The Slow Lane -  Sascha Haselmayer

The Slow Lane (eBook)

Warum zu schnelle Lösungen oft scheitern und wie man nachhaltigen Wandel herbeiführt
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
240 Seiten
REDLINE Verlag
978-3-96267-561-5 (ISBN)
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Der langsame Weg führt schneller zum Ziel Oftmals neigen wir dazu, schnelle und vermeintlich einfache Lösungen zu suchen. Doch selten ist der schnellste Weg auch langfristig erfolgsversprechend. Die Wahrheit ist, dass man nachhaltige Erfolge, die auch gesellschaftliche Veränderungen bewirken, nur durch langsames sowie bewusstes Handeln erzielt. Der Sozialunternehmer Sascha Haselmayer teilt seine Erkenntnisse aus vielen Jahren der Praxis und liefert dazu praktische Tipps für mehr Gelassenheit und Achtsamkeit bei unternehmerischen Maßnahmen. Anhand seines erprobten 5-Schritte-Prozesses zeigt er, wie es gelingt, aufmerksam zuzuhören, unkonventionelle Optionen zu erkunden und kreative Lösungen für Probleme zu finden. Und sich so nebenbei dem hektischen Alltag zu entziehen. Haselmayer plädiert dafür, die »Slow Lane«, also die Kriechspur, zu wählen, um langfristig positive Veränderungen zu erzielen, die allen zugutekommen. Sein Buch ist ein Aufruf dazu, den langsameren Weg zu wählen und trotzdem Erfolg zu haben!

Sascha Haselmayer ist ein weltweit anerkannter Sozialunternehmer, der in mehr als fünfzig Ländern Projekte in den Bereichen städtische sowie staatliche Innovation und wirtschaftliche Entwicklung geleitet hat. Er ist leitender Angestellter bei Ashoka und Gründer von Citymart. Über seine Arbeit wurde u. a. in der »New York Times« berichtet.

Sascha Haselmayer ist ein weltweit anerkannter Sozialunternehmer, der in mehr als 50 Ländern Projekte in den Bereichen städtische sowie staatliche Innovation und wirtschaftliche Entwicklung geleitet hat. Er ist leitender Angestellter bei Ashoka und Gründer von Citymart, einer Onlineplattform, die dabei helfen soll, die städtische Beschaffung zu erleichtern. Über seine Arbeit wurde u. a. in der »New York Times« berichtet.

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Zuhören


Radikale Veränderungen .... beginnen nicht mit Brüllen.
Sie beginnen mit Bedachtsamkeit, einem wachsenden Tempo, mit einer Lautstärke, die zunächst auf ein Flüstern eingestellt ist. Wie sonst sollte man sich ausmalen können, was noch gar nicht existiert?

Gal Beckerman27

Ich nehme an, wenn es ums Zuhören geht, sind Sie ein bisschen so wie ich: Sie wissen, dass es wichtig ist für Beziehungen und um auf inklusive und respektvolle Weise Verbesserungen herbeizuführen. In diesem Kapitel setzen wir uns damit auseinander, was Zuhören wirklich erfordert und wie leicht es ist, einfach so zu tun als ob.

So tun als ob ist die gängige Vorgehensweise auf der Fast Lane, wenn es ums Zuhören geht. Dort machen mächtige Personen oder Institutionen etwas, das wir als Theater des Zuhörens bezeichnen könnten. Sie führen etwas vor, das oberflächlich wie Zuhören aussieht, und vielleicht glauben sie sogar daran, dass sie zuhören, aber das tun sie nicht in einer Weise, die zu tatsächlichen Veränderungen führt. Wie für alle schnellen Lösungen spricht auch einiges für das Vortäuschen: Im Wesentlichen warten Sie einfach lange genug, um sich anzuhören, was andere zu sagen haben, und machen dann wieder das, was für Sie gut funktioniert. Aber wir können nur bis zu einem gewissen Grad so tun als ob, ohne es wirklich so zu meinen. Hinter den Kulissen des Theaters enthüllt die Art und Weise, wie auf der Fast Lane zugehört wird, einiges über die wahren Absichten. Es geht nicht nur darum, die Dringlichkeit auszuhalten, sich mehr Zeit zu nehmen. Ein Informatiker bei Facebook zum Beispiel praktiziert wirklich intensives Zuhören, indem er bergeweise Daten über die Nutzer sammelt, um ihre Bedürfnisse vorauszusagen und sie dahingehend zu manipulieren, dass sie mehr Zeit mit dem Anschauen von Werbung verbringen, nicht um den Nutzern ein besseres Leben zu ermöglichen.

Es wirklich so zu meinen, wenn es ums Zuhören geht, ist eine harte Nuss. In diesem Kapitel über das Zuhören starten wir am unwahrscheinlichsten Ort. Die erste Geschichte, »Erleuchtung auf der Cally«, handelt von User Voice, einem Non-Profit-Unternehmen, das von ehemaligen Straftätern geführt wird. Sie haben ein neues Modell des Zuhörens entwickelt, um toxische Machtstrukturen zu zerschlagen, und bei dem Häftlinge in überfüllten und von Gewalt geprägten Gefängnissen an einer Verbesserung der Bedingungen teilnehmen. Vom Pentonville-Gefängnis wechseln wir dann in die Privatsphäre meines Zuhauses. Daheim sollte das Zuhören am leichtesten sein. Doch in »Was ist deine Lieblingsfarbe? Blau oder Blau?« stelle ich mir die Frage, ob ich im Leben meiner Töchter der Gefängnisdirektor bin, indem ich die Machtstruktur hinter meiner Samstagsfrage entschlüssele. Diese Geschichte deckt eine unbequeme Wahrheit darüber auf, wie leicht es ist, sich selbst vorzumachen, man würde zuhören. Die letzte Geschichte in diesem Kapitel, »Die Slow-Lane-Regierung«, führt uns in die britische Stadt Sefton. Hier haben jahrzehntelange finanzielle und wirtschaftliche Probleme zum Aufbau einer wirklich zuhörenden Stadtverwaltung geführt, bei der die Bürger nicht als Menschen mit Problemen betrachtet werden, sondern als vertrauenswürdige Mitwirkende, um Dienstleistungen zu verbessern und die Stadt resilienter zu machen.

Jede dieser Geschichten ist ein Teil des Puzzles, wie wir echtes Zuhören in die Praxis umwandeln. Um wirklich zuzuhören, sei es zu Hause, im Geschäftsleben, in unseren Initiativen oder in der Regierung, müssen wir anderen gegenüber ehrlich in Bezug auf unsere Absichten sein und unsere Ängste loslassen. Und einen Teil unserer Macht.

Erleuchtung auf der Cally


London 2014. Ich spazierte die Caledonian Road entlang, die von den Einheimischen liebevoll Cally genannt wird. Nachdem ich den futuristischen Bahnhof King’s Cross hinter mir gelassen hatte, wechselten sich kleine Pensionen ab mit Wettbüros, Immobilienagenturen, Fish-und-Chips-Buden, Getränkeläden, Kebabimbissen, Gemüsegeschäften und Pubs. Ich überquerte einen baumgesäumten Kanal. Die Cally hochzulaufen war, als würde man zurückreisen in eine Zeit, als Central London noch über Arbeiterviertel verfügt hatte. Es war schon immer ein auf seltsame Weise zentraler und zugleich unerwünschter Ort gewesen. Die Menschen lebten in Wohnungen oberhalb der kleinen Läden, in sozialen Wohnungsbauten sämtlicher Epochen, in Reihenhäusern. Und dann: ein abrupter Wandel. Nach rund einer Meile erschienen massive Mauern, die sich zwischen den kleinen Häuschen erhoben. Drei Stockwerke solides Mauerwerk, eine fast eine Meile lange Sperranlage mit Stacheldraht obendrauf. Eine dystopische viktorianische Festung. Selbst wenn man direkt nebenan wohnte, konnte man unmöglich erfahren, was genau hinter diesen Mauern passierte. Ich hatte mein Ziel erreicht.

Pentonville Prison war seit seiner Erbauung im Jahr 1842 weitgehend unverändert geblieben. Damals sollte es 500 Gefangene beherbergen, die auf ihre Deportation warteten und in Einzelhaft untergebracht waren. Das Gefängnis war immer berüchtigt gewesen und hatte für skandalträchtige Schlagzeilen gesorgt. Erst vor Kurzem war es wegen Mordfällen in die Presse gekommen, wegen zerfallender Zellen und der Überbelegung durch 1300 Häftlinge. Es gab sogar einen Skandal, bei dem es um Drohnen ging, die aus der Luft heraus die Insassen mit Drogen versorgten. Als ich eintrat, wirkte der Eingangsbereich seltsamerweise wie die Polizeiwache einer Kleinstadt. Selbst als Besucher hatte ich das Gefühl, mit jeder Tür und jedem Tor, das wir passierten, ein Stück meiner selbst zurückzulassen. Alles, was ich bei mir trug, wurde in ein kleines Schließfach gelegt. Handy, Schlüssel, Brieftasche, Kamera, Pass.

Ich konnte mich eines Gefühls der Machtlosigkeit nicht erwehren. Muss ich aufpassen, was ich sage? Was, wenn die mich hier einfach festhalten?

Drinnen führte ein Wachmann mich und die anderen Mitglieder unserer Besuchergruppe durch einen von Zellen umgebenen Gemeinschaftsbereich zu unserem Ziel, einem ganz normalen Konferenzraum mit Tischen, Kaffee und ein paar Snacks. Ich hatte dem, was sich hier abspielen sollte, schon seit einiger Zeit mit wachsender Aufregung entgegengefiebert. Kevin Reilly, bekannt als Top-Gouverneur und oberster Verantwortlicher für die Leitung des Gefängnisses, sollte sich hier mit Gefangenenvertretern treffen, um sich ihre Vorstellungen zur Verbesserung der Haftbedingungen anzuhören. Für die Insassen von Pentonville Prison war das eine große Sache. Wochenlang hatten sie eine Wahl organisiert, um ihre Repräsentanten zu wählen, die dann eine Liste mit Verbesserungsvorschlägen vorbereitet hatten, um sie heute dem Gouverneur vorzulegen. Wir waren hier, um am Gefängnisrat teilzunehmen, dem ersten Ereignis dieser Art in der 172-jährigen Geschichte des Pentonville Prison.

Es war Demut, die Kevin Reilly an diesen Tisch führte. Budgetkürzungen infolge der jahrelangen Sparmaßnahmen nach der Finanzkrise von 2007/2008 bedeuteten, dass er jetzt schon seit einiger Zeit nicht mehr genügend Geld hatte, um das Gefängnis ordentlich zu führen. Menschen, die früher eine Arbeit in der Haftanstalt angenommen hätten, fanden jetzt attraktivere Stellen in anderen, besser bezahlten Bereichen der öffentlichen Sicherheit. Er hatte Mühe, die freien Stellen zu besetzen. In Ermangelung von Geld und Personal konnte er die Einrichtung nicht in einem ausreichend guten Zustand halten oder alles bieten, was für eine humane Behandlung der Gefangenen erforderlich war. All das machte das Gefängnis gefährlicher. Wachsende Spannungen verursachten ihm zunehmend Probleme, darunter auch die skandalträchtigen Schlagzeilen. Es war ein Teufelskreis, den er zu durchbrechen suchte, indem er dem Gefängnisrat vorsaß. Kevin Reilly war gekommen, um den Häftlingen ein Mitspracherecht bei der Verwendung der knappen Ressourcen einzuräumen.

Dass wir hier saßen, verdankten wir User Voice, einem Londoner Non-Profit-Unternehmen. User Voice organisiert Gefängnisräte und hat andere vertrauenswürdige Methoden entwickelt, um die Teilnehmer des Bewäh-rungsdienstes – sowohl innerhalb als auch außerhalb des Gefängnisses – an Verbesserungen mitwirken zu lassen. User Voice hatte die Idee gehabt, und Pentonville war das jüngste auf einer wachsenden Liste von Gefängnissen im ganzen Land, die Gefängnisräte einberufen hatten. User Voice unterstützt das Strafsystem, indem hochwertiges Feedback von Häftlingen zur Verbesserung der Haftbedingungen eingeholt wird. Bessere Bedingungen bedeutete neben anderen Vorteilen, dass die Insassen sich auf das Leben nach der Haftentlassung vorbereiten konnten.

Ehe Mark Johnson User Voice gründete, hatte er ebenfalls viele Erfahrungen der Pentonville-Häftlinge gesammelt. In Wasted, einem Buch über seine Kindheit, Jugend und frühe Erwachsenenzeit, erzählt Mark seine tragische und komplizierte Geschichte des Überlebens von häuslichem Missbrauch als Kind und wie er in die Kriminalität und Abhängigkeit abrutschte.28 Jahrelang hatte er obdachlos in London gelebt und 600 Pfund täglich für seine Heroinsucht aufgebracht. Auch Mark war im Gefängnis gewesen und wieder entlassen worden. Nach langem Kampf konnte er sich von Sucht und Kriminalität lösen. Er entdeckte sein bis dahin verborgenes Potenzial, als er anfing, preisgekrönte Unternehmen zu gründen. Doch seine wahre Berufung fand Mark 2009, als er User Voice ins Leben rief, um anderen eine faire Chance zu geben, die sich den Weg zur Rehabilitation erkämpfen.

Bei einer Tasse Kaffee fragte ich Joe von User Voice, was notwendig gewesen war, damit dieser Gefängnisrat Realität wurde. »Das hat ewig gedauert«, sagte er. »Wir versuchen schon seit...

Erscheint lt. Verlag 18.2.2024
Übersetzer Jordan Wegberg
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Achtsamkeit • Akzeptanz • Aufmerksamkeit • Change Management • Erfolg • Führung • Gelassenheit • Kreislaufwirtschaft • Management • Nachhaltigkeit • Sozial • Sozialunternehmen • Veränderung • Verantwortung • Vertrauen
ISBN-10 3-96267-561-2 / 3962675612
ISBN-13 978-3-96267-561-5 / 9783962675615
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