Moral

Ihre Natur, ihre Dynamik und ihr Schatten

(Autor)

Buch | Softcover
728 Seiten
2023
Psychosozial-Verlag
978-3-8379-3290-4 (ISBN)
49,90 inkl. MwSt
Die Moral stellt für eine evolutionäre Anthropologie die anspruchsvollste Herausforderung dar, denn sie gilt als gesellschaftlicher Gegenpol zur menschlichen Natur. Norbert Bischof zeigt jedoch, dass sie selbst tief in der Natur wurzelt und daher deren Ambivalenz nicht aufhebt, sondern teilt. Gut und Böse gebärden sich als Antipoden und sind doch nur zwei Seiten derselben Sache. Anstatt sie also zu idealisieren, beschäftigt sich der Autor empirisch mit der Psychodynamik der Mechanismen, die ihr zugrunde liegen.
Die Moral stellt für eine evolutionäre Anthropologie die anspruchsvollste Herausforderung dar, denn sie gilt als gesellschaftlicher Gegenpol der menschlichen Natur. Norbert Bischof zeigt jedoch, dass sie selbst tief in der Natur wurzelt und deren Ambivalenz nicht aufhebt, sondern teilt. Gut und Böse gebärden sich als Antipoden und sind doch nur zwei Seiten derselben Sache. Anstatt die Moral zu idealisieren, beschäftigt sich der Autor empirisch mit der Psychodynamik der Mechanismen, die ihr zugrunde liegen. Dabei kann es nicht ausbleiben, dass unbequeme Fragen aufgeworfen, politisch korrekte Antworten problematisiert, Tabus infrage gestellt werden und dass dort, wo das Undenkbare sich abzeichnet, die Augen geöffnet bleiben.

Dies ist der dritte Teil einer Trilogie, in der Norbert Bischof seinen Beitrag zur psychologischen Grundlagenforschung in Sachbuchform dargestellt hat. Während im ersten Buch (Das Rätsel Ödipus) die vergleichend-ethologischen Fundamente einer Systemtheorie der Motivdynamik gelegt wurden und das zweite (Das Kraftfeld der Mythen) die Persönlichkeitsentwicklung anhand ihres Widerscheins in den Bildern kultureller Weltdeutung analysiert, geht es hier um die Frage nach der Entstehung und dem Stellenwert des normativen Überbaus menschlicher Verhaltensorganisation.

Erster Teil: Philosophie der Moral

Kapitel 1: Werte und Tatsachen
Schlüsse und Trugschlüsse
Eine aufschlussreiche Diskussion – Der naturalistische Trugschluss – Der moralistische Trugschluss
Moralisten und Empiristen
Ideologische Standorte – Theorieverständnis – Menschenbild
Empirie der Moral
Die empiristische Perspektive: Eine Rechtfertigung – Der moralistische Reflex: Eine Warnung – Drei sinnvolle Fragestellungen – Die vierte Frage
Zwischenbilanz

Kapitel 2: Was ist Wahrheit?
Das Erwachen aus der Naivität
Die Würde des Menschen – Das trialistische Schema – Kritischer Realismus
Das kognitive Potenzial der Adaptation
Evolutionäre Epistemologie – Veridikalität und Evidenz – Transzendentale Gedankenspiele
Kosmische Ebenen
Veridikalität und Objektvität – Veridikalität und soziale Wahrnehmung – Ortho-, Para- und Kryptokosmos – Drei Modi der Evidenz – Der Sonderfall des Metakosmos – Höhenlinien
Zwischenbilanz

Kapitel 3: Auf der Suche nach Letztbegründung
Naturalistische Begründungsversuche
Natur und Setzung – Der historische Wandel des Naturbegriffs – Kritik des naturalistischen Ansatzes
Intuitionistische Begründungsversuche
Die geometrische Methode – Sachverhalte und .Wertverhalte. – Kritik des intuitionistischen Ansatzes
Eudämonistische Begründungsversuche
Die egoistische Variante – Die utilitaristische Variante – Die harmonistische Variante – Hedonismus und Ungebundenheit – Kritik des eudämonistischen Ansatzes
Deontologische Begründungsversuche
Das Prinzip Pflicht – Das Gewissen – Formalismus und die Ethik der Tat – Der kategorische Imperativ – Kritik des deontologischen Ansatzes
Diskurstheoretische Begründungsversuche
Die Transformation ins Soziale – Die Argumentation überhaupt – Performative Letztbegründung – Kritik des diskurstheoretischen Ansatzes
Zwischenbilanz

Kapitel 4: Münchhausens Zopf
Das Elend der Philosophie
Philosophia perennis? – Das Münchhausen-Trilemma
Postmoderner Karneval
Das Ende der großen Erzählungen – Anti-Ethik
Der Souverän und das nackte Leben
Homo sacer – Biopolitik
Wassermusik
Sprachbarrieren – Der Wohlklang der Worte – Das Möbius-Band – Zurück zu den Sachen
Zwischenbilanz

Kapitel 5: Mechanik und Intentionalität
Freiheit und Vorhersagbarkeit
Das Leib-Seele-Problem – Moral und Gesetz – Das Jaynessche Prinzip – Quantensprünge
Dimensionen anschaulicher Kausalität
Die Achse der Intentionalität – Die Achse der Determination – Die Achse der Autonomie – Die historische Erschließung der drei Dimensionen
Moral und Intentionalität
Das Trolley-Problem – Notwendigkeit und Verantwortung – Verstehen oder verurteilen
Zwischenbilanz

Zweiter Teil: Genealogie der Moral

Kapitel 6: Die ultima ratio
Psychologische Ordnungsversuche
Moral als Motiv – Der milieutheoretische Zugang – Der schichttheoretische
Zugang
Anlage und Umwelt
Die Angst um die Freiheit – Adaptation und Bedeutung – Alimentation – Stimulation – Unausweichliche Folgerungen
Das Eleusische Fest
Kopernikus, immerhin – Die Segnungen der Ceres – Gesellschaft als Übernatur
Evolution und Historie
Die »erste« und die »zweite« Natur – Die Umpolung der Adaptation – Die Dekonstruktion der natürlichen Umwelt – Die Entmachtung der Selektion – Der ungleiche Wettlauf
Zwischenbilanz

Kapitel 7: Mutmaßungen über den Menschen
Die Frage Kants
Randkontraste – Der Wettstreit der Perspektiven – Evolution und Metamorphose
Defizitäre Deutungsansätze
Unzulängliche Definitionsversuche – Das »Mängelwesen« – Der Hiatus
Innovative Deutungsansätze
Reflexion – Sprache – Zeitbewusstsein
Zwischenbilanz

Kapitel 8: Evolutionäre Anthropologie
Das Kräftespiel der Instinkte
Die instinktive Grundausstattung – Der Coping-Apparat – Die Erschließung der Endsituation
Die innere Probebühne
Die Erfindung der Fantasie – Sprachliche Präadaptation – Das Lächeln der Cheshire-Katze
Der Hiatus der Selbstkontrolle
Das Problem des Antriebsmanagements – Primäre und sekundäre Zeit – Santinos Munitionsdepot – Exekutive Kontrolle
Die Grammatik der Kommunikation
Der gemeinsame Bau am Weltgerüst – Universale Grammatik – Die kommunikative Funktion der Syntax
Zwischenbilanz

Kapitel 9: Die beunruhigenden Musen
Identität
Kategorien – Diachrone Identität – Synchrone Identität – Permanente Identität
Exzentrizität
Das »I« und das »me« – Empathie – Theory of Mind – Reflexion auf Bezugssysteme
Aeternität
Zwischen zwei Nichtse eingekrümmt – Die offene Zukunft – Missweisungen der permanenten Identität
Zwischenbilanz

Kapitel 10: Moralanaloges Verhalten
Definitionsfragen
Bedeutungsverwandte Begriffe – Erste Arbeitsdefinition von Moral
Nächstenliebe
Gruppenselektion – Die Rolle der Blutsverwandtschaft – Vertrautheit und Fremdheit
Fernstenliebe
Die Funktion der Sexualität – Die fehlfarbige Königin – Die Keime des Kosmopolitismus
Verwandtschaftsneutrale Prosozialität
Spieltheoretische Anleihen – Falken, Tauben und Vergelter – Reziproker Altruismus
Diesseits des Tauschprinzips
Ultimate und proximate Erklärungen – Können Tiere »Buch führen«? – Der bekannte Unbekannte
Zwischenbilanz

Kapitel 11: Der moralische Instinkt
Soziogene Moral
Zweite Arbeitsdefinition von Moral – Das Volk ohne Liebe – Stimulation oder Alimentation?
Biogene Moral
Jenseits von Gut und Böse – Moralische Grammatik – Wider eine »Fassadentheorie« der Moral – Die Kontinuitätsannahme
Das labile Gleichgewicht
Der innere Schiedsrichter – Der Fluch der Sekundärzeit – Der Drang zur Mitte
Eine neue Geschichte der Menschheit
Die Erfindung der Elternliebe – Das Ende der Gewalt – Die inneren Dämonen und die besseren Engel – Die Intentionalität der Meme
Zwischenbilanz

Dritter Teil: Synergie der Moral

Kapitel 12: Soziale Selbstorganisation
Die Entstehung von Struktur
Autopoiese – Dissipative und konservative Strukturen – Enkrustation
Soziologische Analogien
Gesellschaft als dissipative Struktur – Die Metapher der »Versklavung« – Bifurkationen und lokale Minima – Phasenübergänge
Wertgefühl und Normen
Das normative Korsett – Stabilisierende Effekte – Spielarten der Sanktion
Sozialstruktur und Motivstruktur
Die Frage der »Materialeigenschaften« – Der »psychische Apparat« – Gewissen und Gemüt
Zwischenbilanz

Kapitel 13: Moralische Entwicklung
Genetische Epistemologie
»Heteronome« und »autonome« Moral – Ein Schlupfloch für den naturalistischen Trugschluss?
Die Ontogenese des moralischen Urteils
Dilemmata – Das »präkonventionelle« Stadium – Das »konventionelle« Stadium – Das »postkonventionelle« Stadium
Methodenfragen
Kritische Stimmen – Explizite und implizite Moral – Sachimmanente Entfaltungslogik?
Zwischenbilanz

Kapitel 14: Die Regulation der sozialen Distanz
Die Wahlverwandtschaften
Sympathie und Antipathie – Chemie als Modell – Blutsverwandtschaft und Wahlverwandtschaft
Kybernetik der Bindungsmotivation
Die Bindungstheorie – Sicherheit und Erregung – Synchronisation und Dominanz – Alpha- und Omega-Hierarchie – Autonomie und Sexualität
Soziale Entwicklung
Kindheit und Adoleszenz – Sekundäre Bindung – Akklimatisation und Revision
Zwischenbilanz

Kapitel 15: Gut und Böse?
Psychische Grenzen
Distanzäquivalente – Verschmelzende und spiegelnde Identifikation – Ichgrenze und Ranghöhe
Liebe und Hass
Pro bono – contra malum – Lebenstrieb und Todestrieb – Bindung und Auflösung – Libido und Destrudo
Das sogenannte Böse
Reaktive Aggression – Spontane Aggression – Die Blüte aus dem ruppigen Ast
Zwischenbilanz

Kapitel 16: Tugend und Schönheit
Autonomie und Altruismus
Von der philonikia zur philotimia – Status auf zwei Ebenen – Selbstwertgefühl und Leistungsmotivation – Die Attraktivität der Tüchtigkeit – Areté und Hilfsbereitschaft
Das Problem der Kalokagathia
Areté als Schönheit – Die »graue Seele« – Soziologische Erklärungsversuche – Soziobiologische Erklärungsversuche
Das »ästhetische Werturteil«
Ethologische Erklärungsversuche – Das Erscheinungsbild der Selbstdomestikation – Evolutionsstabile Gruppenselektion – Kritik des ästhetischen Werturteils
Zwischenbilanz

Kapitel 17: Der Werthöhensinn
Richtung und Gewicht von Werten
Moral und Werthöhe – Ethischer Relativismus – Kulturvergleichende Studien – Werte und Motivdynamik
Gerechtigkeit
Das bindende Versprechen – Das Prinzip des sozialen Gleichgewichts – Reziprokation – Solidarität – Die Energie des Ungleichgewichts
Reinheit
Die Vollkommenheit der Person – Phylogenese der Reinheit – Prägnanz – Rein bleiben und reif werden
Zwischenbilanz

Vierter Teil: Paradoxie der Moral

Kapitel 18: Schuld und Scham
Zur Phänomenologie des Schuldgefühls
Schuld und Gehorsam – Schuld und Ausgleich – Schuld und Permanenz
Psychodynamik der Schuld
Status und Besitz – Dysfunktionale Effekte – Strategien der Schuldreduktion
Zur Phänomenologie des Schamgefühls
Scham und Schwäche – Scham und Aufmerksamkeit – Scham und Grenze – Scham und Reinheit
Psychodynamik der Scham
Das schutzbedürftige »I« – Abgrenzung und Schuldfähigkeit – Scham und Aufwand – Aidos und ais’chyne
Zwischenbilanz

Kapitel 19: Die Relativitätstheorie der Moral
Das Bindemittel der Identifikation
Biologische Wurzeln der Vergesellschaftung – Die beiden Achsen der permanenten Identität – Gestaltfaktoren der Identifikation – Identität und Gleichheit – Global village?
Die Geschichte von der Kosbi
Säuberung – Integration oder Ausrottung – Als Kaiser Rotbart lobesam
Gott und der Teufel
Die Moral und ihr Schatten – Das Forum der Pharisäer – Gnadenlose Pflicht
Das antisoziale Dreieck
Der Krieger und sein Feind – Der Mörder und sein Opfer – Der Henker und sein Täter – Die Relativität der Perspektive
Dilemmata und Paradoxe
Der Radius der Wir-Gruppe – Die Frage der Kriegsschuld – Die Immunität der Nichtkombattanten – Gottesurteil und Siegerjustiz
Zwischenbilanz

Kapitel 20: Der Meister aus Deutschland
Die dunkle Seite der Macht
Die These der Singularität – Die Shoah-Identität – I’m bad
Stereotype
Das Ärgernis des Nationalcharakters – Sir Roger’s Smoking – Das Bild vom anderen
Der hässliche Deutsche
Ordnung und Maßlosigkeit – Machthunger und Unterwürfigkeit – Sentimentalität und Gemütskälte
Akademische Deutungen
Der autoritäre Charakter – Hitlers willige Vollstrecker – Ganz normale Männer – Intentionalisten und Funktionalisten – War Hitler ein Mensch?
Zwischenbilanz

Kapitel 21: Das Volk ohne Grenzen
Der Gottesstaat
Der Leviathan – Die Sozialstruktur der Kapauku – Die Sozialstruktur der Tsonga – Demos und Ethnos
Die Immunschwäche des Leviathan
In etwas Größerem aufgehen – Das Böse in den Genen – Die Trägheit der Meme – Kultur als Inzuchtgemeinschaft
Der »spatial turn«
Gesellschaft und Raum – Historische Positionen – Die Wiederentdeckung des Raumes – Geografie als Schicksal?
Zwischenbilanz

Kapitel 22: Die eigene Gebärde
Das Unbehagen in der Leitkultur
Die »deutsche Geste« – Erste Nachkriegs-Modelle – Der Historikerstreit – Anschwellender Bocksgesang – Die Moralkeule
Ablösung und Rückbindung
Die Dialektik der Adoleszenz – Die Ladung der Identitätsachsen – Die Spiegelung in der Zeit
Degeneration
Verschmelzung und Distanzierung – Die Apotheose der Sicherheit – Die Apotheose der Erregung – Die Disruption der Werthaltungen
Die Moral von der Geschichte
Patchwork-Identität – Nie wieder! – Unverkrampft ist leicht gesagt
Schlussbilanz

Anhang
Literatur
Abbildungsnachweise
Namenregister
Sachregister

»Norbert Bischof ist in seinem voluminösen Werk von der Frage ausgegangen, ›ob eine Letztbegründung der Moral möglich ist‹? Seine Antwort darauf fällt negativ aus, da für ihn kein für alle Menschen erkennbares objektives Sittengesetz existiert. Und so gelangt er schließlich zu einer in seinem Buch vorgelegten Analyse einer ›Relativitätstheorie der Moral‹, was für ihn bedeutet, dass unsere moralischen Werturteile zwar relativ, aber nicht beliebig seien, sich somit die Schlussfolgerung ergebe, dass es ›auch keine bequeme Lösung für die immanenten Spannungen des menschlichen Zusammenlebens‹ geben könne.«
Peter Eisenmann, Socialnet.de am 11. Januar 2021

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Forum Psychosozial
Verlagsort Gießen
Sprache deutsch
Maße 148 x 210 mm
Themenwelt Geschichte Teilgebiete der Geschichte Kulturgeschichte
Geisteswissenschaften Philosophie Allgemeines / Lexika
Geisteswissenschaften Philosophie Ethik
Sozialwissenschaften
Schlagworte Ethik • Kultur • Moral • Motivationspsychologie • Philosophie • Political Correctness • Psychologie • Scham • Schuld • Verhaltensbiologie • Wertvorstellungen
ISBN-10 3-8379-3290-7 / 3837932907
ISBN-13 978-3-8379-3290-4 / 9783837932904
Zustand Neuware
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