Die Kinderdolmetscherin -  Claudia Schwarzlmüller

Die Kinderdolmetscherin (eBook)

Spiegel-Bestseller
Was dein Kind fühlt, denkt und wie du damit umgehst
eBook Download: EPUB
2024
320 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491882-2 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
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Lass dir dein Kind von der Kinderdolmetscherin »übersetzen« - dann wird Erziehung zum Kinderspiel Die Zeit, die wir mit unseren Kindern verbringen, kann so schön, lebendig und inspirierend sein. Kommt die Erziehung ins Spiel, hat der Spaß schnell ein Ende. Die Diplom-Psychologin Claudia Schwarzlmüller bricht mit dem üblichen Ratgeber-Stil, indem sie ein Kind namens Alex seine Entwicklung vom Baby bis zum Schulkind durchleben lässt. Aus Alex´ Sicht erfährt man die Welt und bekommt so ganz ohne erhobenen Zeigefinger ein Gefühl für die Wahrnehmung eines Kindes. Dadurch wird Eltern ein umfassender Einblick in alle Entwicklungsbereiche wie Denken, Spielen, Beziehungen, Bewegung und Sprechen des jeweiligen Entwicklungsalters ihres Kindes eröffnet. Auf entspannte und auch unterhaltsame Weise wird hier das Verhalten des Kindes von einer Kinderdolmetscherin »übersetzt«. Zusätzlich erhalten Eltern mit dem seit Jahrzehnten weltweit bewährten Konzept der Leitungs- und Folgemomente einen Ansatz für die Erziehung, der leicht verständlich und konkret im Alltag umsetzbar ist.

Claudia Schwarzlmüller (*1970) begleitet seit 20 Jahren als Diplom-Psychologin für Kinder und Jugendliche Familien und Pädagogen in ihrem Leben und ihrer Arbeit mit Kindern. Sie verfügt über jahrzehntelange Erfahrungen im Kinderbereich von Kinderpsychiatrie bis Kita und hat diverse Fort- und Weiterbildungen, unter anderem in Kommunikation und Videointeraktionsanalyse, absolviert. In den sozialen Medien besitzt die Kinderdolmetscherin mit ihren praxisorientierten Methoden das Vertrauen einer großen und stetig wachsenden Community.

Die Entwicklung mit 6 bis 12 Monaten


Denken und Spielen


Alex ist eine wirklich sehr gute Wissenschaftlerin. Sie möchte mit großer Offenheit, ohne Vorurteile, begeistert und unermüdlich einfach alles über ihre Welt erfahren. Mit einigen Physikkenntnissen, wie dem Wissen über die Schwerkraft, ist sie schon auf die Welt gekommen. Aber in diesen Monaten legt sie los und erarbeitet sich ihr Wissen über die Welt durch Experimente.

Wie genau fallen Gegenstände nach unten? Einige machen ein Geräusch auf dem Boden, andere nicht – interessant! Sie wirft einen Gegenstand und lauscht … in der Küche klingt das lauter als in ihrem Bett. Wo ist hier der Unterschied?

Alex haut interessiert einen Löffel gegen den Tisch und will das dann mit einem Becher probieren oder allem anderen, was sie erreichen kann. Sie macht das sehr oft und stellt dadurch fest: Feste Dinge gehen nicht durch andere feste Dinge hindurch. Egal, wie doll sie haut. Aha. Flüssige Dinge gehen hingegen an anderen Sachen vorbei, so wie Wasser an ihrer Hand, und das läuft ganz schnell und manchmal überallhin. Soso. Wovon hängt das alles ab und wie kann man es beeinflussen? Wenn sie ihre Hand unter dem Wasserhahn am Waschbecken rund macht, geht das Wasser plötzlich in eine ganz andere Richtung. Und manchmal fängt dann ein Erwachsener an, laut zu sprechen und Tücher zu holen. Der Boden ist plötzlich nass. Hatte das etwas mit ihr zu tun?

Alex muss diese Dinge für ihre Gehirnentwicklung herausfinden, sie bilden die Grundlage für ihr weiteres Leben. Ohne diese Experimente kann sie später keine weiterführenden Schlüsse ziehen und sich nicht kompetent in der Welt bewegen. Ihre Gehirnbahnen vernetzen sich wie verrückt, aber nur durch ihr Tun. Sie muss Dinge im wahrsten Sinne des Wortes »be-greifen«, damit die Vernetzung gut funktioniert.

Die Augen setzt sie ab dem siebten Monat verstärkt ein. Jetzt wird ein Gegenstand auch ausführlich von allen Seiten betrachtet, bevor sie ihn betastet, vielleicht an der Unterlage reibt, gegen etwas haut – und dann wegwirft. Wenn Mama oder Papa dann sagen: »Hör auf mit dem Werfen«, ist sie höchst erstaunt und würde am liebsten sagen, dass das zum Verständnis dringend notwendig ist und man doch ihren intermodalen Wahrnehmungsprozess bitte nicht stören soll.

Sie nutzt auch nach wie vor den Mund zum Entdecken, denn mit Zunge und Lippen kann sie sich eine gute räumliche Vorstellung von dem Gegenstand bilden. Spannenderweise kann sie später die Gegenstände mit den Augen wiedererkennen, wenn sie sie mit dem Mund untersucht hat.

Manchmal finden ihre Eltern das anstrengend, weil sie ja gleichzeitig auf die Hygiene achten müssen, und fragen sich, warum Alex wirklich alles in den Mund nehmen muss. Hier würde Alex gerne antworten: »Hey, für mich ist halt alles neu. Ich entdecke noch bis ich achtzehn Monate alt bin mit meinem Mund, und zusätzlich nehme ich meine Hände zum Erkunden. Zumindest das mit den Händen machen alle Menschen bei neuen Gegenständen. Ihr habt in jedem Museum Schilder mit der Aufschrift ›Bitte nicht anfassen!‹ aufgehängt, weil der Drang nach Anfassen bei neuen Dingen so stark ist.«

Durch ihre Experimente stellt sie im Laufe der Monate immer mehr Zusammenhänge her, und ihr Gehirn beginnt, Kategorien zu bilden: Es gibt Menschen, es gibt Tiere, es gibt unbelebte Gegenstände. Okay. Wenn etwas lebt, merkt man das daran, dass es auch einen Geruch hat und Geräusche macht und sich bewegt. Gut. Verstanden.

Alles, was Räder hat, ist für Alex ein Auto, alles, was vier Beine hat, ist ein Hund. Mama sagt aber zu dem Hund von Oma immer Timmy, und Timmy schnurrt und miaut. Wenn sie einen anderen Timmy auf der Straße sehen, sagt Mama »Katze« dazu. Es gibt oft »Katze«, aber nur einmal Timmy. Hm. Sehr kompliziert. Wie hängt das zusammen? Ist »Katze« eine eigene Kategorie und etwas anderes als ein Hund? Das muss sie weiter erforschen und ihre Kategorien im Laufe der Zeit immer weiter ausdifferenzieren.

Alles muss raus!

Sobald sie sich durch Rollen, Robben oder Krabbeln bewegen kann, erforscht sie einen größeren Radius. Sie macht Türen auf und zu, auf und zu, auf und zu – immer wieder. Schubladen auf und zu, auf und zu … das geht anders als die Tür, hier muss man mit Kraftaufwand schieben und ziehen. Oder sie drückt immer wieder auf eine Taste oder einen Lichtschalter. Gibt es immer denselben Effekt? Sie will das Prinzip dahinter verstehen. Man kann den Mülleimer mit einer Taste öffnen, geht das beim Windeleimer auch? Sie räumt auch Bücher aus dem Regal, zieht Wäsche aus Schränken oder räumt Schubladen aus. Sie übt dadurch ihre Motorik und lernt etwas über Raum-Lage-Beziehungen – Dinge können sogar in anderen Dingen drin sein. Sehr spannend! Kann man die rausholen? Wie geht das? Und geht es jeden Tag wieder? Sie versucht, Schlüsse aus ihren Experimenten zu ziehen, und forscht unermüdlich weiter. Experimente müssen sehr oft wiederholt werden, bis man ganz sicher sein kann.

Jan und Julia haben gelesen, dass ihr Ausräumen noch nichts mit bewusstem »Unordnung machen« zu tun hat. Sie zeigen Alex, dass man danach auch wieder einräumt, und Alex schafft es manchmal schon, ein einzelnes Stück oder zwei wieder einzuräumen. Aber manchmal räumt sie es direkt danach wieder aus. Sie versteht das Konzept überhaupt nicht. Wieso ist es wichtig, ob eine Sache da liegt oder da? Und wieso sollen Gegenstände überhaupt liegen, die sind doch dazu da, dass man etwas mit ihnen macht, oder etwa nicht? Wenn sie herumliegen, auch gut, dann kann man beispielsweise üben, wie man an etwas herankommt, was hinter etwas anderem liegt. Also wo ist das Problem?

Alex möchte einfach niemals mit etwas »fertig werden« und »ihre Ruhe haben«, sie möchte die ganze Zeit etwas tun. Alex muss sich entwickeln, ihr Terminkalender ist voll durchgetaktet, Pausen sind kaum eingeplant. Es geht mit Volldampf in die Entwicklung!

Für diese Phase räumen Alex’ Eltern die Wohnung etwas um, alles Ungefährliche kommt nach unten und zerbrechliche Dinge nach oben. Nun liegen für Alex Schüsseln, Töpfe, Plastikdeckel, Löffel, alte Zeitschriften, Socken, Wäsche und andere spannende Dinge zum Erforschen bereit.

Es ist ja noch da!

Alex hat irgendwann in diesen Monaten einen entscheidenden Schritt gemacht, den man als »Objektpermanenz« bezeichnet. Sie weiß jetzt, dass Sachen und Personen, die sie nicht mehr sieht, trotzdem noch da sind. Das ist eine wichtige Fähigkeit. Sie hat in ihrem Kopf jetzt ein Bild von dem Gegenstand erstellt. Sie weiß, wonach sie suchen muss, wenn der Gegenstand plötzlich verschwindet. Auch ihr Kurzzeitgedächtnis ist weit genug entwickelt, so dass sie sicher weiß: Der ist jetzt noch irgendwo, der war ja gerade noch da. Julia testet diese Fähigkeit einmal spaßeshalber, indem sie ein Tuch über ein Spielzeug legt und schaut, ob Alex das Tuch wegnimmt, oder ob sie einfach desinteressiert woanders hinschaut.

Spielen ist für Alex noch nicht das phantasievolle Erfinden von Geschichten mit Spielzeugen, sondern sie schafft erst einmal die Voraussetzungen dafür und erkundet ihre Welt. Es gibt jetzt manchmal Momente, in denen sie ganz in sich selbst versunken etwas Neues entdeckt. Sie ist dann nur bei diesem Gegenstand und hantiert damit herum. Es ist gut, wenn sie das nicht unterbrechen muss, denn das sind die Anfänge von »sich konzentrieren« und alleine spielen lernen.

Alex genießt es aber auch, wenn ihr ein Erwachsener für ihr Spiel Aufmerksamkeit schenkt. Sie kann sich etwas länger konzentrieren, wenn die Aufmerksamkeit des Erwachsenen dazukommt. Und wenn sie dann noch das Wort für den Gegenstand hört, den sie gerade in der Hand hält, dann lernt sie auch noch mühelos nebenbei Vokabeln – großartig!

Sie beginnt damit, sich für Behälter zu interessieren. Wie viel geht in so einen Behälter, vielleicht eine Plastikdose, eigentlich hinein? Wann läuft sie über? Was kann man hineinquetschen und was hat eine feste Form und passt nicht hinein? Was passiert, wenn man die Dose schüttelt? All diese Dinge will sie herausfinden.

Sie hat Freude daran, Lärm zu machen, schlägt gern Dinge gegeneinander oder drückt auf den quietschenden Ball. Sie kann nämlich jetzt Geräusche zuordnen und schaut beispielsweise zur Tür, wenn es klopft.

Alex findet jetzt auch Spiegel sehr interessant und grüßt manchmal freundlich das Kind im Spiegel. Dass das Bild im Spiegel sie selbst darstellt, versteht sie aber noch nicht. Sie hat noch kein Konzept von einem »Ich«.

Das richtige Spielzeug

Jan und Julia haben sich informiert, welche Spielzeuge jetzt für Alex’ Förderung sinnvoll sind, und lesen überall, wie wichtig dieses oder jenes für die Entwicklung ist. Auch ihre Familien und Freunde möchten Alex gerne etwas schenken, und so hat Alex bald ziemlich viele Sachen. Ihre Eltern sind erstaunt, dass sie sich trotz der Ankündigungen der Spielzeughersteller nicht so sehr und vor allem so lange wie versprochen für diese Spielzeuge interessiert, sondern Alltagsgegenstände viel spannender findet.

Neulich hat Alex ein tolles neues Spielzeug von Tante Toni geschenkt bekommen, und sie hat sich nur für den Karton interessiert. Das war ihren Eltern peinlich und...

Erscheint lt. Verlag 29.5.2024
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte alltagstauglich • artgerecht • Baby • Babyzeit • Erziehung • Familie • Geschenk für Eltern • Kinder • Kleinkind • Leben mit Kindern • Marte Meo • Sachbuch • Schreien • Stillen • Wutanfälle
ISBN-10 3-10-491882-1 / 3104918821
ISBN-13 978-3-10-491882-2 / 9783104918822
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