Die Magie der Gemeinschaft (eBook)

Was uns mit Tieren und künstlichen Intelligenzen verbindet
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
304 Seiten
Berlin Verlag
978-3-8270-8087-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Magie der Gemeinschaft -  Karsten Brensing
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Tierisch glücklich sein in einer komplexen Welt Trotz seiner mentalen Leistungsfähigkeit und des technischen Fortschritts ist der Mensch im Laufe der Evolution nicht gleichsam zufriedener geworden. Im Alltag handeln wir mehrheitlich wie Tiere: unbewusst und irrational. Bauchgefühl Selbst bei den beiden wichtigsten Lebensentscheidungen - Wer wird mein Lebenspartner und was soll ich werden? - verlassen wir uns lieber auf unser Bauchgefühl als auf unsre Ratio. Und das ist auch gut so. Doch wie gelingt es uns, mit unserem Steinzeitgehirn, das sich seit mehr als 100 000 Jahren nicht maßgeblich verändert hat, auf die modernen Lebensanforderungen mit KI & Co. zu reagieren? Das Tier in uns Karsten Brensing ist zwischen Technikbegeisterung und seinem Wissen um unsere biologischen Wurzeln im Tierreich hin- und hergerissen. Der technische Fortschritt ist nicht aufzuhalten und verspricht einen nie dagewesenen Wohlstand für alle. Doch wenn wir das Tier in uns nicht akzeptieren und freudig umarmen, laufen wir Gefahr, unglücklich zu werden. Als Biologe und Verhaltensforscher plädiert Brensing dafür, das Tier in uns zu respektieren. Erst dann werden wir ertüchtigt für die technologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit und für ein glückliches Leben. 

Karsten Brensing ist Meeresbiologe und Verhaltensforscher. Nach seiner Promotion war er zehn Jahre wissenschaftlicher Leiter des Deutschlandbüros der internationalen Wal- und Delfinschutzorganisation WDC und arbeitete als Berater für die europäische Kommission, verschiedene deutsche Ministerien und Ämter und für Umwelt- und Tierschutzorganisationen. Sein Buch Das Mysterium der Tiere (Aufbau 2017) wurde in mehrere Sprachen übersetzt und stand über Wochen auf der Bestsellerliste. Sein erstes, 2019 erschienenes Kinderbuch Wie Tiere denken und fühlen wurde 2019 Wissensbuch des Jahres und gewann den Umweltpreis der Kinder und Jugendliteratur. Er ist in den Medien präsent, u. a. immer wieder Gast in Talkshows, und er moderierte 2019 die WDR Talkshow Das Tier in dir.

Karsten Brensing ist Meeresbiologe und Verhaltensforscher. Nach seiner Promotion war er zehn Jahre wissenschaftlicher Leiter des Deutschlandbüros der internationalen Wal- und Delfinschutzorganisation WDC und arbeitete als Berater für die europäische Kommission, verschiedene deutsche Ministerien und Ämter und für Umwelt- und Tierschutzorganisationen. Sein Buch Das Mysterium der Tiere (Aufbau 2017) wurde in mehrere Sprachen übersetzt und stand über Wochen auf der Bestsellerliste. Sein erstes, 2019 erschienenes Kinderbuch Wie Tiere denken und fühlen wurde 2019 Wissensbuch des Jahres und gewann den Umweltpreis der Kinder und Jugendliteratur. Er ist in den Medien präsent, u. a. immer wieder Gast in Talkshows, und er moderierte 2019 die WDR Talkshow Das Tier in dir.

I. Unseren tierischen Wurzeln auf der Spur


Schon wieder ein Update, denke ich zähneknirschend und drücke auf »Aktualisieren«. Zum x-ten Mal ärgere ich mich über die Sekunden der Umgewöhnung und Unsicherheit. Doch ob es mir gefällt oder nicht, so wie unsere elektronischen Begleiter ist auch unser Sozialleben permanenten Veränderungen unterworfen. Ich suche Stabilität und Verlässlichkeit und bekomme Ungewissheit. Doch warum freue ich mich über manche Veränderungen, und warum machen mir andere Angst oder ärgern mich?

Mit der künstlichen Intelligenz (KI) wird die wichtigste menschliche Domäne, unser Sozialleben, eine nie da gewesene Umwälzung erleben. Wenn KI alles besser kann als wir und selbst Ärzte und Juristinnen wie auch Mütter und Väter nur noch die Vorschläge ihrer KIs ausführen, dann werden die Wertesysteme aller Kulturen infrage gestellt.

Wie kann uns das Wissen über unsere Biologie bei dieser Herausforderung helfen, wie können wir als soziale Wesen einer Pandemie der Einsamkeit begegnen, und wie können wir komplexe Systeme durchschauen? Dies sind die Fragen, die uns in diesem Buch beschäftigen werden.

Trotz aller scheinbaren Widersprüche will dieses Buch versöhnen: Natur mit Technik, Mensch und Tier, Steinzeitgehirn und Cyborg, Frau und Mann und nicht zuletzt unser junges mit unserem erwachsenen Ich. Wir werfen auch einen Blick auf das Spirituelle, wo nicht immer alles erklärt werden kann, wo alles miteinander verwoben und eins ist. Dem gegenüber steht die Wissenschaft, wo alles scharf voneinander getrennt und in seinen Einzelteilen verstanden werden muss. Beides existiert in jedem von uns und ist viel weniger unversöhnlich, als wir glauben. Um dies alles in Einklang zu bringen, werfen wir einen Blick zurück auf unsere tierischen Wurzeln und nach vorn in eine Welt, in der wir womöglich ewig leben und die wir mit starken künstlichen Superintelligenzen teilen werden. Ich weiß, das klingt wie Science-Fiction, und doch werden vermutlich viele Leserinnen und Leser genau das noch erleben.

Begonnen hat es natürlich mit mir selbst. 2018 hat mich das Märchen »Die Prinzessin und der Fuchs« der Gebrüder Grimm kalt erwischt. Ich hatte gerade meinen Durchbruch als Sachbuchautor und sollte schon zum alten Eisen gehören, denn das Märchen hatten nicht die Gebrüder Grimm, sondern ein Computer geschrieben. Von diesem Moment an klebte ich an dem Thema. Was erwartet mich als Autor in einer Welt, in der Computer genauso überzeugende Texte schreiben wie Menschen? Auf welche sozialen Veränderungen muss ich mich einstellen, und vor allem: Was soll ich meinen Kindern beibringen? Letztere Frage ist für mich und meine Frau besonders wichtig, denn wir können die Verantwortung nicht auf eine Schule abschieben. Wir leben und schreiben auf einem Segelboot und befinden uns auf einer Weltreise. Für unsere heute elfjährigen Zwillinge sind wir somit nicht nur Eltern, sondern auch Lehrer.

Als Verhaltensbiologe versuche ich, möglichst wenig anthropozentrisch zu sein, und lege daher weniger Gewicht auf Philosophie und Psychologie als auf die Biologie. Meist lassen sich dadurch komplizierte menschliche Verhaltensweisen sogar einfacher beschreiben und besser verstehen.

Ein Beispiel: Über unser Bewusstsein wird vermutlich philosophiert und gestritten, seitdem die Menschheit denken kann. Für die einen ist unser Bewusstsein untrennbar mit einer Seele verbunden, für andere ist es ein Grundelement der Natur, ähnlich der Zeit oder der Materie. Völlig unbeachtet von der Öffentlichkeit und der breiten Wissenschaft hat ein kleines Team Bostoner Ärzte 2022 eine Theorie veröffentlicht, die das Bewusstsein und alle damit verbundenen Phänomene auf eine extrem einfache biologische Art und Weise erklärt. Ihrer Meinung nach ist das Bewusstsein ein Teil unseres biografischen Gedächtnisses und der Bewusstseinsstrom eine Erinnerung, die der Realität ein paar Hundert Millisekunden hinterherhinkt (→ Selbstkontrolle und der eigene Wille).

Für unser Gehirn und unser Denken ist nicht nur das Verständnis des Bewusstseins möglich, nein, wir können sogar das ganze Universum erfassen. Trotzdem steuern unbewusste tierische Verhaltensmuster den größten Teil unserer Entscheidungen und unseres Soziallebens. Doch diese Verhaltensmuster sind in unserer komplexen Welt hoffnungslos überfordert. Das Ergebnis: Trotz Wohlstand und technischen Fortschritts werden wir nicht glücklicher, und manche unserer Verhaltensmuster führten und führen zu globalen Katastrophen.

Mein Fokus liegt daher auf den unumstößlichen biologischen Grundlagen unserer Natur und Existenz: Was sind die ursächlichen Gründe für Glück? Was befriedigt uns nachhaltig? Können wir überhaupt Freundschaft mit künstlichen Intelligenzen schließen, und ist diese vielleicht sogar besser als eine echte Freundschaft? Wie weit dürfen wir uns von unserem natürlichen Lebensraum entfernen, und wie lebt der Mensch eigentlich artgerecht? Was ist besser: eine Höhle im Wald oder eine Raumstation auf dem Mars? Für viele Eltern ist die Antwort klar: Sie wollen zumindest, dass ihre Kinder artgerecht aufwachsen.[1]

 

Seit Generationen unterscheiden wir zwischen dem instinktgesteuerten Tier und dem rational denkenden und handelnden Menschen. Doch jahrzehntelang haben Wissenschaftler den Instinkt gesucht und nicht gefunden, und dass wir rational denken und handeln, ist die Ausnahme, wie man am Zustand der Welt und unzähligen wissenschaftlichen Untersuchungen erkennen kann (→ Irrationale Entscheidungen). Trotz all unseres Wissens gilt nur eines als wirklich sicher: Egal ob die Natur oder wir dafür verantwortlich sind, die Welt ändert sich, und wir müssen irgendwie damit zurechtkommen. Zum Glück sind sowohl unser Gehirn als auch unser Körper extrem anpassungsfähig, und es muss schon viel geschehen, bevor wir überlastet sind und versagen. Ist dieser Punkt erreicht, gibt es keine Fragen mehr, denn dann ist klar, dass wir unser Verhalten ändern müssen. Viel wichtiger ist es aber, schon vorher die Signale zu erkennen. Gibt es eine Formel: Leben wir artgerecht, sind wir glücklich? Fest steht, weichen wir von dieser Formel ab, reagiert unser Körper mit Unwohlsein und startet Millionen Jahre alte Steuerungsmechanismen, die alle nur eines wollen: glücklich sein.

Doch bitte verwechseln Sie dieses Buch nicht mit einem Glücksratgeber. Ich bin weder Psychologe noch Therapeut und werde keine Empfehlungen geben. Aber ich möchte Ihnen die Grundlagen für verschiedene psychologische Phänomene aus Sicht der Biologie und der evolutionären Psychologie nahebringen. Natürlich hoffe ich, dass Sie daraus für Ihr eigenes Leben einen möglichst großen Nutzen ziehen und künftig Ihre Entscheidungen mit einem tieferen Verständnis der ursächlichen Mechanismen fällen. Wenn es mir gelingt, Ihnen plausibel zu machen, dass die Abwesenheit von Glücksgefühlen und die damit verbundenen negativen Gefühle nur ein uralter biologischer Mechanismus sind, dann bin zumindest ich glücklich. Letztlich wollen schlechte Gefühle ein Verhalten anregen, das Sie aus einer unangenehmen Situation herausführt.

Grundvoraussetzung für den Erkenntnisprozess ist aber das schmerzhafte Eingeständnis, dass wir Menschen nichts Besonderes sind. Zumindest nicht im biologischen Sinne: Wir gehören zu den Trockennasenaffen, einer kleinen Untergruppe der Primaten, und von unseren nächsten Verwandten, den Menschenaffen (Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans), trennen uns nur wenige Gene. Auch wenn wir mit unseren nahen Verwandten viele äußere Merkmale teilen, unser Inneres – also wie wir denken und fühlen – hat sich lange vor den ersten Menschenaffen entwickelt. Haben wir das akzeptiert, verstehen wir, warum es unserem Steinzeitgehirn, das tatsächlich lange vor der Steinzeit entstanden ist, manchmal schwerfällt, mit unserer gesellschaftlichen und technologischen Entwicklung Schritt zu halten, und warum uns unsere eigenen Entscheidungen oft unglücklich machen. Leider bekommen wir viele der Fehleinschätzungen gar nicht mit, doch mit ein bisschen Wissen und Aufmerksamkeit können wir große Veränderungen für unser Leben bewirken. Aus diesem Grund sollten wir das Tier in uns nicht nur akzeptieren und respektieren, nein, wir sollten es freudig umarmen und lieben. Am Ende des Buches hoffe ich, dass diese ganze verrückte Welt ein wenig mehr Sinn für Sie ergibt.

Savannenglückstheorie


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Erscheint lt. Verlag 27.6.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Naturwissenschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte AI • Anthropologie • ChatGPT • Digitale Welt • Evolution • KI • Künstliche Intelligenz • lime • Mysterium der Tiere • Shap • Sozialleben • starke ki • Steinzeitgehirn • Tiere und Menschen • Verhaltensabhängigkeit • Verhaltensbiologie • Verhaltensforscher • Verhaltensforschung
ISBN-10 3-8270-8087-8 / 3827080878
ISBN-13 978-3-8270-8087-5 / 9783827080875
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