichen Ausnahmezustand, besser: Tiefschlaf, hineinsuspendiert. Grundrechte wurden durch ein eiligst verabschiedetes, und in Nacht-und-Nebelsitzungen immer wieder aktualisiertes, Infektionsschutzgesetz, eingeschränkt. Der Architekt eines solchen rechtlichen Ausnahmeregimes war der NS-Kronjurist Carl Schmitt – seinen Geist atmen die Covid-Verordnungen.

»Totalitär« am Corona-Regime ist die Trennung und Isolation der Bevölkerung durch Maßnahmen wie Kontaktverbote sowie durch Diffamierungskampagnen. Wir erleben vordergründig die Regierung einer anonymen Pandemie-Ideologie, welche die nächsten Schritte den handelnden Politikern quasi »aufdrängt«, diese zu bloßen Sachwaltern macht und damit de facto ein Ende des Politischen, welches ja von Alternativen lebt, einleitet. Das Drehbuch des Coronabekämpfungsnarrativs stammt tatsächlich von der kommunistischen Partei Chinas, recht viel mehr totalitären Bezug kann man sich also kaum wünschen. Systematische Panikmache ist selbstredend per se demokratiefeindlich. Die Panik-Kulisse der deutschen Covid-Taskforce und der Bezug zu China ist in dieser Tweet-Serie, wie ich finde, auf preiswürdige Art nachgezeichnet. Nein, die Recherchearbeit stammt nicht von »arrivierten Mainstream-Journalisten«, die grübeln wohl noch.

Hannah Arendt, welche diese Elemente totalitärer Herrschaft beschreibt, wird inzwischen sogar auf »rechts« geframed3. Scheinbar ist ihr Denken zu gefährlich, zu wenig »woke« für die Schmalspurintellektuellen von heute. Mit dem neuen Narrativ von der »Pandemie der Ungeimpften« (Spahn & Co.) und dem Ausschluss von gesunden Menschen aus dem öffentlichen Leben, wenn sie ungeimpft sind (»»2 G Regel«, eigentlich schon jetzt eine »1 G Regel«, welche im Eiltempo durchgepeitscht wird) ist ein Betretungsverbot ausgesprochen, die Vorstufe einer Gettoisierung. Und waren Gettos offiziell nicht auch nur »Seuchenschutzzonen«?

»Diktatorisch« schließlich ist die von oben nach unten regierende Pandemie-Ideologie, die weder Alternativen noch Widerspruch duldet und alles wegzensieren lässt, was in die Melodie des Panik-Orchesters nicht einstimmt. Selten war so viel von Diversität die Rede. Selten war zugleich so viel Monotonie in der Meinungsbildung zu verzeichnen. Hier wird nach klassischer Manier ein »Konsens« fabriziert. Die Medien stellen sich als Steigbügelhalter und Agendatreiber der Regierungen zur Verfügung und verraten ihre Funktion als kritisches Korrektiv.

Ich weiß natürlich um die historische Aufladung dieser Begriffe. Es ist jedoch nicht meine Aufgabe, Dinge zu beschönigen, die nun mal brutal sind. Wer weniger brutale Begriffe will, sorge für eine Entbrutalisierung der Politik. Wer totalitäre Tendenzen allerdings nicht klar benennen will, weil es ungemütlich ist, macht sich zum passiven Kollaborateur einer Entwicklung, die es dringender als je zuvor aufzuhalten gilt.… Aber eben das ist sie, trotz allem: Diese Entwicklung ist aufhaltbar.

Ich schreibe dies nicht aus Zweckoptimismus oder um irgendwem Mut einzureden, der mich manchmal in stillen Stunden mit ungläubigem Blick auf die Nachrichtenticker selbst verlässt. Sondern aus Überzeugung. Denn irgendwie holen mich seit nun mehr als einem Jahr Themen wieder ein, die mir schon vor Jahren durch den Kopf gegangenen sind, die für mich eigentlich durchgekaut und damit langweilig sind, und das einfach deshalb, weil die heile Welt für mich schon etwas früher Risse bekommen hat, als vielleicht für die Mehrheitsgesellschaft. Wer früher kritisch wird, ist vermutlich kürzer schockiert. Wer dagegen immer an den »guten Staat« glaubte, erlebt womöglich erst jetzt im Ernstfall den Zusammenbruch so mancher Traumgebilde. Für viele mag sich die Welt erst durch Corona auf den Kopf gestellt haben, um 180 Grad gedreht haben. Plötzlich war die Kanalisation oben statt unten und es roch überall faulig. Wer schon früher genauer hinschauen wollte oder berufsmäßig musste, für den roch es schon davor aus so manchen Ecken. Dann ist Corona kein Schock mehr. Sondern nur das endgültige Fallenlassen der Maske.

Es wird Zeit, dass wir das Corona-Thema nicht mehr nur ausschließlich durch das Brennglas der aktuellen Entwicklungen wahrnehmen und wie das Reh in den Lichtkegel der nächsten, schauderhaften Maßnahme blicken. Das Corona-Thema ist nur ein Baustein, vielleicht sogar der entscheidende Katalysator einer größeren Entwicklung, die sich in vielen Elementen, wie Demokratieabbau, Machtkonzentration, Überwachung, Kulturverlust, Lebens- und Reproduktionsfeindlichkeit, Eugenik, Refeudalisierung von Techkonzernen etc. schon seit Jahren abzeichnet. All diesen Themen will ich in nächster Zeit mehr an Aufmerksamkeit widmen und an Lösungsvorschlägen arbeiten, wie man die Entwicklung umdrehen, zumindest aber sich ihr entziehen kann. Dazu ist es nötig, dass wir immer wieder aus der Mikro-Ebene »Corona« in die Makro-Ebene der Gesamtentwicklung herauszoomen. Dieser Text sei hierfür der Anfang.

Der Schmerz, den viele seit 1,5 Jahren empfinden, ist der Schmerz des Verlusts. Das alte Leben, es ist erst mal weg. Es ist gestorben. Doch man konnte sich davon ebenso wenig verabschieden wie von den Angehörigen in den Pflegeheimen. Es fällt schwer, den Verlust und auch die Logik dieses politisch verordneten Todes der alten Normalität zu begreifen. Doch dieser Zustand der Trauer und Verzweiflung ist kontraproduktiv. Er ist vergangenheitsfixiert. Er lähmt. Und verhindert dadurch auch das Neue, eventuell noch Größere, Bessere, das es noch zu erkämpfen gilt. Die ersten, die es schaffen, den Schmerz hinter sich zu lassen, werden die ersten sein, die im neuen Leben ankommen werden.

Gerne gebe ich zu: Ich dachte das ganze letzte Jahr viel an diese alte Welt. Aber zunehmend merke ich, dass ich loslassen will. Loslassen, nicht weil es sich nicht lohnt, um die alte Welt zu kämpfen. Vieles davon, allen voran die Grundrechte, ist absolut erhaltenswert. Sondern um Anlauf zu nehmen zu einem viel größeren Sprung. Einem Sprung, den man vielleicht nicht gemacht hätte, wenn alles so geblieben wäre, wie es einmal war. Wenn das Corona-Regime nicht die Schneise gezogen hätte, die es jetzt gezogen hat.

Sicher: Auch ich vermisse die Unbeschwertheit, die Freiheit, die alte Normalität. Und ich hatte wahrlich Zeit und Grund, die alte Normalität zu lieben. Als freier Schriftsteller in Berlin, der sich vor zehn Jahren die Zeit mit lustigen Dating-Geschichten vertrieb, von Café zu Café flog wie die Biene von Blume zu Blume, war ich im öffentlichen Raum quasi zu Hause. Später als Dozent in Paris, mit sieben Stunden Unterricht pro Woche an der Universität, ebenso. Da war viel Zeit für das Lesen und Schreiben von Büchern, für unbeschwertes Flanieren. Der Louvre wurde fast zum zweiten Wohnzimmer. Ich erkundete die Mysterien der Kathedralen und die Geheimnisse aus der Zeit der Alchemisten und Templer, spürte dem Geist des Fin de Siècle nach und inhalierte den Resthauch der Bohème, damals noch als leidenschaftlicher Raucher.

Wie viel Zeit saß ich in den Lieblingscafés von Hemingway, Sartre, Henry Miller und Cioran! Ich spürte den alten Geist, ich sog ihn ein, ich schwelgte in ihm. Ich liebte ihn. Ein Lebensgefühl ist manchmal wohl wie ein Lieblingskleidungsstück. Man will zurück in die alte Lieblingshose. Aber es geht eben nur noch im Geiste. Als Ungeimpfter aber Gesunder, vermutlich sogar Genesener, ist diese Welt jetzt für mich Geschichte.

Als Autor ist man immer auch Nostalgiker und Romantiker. Ein Schwärmer. In diesem Schwellenreich wird wohl die Fantasie geboren, die man braucht, um die Autorenstimme zu hören, die einem die Feder führt. Ich war immer zugleich auch ein Rationalist, als Jurist naturgemäß ein Kopfmensch, also jemand, der an...

Erscheint lt. Verlag 29.12.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-7562-6739-3 / 3756267393
ISBN-13 978-3-7562-6739-2 / 9783756267392
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