Waschbären, die im Dunkeln leuchten (eBook)

und andere absurde Theorien, seltsame Ideen und skurrile Experimente

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024
224 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-31714-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Waschbären, die im Dunkeln leuchten - Dan Schreiber
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Dies ist kein Buch über Fakten, es ist ein Buch über »Fakten«. Worüber auch immer Sie sich Gedanken machen, Sie können darauf wetten, dass es da draußen jemanden (oder etwas) gibt, der es schon untersucht hat. Die Ergebnisse dieser Mühen sehen wir hier - und sie könnten oft absurder nicht sein. Aber Vorsicht, es besteht Ansteckungsgefahr! Wenn Sie am Ende glauben, dass wir die dominante Spezies auf der Erde geworden sind, weil Raubtiere uns zu stinkend fanden, oder dass die Nachfahren von Jesus Christus als Knoblauchbauern in Japan leben - Sie wurden gewarnt!

Was hat ein leuchtender Waschbär mit dem PCR-Test zu tun?

Werden wir jemals mit Tieren (oder sogar Pflanzen) sprechen?

Wie wären Delfine beinahe zum Beweis für außerirdisches Leben geworden?

Das perfekte Buch für alle, die gerne einmal über den Tellerrand denken.

Dan Schreiber ist Autor, Podcaster und Moderator und hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Präsentieren faszinierender Fakten mit Comedy zu kombinieren. Er ist der Produzent und Co-Moderator des meistgestreamten Podcasts Großbritanniens, »No Such Thing As A Fish«, der über 400 Millionen Mal heruntergeladen wurde. Außerdem ist er Co-Moderator des Podcasts »The Cryptid Factor« und Mitgestalter der mit der Rose d'Or ausgezeichneten BBC Radio 4-Panelshow »The Museum Of Curiosity«. Er lebt in London und hat inzwischen selbst keine Ahnung mehr, woran er glauben soll.

KAPITEL 1

DER SPINNER, DER DIE WELT GERETTET HAT

DIE THEORIE DES UNBEWEISBAREN

An einem späten Freitagabend im Jahr 1985 beschloss Kary Mullis, die Außentoilette seiner Waldhütte in Kalifornien zu nutzen, bevor er zu Bett ging. Er griff nach einer Taschenlampe und machte sich dann den Berg hinunter auf den Weg zu seiner 50 Fuß entfernten Toilette. Als Mullis sich dieser näherte, bemerkte er plötzlich ein seltsames Leuchten unter einer nahe gelegenen Tanne. Als er den Lichtkegel seiner Lampe darauf richtete, entdeckte Mullis die Ursache des Leuchtens. Es ging von einem leuchtenden Waschbären aus. »Guten Abend, Doktor«, begrüßte ihn der Waschbär. »Hallo …«, erwiderte Mullis.

Vermutlich ist der Name Kary Mullis nur den wenigsten bekannt, auch wenn er im Leben der meisten Menschen in den letzten Jahren eine nicht unbedeutende Rolle gespielt hat. Dank ihm mussten Millionen Menschen während der Corona-Pandemie nicht sterben. Der Mann, der sich plötzlich in einem Gespräch mit einem sprechenden, fluoreszierenden Waschbären wiederfand, war zugleich einer der Nobelpreisträger für Chemie im Jahr 1993. Ja, es stimmt: Mullis haben wir tatsächlich den PCR-Test zu verdanken.

Kary Mullis: Nobelpreisträger für die Entwicklung der Polymerase-Kettenreaktion (PCR).

Vor dem Covid-19-Ausbruch hatte ich noch nie von PCR gehört, und wenn ich meiner selbst durchgeführten Online-Umfrage vertrauen kann, geht es 70 Prozent von Ihnen genauso. Keine Ahnung, wie das passieren konnte. Die New York Times hat die Entwicklung der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) als derart revolutionär beschrieben, dass sie die Biochemie in zwei Zeiten eingeteilt hat: vor PCR und nach PCR. Vor PCR war es unglaublich schwer, DNA zu erforschen. Weil sie so klein ist, war sie ein großes Problem. Eines, das durch PCR behoben werden konnte, da es dadurch möglich wurde, Unsummen von Kopien spezifischer DNA-Proben anzufertigen, wodurch ein deutlich größerer Analyseumfang ermöglicht werden konnte. Mittlerweile ist diese Technik Standard geworden und wird überall eingesetzt, von der forensischen Kriminalistik, bei der etwa die Genauigkeit von Fingerabdrücken9 revolutioniert wurde, bis hin zur Archäologie, bei der sie dabei half, die Gebeine von König Richard III. zu identifizieren, die 2012 unter einem Parkplatz in Leicester ausgegraben wurden, nachdem sie von einer Drehbuchautorin mittels »Intuition« gefunden worden waren. Dann, als die Welt 2020 stillstand und Wissenschaftler auf der ganzen Welt verzweifelt nach einem Impfstoff suchten, um das rasch um sich greifende Virus zu stoppen, wurde PCR zu einem der wichtigsten Werkzeuge, um die Ausbreitung zu verhindern.

Die bahnbrechende Idee für die Polymerase-Kettenreaktion kam Mullis 1983, als er sich gerade auf dem Highway 128 unterwegs zu seiner Waldhütte in Mendocino befand.

Er habe in der Nacht nicht geschlafen, erklärt Mullis in seiner Rede anlässlich der Verleihung des Nobelpreises. Als er an jenem Abend an seinem Häuschen angekommen sei, habe er sofort damit begonnen, kleine Diagramme auf jede verfügbare Fläche zu zeichnen, die mit Kugelschreiber, Bleistift oder Kreide beschreibbar gewesen sei. Bis er dann im Morgengrauen, mit Hilfe einer guten Flasche Anderson Valley Cabernet Sauvignon, in eine Art verwirrten Zustand der Halb-Bewusstheit verfallen sei.10

Mullis wusste sofort, dass er etwas Großartiges entdeckt hatte, und erzählte seiner damaligen Freundin umgehend, dass er dafür eines Tages den Nobelpreis verliehen bekommen werde. Als er jedoch den Kollegen bei Cetus, der Biotech-Company, für die er zu jener Zeit arbeitete, davon berichtete, zeigte niemand dort großes Interesse.

WER EINMAL SPINNT, DEM GLAUBT MAN NICHT

Vermutlich war es größtenteils Mullis’ eigener Fehler. Er war der Wissenschaftler mit den durchgeknallten Ideen. Aus ihm sprudelten so viele Beobachtungen hervor, dass die PCR-Idee in seinem ständigen Gerede unterging. Er war ein Mann, der über die Jahre behauptet hatte, Menschen sollten in der Lage sein, allein durch Willenskraft eine Glühbirne einzuschalten; er glaubte an Geister11; hielt Astrologie für eine Grundlagenwissenschaft, die in jeder Schule unterrichtet werden sollte; außerdem hatte er einmal zum Besten gegeben, eine Frau habe ihm das Leben gerettet, indem sie im Geiste Hunderte Meilen auf der »Astralebene« zurückgelegt habe, um ihm zu helfen, als er nach einer versehentlich eingenommenen Überdosis Lachgas sterbend auf seinem Schlafzimmerboden gelegen hatte.

Es gibt da so eine Tendenz, unkonventionelle Wissenschaftler wie Kary Mullis zu überhöhen. Sie wirken auf den ersten Blick wie aufregende Regelbrecher, deren Kapriolen eher zu exzentrischen Journalisten à la Hunter S. Thompson zu passen scheinen als zu typischen Wissenschaftlern. Mullis kann auf dem Papier sehr einnehmend wirken. In Wahrheit ging von ihm leider eine Gefahr aus. Seine öffentlich geäußerten Meinungen, insbesondere das Leugnen des Zusammenhangs zwischen HIV und AIDS, hatten einen derart großen Einfluss, dass man sich fragen könnte, ob nicht Hunderttausende Tote auf sein Konto gehen, nachdem seine Aussagen von Diktatoren in sogenannten Entwicklungsländern als Tatsachen verkauft wurden. Die unschöne Kehrseite der Medaille, da er andererseits so viele Leben gerettet hat.

Er war äußerst schwierig und unberechenbar – nachdem er den Nobelpreis verliehen bekommen hatte, vertrat er bei öffentlichen Auftritten die Meinung, Klimawandel sei nicht menschengemacht; außerdem sagt man ihm zahlreiche Affären, Drogenmissbrauch (er war ein Verfechter und regelmäßiger Konsument von LSD) und fragwürdige Praktiken nach – wie zum Beispiel das Verwenden von Nacktbildern von Frauen in seinen Präsentationen, wenn er wissenschaftliche Vorträge hielt. Nachdem er von dem früheren NFL-Star O. J. Simpson in dessen Verteidigungsteam gerufen worden war, um über DNA-Proben in dem berüchtigtem Mordprozess auszusagen, wurde er zu einer derart großen Belastung, dass man ihn wieder entließ. Der Grund für das Aufkündigen der Zusammenarbeit war, dass Simpsons Team Sorge hatte, er könnte ihren Mandanten in schlechtem Licht erscheinen lassen.

Das ist vermutlich auch der Grund, warum die PCR-Methode rund um die Welt bekannt geworden ist – der Name Kary Mullis hingegen nicht. Er war zu umstritten, um mit ihm zu werben. Ihn störte das allerdings nicht, schließlich wusste er, dass Ruhm wankelmütig ist. Er hatte die Höhen und Tiefen des Berühmtseins erfahren, als bekannt wurde, dass er den Nobelpreis verliehen bekommen würde. Wie er in seiner Autobiografie Dancing Naked in the Mind Field12 schreibt: »Am Morgen ist man auf den Titelseiten aller Zeitungen zu finden, und am Abend wird man bereits von den statistisch angenommenen 328716 Vögeln in ihren Käfigen vollgeschissen.«13

DAS A UND O DES GELDMACHENS

Mullis wurde nie ausreichend für die Erfindung der PCR-Technologie entlohnt. Gerade einmal einen Bonus von 10000 Dollar bekam er von seinem Arbeitgeber, der Firma Cetus, die seine Erfindung wenige Jahre später für 300 Millionen Dollar weiterverkaufte. Verbittert über die spärliche Bezahlung, versuchte Mullis aus seiner Erfindung anderweitig Kapital zu schlagen – am öffentlichkeitswirksamsten etwa durch die Gründung einer eigenen Schmuckkollektion für ein Unternehmen namens StarGene. Mithilfe der PCR-Methode wollte er Haarsträhnen verstorbener Prominenter verwenden, einzelne Gene vervielfachen und kleine Mengen DNA daraus in künstlichen Edelsteinen konservieren – diese sollten dann zu Ohrringen, Ringen, Halsketten, Uhren, Hundemarken et cetera verarbeitet und an die breite Öffentlichkeit verkauft werden.

Berichten der Los Angeles Times zufolge gelang der Start des Unternehmens gut, da Mullis es bewerkstelligte, die Rechte zur Extraktion der DNA aus Haaren von Elvis Presley, George Washington und Marilyn Monroe zu sichern. Das verdankte Mullis seinem fantastischen Haarhändler – einem Mann namens John Reznikoff, dem Besitzer der vermutlich größten Sammlung geschichtsträchtiger Haarproben berühmter Persönlichkeiten. In seiner Sammlung finden sich Strähnen von Beethoven, Napoleon Bonaparte, John Wilkes Booth und dem Mann, den er ermordete: Abraham Lincoln (von seinem Totenbett entnommen, ist dieses Exemplar besonders erwähnenswert, da Gehirnmasse daran klebte)14. Mullis zerstreute sofort jegliche Bedenken, er könnte mit seinem Unternehmen das Klonen ganzer Körper im Sinn haben, indem er den Nachlassverwaltern und Nachkommen der Verstorbenen zusicherte, für eine Wiederauferstehung der toten Persönlichkeiten sei die verwendete DNA-Menge viel zu gering.

Leider wurde das Projekt jedoch nie in die Tat umgesetzt, da sich die Herstellung des Schmucks als zu kompliziert und kostenintensiv herausstellte, weshalb Mullis seine ursprüngliche Idee abwandelte und dazu überging, Karten produzieren zu wollen, die DNA enthielten. Jede von ihnen sollte mit dem Porträt einer berühmten Persönlichkeit versehen werden, in einer kleinen Erhebung in dieser Karte befände sich zudem ein...

Erscheint lt. Verlag 1.8.2024
Mitarbeit Mitglied der Redaktion: Silvia Kinkel
Übersetzer Karolin Viseneber, Daniel Müller, Dejla Jassim
Zusatzinfo 30 Abbildungen (19 Fotos, 11 Illus, alles s/w),
Sprache deutsch
Original-Titel The Theory of Everything Else: A Voyage into the World of the Weird
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte 2024 • Aliens • coincidence • eBooks • Fakten • Faszinierende Fakten • Geister • Montessori • Neuerscheinung • Nobelpreisträger • NO SUCH THING AS A FISH • Novak Djokovic • Ringo Starr • Rudolf Steiner • Supernatural • Theorien • Titanic • tu youyou • Übersinnliches • Unerklärliches • Verrückt • Verschwörungstheorie • Wolfgang Pauli • Zufall • zukunft vorhersagen
ISBN-10 3-641-31714-2 / 3641317142
ISBN-13 978-3-641-31714-0 / 9783641317140
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