Graue Schnauze, großes Herz -  Michael Frey Dodillet,  Sophie Strodtbeck

Graue Schnauze, großes Herz (eBook)

Spiegel-Bestseller
Vom Glück, einen alten Hund zu haben
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
320 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-01852-5 (ISBN)
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Hunde werden alt, zum Glück! Das wird Frauchen oder Herrchen spätestens klar, wenn der Hund plötzlich noch starrsinniger ist als zuvor, weil er jetzt tatsächlich nichts mehr hört, sie rigoros zur dritten Mahlzeit auffordert, weil er die ersten beiden vergessen hat, oder nachts um drei die senile Körbchenflucht antritt und vergnügt durchs Haus rumpelt. Dieses Buch lässt sie nicht allein und erinnert sie im gleichen Moment daran, wie ihre alten Hunde jung waren, an all die schönen, schrägen, wunderbaren, nervigen Augenblicke mit ihnen, und was man alles veranstaltet, um die Sturköpfe auf Kurs zu halten.  Michael Frey Dodillet erzählt in gewohnt humorvoller Manier, wie schön es ist, einen alten Hund zu haben. Kein Ratgeber, sondern ein Trostgeber, also genau das, was seinen Bestseller »Herrchenjahre« so erfolgreich gemacht hat. Sophie Strodtbeck hat sämtliche Senioreneskapaden selbst erlebt und kann - nicht weniger augenzwinkernd - «alles erklären». In diesem Buch trifft geballte Ahnungslosigkeit auf veterinärmedizinische Kompetenz, dazwischen viele Hunde-Episoden - sentimental, verrückt, melancholisch, sehr, sehr komisch und manchmal natürlich auch traurig.

Michael Frey Dodillet, geboren 1961 in Singen am Hohentwiel, ist für diverse Agenturen in Düsseldorf, Hamburg, München und in der Schweiz als Werbetexter tätig. Mit seiner Frau lebt er in Erkrath bei Düsseldorf. Die drei Kinder sind aus dem Haus, geblieben sind ein aufmüpfiger Hund, Wühlmäuse in den Rabatten und ein nicht erwünschter Steinmarder unterm Dach. 

Michael Frey Dodillet, geboren 1961 in Singen am Hohentwiel, ist für diverse Agenturen in Düsseldorf, Hamburg, München und in der Schweiz als Werbetexter tätig. Mit seiner Frau lebt er in Erkrath bei Düsseldorf. Die drei Kinder sind aus dem Haus, geblieben sind ein aufmüpfiger Hund, Wühlmäuse in den Rabatten und ein nicht erwünschter Steinmarder unterm Dach.  Sophie Strodtbeck, geboren 1975 in Marbach am Neckar, hat sich als Tierärztin auf die Verhaltensmedizin spezialisiert, zu deren Inhalten sie Seminare hält und bereits zahlreiche Fachbücher geschrieben hat. Hunde sind bei ihr das, was passiert, während man andere Pläne macht. Als leidenserprobte Servicekraft der »Strodtbeck-Meute« teilt die leidenschaftliche Fotografin ihr Haus in Oberrimbach sowie Tisch und Leben mit vier Hunden, x Kameras, einem Spätzlebrett und viel Humor.

Hunde sind das, was passiert, während man andere Pläne macht


Es ist sechzehn Jahre her, dass ich als praktizierende Großtierärztin schwungvoll bei Schneider Etterschlag am Wörthsee auf den Hof brauste, um noch schnell eine Kuh zu besamen, als das Telefon klingelte. Ich sah meinen Feierabend genauso schwungvoll von dannen ziehen wie den Rest meiner Motivation und rechnete mit mindestens einer Zwillingsgeburt, einer festliegenden Kuh oder anderen Kuhtastrophen – aber es kam schlimmer!

«Ich habe hier einen Beagle in der Praxis, und es ist der schönste Beagle, den ich jemals gesehen habe!», tönte es mir entgegen. Danach verstand ich nur noch Fetzen von «überfordert», «Zeitungsannonce», «an die Nächstbesten abgeben» und «Könntest du nicht …». Also im Prinzip das, was ich immer höre, wenn irgendein Beagle der Republik sein Zuhause verliert, seit ich wie die Jungfrau zum Kinde – das Englische by accident trifft es an dieser Stelle ziemlich exakt – zu meiner Beaglehündin Andra kam.

Dabei ist ein Beagle mehr, als ich jemals wollte. Ungefähr unendlich mal mehr. Vor Andra wusste ich über Beagles eigentlich nur, dass ich niemals einen haben wollte. Und dass sie unglaublich verfressen sind und jagen. Besonders schön fand ich sie auch nicht. Seit Andra hat sich mein Repertoire an Argumenten gegen diese kleinen, bunten Hunde vervielfacht, und ich weiß inzwischen, dass es nur eines gibt, das schlimmer ist als ein Beagle: zwei Beagles! Also beendete ich das Gespräch mit meiner Freundin und Kollegin Sanne mindestens so abrupt, wie ein Beagle im Wald verschwindet, besamte die Kuh und startete in den wohlverdienten Feierabend. Damals ahnte ich noch nicht, dass Feierabende für die nächsten annähernd zwanzig Jahre zu Meierabenden und damit alles andere als entspannt werden würden.

Der bildschöne Beagle verschwand also allmählich in den Tiefen meines Hippocampus, dem Teil des Gehirns, das Erinnerungen generiert, um als Beagle auch aus diesem Gehirnteil sehr schnell wieder abgängig zu sein. Bis zwei Wochen später das Schicksal gnadenlos und mit aller Härte zuschlug und erneut das Telefon klingelte. Es war meine damalige Hundetrainerin Moni, die mir erzählte, dass ihre Tante und ihr Onkel sich «einfach so», und ohne den Profi in der Familie vorher um Rat zu fragen, einen Beagle angeschafft hätten. Aber ein wunderschöner Beagle sei er, der Timmy, und jetzt solle er einfach so abgegeben werden, und ob ich nicht …?

Da mein Hippocampus nicht nur eine ausgeprägte Beagleschwäche aufweist, sondern auch mit Namen zu kämpfen hat, unterbrach ich sie ziemlich brüsk und schnodderte in den Hörer, dass mich das genauso wenig interessiere, wie es vor zwei Wochen der Fall gewesen war, und dass ich schließlich nicht das Sozialamt für heimatsuchende Beagles sei. Erst beim dritten «Ich weiß das wirklich erst seit gerade eben» dämmerte mir, dass vor zwei Wochen nicht Moni, sondern Sanne angerufen hatte, und dass der bildschöne Beagle, damals rund hundertfünfzig Kilometer von mir entfernt wohnhaft, auf diesem Wege das zweite Mal an mich herangetragen wurde. In diesem Moment ahnte ich schon, dass sich die Beagleschlinge um meinen Hals langsam, aber sicher zuzog und meine Chancen, unbescholten und unbebeaglet aus dieser Nummer wieder herauszukommen, signifikant sanken.

Und so kam es, wie es kommen musste. Zwei Wochen später wurde «das Timmerl» von Anneliese und Hans Meier geliefert; inklusive vieler Tränen, eines halben Zoofachgeschäftes und einer Anneliese, die mir im Brustton der Empörung erklärte, dass das bildschöne Timmerl beim letzten Besitzer Bobby geheißen hatte, was ja aber kein Name für einen Beagle sei, und dass man ihn deswegen jetzt Timmy genannt habe. Also komplett anders.

Seither heißt er Meier. Mit «ei». Die Meiers haben bis heute, sechzehn Jahre später, immer noch einen Timmy-Meier-Altar in ihrem Wohnzimmer stehen, auf dem sich diverse Devotionalien und Fanartikel finden: ein Welpenhalsband, sämtliche Hundemagazine, in denen jemals etwas über ihn erschienen ist, die Kalender der vergangenen fünfzehn Jahre, die sie jedes Jahr zu Weihnachten bekommen. Fehlt eigentlich nur noch ein vergoldeter Timmy-Meier-Haufen. Wir können an dieser Stelle also festhalten, dass der ihm eigene Größenwahn bereits sehr früh verankert wurde. Hilft jetzt aber auch nicht mehr weiter.

Selbstverständlich kam Timmy Meier nur als Pflegehund zu mir, um zu verhindern, dass er im Tierheim landet, und um ihn danach mit einem gewissen Grundgehorsam weiterzuvermitteln. Der naive Glaube an einen «gewissen Grundgehorsam» beim Beagle sollte mein Genickbruch sein.

Ich hätte es bereits damals besser wissen müssen.

26. Oktober 20:15

Ich erinnere mich gut, wie ich Meier kennengelernt habe. Das war vor zehn Jahren bei Lunas Rauferseminar in Düsseldorf. Nadin Matthews hat es geleitet, du hast fotografiert. Abends wart ihr alle bei uns zu Besuch. Nadin brachte ihren Owtscharka Faust mit. Du durftest Meier zum Event chauffieren.

Meier benahm sich vom ersten Moment an, als würde er seit Jahren die Hypothekenraten für unser Haus begleichen. Beim Essen saß er auf allen Stühlen, derer er habhaft werden konnte, und betrachtete uns mit einem Blick, als hätte er zuletzt zur Zeit der Punischen Kriege etwas gegessen. Ab und zu verließ er die Küche, um fragwürdige Dinge zu unternehmen.

Während Meier im Schlafzimmer auf unserem Bett Platz nahm, um ein Social-Media-Shooting mit meinen Töchtern durchzuführen, bei dem auch ein Push-up-BH im Spiel war, prügelte sich Wiki mit Faust in der Küche. Der kleine, dreißig Gramm leichte Wiki griff den großen, zwei Tonnen schweren Faust unterm Arbeitstisch an – AUS TERRITORIALEN GRÜNDEN! Eine Portion Lebensmüdigkeit gehört schon dazu, wenn man mit einem Berg von Hund eine Schlägerei anzettelt, nur um eine Anrichte zu verteidigen, die einem sowieso nicht gehört.

Ich weiß noch, wie interessiert Luna dem Scharmützel zusah und vor allem Fausts Kampftechnik begutachtete. Schließlich musste sie den nächsten Tag mit ihm in der Raufergruppe verbringen. Fausts Taktik war übrigens nicht sonderlich komplex: Er setzte sich einfach auf Wiki drauf. Der kämpfte im Untergrund hart, aber vergeblich. Es sah aus, als würde ein sehr großer Mann einen sehr kleinen Mann am ausgestreckten Arm auf Abstand halten, während der sehr kleine Mann mit sehr kleinen Fäusten sehr kleine Löcher in die Luft schlägt.

Nadin murmelte dann so etwas Ähnliches wie: «Faust, geh da runter.» Und Faust sagte: «Na gut.» Worauf Wiki luftschnappend unter dem Owtscharka-Hügel auftauchte, sich kurz schüttelte und dachte, er hätte gewonnen.

Mit den Folgen des daraufhin einsetzenden Größenwahns schlage ich mich heute noch herum.

Faust ist auch in Teilen für Meiers Größenwahn verantwortlich. Aber in dem Moment war Meier das egal. Er hatte ja Wikis Körbchen und danach das Bett inklusive Tochter und BH, und zusätzlich euer Haus und jede Menge Stühle. Einzig über das kulinarische Angebot im Neandertal jammert er bis heute.

Auf besagtem Rauferseminar war Meier im Gegensatz zu Luna als Teil der soziopositiven Gruppe gebucht. Erinnerst du dich noch an Meiers Interpretation von soziopositiv? Normalerweise heißt das bei ihm, ein positives Verhältnis zu seinem wichtigsten Sozialpartner, dem Kühlschrank und seinem Inhalt, zu haben. Dafür kann er nichts. Das liegt an seiner Meutehundevergangenheit. Behauptet er.

An diesem Wochenende traf er allerdings direkt zu Beginn auf Schimanski, was zu sofortigen Herzchen in beider Augen führte. Vielleicht war es auch der BH deiner Tochter, der ihn dazu brachte, bekannte Pfade und Kühlschränke zu verlassen und sich ganz der Liebe hinzugeben. Make love, not war war die Devise des Wochenendes, und während sich Luna und Faust nebenan die Köpfe einschlugen und neue Aufsitztechniken erprobten, waren die beiden Rüden im siebten Liebeshimmel. Das Gejammer über die darauffolgenden Hüftschmerzen dauerte fast so lange wie eine Trächtigkeit.

Den Faust lernte Meier erst ein paar Wochen später, dafür umso eindrücklicher kennen. Der Eindruck ging unter die Grasnarbe, wie auch der Beagle, der ganz nebenbei einfach wegvertikutiert wurde. Und Faust? Dieser Aufsitzrasenmäher tat, was er immer tut, und saß das Scharmützel einfach aus. Meier war aber stets bemüht, wenigstens ein Ohr oder eine Rutenspitze über der Grasnarbe zu behalten, um ein deutliches Zeichen zu setzen. Es war kein Zeichen der Deeskalation oder gar der Einsicht, sondern die klare Aussage, dass eigentlich alles ganz anders war und man das Foto von dieser Situation auf den Kopf drehen muss, um die «echte Realität» zu sehen. Danach wurde Faust abgeführt, so Meiers Darstellung der Situation. Und zwar humpelnd. Dass dies dessen Arthrosen und nicht dem kleinen, zur gnadenlosen Selbstüberschätzung neigenden Beaglemann geschuldet war, übersieht Meier bis heute großmütig und ist seither noch ein bisschen größenwahnsinniger als vorher.

Beim nächsten Aufeinandertreffen wollte er Faust dann erklären, dass sein...

Erscheint lt. Verlag 18.6.2024
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Alter Hund • Demenz • Einschläfern • Erzählendes Sachbuch • Geschenkbuch • Geschenkbuch für Hundebesitzer • Geschenkbuch für Hundehalter • Haustiere • Herrchenjahre • Humor • humorvolle Bücher • Hund • Hundeerziehung • Hundekrankheiten • inkontinent • Krebs • Leben mit Hund • Lustige Bücher • Ratgeber • Regenbogenbrücke • Tierarzt • Tierheim • Tierschutz • Trostspender • witzige Bücher
ISBN-10 3-644-01852-9 / 3644018529
ISBN-13 978-3-644-01852-5 / 9783644018525
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