Das Schul-Drama (eBook)

... und wie wir unsere Kinder für die Zukunft stärken | Mit einem Vorwort von Dr. Gerald Hüther
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2024 | 1. Auflage
192 Seiten
bene! eBook (Verlag)
978-3-96340-286-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Schul-Drama -  Margret Rasfeld,  Ute Puder
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Fast 40 Jahre lang arbeitete Margret Rasfeld als Lehrerin, leitete zwei Jahrzehnte Schulen. Und von Ruhestand kann bei ihr heute keine Rede sein. Leidenschaftlich kämpft sie zusammen mit Ute Puder mit diesem Buch dafür, das Schulwesen so zu verändern, dass alle Kinder die in ihnen schlummernden Potenziale entfalten und mit Freude lernen können. Mit einem Vorwort von Dr. Gerald Hüther.  Stress, Überforderung, Angst vor schlechten Noten. Zu wenig Erfolgserlebnisse, viel Frust und kaum eine Perspektive, dass es besser wird. Das sind Stichworte aus Briefen von Schülerinnen und Schülern, die für Margret Rasfeld und Ute Puder den Anstoß gaben, dieses Buch zu schreiben.  »Ich weiß nicht, wie viele Eltern, aber auch verzweifelte und ausgelaugte Lehrkräfte angesichts der gegenwärtigen Situation in so vielen Schulen noch ruhig schlafen können. Dazu gibt es keine Umfragen, wahrscheinlich deshalb, weil dann allzu offensichtlich und unabweisbar würde, wie groß das Drama ist, das ihre Kinder dort erleben. Als Drama bezeichnen wir eine Theateraufführung immer dann, wenn das Ergebnis einer Handlung noch Auswege zulässt, wenn also noch Hoffnung besteht. Margret Rasfeld und Ute Puder machen Hoffnung: Es ist möglich, doch noch die Kurve zu kriegen. Für unsere heranwachsenden Kinder und Jugendlichen wäre das ein Segen. Denn so, wie es nun schon seit Jahren ist, kann es nicht weitergehen. In diesem Buch wird nicht über die Schule gemeckert, sondern ihr Neubau vom Fundament aus beschrieben.« Dr. Gerald Hüther

Margret Rasfeld,Jahrgang 1951, wirkte fast 40 Jahre als Lehrerin, in der Lehrerfortbildung und zwei Jahrzehnte als Schulleiterin. Als Bildungsinnovatorin und Beraterin setzt sie sich auch heute auf unterschiedlichen Ebenen für eine Neuausrichtung der Schulbildung ein. Die Evangelische Schule Berlin-Zentrum, die sie viele Jahre geleitet hat, gilt weltweit als Prototyp für den nötigen Paradigmenwechsel. Um Schulen bei der Transformation zu unterstützen, gründete Rasfeld 2012 gemeinsam mit Stephan Breidenbach und Gerald Hüther die Initiative »Schule im Aufbruch«. Diese wurde 2023 von der deutschen UNESCO-Kommission und dem Bundesbildungsministerium mit dem »Nationalen Preis - Bildung für nachhaltige Entwicklung« sowie mit dem »Team-Sonderpreis ?Hand in Hand?« beim EMOTION AWARD ausgezeichnet. www.margret-rasfeld.de

Margret Rasfeld,Jahrgang 1951, wirkte fast 40 Jahre als Lehrerin, in der Lehrerfortbildung und zwei Jahrzehnte als Schulleiterin. Als Bildungsinnovatorin und Beraterin setzt sie sich auch heute auf unterschiedlichen Ebenen für eine Neuausrichtung der Schulbildung ein. Die Evangelische Schule Berlin-Zentrum, die sie viele Jahre geleitet hat, gilt weltweit als Prototyp für den nötigen Paradigmenwechsel. Um Schulen bei der Transformation zu unterstützen, gründete Rasfeld 2012 gemeinsam mit Stephan Breidenbach und Gerald Hüther die Initiative »Schule im Aufbruch«. Diese wurde 2023 von der deutschen UNESCO-Kommission und dem Bundesbildungsministerium mit dem »Nationalen Preis – Bildung für nachhaltige Entwicklung« sowie mit dem »Team-Sonderpreis ›Hand in Hand‹« beim EMOTION AWARD ausgezeichnet. www.margret-rasfeld.de Ute Puder, Diplom-Designerin, Regisseurin und Projektentwicklerin, Jahrgang 1962, initiiert seit vielen Jahren künstlerische Interventionen im öffentlichen Raum, die sich mit notwendigen Veränderungsprozessen in der Gesellschaft auseinandersetzen. Als Unterrichtende an der Johanniter-Akademie erlebte sie hautnah die Verzweiflung und Verlorenheit vieler junger Menschen. 2022 lernte sie Margret Rasfeld kennen, die ihr von 70 erschütternden Briefen erzählte, die Schüler:innen an einem Leipziger Gymnasium veröffentlicht hatten. Sofort war klar: Wir laden diese Schüler:innen ein, um zu reden. Nach spontaner Gründung der 11 Rebell:innen entstand das RealLabor Friedliche Bildungsrevolution im Zentrum Leipzigs.

Warum wir dieses Buch schreiben?


Ist das normal? Dass Kinder eine 40-Stunden-Schul-und-Hausaufgaben-Woche haben? Ist es normal, dass sie stillsitzen müssen und wir ihren Bewegungsdrang einschränken? Ist es normal, dass wir Kinder einem 45-Minuten-Takt unterwerfen und sie immer durch eine Klingel aus ihren Lernprozessen reißen? Ist es normal, dass wir Kinder durch Prüfungen, Tests und Abfragen unter Dauerstress setzen, sie ängstigen und in ihrem Selbstwert schwächen? Ist es normal, dass wir sie langweilen mit Lehrplänen, die nicht ihren Interessen und Wünschen entsprechen? Ist es normal, dass für das, was sie interessiert und bewegt, keine Zeit ist, weil immer nur vom Stoff die Rede ist, der durchgenommen werden muss? Dass dadurch die Begeisterung am Lernen, dass die Neugier verloren geht, weil Kinder und Jugendliche nicht eigenen Fragen nachgehen dürfen? Wie normal ist es, dass Kinder vor den Zeugnissen Angst haben, Angst haben, nach Hause zu gehen, weglaufen oder sich selbst verletzen, um auf ihre Not aufmerksam zu machen? Dass vor den Zeugnissen in den Zeitungen steht, welche Beratungsstellen es gibt, weil sich manche sogar in ihrer Verzweiflung das Leben nehmen wollen?

 

Treten wir heraus aus dem Hinnehmen, Erdulden und Erleiden. Sprechen wir Missstände an. Aussprechen macht Probleme sichtbar und bearbeitbar. Aussprechen befreit. Es ist an der Zeit, dass wir aus der Gleichgültigkeit heraustreten und Anwälte für die Rechte der Kinder werden.

Wir wollen mit diesem Buch aufrütteln, die Herzen bewegen, Zusammenhänge aufzeigen, zum Handeln inspirieren, zum Haltungswandel in Schule und Gesellschaft ermutigen.

 

Wie kommt es dazu, dass eine ehemalige Schulleiterin und eine Künstlerin gemeinsam ein Buch schreiben? Ausgangspunkt sind siebzig Briefe von Schüler:innen eines Gymnasiums. Alles leistungswillige und leistungsstarke Jugendliche. Die Schule war schon vor Covid für sie stressig, aber sie haben das weitgehend weggesteckt und sind mitgelaufen im Hamsterrad der Bestnotenerbringung. Dann kam der Lockdown. Viele Jugendliche kamen anschließend psychisch angeschlagen in die Schule zurück, und es erwarteten sie Stoff nachholen, Stoff nachholen, Stoff nachholen und Tests, Tests, Tests. Die Lehrer:innen wollten und brauchten Noten. Die Jugendlichen lieferten.

»Ja, ich habe einen Durchschnitt von 1,0 geschafft. Ich habe zehn Stunden am Tag dafür gelernt, auch an jedem Wochenende. Und ich habe dafür Angst, Panik, und Zusammenbrüche in Kauf genommen.« (Schülerin, 15 Jahre)

»Manchmal möchte ich heulen. Vor Verzweiflung und diesem tagtäglichen Stress und Druck und Klassenarbeiten und Hausaufgaben. Gerne würde ich mal so richtig laut schreien. Einfach nur schreien. Ich würde mich besser fühlen. Doch ich schreie nicht. Ich fühle mich alleine. Niemand versteht mich richtig. Niemand bemerkt meinen Schmerz, niemand.« (Schülerin, 17 Jahre)

 

Im Dezember 2021, als Leolo, Schüler einer 10. Klasse, noch spätabends für eine Arbeit am nächsten Tag lernte, floss alles, was sich angestaut hatte, aus ihm heraus. Er fragte sich: »Wieso sitze ich hier um Mitternacht noch – ausgelaugt, extrem fertig und verzweifelt?« Leolo nahm sein Handy und tippte einen Text in seine Notiz-App: »Ich hätte gern mein Leben zurück. Meine Zeit und die glücklichen Momente, die ich mit tollen Menschen haben könnte. So viel für nichts. Stattdessen ist mein Leben Schulqual, Vorbereitung bzw. Nachbereitung der Schulqual und Schulqual verdrängen mit Scheiß, den ich mir auf YouTube und Co antue. Für viel mehr ist nichts übrig – weder Zeit noch Kraft. Wofür? …

Wie konnte so etwas Tolles wie Wissensbereicherung zu so etwas Furchtbarem wie das Schulsystem mutieren? Das, was Chancen aufzeigen, aufbauen, Gerechtigkeit schaffen, Leben formen, Persönlichkeiten schaffen, Mut machen, Probleme lösen könnte, zerstört Leben und kriminalisiert Fehler. … Und das Schlimmste ist, dass es normal ist. Zu leiden wird normalisiert. Niemand kritisiert es. Und wer es tut, der nervt. Er soll sich doch einfach fügen. Machen ja schließlich alle so. Was wir nicht verstehen, ist, dass wir in der Mehrheit sind. Wir haben die Macht zu ändern, was uns nicht recht ist. Wir sind nur schon zu müde, ausgelaugt und kaputt, schon zu tief drin, um das zu realisieren. Ich kann nicht mehr.«

Leolo schickte den Frusttext an seinen Freund. Betreff: Das denke ich gerade. Der Freund war auch noch wach und am Lernen. Als er den Text las, verstand er sofort, was Leolo meinte und spürte: Mir geht es ja auch so. Der Brief landete im Schüler:innenrat. Josi, die Schulsprecherin, lud Leolo ein. Als dieser seinen Brief vorlas, waren alle still, minutenlang. Einige weinten.

Endlich hatte jemand Worte für Gefühle gefunden, die viele umtrieben. Sie beschlossen: Wir rufen dazu auf, Briefe zu schreiben, wie es uns wirklich geht. Und dann kam die Angst. Dürfen wir das? Oder bekommen wir dann schlechte Noten? Die Schulleiterin hat als Schlüsselperson den jungen Menschen Mut gemacht und signalisiert: Ich stehe hinter euch. Bitte schreibt, wie es euch geht. Das ist wichtig. Und dann hingen im Schulflur 5, 10, 15, 20, 30, 50, 70 Briefe.

 

Die Briefe haben uns, Ute und Margret, zutiefst erschüttert. Diese Briefe sind Zeugnisse – eine innere schmerzliche Zeugenschaft. Die Briefe haben uns ins Herz getroffen. Es war zu der Zeit, als die Zeitungen voll waren von Meldungen, wie schlecht es den Kindern und Jugendlichen psychosozial geht. Für uns war klar, es braucht keine weiteren Studien, es muss gehandelt werden. WIR müssen sofort handeln. So luden wir Jugendliche aus dem Schüler:innenrat zu uns nach Hause ein. Beim ersten Treffen waren wir elf Personen. So gaben die Jugendlichen der Gruppe den Namen 11 Rebell:innen.

Am Ende der Sommerferien hatten sie den Mut, mit dem Motto Schule macht uns krank in der Leipziger Innenstadt zu demonstrieren. Sie standen vor dem Rathaus und lasen mit Megafonen ihre Briefe vor. Es war viel Presse da. Später fuhren sie mit Lastenrädern durch die Stadt und diskutierten auf öffentlichen Plätzen mit Bürger:innen. Manchmal bekamen sie Bemerkungen ab wie »die Jugend von heute will nichts mehr leisten«, doch viele Menschen sind nachdenklich geworden und haben sehr ernsthaft mit den Jugendlichen diskutiert. Eltern dachten: »Wie geht es meinem Kind wirklich – das habe ich es tatsächlich noch nie gefragt.« Die Jugendlichen waren mehrfach im Fernsehen und prominent in der Presse. Wir beschlossen, ein RealLabor Friedliche Bildungsrevolution zu gründen, und arbeiteten intensiv daran. Im Oktober 2023 war es so weit. Das RealLabor hatte einen realen Raum und wurde eröffnet. Es ist ein großer, offener Vertrauens-Raum mitten in der Innenstadt, für jeden einsehbar. Ein Raum, der den Schmerz der Kinder in die Öffentlichkeit trägt und der Kristallisationsort für den Wandel ist. Später schrieben uns Eltern und Pädagog:innen, Studierende und weitere Schüler:innen aller Schulformen, wie es ihnen wirklich geht, angeregt durch die Briefe der Jugendlichen, die wir veröffentlicht haben.

 

Das RealLabor steht für den Haltungswandel, den es jetzt dringend braucht, für einen Paradigmenwechsel im System Schule. Nichts macht das so deutlich wie die Stimmen der jungen Menschen, die in ihrer wichtigen Entwicklungszeit Tausende Stunden in der Schule verbringen; mit Hausaufgaben geht es nachmittags, abends und am Wochenende weiter. Und so, wie es vor 1989 in der DDR Orte der freien Zusammenkunft und Zukunftsplanung gab, um das diktatorische System DDR friedlich zu beenden, so braucht es heute Reallabore und Zukunftsschulen, Zukunftsministerien, Bildungslandschaften und Achtsamkeitsthemen in Schulen – mit mutigen Menschen, die das System Schule radikal, an die Wurzel gehend, verändern.

 

Die Briefe haben uns, Margret und Ute, Bildung und Kunst, zusammengebracht. Es war ein Kairos-Moment. Ein großes Danke an den Mut der jungen Menschen!

 

»Wer sind wir? Wir sind Gefangene des Bildungssystems. Und genau das wollen wir ändern.

Zu elft haben wir die friedliche Bildungsrevolution ins Leben gerufen, die jetzt in vollem Gange ist. Gemeinsam revolutionieren wir besagtes Bildungssystem, das uns alle zerstört, bevor wir erwachsen sind. Was wollen wir?

Wir wollen leben und nicht existieren.

Wir wollen wir sein und nicht so, wie ihr wollt.

Wir wollen Praxis statt Theorie.

Wir wollen Empathie statt Entfremdung.

Wir wollen Individualität statt Verallgemeinerung.

Wir wollen auch weinen und nicht nur funktionieren.

Wir wollen Zusammenarbeit statt Konkurrenz.

Wir wollen Vertrauen statt Angst.

Wir wollen und wir dürfen das auch.

Wir haben Rechte und wollen diese an Schulen integrieren!«

Schüler:innen,...

Erscheint lt. Verlag 4.11.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Bildung für die Zukunft • Bildungsauftrag • Bildungspolitik • Bildungspolitik in Deutschland • Bildungssystem der Zukunft • Fit für die Zukunft • frei day margret rasfeld • Generationenvertrag • Gesellschaftlicher Wandel • gesellschaftliche Transformation • Gesellschaftswandel • Jugend zukunftsfähig • Junge Generation • Kritik am Bildungssystem • Kritik Bildungssystem • Kritik Schulsystem • Margret Rasfeld • ratgeber bücher • Ratgeber für Eltern • sachbücher 2024 • Sachbuch Neuerscheinungen 2024 • Schule der Zukunft • Schulpolitik • Schulratgeber • Schulsystem Deutschland • schulsystem deutschland kritik • schulwesen deutschland • Schwächen Bildungssystem • Transformation bewältigen • Wie kann gesellschaftlicher Wandel gelingen? • zukunftsfähige Jugend • Zukunftsfähigkeit
ISBN-10 3-96340-286-5 / 3963402865
ISBN-13 978-3-96340-286-9 / 9783963402869
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