Flehentlich mit seinem Weibe. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage (eBook)

Die Besiedlung des Erzgebirgskamms am Beispiel von Rübenau
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
190 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-5646-9 (ISBN)

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Flehentlich mit seinem Weibe. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage -  Waltraud Krannich
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Der reiche Schatz an alten Handschriften im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden machte es möglich, die Geschichte von Rübenau als eines der im 16. Jahrhundert neu entstandenen Dörfer zu rekonstruieren und dabei die ersten Ansiedler gewissermaßen zu neuem Leben zu erwecken. Geschildert und dokumentarisch belegt wird, wie ein armer Müller und Bäcker in der Wildnis eine Mühle aus Holz baute, wie ein findiger Herrensohn ein "Gütlein" in Rübenau errang, wie ein Mann zeitlebens Schulden abzahlte und dennoch sein Eigentum verlor, wie ein Gut zwischen Vernachlässigung und Kriegsgewalt zerrieben wurde, wie ein Geheimer Kammerdiener mit Ausdauer und Schlauheit zu zwei Gütern kam, wie ein draufgängerischer Gutsherr viel Nützliches anfing, aber sich dabei überschätzte, wie er das Münzwesen von Sachsen heilen wollte und ihn August der Starke verhaften ließ und ein kursächsischer Hof- und Jägermeister bei der Versteigerung zweier Güter seinen Schnitt machte.

BERUFSPRAXIS Taetigkeit als Bibliothekarin (FH), Archivarin, freiberufliche Redakteurin, wissenschaftliche Mitarbeiterin fuer Gesundheitserziehung Dipl.-Journalistin (HS) und Autorin fuer Kunst- und Kulturfilme beim Fernsehen der DDR Teilnahme an einem Forschungsprojekt des Instituts für Soziologie der TU Dresden zur Lage bildender Kuenstler Inhaberin eines Franchise-Verlages Freischaffende Taetigkeit als Autorin, Lektorin und Journalistin PUBLIKATIONEN Profile. Aus der Westlausitz. Band 1. Edition Profile 1994. ISBN 3924718555 Profile. Aus der Westlausitz. Band 2. Edition Profile 1996. ISBN 3924718857 Fuenf Minuten Glücksgefühl. Bekenntnisse ostdeutscher Frauen. Mitteldeutscher Verlag Halle/S. 1996. ISBN 9783354009189 Flehentlich mit seinem Weibe. Die Besiedlung des Erzgebirgskamms am Beispiel von Ruebenau. Verlag Books on Demand Norderstedt 2016 und 2023. ISBN 9783741285950 Herrenhaus und Huetten. Saechsische Dörfer am Erzgebirgskamm von 1700 bis 1900. Verlag: Books on Demand Norderstedt 2017. ISBN 9783744830089 Woerterbuch der erzgebirgischen Mundart. Taschenbuch. Chemnitzer Verlag Chemnitz 2018. ISBN 9783944509587

Ein Fischgewässer im Miriquidi


Besiedlung des Erzgebirges und Entstehung des Dorfes Rübenau

Der Miriquidi – das dunkle Waldgebirge

Dem Cheruskerfürsten Armin war es im Jahr 9 n. Chr. gelungen, den Legionen des römischen Statthalters von Germanien, Publius Quintilius Varus mit seinen Mannen bei der Schlacht im Teutoburger Wald eine vernichtende Niederlage zu bereiten und damit das Gebiet zwischen Rhein und Elbe von römischer Herrschaft freizuhalten. Noch rund hundert Jahre später, zu den Zeiten seiner größten Ausdehnung im Jahr 117 n. Chr., hatte das Römische Reich im europäischen Osten an Rhein und Donau seine Grenzen. Die schier undurchdringlichen Waldungen, die damals noch viele Teile von Europa bedeckten, bildeten einen natürlichen Schutzgürtel gegen alle Eroberungsversuche.

Für diesen riesigen Wald sind mehrere Bezeichnungen überliefert:

  • Hercynia silva“ nannte der römische Geschichtsschreiber Tacitus in seiner Schrift “Germania“ die bewaldeten Mittelgebirge jenseits von Donau und Rhein vom Schwarzwald bis zu den Karpaten. Das Erzgebirge war ein Teil davon, aber trug noch nicht den heutigen Namen. Der römische Staatsmann und Feldherr Gaius Iulius Caesar berichtet, der „Hercynische Wald hätte in der Breite neun Tagereisen gehalten, und von dem Rhein bis nach Ungarn gereichet, von dar solcher sich lincker Hand (nämlich nach Böhmen, Meißen und Niedersachsen) gewendet, so, dass in der Länge nach sechzig hinter sich gelegten Tagereisen der Anfang noch nicht wiederum erreichet werden kunte.1
  • Miriquidi“ – so lautet der bekannteste Name für den gewaltigen Wald in Mythen und Sagen aus dem germanischen Kulturraum. Das Wort bedeutet so viel wie Dunkelwald (mirki = dunkel, wiðuz = Baum, Holz, Wald). Die Form „Myrkviðr“ (ausgesprochen mirkwitter) erscheint in der altnordischen Saga-Literatur. So heißt es in der Edda-Erzählung „Lokasenna“ („Lokis Zankreden“):

„er Muspelz synir ríða Myrkvið yfir“ –
„wenn Muspels Söhne durch den Myrkwid reiten“.

Der älteste Beleg für diese Bezeichnung stammt aus dem Jahr 974, als Kaiser Otto II. dem Bistum Merseburg ein Waldgebiet zwischen Saale und Mulde schenkte, das in dieser Urkunde „Miriquido heißt. Im 11. Jahrhundert bezeichnete auch der Bischof und Geschichtsschreiber Thietmar von Merseburg diese Waldgebiete als Miriquidi“ oder auch „Myrkviðr“ und „Mircwidu“ Damit war vielfach ein Grenzwald gemeint, so z. B. im „Hlöðskviða“ („Hunnenschlachtlied“) aus dem 12. Jahrhundert.

  • Aus dieser Zeit stammt auch der Name „Saltus bohemicus“. Gemeint war der Böhmische Wald und Böhmerwald, tschechisch Český les.
  • Ferguna“ ist eine weitere Bezeichnung für die Wälder der europäischen Mittelgebirgszone samt dem Erzgebirge

Siedler im erzhaltigen Gebirge

Den zwischen Sachsen und Böhmen liegenden langen Höhenzug nannte man über Jahrhunderte einfach nur das „Gebirge“. Die Bezeichnung „Erz-Gebirge“ taucht erstmals 1589 nach dem zweiten großen Berggeschrey und der Entdeckung des Mineralienreichtums auf. Petrus Albinus – d. i. Peter Weiß aus Schneeberg, später Professor in Wittenberg – verwendete diese Benennung erstmals in seiner „Meißnischen Land- und Berg-Chronica“. In ihr befasst er sich ausführlich mit den „Erdgewächsen“, dem Bergbau.

Zu Beginn des 12. Jahrhunderts beschloss der Prager Domdekan Cosmas, eine „Chronik der Böhmen“ zu schreiben. Beginnen wollte er sie mit den ersten Bewohnern, seine schriftlichen Quellen reichen jedoch nur bis ins 9. Jahrhundert zurück, alles Vorherige beruht auf mündlicher Überlieferung. Sie besagt, dass die weiten Waldflächen zuvor noch keine menschlichen Bewohner hatten und hier nur vielerlei wildes Getier heimisch war. Wie eindrucksvoll uns die Wälder unserer Heimat trotz anhaltender Klimaschäden auch heute noch erscheinen mögen, so sind sie doch nur Überreste des „Miriquidi“, der damals die noch strittige Grenze zwischen dem im 10. Jahrhundert entstehenden Heiligen Römischen Reich2 und dem Nachbarland Böhmen bildete.

Die Weite dieses Waldes, die gebirgige Lage und das unwirtliche Klima verhinderten im sächsischen und böhmischen Erzgebirge (tschechisch: Krušné hory) lange Zeit eine beständige Besiedlung. Möglicherweise drangen aber schon damals umherziehende Jägersippen, die sich Tiere hielten und in primitiver Weise ein paar Felder bebauten, bis in die Gebirgstäler vor.

Blick vom Katzenstein – die wilde Schönheit des Miriquidi lässt sich nur noch ahnen. Foto: W. Krannich

Nach der Völkerwanderung – der Wanderbewegung germanischer Stämme im Zeitraum 375 - 568 n. Chr. – begannen die Sorbenwenden die teilweise ganz menschenleeren Landstriche zwischen Saale und Elbe für sich zu erschließen. Abgeschreckt von den rauen, unwirtlichen Waldhöhen, besiedelten sie zunächst vorwiegend die fruchtbaren Niederungen der Flüsse und mieden die Gebirgswildnis, solange noch ausreichend klimatisch günstigere Gebiete verfügbsr waren. Aus dieser slawischen Zeit stammen zahlreiche Orts- und Flussnamen des Erzgebirges. Die Unterwerfung ihrer Ansiedlungen begann, nachdem 928/29 König Heinrich I. die slawischen Heveller und Daleminzier besiegt hatte. Alle besiedelten Gebiete gerieten unter deutsche Herrschaft. In ihnen regierten Markgrafen im Auftrag des Königs. Auf einem Berg nahe der Elbe entstand die spätere Burg Meißen.

Auch in Böhmen bildeten sich weltliche und kirchliche Machtzentren. Die Fürsten beider Seiten begannen das zwischen ihnen liegende noch namenlose Gebirge mit seinem dunklen Wald zu erschließen, die einen vom Süden, die anderen vom Norden her. Der Gebirgszug hatte noch keine Grenzlinie, weil er noch nicht aufgeteilt war, weil ein Herrschaftsanspruch ursprünglich nur dort galt, wo die Macht auch tatsächlich ausgeübt wurde. Darum trachteten beide danach, möglichst große Stücke des Erzgebirgswaldes unter ihre Herrschaft zu bringen, was nicht ohne Fehden abging. Die erste deutsche Ostexpansion begann um 950 unter Führung von Kaisertum und Kirche, verbunden mit der Christianisierung der slawischen Stämme. Die Leidtragenden waren zumeist die einfachen, rechtlosen Bewohner. Nach der Niederschlagung des Slawenaufstandes von 983 zog sich ein Teil von ihnen ins obere Erzgebirge zurück und gründete dort einzelne feste Niederlassungen.

Unterwegs auf Steigen und Pässen

Alte Salzstraße zwischen Halle/S. und Prag. Zu ihr zählten mehrere sogenannte böhmische Steige. Einer führte über Chemnitz, Zschopau, Zöblitz und Rübenau und von dort weiter über Brüx (Most) und Komotau3

Der Gebirgskamm des Erzgebirges konnte nur über Pässe und Steige überwunden werden. Im Mittelalter waren sie als Saumpfade, Reit- oder Karrenwege die Verkehrswege, auf denen die Menschen zu Fuß, mit Pferden, Ochsen oder Handkarren unterwegs waren. Beginnend bei den Salinen von Halle an der Saale, waren sie ein Verkehrsnetz, das vor allem Händler und Fuhrleute nutzten, weil Salzvorkommen in Böhmen und in den Donauländern rar waren. Der Böhmische Steig über den Deutscheinsiedler Sattel hatte erheblichen Anteil an der Gründung des Städtchens Sayda. An diesem Teil der Alte Salzstraße entstand einer der sehr frühen Rastplätze für Händler und Fuhrleute, die auf dieser Strecke ihre Waren transportierten. Die erste urkundliche Erwähnung von „Zavidove“ stammt von 1207, doch vermutlich gab es Sayda als slawische Ansiedlung bereits zuvor. Mit seiner Burg bot der Ort Schutz für die Böhmische Straße und die entstehenden Gemeinden ringsum. In Dokumenten von 1253 und 1289 heißt die Siedlung Castrum et civitas Seydowe. Andere Schreibweisen aus dieser Zeit sind „Saidove, Seydove, Saydow“.

Ein Steig gabelte sich in Zschopau und führte über Rübenau nach Görkau. An der Hilmersdorfer Höhe „trennen sich die Wege nach den drei alten Übergängen Reitzenhain, Kühnhaide und Rübenau, von denen nach den Lokalnamen der letztere der älteste sein muss, obgleich dieser Weg die Pockau bei Lauterstein an einer schwierigeren Stelle als bei Kühnhaide und Reitzenhain durchfurthet. Dieser somit älteste Weg läuft über Lauta, Lauterstein, Zöblitz fast geradlinig nach Rübenau, Kallich, Bernau und auf dem Rücken über Platten (Blatno) nach Komotau. […] Ein Parallelweg hierzu mit Abzweigung am ’Rung-stockborn’ oder am ’Steinhübel’ führt...

Erscheint lt. Verlag 29.12.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Dorf, Entstehung • Erzgebirge - Geschichte • Kurfürstentum Sachsen 16.-17. Jahrhundert • Rübenau • Waldrodung
ISBN-10 3-7583-5646-6 / 3758356466
ISBN-13 978-3-7583-5646-9 / 9783758356469
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