Authentisches Bild und authentisierende Form
Herbert von Halem Verlag
978-3-86962-651-2 (ISBN)
Die Arbeit untersucht die verschiedenen Strategien der Authentisierung in den Bildmedien jenseits der ontologisierenden und historiographischen Mediengrenzen als kulturhistorisches Phänomen: Dokumentarische Authentizität in Fotografie und Film, sie hat eine Vor- und Frühgeschichte, die mit ihren Strategien und Handlungsmustern über die Demarkationslinie der genuinen Mediengeschichte hinausweist. Tatsächlich finden sich entsprechende Strategien in der Bildgeschichte schon von dem Zeitpunkt an, an dem die Darstellungstransparenz eines Bildes erstmals prinzipiell in Zweifel gezogen wird und Authentisierung als apologetischer Reflex erscheinen kann – denn das authentische ist das sublime Bild. Die Spuren dieser charakteristischen Problemfigur lassen sich bis in die Antike zurückverfolgen: man findet sie im Kontext spätantiker und mittelalterlicher Kultbilder ebenso wie in der Renaissancemalerei, in der programmatischen Thematisierung und Theoretisierung von Camera Obscura und Fotografie, sowie von Film und Fernsehen.
Volker Wortmann, geb. 1965, ist Senior Lecturer am Institut für Medien, Theater und populäre Kultur der Universität Hildesheim. Er war Stipendiat der DFG im Graduiertenkolleg Authentizität als Darstellungsform und promovierte im Jahr 2000 mit der vorliegenden Arbeit zum Authentischen Bild. In den letzten zwanzig Jahren sind zahlreiche Texte erschienen zum Making of, zur Mediendiskursgeschichte und zur Ästhetik des Dokumentarfilms.
Vorwort zur zweiten, überarbeiteten Auflage
Vorwort
Einleitung: Ordnungen im semantischen Feld
1. Legenden authentischer Darstellung
1.1 Das authentische Bild – eine erste Annäherung: Protogenes und sein wunderbar gemalter Hund
1.2 ›Nicht von Menschenhand‹: Acheiropoieten-Legenden
1.2.1 Christliche Apologetik und heidnisch-antike Bildpraxis
1.2.2 Ein erstes Modell authentischer Darstellung: Die Abgarlegende der Spätantike
1.2.3 Byzantinische Importikonen und importiertes Bildverständnis: Die ›vera-icona‹ des lateinischen Mittelalters als Bild und Reliquie
1.3 Der Maler als transparentes Medium
1.3.1 Lukas und Nikodemus: Legenden heiliger Maler
1.3.2 Die Askese des Malers als Zeichen medialer Transparenz
1.3.3 Das Motiv heiliger Maler in den Künstlerviten
1.4 Der Renaissancemaler und die Transformation tradierter Authentizitätskonzepte
1.4.1 Der Renaissancekünstler als ›alter deus‹
1.4.2 Der Maler als Fundstück – zum Topos der Berufungslegende
1.4.3 Das Bild als Fundstück – zur Immanentisierung der Transzendenz und Transzendierung der Natur
1.5 Zusammenfassung: Drei Authentisierungsmodelle bildender Kunst
2. Stillosigkeit als stilisiertes Authentizitätssignum
2.1 Das authentische Bild – eine zweite Annäherung: Stil und Stillosigkeit
2.2 Stillosigkeit als literarische Authentisierungsstrategie der christlichen Spätantike
2.2.1 Bildung als innere Gefährdung
2.2.2 Rhetorische Kultur und asketische Opposition
2.2.3 Die Martinsschriften des Sulpicius Severus
2.2.4 Nachtrag
2.3 Mediale Konstellationen der Aufrichtigkeit
2.3.1 Zwei Reiseberichte der Neuzeit
2.3.2 Aufrichtigkeits- und Authentizitätssehnsucht im achtzehnten Jahrhundert
2.4 Zusammenfassung: Das kommunikative Versprechen stilloser Darstellung
3. Die beharrliche Leidenschaftslosigkeit der Mechanik
3.1 Das authentische Bild – eine dritte Annäherung: Die ›Camera obscura‹ und das Authentizitätsversprechen technisch-asketischer Bildentstehung
3.1.1 Skeptische Anthropologie und emphatische Technik-Utopie: Der mediale Blick ins Paradies
3.1.2 Von der ›Camera obscura‹ zur Photographie: Die ›Wieder‹-Entdeckung des authentischen Bildes in der Moderne
3.2 Die Adaption tradierter Authentisierungsmuster in technischen Termini
3.2.1 Photographie als kunstloses Medium
3.2.2 Photographie und acheiropoietisches Abbildversprechen
3.2.3 Der unwillkürliche Ausdruck als authentisierender Aspekt photographischer Darstellung
3.3 Zusammenfassung: Das photographische Abbild und seine medienontologische Authentizitätsapologetik
4. Die Legendisierung des kinematographischen Bildes
4.1 Kinematographie und die sukzessive Ausformulierung authentisierender Strategien
4.1.1 Dokumentarfilm und dokumentarische Authentizität – eine historische Differenzierung
4.1.2 Das authentische Bild im Kontext propagandistischer Argumentation
4.1.3 The Battle of the Somme – der ›Schrecken des Krieges‹ als ästhetische Differenzerfahrung
4.1.4 ›Non-preconception‹: Die Dokumentarfilmlegende Robert Flahertys
4.2 Dokumentarische Authentizität als Subversion: Formen programmatischer Differenzierung
4.2.1 Programmatische Anti-Ästhetik und authentisches Bild: Dziga Vertov, John Grierson und Richard Leacock
4.2.2 Technikemphase und Darstellungsaskese: Authentisierende Stilverweigerung im ›direct cinema‹
4.2.3 Krisenstruktur und Enthüllungslogik: Authentisierende Sujetinteressen im ›direct cinema‹
4.3 Die inszenierte Transparenz der Dokumentarfilmautoren
4.3.1 Authentizitätsskepsis und die Ausformulierung reflexiver Darstellungsformen
4.3.2 Selbstreflexivität als authentisierendes Transparenzsignal: Wim Wenders ›Nick’s Film: Lightning over Water‹
4.4 Zusammenfassung: Strategien dokumentarischer Authentizität im Film
Authentizität nach der Fotografie
Literaturverzeichnis
Erscheinungsdatum | 13.12.2023 |
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Zusatzinfo | Illustrationen |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Maße | 142 x 213 mm |
Einbandart | kartoniert |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Kommunikation / Medien ► Kommunikationswissenschaft |
Schlagworte | authentisch • authentische Darstellung • Authentisierungsstrategien • Authentizität • Bildwissenschaft • Kunstgeschichte • medialisierungen • Mediengeschichte |
ISBN-10 | 3-86962-651-8 / 3869626518 |
ISBN-13 | 978-3-86962-651-2 / 9783869626512 |
Zustand | Neuware |
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