Wofür stehen Sie morgens auf? (eBook)

Spiegel-Bestseller
Warum Sinn und Bedeutung entscheidend für unsere Gesundheit sind
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
240 Seiten
Gräfe und Unzer (Verlag)
978-3-8338-9101-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wofür stehen Sie morgens auf? -  Prof. Dr. med Tobias Esch
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Was fehlt der heutigen Medizin, um nachhaltig Gesundheit und Heilung zu erzeugen? Dieser Frage ist der Neurowissenschaftler, Arzt und Gesundheitsforscher Prof. Dr. Tobias Esch nachgegangen. Sein Fazit? Es fehlt das Bewusstsein einer neuen, vierten Dimension der Gesundheit: Bedeutsamkeit. Zusammen mit seinen Patienten geht er auf die Spur ungeklärter Symptome und findet Ursachen - bis hin zur Wiederherstellung von Sinn im Leben. Denn wenn Bedeutsamkeit im Tun sowie eine Verbundenheit zwischen Sein und Leben bestehen, wenn wir wissen, wofür wir morgens aufstehen (und warum gerade hier), kann Heilung erfolgen. Das Buch ist wegweisend für alle, die gesund bleiben, sich von Krankheiten erholen und eine glückliches Leben führen wollen.

Univ.-Prof. Dr. med. Tobias Esch ist Neurowissenschaftler, Gesundheitsforscher und Allgemeinmediziner. Seit 2016 ist er Institutsleiter und Professor für Integrative Gesundheitsversorgung und -förderung an der Universität Witten/Herdecke, wo er auch die Universitätsambulanz im Sinne einer 'Medizin von morgen' gründete. Er hat über 300 wissenschaftliche Arbeiten verfasst und seine Sachbücher erreichten Spitzenplätze auf den Bestsellerlisten.

Univ.-Prof. Dr. med. Tobias Esch ist Neurowissenschaftler, Gesundheitsforscher und Allgemeinmediziner. Seit 2016 ist er Institutsleiter und Professor für Integrative Gesundheitsversorgung und -förderung an der Universität Witten/Herdecke, wo er auch die Universitätsambulanz im Sinne einer "Medizin von morgen" gründete. Er hat über 300 wissenschaftliche Arbeiten verfasst und seine Sachbücher erreichten Spitzenplätze auf den Bestsellerlisten.

Hinweis zur Optimierung
Impressum
Einleitung
Wenn einem das Leben entgleitet – Bauer Henningsens Geschichte
Dreidimensionalität: Woraus sich Gesundheit bisher zusammensetzt
Mind-Body-Medizin: Geist, Seele und Körper sind unzertrennlich
Das ABC des Glücks und eines erfüllten Lebens
Wenn einem Sinn und Glaube abhandenkommen – Francescas Geschichte
Die vierte Dimension der Gesundheit
Zwischen den Welten – Sarahs Geschichte
Die Kraft von Verbundenheit
Die Bedeutung des Wortes und des Glaubens – Carstens Geschichte
Sich gegenseitig in der Essenz begegnen
Wenn höhere Mächte ins Spiel kommen – Jürgens Geschichte
Zu guter Letzt: Vom Ich zum Wir
Danksagung
Univ.-Prof. Dr. med. Tobias Esch

Wenn einem das Leben entgleitet – Bauer Henningsens Geschichte


Wenige Wochen bevor ich Bauer Horst Henningsen zum ersten Mal begegnete, hatte ich in einer großen Hausarztpraxis im Münsterland, fünfzig Kilometer entfernt von der nächsten Großstadt, als Assistenzarzt angefangen. Meine Frau und ich lebten zuvor in den USA, wo ich als Wissenschaftler in einem faszinierenden Umfeld an der Harvard Medical School arbeiten durfte. Die Geschehnisse rund um den 11. September 2001 sowie die fortschreitende Schwangerschaft meiner Frau stellten den Entschluss, in den USA zu bleiben, so sehr infrage, dass wir kurzerhand beschlossen, für die Geburt unseres ersten Kindes und alles Weitere, ohne genau zu wissen, was das sein könnte, nach Deutschland zurückzukehren.

Es musste schnell ein Job für mich als Arzt gefunden werden. Eine neue Existenz, um die kommende junge Familie, wie wir nun aufgeregt feststellten, sicher zu ernähren und natürlich auch, um eine gesicherte ärztliche Weiterentwicklung in Aussicht zu haben. Wir beschlossen, dass ich als Hausarzt arbeiten würde, um die Medizin nach Jahren im Elfenbeinturm der Forschung am Bostoner Mind/Body Medical Institute wieder so richtig von der Pike auf zu erfahren. Dieser Schritt „zurück“ mit aufgekrempelten Hemdsärmeln und letztlich auf dem Boden der Tatsachen schien uns aus pragmatischen Gründen geboten.

Nach einigen Telefonaten aus den USA nahm ich die freundliche Einladung, als neuer ärztlicher Kollege einem etablierten hausärztlichen Praxisteam auf dem Land beizutreten, an. Der Praxisinhaber war zugleich Professor für Allgemeinmedizin, was mir den Entschluss erleichterte, da ich mir erhoffte, die akademische Anbindung nicht völlig zu verlieren. Auch für ihn war es fraglos eine mutige Entscheidung. Bereits nach unserem ersten Telefonat bot er mir die Stelle an, die es so eigentlich gar nicht gab. Er habe „das so auch noch nie gemacht“, resümierte er im Gespräch, nur aufgrund eines telefonischen Eindrucks und ohne weitere Referenzen. Wir schlugen gewissermaßen mündlich am Telefon ein, wurden Freunde und sind es bis heute, auch wenn meine Frau und ich damals das Für und Wider des Angebots erst noch erörterten und als Team die Entscheidung trafen. Der Professor sagte, ich solle am Montag, dem 3. Juni 2002, um 9 Uhr in seiner Praxis erscheinen. Meine Frau, so beschlossen wir, würde in Münster den neuen Wohnort für uns erkunden und etablieren, bald schon mit Kind. Ich dagegen würde täglich morgens eine Stunde mit dem Auto aufs Land fahren und abends zurück, wenn keine Nachtdienste anfielen, um meinen neuen Beruf als „Hausarzt in Ausbildung“ auszuüben.

Nie zuvor hatten wir im Münsterland gelebt, wir hatten dort keine Bekannten, keine Familie, wir kannten weder Land noch Leute, allenfalls aus Erzählungen oder aus dem Fernsehen. Nie zuvor hatte ich in einer Landpraxis als Arzt gearbeitet, kannte aber zum Glück prinzipiell das Umfeld, denn ich hatte mein Medizinstudium als Hilfskraft in einer Hausarztpraxis in Göttingen zum Teil mitfinanziert.

Natürlich wollten die alteingesessenen Patientinnen und Patienten, deren Familien zum Teil über Generationen mit dem Praxisinhaber und seinem Team verbunden waren, das neue ärztliche Mitglied der Hausarztpraxis, das „Küken“ mit noch nicht abgeschlossener allgemeinmedizinischer Facharztweiterbildung, erst mal kennenlernen. Auch wenn klar war, dass die meisten selbstverständlich weiterhin Termine mit dem lang bekannten Ärzteteam machen würden.

Bereitwillig nahm ich also zu Beginn die Rolle an, hauptsächlich diejenigen Patienten zu sehen, die neu waren oder ohne Termin – aufgrund eines Notfalls oder eines akuten Leidens, das keinen Aufschub erlaubte – in die Praxis kamen. So waren anfangs alle Patienten und Patientinnen neu für mich: jedes Mal eine neue Geschichte, ein neues Gesicht, ein neues Kennenlernen, ein neuer Beziehungsaufbau. Und all das unter einem enormen Zeitdruck. Denn die riesige Praxis war in der Gegend beliebt. Viele kamen mit akuten Leiden oder akuten Verschlechterungen von vorbestehenden Erkrankungen und konnten deshalb nicht lange auf einen Termin warten. An manchen Tagen, die oft bis spät abends gingen, sah ich bis zu 200 Patientinnen und Patienten. An einem solchen Tag im Sommer begegnete ich zum ersten Mal Bauer Henningsen.

Schon die Art und Weise, wie er frühmorgens die Praxis betrat, ließ mich im wahrsten Wortsinn aufhorchen: Mit lautem Poltern und unter deutlich hörbarem Stöhnen und Ächzen, einer Mischung aus Luftnot und schmerzbedingter Qual, ging er zum Empfangstresen im Vorraum. In verschlammten Gummistiefeln und einem blaugrauen Overall, ebenfalls verdreckt, den gewölbten Bauch kaum kaschierend, den typischen bäuerlichen Schlapphut auf dem Kopf stand er da, nur etwa einen Meter siebzig groß. Mit einer Hand hielt er sich den Allerwertesten und sprach mit sonorer Stimme.

Dieser Mann hatte eine enorme Präsenz, das konnte ich sofort spüren, als ich, zwischen zwei Besprechungsräumen hin- und hersprintend, kurz die Diskussion zwischen Bauer Henningsen und unserer „Chefin an der Front“ vorne im Foyer verfolgte.

„Ich muss zum Doktor, hab Schmerzen. Spritze!“

„Der Professor ist heute gar nicht im Haus“, antwortete die Kollegin am Tresen, „die anderen Kollegen sind auch alle ausgebucht. Ich muss Sie zu unserem neuen Kollegen, Dr. Esch, schicken.“

„Na, dann hoffen wir mal, dass sie dem was beigebracht haben und der weiß, wie man ’ne ordentliche Spritze setzt!“

„Der kommt von weit her zu uns – er war auch in der Forschung, wie der Professor!“, erklärte sie geduldig.

„Dann bin ich halt das Versuchskaninchen. Hauptsache, es hilft! Schlimmer kann es eh nicht werden, halt’ ich eben meinen Hintern dafür hin.“

Henningsen wurde mein Patient – und blieb es.

An jenem Morgen holte ich ihn kurze Zeit nach seinem Eintreffen in der Praxis persönlich aus dem Wartezimmer ab und geleitete ihn in einen kombinierten Besprechungs- und Untersuchungsraum. Er folgte mir laut jammernd und schimpfend, wobei er deutlich zum Ausdruck brachte, dass er nur widerwillig mit mir mitkäme. Dabei wirkte er aber doch irgendwie freundlich und nicht abweisend. Bei der Begrüßung streckte er mir seine fleischigen, etwas rötlich glänzenden Hände entgegen, an denen man deutlich die Spuren von täglichem Gebrauch – Risse, Krusten, Verhornungen und abgebrochene Nägel –, erkennen konnte. Keine Frage, ich hatte jemanden vor mir, der schwere Arbeit gewohnt war. Leicht gebeugt, mit gerötetem Gesicht, aber zugleich mit einem verschmitzten Lächeln, das auch einen Blick auf seine gelblichen Zähne und eine riesige Zunge freigab, trat er durch die Tür, die ich hinter ihm schloss.

Ich mochte den Mann vom ersten Moment an. Er hatte etwas Lebenserfahrenes und Gütiges. Die vielen Falten in seinem Gesicht zeigten nicht nur das fortgeschrittene Alter an, sondern genauso alle gemachten Erfahrungen, gedachten Gedanken, erlittenen Sorgen – und, wie ich vermutete, jede Menge Humor. So war es dann auch. Aber erst einmal hatte er starke Schmerzen, vor allem im unteren Rücken.

Aus den Eintragungen in seiner Karteikarte konnte ich schnell ersehen, dass dieser Zustand nicht zum ersten Mal auftrat. In der Regel bekam er eine Spritze zur Schmerzlinderung und Entspannung der akut verhärteten Muskulatur, dazu etwas zur Unterdrückung einer möglichen begleitenden Schwellung und Entzündung im Gewebe. Danach verschwand er wieder, um etwa sechs Wochen später mit den gleichen Beschwerden wiederzukommen.

Henningsen machte an dem Morgen deutlich, dass er weder zu langen Gesprächen noch zu ausführlichen Untersuchungen aufgelegt war, schließlich sei ja „alles klar“, normalerweise wäre er ja „zum Doktor“ gegangen, nun müsse er halt mit mir vorliebnehmen. Ich solle nur das machen, was bei ihm üblich sei, ihn so behandeln, wie das die „eigentlichen Ärzte“ in seinem Fall täten, der Doktor zumal, den sie hier „den Professor“ nannten, den er aber schon kannte, als er noch lange kein Professor gewesen war, und dann sei alles gut. Eine kurze Untersuchung erlaubte ich mir dennoch, auch wenn ich letztlich den erhaltenen Auftrag befolgte. Zu meiner Spritzentechnik gab es keine Beschwerden, wir wechselten noch ein paar kurze Worte über seinen Tag, er würde jetzt wieder zurück in den Stall gehen, wo der Schmerz heute Morgen aufgetreten war, als er sich mit der Mistgabel in der Hand mal wieder verhoben hatte. „Das ist eben die blöde Hexe.“ Nun würde er das Tagwerk im Stall und auch sonst alles weitere verrichten. „Schönen Dank, Herr Doktor, war gar nicht so schlecht, wir sehen uns wieder, hoffentlich nicht sehr bald. Und: Herzlich willkommen hier bei uns!“

Die nächsten drei bis vier Monate kam Bauer Henningsen mindestens dreimal in die Praxis, immer in der gleichen Weise und mit den gleichen Beschwerden. Zunehmend entwickelte sich eine Vertrautheit, ja ein fast freundschaftliches oder familiäres Verhältnis zwischen uns. Dieses Phänomen hatte ich zuvor schon mehrfach erlebt: eine Art Großeltern-Enkel- beziehungsweise Vater-Sohn-Beziehung, die sich mitunter mit älteren männlichen Patienten ergab. Diese Beziehung erfuhr jedoch eine grundlegende Veränderung, als ich eines Nachts auf den Hof von Bauer Henningsen gerufen wurde.

Unsere Praxis nahm regelmäßig an den kassenärztlichen Notdiensten teil, was bedeutete, dass wir auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten nicht nur für unsere Patienten und Patientinnen, sondern stellvertretend auch für die aus anderen Praxen im Ort erreichbar waren. Zu den Aufgaben im Notdienst gehörte es, mit einem Handy...

Erscheint lt. Verlag 2.11.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Alternative • Alternative Heilverfahren • Arzt • Aufgabe im Leben • Bedeutung im Leben • Ganzheitlich • Ganzheitliche Heilung • ganzheitliche Medizin • Gesundheitsforschung • Gesundheitssäule • Glück finden • GU • Heilung und Therapie • Humanmedizin • Lebenssinn • Lebensziele • Medizin • Neurowissenschaft • Neurowissenschaftler Buch • Sinnhaftigkeit • Sinnstiftung • Sinnsuche • sinnvoller Beruf
ISBN-10 3-8338-9101-7 / 3833891017
ISBN-13 978-3-8338-9101-4 / 9783833891014
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